Die Waldbiomasseindustrie boomt und das obwohl der schnell eskalierende Klimawandel immer schwerwiegendere Auswirkungen hat und „stehende Wälder“ für die Erreichung von Lösungen der globalen Erwärmung von entscheidend wären. Obwohl in der Industrie Holzabfälle verwendet werden, werden Bäume häufig abgeholzt, um Holzpellets für die Verbrennung in umgebauten Kohlekraftwerken herzustellen.Der gegenwärtige Stand der Forschung hat gezeigt, dass die Verbrennung weltweiter Wälder zur Stromerzeugung für die biologische Vielfalt katastrophal ist, mehr Emissionen als Kohle verursacht und nicht klimaneutral ist. Dennoch wurde Energie aus Waldbiomasse in einer UN-Richtlinie im Kyoto-Protokoll 1997 fälschlicherweise als klimaneutral festgelegt.Infolgedessen zahlen Nationen den Energieunternehmen enorme Subventionen für die Verbrennung von Holzpellets, was das Wachstum der Branche vorantreibt. Während die Industrie Baumreste verwendet, werden in den USA, Kanada, Russland, Osteuropa und Vietnam Wälder abgeholzt, um Pellets nach Großbritannien, in die EU und in andere Länder zu liefern. Die können dann behaupten, dass ihre Energie emissionsfrei sei.Bisher haben die Vereinten Nationen ein Auge vor der klimadestabilisierenden Lücke in der Kohlenstoffbilanzierung zugedrückt. Die Niederlande, die jetzt 61 % ihrer erneuerbaren Energie aus Biomasse beziehen, werden aufgefordert, sich von Biomasse für Energie und Wärme abzusetzen. Wenn die Niederländer dies tun, hoffen Befürworter, dass dies das Ende der europäischen Kohlenstofflücke bedeutet. Die Waldbiomasseindustrie breitet sich weltweit aus und wächst schnell, in Bezug auf Größe, Umfang, Einnahmen und politischen Einfluss. Das obwohl Forstökologen und Klimatologen davor warnen, dass die Industrie die gemäßigten und tropischen Wälder des Planeten gefährdet. Regierungen werden aktiv gegen die Nutzung von Holzpellets als Verbrennungsalternative von Kohle als „erneuerbare Energie“ gewarnt. (Klicken Sie hier, um eine interaktive Karte Hunderte der großen Kraftwerken zur Verbrennung von Bioenergie, die derzeit weltweit in Betrieb sind, anzuzeigen.) „Wir haben wiederholt darauf hingewiesen, dass… die großflächige Substitution von Kohle durch Waldbiomasse [zur Stromerzeugung] die Klimaerwärmung beschleunigen und das Risiko einer Überschreitung der Ziele des Pariser [Klimaabkommens] erhöhen wird“, so Michael Norton, Umweltdirektor des Science Advisory Council der European Academies in einer Erklärung vom Dezember 2019 an die Länder der Europäischen Union. „Der Grund dafür ist einfach: Wenn der Wald abgeholzt und für Bioenergie genutzt wird, gelangt der gesamte Kohlenstoff in der Biomasse sehr schnell in die Atmosphäre. Dieser wird aber jahrzehntelang nicht von neuen Bäumen resorbiert. Dies steht im Widerspruch zu der Notwendigkeit, die Klimakrise dringend zu lösen.“, sagte Norton. Mit dem raschen Wachstum der Waldbiomasseindustrie in den USA, Kanada, Russland, Vietnam und Osteuropa steigt auch die Bedrohung für unzählige Hektar natürlicher Wälder und deren Ökosysteme mit biologischer Vielfalt. Diese Ökosysteme sind entscheidend für die Kohlenstoffbindung und den Klimaschutz in denselben Ländern und Regionen. Und das obwohl die globale Erwärmung 2020 neue Rekorde aufstellen wird. „Unsere beiden größten globalen Umweltherausforderungen, Klimawandel und Verlust der biologischen Vielfalt, sind untrennbar miteinander verbunden. Daher muss die Wahrung des Waldbestands eine Priorität aller Regierungen sein“, sagte Sasha Stashwick, Senior Advocate des Natural Resource Defense Council, in einem Interview mit BioEnergy Insight. „Ein Großteil des in britischen Kraftwerken verbrannten Holzes wird abgeholzt und aus ökologisch sensiblen Wäldern im Südosten der USA verschifft. Diese Wälder sind effiziente und leistungsstarke Systeme zur Kohlenstoffabscheidung und dienen als Lebensraum für einzigartige Wildtiere, die nirgendwo sonst auf der Welt zu finden sind“, sagte Stashwick. Sie können diesen wichtigen Zweck aber nicht erfüllen, wenn Bäume gefällt und in Holzpellets umgewandelt werden und jahrzehntelang nicht nachwachsen. 2017 betrug die Nachfrage industrieller Holzpellets mehr als 14 Millionen Tonnen. Bis 2027 soll sich die Nachfrage auf über 36 Millionen Tonnen mehr als verdoppeln. Der größte Verbrennungsanstieg von Biomasse bis 2027 wird in Europa, Japan und Südkorea erwartet, mit neu anvisierten Wäldern in Brasilien, Mosambik und Australien. Bild mit freundlicher Genehmigung von Environmental Paper Network. Boomende Biomasseindustrie Mit einer möglichen Ausnahme in den Niederlanden. Dort wird die Verbrennung von Holzpellets als Richtlinie geprüft. Die derzeitige Forst-Biomasse-Industrie weist ihre Umweltkritiker zurück und scheint eine Glückssträhne zu haben. Dies ist vor allem der Lücke in der Kohlenstoffbilanzierung der Vereinten Nationen zu verdanken, die das Verbrennen von Wäldern zur Stromerzeugung als klimaneutral bezeichnet, trotz der jüngsten stichfesten Beweise der Wissenschaft, die etwas anderes zeigen. Betrachten Sie die folgenden Artikel, die meisten davon wurden erst in den letzten Monaten veröffentlicht und zeigen das explosive Branchenwachstum auf: Die Exporte von nordamerikanischen Holzpellets haben sich von 1,9 Millionen Tonnen 2012 auf etwa 6,9 Millionen Tonnen 2019 mehr als verdreifacht. Laut Forisk Consulting, das diese Branche analysiert, übertrafen die ersten fünf Monate 2020 die ersten fünf Monate des vergangenen Jahres. Der Pellethersteller Pinnacle Renewable Energy verzeichnete im zweiten Quartal (April bis Juni 2020) einen Rekordwert für die Produktion und den Verkauf von Waldbiomasse aus British Columbia und Alberta, Kanada. Das Unternehmen verkaufte in einem Zeitraum von drei Monaten 620.000 Tonnen Holzpellets für den Export, ein Plus von 21 % gegenüber dem Vorquartal und ein Plus von 30 % gegenüber dem zweiten Quartal 2019, wie aus öffentlichen Unterlagen hervorgeht. Enviva aus Maryland, börsennotiert und der weltweit größte Hersteller von Holzpellets für industrielle Zwecke, gab 175 Millionen US-Dollar für den Kauf seines neunten Werks im Südosten der USA aus. Zwei weitere Anlagen in Alabama und Mississippi befinden sich im Bau und werden höchstwahrscheinlich die größten Pelletproduktionsanlagen der Welt werden. Die Pellets von Enviva werden hauptsächlich in Großbritannien, aber zunehmend auch in Japan und Südkorea in umgebauten Kohlekraftwerken verbrannt. North Carolina, dem größten Pellet produzierenden Staat im Südosten der USA, wurde gerade seine fünfte Anlage genehmigt. Diese ist im County Robeson, das bereits eine große Enviva-Anlage besitzt. Alle Pellets werden exportiert. Trotz des Widerstandes der Öffentlichkeit und der Umweltverbände erteilte das Ministerium für Umweltqualität in North Carolina (DEQ) dem Unternehmen Active Renewable Energy Power in Großbritannien eine Genehmigung, auch wenn DEQ bisher versprochen hat, niemals Biomasse zur Energieerzeugung für North Carolina zu verwenden. Betriebliche und geplante Verbrennungsstandorte für Biomasse in den USA und Kanada. Klicken Sie hier um sich eine interaktive Karte dieses Bildes anzusehen. Bild mit freundlicher Genehmigung von Energy Justice Network. Klicken Sie hier um dieser Karte im Großformat und eine detaillierte Liste der Waldbiomasseanlagen im Südosten der USA anzuzeigen. Bild mit freundlicher Genehmigung des Southern Environmental Law Center. Das in Großbritannien ansässige Unternehmen Drax, der weltweit größte Abnehmer von Holzpellets zur Energieerzeugung, hatte ein florierendes erstes Halbjahr 2020. Es wurde eine Win-Win-Situation für Investoren gemeldet, deren Energieerzeugung aus Biomasse im ersten Halbjahr 2019 um 16 % gestiegen ist. Darüber hinaus ist die Produktion in eigenen Pelletfabriken im Südosten der USA gegenüber 2019 um 15 % gestiegen, wobei die Kosten um 9 % gesunken sind. Drax erhält weiterhin jährlich mehr als 1 Milliarde US-Dollar an staatlichen Subventionen, da Biomasse als klimaneutrale Energiequelle auf dem Niveau von Wind- und Sonnenenergie angesehen wird. Die Subventionen für die Erzeugung von Biomasseenergie sind in Südkorea so hoch, dass die asiatische Nation — genau wie in Großbritannien und der EU — laut einer neuen Studie Investitionen reduziert, die ansonsten für echte erneuerbare Energiequellen wie Wind und Sonne verwendet würden. Russland und die USA versorgen Südkorea, aber auch Vietnam, Indonesien und Malaysien mit Pellets, deren artenreiche Regenwälder bereits durch Agrarindustrie und Bergbau extremem Druck ausgesetzt sind. Japan, die drittgrößte Volkswirtschaft der Welt, muss seit der Atomkatastrophe von Fukushima 2011 fast seine gesamte Energie importieren. Es werden mehr als 20 Kohlekraftwerke auf Holzfeuerpellets und Kohle umgestellt, um diesen Bedarf zu decken bis ein vollständiger Übergang zu Pellets möglich ist. Vietnam, relativ neu in der Pelletproduktion, wird wahrscheinlich Tausende Morgen Regenwald abholzen, um Japans steigenden Bedarf an Biomasse zu decken. Pellethersteller in Kanada und den USA bereiten sich ebenfalls auf die steigende Nachfrage Japans vor. Finanzprognostikern zufolge soll sich der weltweite Umsatz mit fester Biomasse von 221,7 Mrd. US-Dollar 2019 auf 425,8 Mrd. US-Dollar 2027 nahezu verdoppeln. Ein Großteil dieser Gewinne wird durch das Fällen und Verbrennen von Bäumen erzielt, was natürlich zum Ausstoßen von Kohlenstoff in die Atmosphäre zur Folge hat. Die nationalen Kohlenstoffziele des Pariser Übereinkommens werden auf Papier jedoch erreicht. Im Frühjahr 2019 konnten Ermittler Holztransporter zurückverfolgen, die aus einem ausgewachsenen Laubholzwald kamen und zu Envivas Werk in Northampton, North Carolina, fuhren. Der hier gezeigte Kahlschlag befindet sich im Flusseinzugsgebiet des Tar-Pamlico entlang Sandy Creek und mündet in den Pamlico Sound von North Carolina. Bild mit freundlicher Genehmigung von Dogwood Alliance. Ein Holzlaster fährt in die Biomasse-Holzpelletanlage von Enviva in Northampton, North Carolina. Bild mit freundlicher Genehmigung von Dogwood Alliance/NRDC. Verteidigung der Biomasse und Vertragslücken beim Kohlenstoff Forstexperten argumentieren seit einem Jahrzehnt, dass die Biomasseindustrie von einem Fehler im Kyoto-Protokoll 1997 profitiert, in dem die Verbrennung von Waldbiomasse als erneuerbare Energiequelle, gleichzusetzen mit CO2-neutralen Energiequellen wie Wind- und Sonnenenergie, eingestuft wurde. Die Überlegung damals war, dass der durch das Verbrennen von Holzpellets freigesetzte Kohlenstoff durch das Umpflanzen neuer Bäume ausgeglichen werden würde. Das ist teilweise wahr, allerdings mit einer großen Einschränkung. Studien haben gezeigt, dass die Kohlenstoffneutralität 50 bis 100 Jahre dauert, wenn genügend neue Bäume gepflanzt werden, um diese zu ersetzen. Dies ist ein Zeitrahmen, der angesichts des sich beschleunigenden Klimawandels viel zu lang ist. Die UNO sagt selbst, dass wir nur zehn Jahre Zeit haben, um drastische Emissionssenkungen vorzunehmen. Ansonsten müssten wir mit katastrophalen Auswirkungen aufgrund der globalen Erwärmung rechnen. Aber heute, mit der vollen Unterstützung der Vereinten Nationen, verbrennen die Länder weiterhin Waldbiomasse. Dabei müssen sie die tatsächlichen CO2-Emissionen gegen ihre Zusagen zur Reduzierung des CO2-Ausstoßes des Pariser Übereinkommens nicht abziehen. Studien haben gezeigt, dass Biomasse zu mehr Verschmutzung führt als Kohle. Das liegt daran, dass mehr Biomasse in Form von Holzpellets benötigt wird, um die gleiche Energiemenge wie Kohle zu erzeugen. Die Biomasseindustrie argumentiert, dass ihre Kritiker komplett daneben liegen. In öffentlichen Anhörungen, Erklärungen und eigenen wissenschaftlichen Berichten betont die Branche, dass dies eine umweltfreundliche, klimafreundliche Alternative zur Verbrennung von Kohle ist. Die Unternehmen argumentieren beispielsweise, dass sie keine abgeholzten Wälder roden, sondern das Fällen so „verwalten“, dass die Kohlenstoffbindung ungestört bleibt. Forstfürsprecher, die dieselben Holzfällereimethoden verfolgen, erzählen jedoch eine ganz andere Geschichte. „Während unsere Branche eine gründliche Prüfung und Debatte zu diesen Themen begrüßt“, sagte Seth Ginther, Executive Director der US Industrial Pellet Association, in einer Erklärung, „ist es wichtig, dass wir erkennen und anerkennen, dass wir einen Wendepunkt erreicht haben, an dem die überwältigenden Daten, Beweise und von Fachkollegen überprüften Forschungsergebnisse darauf hinweisen, dass nachhaltige Biomasse Teil der Lösung für den Klimawandel ist.“ Da die EU-Länder gesetzlich verpflichtet sind, ihre CO2-Emissionen jährlich zu reduzieren, scheint Ginthers positive Position für die Nutzung von Biomasse Einfluss zu haben. Und nicht die gegenteilige Ansicht von Waldökologen und Umweltschützern. Fast 60 % der heute in der EU erzeugten erneuerbaren Energie stammt nicht von Wind oder Sonne, sondern aus der Verbrennung von Biomasse, hauptsächlich aus Holzpellets von ganzen Bäumen und Holzabfällen.