- Laut einer Studie hat sich das Straßennetz für den Holztransport seit 2003 im Kongobecken umfangreich ausgedehnt.
- Die Verfasser haben ausgerechnet, dass die Streckenlänge der Straßen für den Holztransport innerhalb der Konzessionen sich verdoppelt und außerhalb der Konzessionen um 40 Prozent zugenommen hat während diesen Zeitraums und auf eine Gesamtlänge von 87.000 Kilometer (54.000 Meilen) angewachsen ist.
- Im Zusammenhang mit der steigenden Abholzung in dieser Region seit dem Jahr 2000 ist die Zunahme der Straßen beunruhigend, weil der Straßenbau oft ein Impuls für Ansiedlungen ist, die zu Abholzungen, Jagd und Bergbau im Waldökosystem führen.
Die Streckenlänge der Straßen innerhalb der Konzessionen im Kongobecken hat sich sei 2003 verdoppelt laut einer neuen Untersuchung, die Anlass zu Bedenken gibt wegen der Auswirkungen dieser Störung im zweitgrößten tropischen Regenwaldspeicher der Welt.
Die Verfasser der Studie, die am 24.Juni im Magazin Nature Sustainability veröffentlicht worden ist, geben an, dass die Straßen es den Menschen ermöglichen, neue Grenzen zu überschreiten, häufig mit dem Dominoeffekt der Abholzung für die Landwirtschaft und der vermehrten Jagd der
dort lebenden Tiere.
„Das lässt offensichtlich und alarmierend nichts Gutes ahnen für alles vom Waldelefanten über Gorillas und Schimpansen und viele andere wildlebende Tiere, die gejagd werden“, sagte William Laurance, ein Experte für Tropenökologie und Professor an der James Cook Universität in Cairns, Australien, in einem Interview.
Die Abholzungsmengen an den ältesten Straßen im Kongobecken sind ungefähr viermal höher als zu Beginn des 21. Jahrhunderts und die Anzahl wichtiger Arten ist deutlich gesunken. Es gibt zum Beispiel heute ungefähr nur noch ein Drittel lebender Elefanten verglichen mit den Zahlen von vor zehn Jahren.
Laurance und Fritz Kleinschroth., die Hauptverfasser des Artikels, folgten einer Reise durch mehrere Länder im Kongobecken vor einigen Jahren und beschlossen, vorhandene Satellitendaten auszuwerten, um zu erfassen, wie das Straßennetz der Region sich seit 2003 entwickelt hat. Das Team hat außerdem die Abholzung in der direkten Umgebung der Holztransportstraßen berechnet, und sie verglichen die Fortdauer von Straßen innerhalb und außerhalb gekennzeichneter Holzkonzessionen.
Sie fanden heraus, dass die Streckenlänge der Straßen im Kongobecken sich zwischen 2003 und 2018 um 87.000 Kilometer (54.000 Meilen) auf 231.000 Kilometer (143.500 Meilen) erhöht hat. Die Ausbreitungsrate außerhalb der Konzessionen war etwas geringer als innerhalb um ungefähr 40 Prozent. Aber die Rate des Waldverlustes war höher an Straßen außerhalb der Konzessionsgrenzen.
Die Untersuchung zeigte auch, dass die Straßen innerhalb dieser Abholzungsgebiete wahrscheinlich viermal schneller stillgelegt werden. Verschalungen ermöglichen es den Wäldern nicht nur, sich entlang des Weges zu regenerieren, sondern reduzieren eventuell auch den Kahlschlag, der durch menschliche Ansiedlungen in einem Gebiet oft verursacht wird.
Die Holzunternehmen, die eine Konzessionen zum Abholzen besitzen, haben 44 Prozenz der Transportstraßen wieder stillgelegt innerhalb des Zeitraums der Studie. Im Vergleich dazu wurden nur zwölf Prozent der Straßen außerhalb der Grenzen dieser Konzessionen stillgelegt.
„Das kann einen großen Unterschied ausmachen“, sagte Laurance. „Nämlich dort, wo [selektiv geschlagen] Holzkonzessionen anfangen, eher wie eine nachhaltigere Alternative zur geförderten Abholzung aussehen, was sie einigen Fällen auch wirklich sind.“
In der Demokratischen Republik Kongo, in der es weniger Abholzungskonzessionen gibt aufgrund eines stellenweise durchgesetzten Abkommens über vorhandene neue Lizenzen seit 2002, tritt der Kahlschlag typischerweise stärker an Straßen als in benachbarten Ländern auf. Frühere Untersuchungen zeigen, dass bis zu 90 Prozent der Abholzung inoffiziell und oft illegal in der Demokratischen Republik Kongo durchgeführt wird.
Straßen erleichtern auch oft die Errichtung von kleinen landwirtschaftlilchen Betrieben, die laut Studien in den letzten Jahren der wichtigste Antrieb für die Abholzung im Land sind. Die Verfasser erwähnen auch, dass es noch mehr Abholzungen geben kann durch Holzfäller, da die Führer der Demokratischen Republik Kongo 2018 Konzessionsgenehmigungen an Chinesen vergeben haben für über 6.500 Quadratkilometer.
Straßen für die weitere Benutzung stillzulegen, sobald Firmen die erlaubte Menge an Holz in einem vorgegebem Gebiet geschlagen haben, könnte die Jagd, den Bergbau und die Abholung verringern, die als Folge des Straßenbaus auftreten. Laurance sagte, besonders durch Maßnahmen, die sich als effektiv erwiesen haben, wie zum Beispiel zerstörte Brücken. Aber, fügte er hinzu, dass sollte öfter passieren.
“Es ist nicht so, dass 80 Prozent der Straßen gesperrt sind”, sagte Laurance. Kleinschroth, ein Tropenbiologe an der ETH Zürich, stimmte ihm zu.
„Unternehmen könnten mehr tun, indem sie aktiv die Straßen sperren und aktiv sicherstellen, wer welche Straße benutzt“, sagte er.
Dennoch, sagte Kleinschroth, verstünde er den Wunsch, Straßennetze in diesen Ländern auszubauen, die zu den ärmsten der Welt zählen. Straßen werden oft als erster Schritt in Richtung wirtschaftlicher Entwicklung angesehen. Obwohl die Erhaltung zukünftiger Straßen kostet, vor allem in den durchnässten Tropen, was oft beklagenswerter Weise unterschätzt wird, schließen Beamte oft einen Handel mit Holzfirmen ab, um Straßen offen zu halten oder sie sogar zu asphaltieren, als einen Weg, den Handel im Land und im ganzen Kongobecken zu beleben.
„In dieser Region gibt es einige Länder, die keine ständigen Straßenverbindungen zu Nachbarstaaten besitzen“, sagte Kleinschroth. „Es ist extrem selten, dass zwei Nachbarstaaten durch Straßen zu erreichen sind, deshalb verstehe ich ihre Argumentation aus der Perspektive der wirtschaftlichen Entwicklung.
Wir sollten den Straßenbau nicht vorschnell kritisieren“, fügte er hinzu.
Das Titelbild der Straße, die asphaltiert wird, stammt von Fritz Kleinschroth.
John Cannon ist ein Mongabay-Autor, der im Nahen Osten lebt. Besuchen Sie ihn auf Twitter:
@johnccannon
Anmerkung des Herausgebers: William Laurance ist Mitglied des Beirats von Mongabay.
Quelle:
Kleinschroth, F., Laporte, N., Laurance, W. F., Goetz, S. J., & Ghazoul, J. (2019). Road expansion and persistence in forests of the Congo Basin. Nature Sustainability. doi:10.1038/s41893-019-0310-6