Im Februar 1995, ein Jahr bevor Terry Roth Leiterin von CREW wurde, starben zwei Sumatra-Nashörner innerhalb von fünf Tagen im San Diego Zoo. Damit blieben in den gesamten USA nur noch drei Sumatra-Nashörner übrig: Rapunzel, Emi und Ipuh, der einzige Bulle.

Über ein Jahrzehnt zuvor, 1984, hatten Naturschützer einen großen Plan in Angriff genommen, Sumatra Nashörner in freier Wildbahn zu fangen und in Anlagen in Indonesien, Malaysia, Großbritannien und den USA zu züchten. Die Kosten wurden von den Zoos in Großbritannien und den USA getragen. Obwohl in elf Jahren 40 Nashörner gefangen wurden, war das Programm zu einer Katastrophe geworden. Bis 1995 war fast die Hälfte der vierzig Nashörner aufgrund von Fütterungsfehlern, Krankheiten, Unfällen oder einfach Unwissenheit gestorben. Außerdem war kein einziges Kalb geboren worden. Es würden keine weiteren Nashörner in die USA kommen. Wegen des fehlenden Erfolgs kam der Fang zum Erliegen. Das letzte Nashorn wurde 1995 in Sabah, einem malaysischen Bundesstaat, gefangen.

Zu dieser Zeit besaß Großbritannien nur ein einziges Nashorn, einen Bullen namens Torgamba. Die Halbinsel Malaysia hatte acht, aber keinen Zuchterfolg. Sabah hatte fünf, aber nur ein Weibchen. Indonesien hielt zwei, beides Weibchen.

Ein Problem des Programms war der Mangel an Zuchtpaaren. In vielen Fällen hatten die Einrichtungen entweder ein unausgeglichenes Geschlechterverhältnis oder einzelne, partnerlose Tiere. Dieses Diagramm zeigt die Länder (innerer Ring) und die Einrichtungen (äußerer Ring), wo Nashörner gehalten wurden. Blau bedeutet weibliche Nashörner und rot Bullen. Bild von Willie Shubert/Mongabay

Die Zoogemeinschaft in den USA, mit nur noch drei Nashörnern, hatte nur noch eine Chance zu tun, was sie 1984 versprochen hatte: ein Nashornbaby zu produzieren. Aber die Nashörner waren in den USA verteilt. Ipuh war in Cincinnati, Rapunzel im Bronx Zoo und Emi im Los Angeles Zoo.

Roth sagte, es sei der Direktor des Cincinnati Zoos, Ed Maruska, gewesen, der die anderen Zoos überzeugte, ihm ihre Weibchen zu schicken. „Sie dachten: ‚Nun, wenn einer es schafft, dann Maruska‘“.

Im August 1995, nur Monate, nachdem San Diego seine beiden Nashörner verloren hatte, wurden die drei Überlebenden in Cincinnati zusammengebracht.

„Das Tier hat mich sehr beeindruckt“, erinnert sich Maruska an sein erstes Sumatra-Nashorn. „Es war sehr haarig, sehr ungewöhnlich, sah sehr primitiv aus. Und ich dachte, Cincinnati wird auf jeden Fall Teil dieses Programms sein“.

Dann machte Maruska seinen zweiten großen Schritt: Er stellte Roth ein.

„Ed sagte: ‚Wir müssen diese Nashörner züchten. Es ist die letzte Chance‘“, erinnert sich Roth. Kein Druck.

Der Durchbruch

Terry Roths Büro ist voller Nashörner: als Metallskulptur oder Plüschtier, aus Plastik oder Holz oder Nashornposter in Kinoformat. Sie ist keine leidenschaftliche Nashorn-Sammlerin: „Fast alles sind Geschenke“, sagt sie. Roth, die eine kleine Rinderfarm in Kentucky besitzt, ist im Kreis der Nashorn-Leute zu einer Berühmtheit geworden, weil sie etwas erreicht hat, auf das viele kaum noch zu hoffen gewagt hatten.

Es war ja nicht so, dass niemand versucht hatte, diese Nashörner zu züchten, seit sie gefangen worden waren. Aber die Tiere hatten miteinander gekämpft, manchmal heftig, wenn sie zusammengebracht wurden. Und selbst, wenn es zu einer Paarung kam, fehlte etwas Entscheidendes, die Weibchen wurden nicht trächtig.

Als erstes wollte Roth herausfinden, wie der Fortpflanzungszyklus der Weibchen ablief. Sie trainierte die beiden Weibchen, Emi und Rapunzel, darauf, Ultraschalluntersuchungen ohne riskante Narkose zu dulden. Sie erkannte schnell, dass Rapunzel nie Kälber haben würde: Sie hatte einen großen Tumor in ihrer Gebärmutter. So standen die USA vor einem Adam-und-Eva-Szenario: Ipuh und Emi.

Sie konzentrierten alle Energie auf Emi.

„Wir arbeiteten dreimal die Woche mit ihr, haben Ultraschalluntersuchungen durchgeführt, sie für Blutentnahmen konditioniert, sie etwa acht Monate überwacht und ich konnte keinen Fortpflanzungszyklus feststellen“, sagte Roth. „Man läuft wie gegen eine Wand.“.

Emi hatte keinen Eisprung.

Im Sommer 1997 traf Roth eine riskante, aber schicksalhafte Entscheidung. Sie beschloss, Emi und Ipuh zusammen zu lassen, obwohl sie den Zeitpunkt von Emis Eisprung nicht kannte. Als Einzelgänger kämpfen Bullen und Weibchen oft heftig miteinander, wenn sie zusammengebracht werden. Manchmal verletzt sich dabei eins der Tiere – etwas, das man bei einer am Rande des Aussterbens stehenden Art nicht riskieren möchte.

Ipuh genießt eine Blattmahlzeit neben seinem Becken im Zoo Cincinnati. Mit freundlicher Genehmigung des Cincinnati Zoo.

Um das Risiko so niedrig wie möglich zu halten, taten Roth und ihr Team alles, damit die beiden nicht zu aufgeregt waren.

„Wir dachten: ‚Machen wir es, wenn es heiß ist. Machen wir es, nachdem der Bulle sein Frühstück hatte.‘ Wir ließen sie raus. Ipuh würde sein Laub fressen, dann in sein Wasserbecken gehen, untertauchen und dann ließen wir Emi zu ihm.“

„Die Pfleger waren alle in Alarmbereitschaft. Sie waren bereit, wenn nötig, einzugreifen. Es hat wirklich gut funktioniert, weil (Ipuh) nicht wirklich an einem Kampf interessiert war“, sagte Roth. „Er war nur im Wasser. Manchmal ging Emi zum Becken und blies ihn an“.

„Es gab keine großen Auseinandersetzungen“, erinnert sich Roth. „Meist ignorierten sie einander“.

Reinhart fügte hinzu: „Es hätte jeden einzelnen Tag schief gehen können, aber es blieb ruhig“.

Und zwar 42 Tage lang. 42 Tage, an denen die Pfleger zwei annähernd eine Tonne schwere, vom Aussterben bedrohte Tiere in eine potentiell gefährliche Situation bringen mussten.

„Dann eines Tages war alles total anders“, sagte Roth. „Wir ließen sie raus, Emi ging zum Becken und er kam raus. Es war die bestmögliche Situation. Es gab kein Jagen, kein Kräftemessen, er kam aus dem Pool, begann ihr zu folgen und nach einer Weile begann er, sie zu besteigen. Wir waren begeistert“.

Aber Ipuh war nicht gerade ein erfahrener Liebhaber.

„Er hat es versucht – wir haben sogar das Licht ausgemacht und haben sie so spät in der Nacht wie möglich zusammengelassen“, sagte Roth. „Er bestieg sie, bestieg sie und bestieg sie und war schließlich erschöpft, konnte sie jedoch nicht decken“.

Aber diese erste Begegnung führte zu etwas Historischem.

„Zwei Tage später …machte ich eine Ultraschalluntersuchung und sah, dass sie zum ersten Mal einen Eisprung hatte“, sagte Roth.

Ihnen ging ein Licht auf. Es stellte sich heraus, dass der Eisprung bei Sumatra-Nashörnern durch ein Ereignis provoziert werden muss. Roth glaubt, dass dieses Ereignis der Kontakt zu einem Bullen ist. Sie sagt, es sei kein Deckakt nötig, sie müsse nur in der richtigen Phase ihres Zyklus Kontakt mit einem Bullen haben.

„Wir haben Situationen gehabt, in denen der Bulle um das Weibchen herumgelaufen, aber nicht aufgeritten ist. Und sie hatte einen Eisprung. Ich denke, das ist eine Reaktion auf die Erregung, mit einem Bullen zusammen zu sein“.

Forscher im Cincinnati Zoo trainierten weibliche Nashörner darauf, Ultraschalluntersuchungen ohne Narkose zu dulden, so dass sie jede Phase des Eisprungs und der Trächtigkeit sorgfältig aufzeichnen konnten. Mit freundlicher Genehmigung des Cincinnati Zoo.

Das Team wusste aber immer noch nicht, wie lange Emis Zyklus dauerte, so ließen sie die Tiere wieder täglich zusammen, und 21 Tage später versuchten Ipuh und Emi es erneut.

„Diesmal nahm Emi auf. Das war die erste Trächtigkeit, das war überraschend schnell“, sagte Roth. „Wir sahen, wie der kleine Fötus sich entwickelte. Wir sahen einen Herzschlag. Wir haben die Pressemitteilung verschickt. Eine Woche später war der Embryo verschwunden. Wir dachten: ‚Wenigstens wissen wir, dass es funktioniert hatte‘“.

Tatsächlich hatte das Team die Informationen, die es brauchte: Sie wussten, Emi braucht Kontakt zum Bullen für einen Eisprung, sie wussten, ihr Zyklus beträgt etwa 21 Tage, und sie wussten, wie lange der Follikel während des Zyklus wachsen würde. Die Befruchtung begann gut zu laufen; die Trächtigkeit dagegen weniger.

„Dann verlor sie das zweite, dann das dritte und es wurde schwieriger für mich, weil die Leute spekulierten, wegen der Ultraschalluntersuchungen verlöre sie die Föten“, sagte Roth. „Ich musste meine Arbeit mit ihr reduzieren statt sie zu erhöhen. Dadurch lernten wir weniger“.

An diesem Punkt begann Roth zahlreiche Blutuntersuchungen und verglich sie mit Blutproben anderer Nashörner, die in Indonesien oder Malaysia gehalten wurden, um herauszufinden, ob etwas nicht in Ordnung war.

Dann verlor Emi ihren vierten und fünften Fötus.

„Schließlich sagte ich: ‚Geben wir ihr einfach Progesteron, das kann keinen Schaden anrichten, aber vielleicht helfen‘“, sagte sie. Progesteron ist ein Hormon, das in den Eierstöcken produziert wird und sich während der Schwangerschaft erhöht. Dies war im Jahr 2000, vier Jahre nachdem Roth eingestellt worden war.

Es funktionierte – der sechste Fötus blieb am Leben, doch niemand wusste, wie lange die Tragzeit sein würde.

„Die einzige Information, die ich finden konnte, war, dass jemand irgendwann gesagt hatte, die Tragzeit betrage sieben Monate, was wir nicht glauben konnten, denn bei keinem Nashorn ist sie so kurz“, sagte Roth.

16 Monate später brachte Emi ein männliches Kalb zur Welt: Andalas. Es war nicht nur das erste Sumatra-Nashorn, das seit 112 Jahren in Gefangenschaft geboren wurde, sondern auch der erste greifbare Erfolg dieses 1984 ins Leben gerufenen Programms voller tragischer Ereignisse.

Der Cincinnati-Effekt

Der Cincinnati Zoo, der zweitälteste Zoo des Landes, liegt mitten in der Stadt zwischen den sanften Hügeln um den Ohio. Als einer der Top-Zoos der Welt hat er eine lange Geschichte bahnbrechender Zuchterfolge, von Giraffen über Trompeterschwäne bis hin zu Bisons.

Aber keiner der Erfolge konnte mit der Geburt von Andalas konkurrieren.

Tom Foose, Naturschutzkoordinator für den Verband der Zoos und Aquarien (AZA) und die treibende Kraft hinter dem Treffen von 1984, auf dem das Zuchtprogramm beschlossen wurde, hatte viele Argumente, warum es Zoos in den USA und Großbritannien gelingen sollte, Sumatra-Nashörner zu züchten: Die weltbesten Zoos hatten sowohl das Know-how als auch die Technologie, um die besten Erfolgsaussichten zu haben.

„Besonders liebe ich an dieser Sumatra-Nashorn-Geschichte, dass sie ein perfektes Beispiel dafür ist, wie Zoos zum Artenschutz beitragen können“, sagte Roth. Und der Cincinnati Zoo noch mehr als andere Zoos, weil er nicht nur eine lange Geschichte an Zuchterfolgen und Know-how hat, sondern auch eine ganze Forschungseinrichtung, das CREW, das auf diese Art von Arbeit spezialisiert ist.

„Wir beim CREW haben oft Diskussionen über die Diskrepanz zwischen Reproduktionswissenschaft und Naturschutz. Es gibt so viele Möglichkeiten, mit dieser Art von Technologie, aber in realen Schutzbemühungen wird sie so wenig eingesetzt“, sagt Roth.

Andalas, das erste Sumatra-Nashorn, das seit über einhundert Jahren in Gefangenschaft empfangen und geboren wurde. Mit freundlicher Genehmigung des Cincinnati Zoo.

Zur gleichen Zeit litten der Cincinnati Zoo und die gesamte Zoogemeinschaft unter heftiger Kritik wegen des Programms.

„Wir bekamen das ständig zu spüren. Zum Teil als westlicher Staat, zum Teil als Zoo und wahrscheinlich zum Teil als Frau“, sagte Roth.

Maruska sagte, sie hätten sogar aus der weiteren Zoogemeinschaft ‚viel Feuer‘ bekommen. Sie wurden beschuldigt, wilde Tiere aus ihrem Lebensraum genommen zu haben, nur um sie auszustellen; ihnen wurde gesagt, dass sie niemals Erfolg haben würden.

„Wir hatten das gleiche mit dem Kalifornischen Kondor erlebt“, sagte Maruska. „Leute der Audubon Society sagten: ‘Lasst die Vögel in Würde aussterben‘. Nun, mal ehrlich, es gibt keine Würde beim Aussterben“.

Roth erinnert sich, dass ihnen sogar vorgeworfen wurde, sie hätten die Trächtigkeiten erfunden, während gleichzeitig Emi einen Fötus nach dem anderen verlor.

„Und dann die negativen Kommentare wie: ‚Sie verlieren die Föten, sie müssen dort etwas falsch machen. Cincinnati ist eine schlechte Umgebung.‘“, sagt sie. „Aber wir haben durchgehalten. Ich habe nur das Ziel im Auge gehabt, das wir erreichen mussten.“

Roth und das Cincinnati Team haben wohl den größten Anteil an dem späteren Erfolg. Roth konnte erstaunlich schwierige Entscheidungen treffen und dann, vielleicht noch wichtiger, den Kurs beibehalten, auch wenn die Kritik überwältigend wurde.

„Terri war diejenige, die die wirkliche Arbeit gemacht hat“, sagte Maruska.

Es dauerte sehr viel länger, Kälber zu züchten, als man auf dem Treffen von 1984 hatte erwarten können.

„Verdammt, ich denke, wir haben einen tollen Job gemacht mit nur einer Handvoll Tiere“, sagt Maruska. „Ich glaube, wenn wir die volle Anzahl Tiere gehabt hätten, wären wir heute schon sehr viel weiter, das glaube ich wirklich“.

Der nächste Schritt für Roth war jedoch, zu beweisen, dass Andalas Geburt kein Zufall war und dass Emi und Ipuh ihr kleines Wunder wiederholen könnten.

Auf diesem Bild füttert Zulfi Arsan, Chef-Veterinär in Indonesiens Sumatra-Rhino-Sanctuary das in den USA geborene Nashorn Andalas aus der Hand. Foto von Jeremy Hance für Mangabay.

Schnelle Fortschritte

2004 gebar Emi ihr zweites Kalb, Suci. 2007 ihr drittes, Herapan. Diesmal trug sie beide Kälber ohne den Einsatz von synthetischen Hormonen aus.

„Die Leute hielten das für sehr riskant, aber ich wollte beweisen, dass sie es in einem gemanagten Zuchtprogramm selber können „, sagte Roth. Sie glaubt jedoch, dass das Progesteron für die erste Trächtigkeit von entscheidender Bedeutung war, um Emi ‚über den Berg‘ zu bringen.

„Sobald sie züchten, lass sie einfach machen, weil alles gesund ist und richtig funktioniert, das will man nicht stoppen“, sagt sie.

Unglücklicherweise starb Emi 2009 an der Eisenspeicherkrankheit, obwohl damals das Team nicht wusste, was nicht stimmte. Laut Roth handelt es sich um eine heimtückische Krankheit, die erst nach dem Tod diagnostiziert werden kann.

2013 entschied der Zoo, Ipuh zu einzuschläfern. Er litt an Krebs, hatte aufgehört zu fressen und konnte kaum noch laufen.

Detail von Ipuh, dessen präparierte Überreste derzeit an der Universität von Cincinnati ausgestellt sind. Foto von Jeremy Hance für Mongabay.

„Es ist schwer zu beschreiben, wenn sie geboren werden, es ist noch schwieriger zu beschreiben, wenn ein Tier stirbt“, sagt Reinhart, der 22 Jahre lang für Ipuh sorgte. „(Er) hat so viel für seine Art und zum Wissen über diese Tiere und ihre Bekanntheit beigetragen und er blieb bis zum Ende bei uns“. Heute ist sein präparierter Körper an der Universität von Cincinnati.

Ein noch schlimmeres Ereignis gab es etwas über ein Jahr später, als Suci, die Tochter von Emi und Ipuh, wie ihre Mutter an der Eisenspeicherkrankheit starb.

„Bei Suci hatten wir den Verdacht, als sie die gleichen Symptome zeigte wie Emi“, sagte Roth. Eine Zeitlang verbesserte sich der Gesundheitszustand der erst neunjährigen Suci durch eine intensive Behandlung, aber einige Monate später verschlechterte er sich wieder. „Ihre Leber war einfach zu sehr geschädigt“, sagt Roth.

Sie glaubt, die Eisenspeicherkrankheit sei ein Problem in Cincinnati, weil die im Regenwald lebenden Nashörner sich im Zuge der Evolution daran gewöhnt haben, mit Scharen von Parasiten und stechenden Insekten zu leben, welche den Tieren ständig Blut entziehen.

„Sie versuchen, so viel Eisen wie möglich aus ihrer eisenarmen Nahrung aufzunehmen, weil sie ständig so viele Parasiten haben. Durch die Parasiten verlieren sie ständig Blut, das sie ersetzen müssen, also brauchen sie ständig Eisen“, sagt sie. „Wir bringen sie in unsere Zoos oder Einrichtungen und beseitigen alle Parasiten. Dadurch verlieren sie kein Blut und damit kein Eisen mehr“.

Zum Zeitpunkt von Sucis Tod hatte sich das Sumatra-Nashorn-Programm verändert. Während der Zeit, als der Zoo Cincinnati um ein Kalb kämpfte, glaubten viele Experten, das Beste für die Art sei, sie in verwaltete Schutzgebiete in ihrem Verbreitungsgebiet zu bringen. So hätten die Nashörner direkten Zugang zu ihrem natürlichen Futter und viele Experten meinten, dies würde die Paarungsbereitschaft steigern und die Gefahr von Krankheiten minimieren.

Harapan, geboren im Cincinnati Zoo in Ohio. lebt nun im Sumatra-Rhino-Sanctuary in Way Kambas National Park in Lampung, Indonesien. Foto von Rahmadi Rahmad/ Mangabay-Indonesien.

1998 eröffnete Indonesien das Sumatra-Rhino-Sanctuary (SRS) tief im Way Kambas National Park, ein Park, in dem auch einige der letzten wilden Sumatra-Nashörner der Welt leben. Zwei Weibchen wurden aus indonesischen Zoos gebracht, genauso wie Torgamba den ganzen Weg aus Großbritannien. Leider haben diese Paare nie erfolgreich gezüchtet.

In den späten 1990er Jahren wurden das SRS und das Sungai Dusun Nashorn-Zentrum in Malaysia, in dem 2003 sieben Nashörner sterben sollten, als die Zukunft des Programms betrachtet.

2007 schickten die USA Andalas, das erste in Gefangenschaft geborene Kalb, tausende von Meilen zum SRS in der Hoffnung, für ihn dort ein nicht verwandtes Weibchen als Partner zu finden. Es war Zeit, dass die Mitarbeiter von Cincinnati ihr gelerntes Wissen nach Übersee weitergeben.

„Wir arbeiteten wirklich hart daran, dass alles, was wir hier entwickelten nicht ‚meins, meins, meins‘ bleibt“, sagte Roth. „Darum war ich so froh, dass sie es in Indonesien geschafft haben.“

Andalas paarte sich erfolgreich mit Ratu, einem wilden Nashornweibchen, das sich 2005 in der Nähe eines Dorfes aufgehalten hatte und zu ihrer eigenen Sicherheit ins SRS gebracht worden war. Aus dieser Verbindung entstanden ein Bulle (2012) und ein Weibchen (2016).

„Es ist eine wirklich gute Vorlage; am schwierigsten ist es, die Menschen dazu zu bringen, ihr zu folgen“, sagte Roth über die nachfolgenden Zuchterfolge. Eines der schwierigsten Dinge ist es, ihnen einfach zu erlauben zu kämpfen, was Roth für einen natürlich Teil des Paarungsverhaltens hält.

„Man muss darauf vertrauen, dass man weiß was man macht“, sagt sie. ‚Man darf nicht aufgeben und muss sich immer sagen: ‚ Nein, lass sie zusammen, lass sie zusammen, lass sie zusammen‘ -denn nach ein oder zwei Stunden werden sie sich beruhigen und sich paaren.“

Dann traf Cincinnati eine der schwersten Entscheidungen: Harapan, ihr letztes Nashorn und Publikumsliebling, nach Indonesien zu schicken.

„Viele von uns wünschten wirklich, wir hätten einfach mehr Nashörner bekommen können. Wir wünschten, wir hätten ein Weibchen aus Indonesien bekommen und sie mit Harapan verpaaren und das Programm weiterführen können. Das war schwer“, sagte Roth. Es war jedoch klar, dass es das beste für die Art war, Harapan gehen zu lassen.

2015 nahm Harapan denselben Weg von Cincinnati nach Sumatra wie sein älterer Bruder, in der Hoffnung, dass er auch erfolgreich mit einem Weibchen im SRS züchten würde. Harapan war das letzte Nashorn in Cincinnati – und das letzte Sumatra-Nashorn in den USA.

Zootierpfleger verladen die Kiste, in der Harapan von Ohio nach Indonesien reisen wird. Mit freundlicher Genehmigung des Cincinnati Zoo.

„Wir vermissen ihn hier“, sagt Reinhart. ‚“Er ist an einem besseren Ort, aber er war unser Letztgeborener und wir haben ihn geliebt. Ich vermisse ihn immer noch“.

Die Ankunft von Harapan in Sumatra bedeutete nicht nur, dass das letzte Sumatra-Nashorn die westliche Hemisphäre verlassen hatte, sondern beschloss auch einen Zeitraum von 20 Jahren seit Ende des ursprünglichen Zuchtprogramms. Man war noch weit von einer nachhaltigen Zucht in Gefangenschaft entfernt, die dafür sorgen könnte, dass die Art nicht dem Dodo, dem Tasmanischen Tiger und dem Wollnashorn folgt. Allerdings hatten die Naturschützer dafür gesorgt, dass 2015 noch eine Chance dazu bestand.

Artikel veröffentlicht von Maria Salazar
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