- Die Infrastrukturentwicklung, die wie ein Tsunami über die globalen Ökosysteme, die Tierwelt und indigenen Bevölkerungen hinwegrollt, stellt eine Gefahr für alle dar. Bis 2050 sind mehr als 25 Millionen Kilometer neuer Straßen geplant, die meisten davon in Entwicklungsländern. Hinzu kommen Pipelines, hunderte Dämme auf dem Amazonas, im Mekong und anderen Flusssystemen, deren Energie meist von Mega-Minenprojekte genutzt wird.
- Wie bereits in der Vergangenheit wird diese Bau-Flutwelle stark von der nationalen Regierung, stark profitierenden Industrien und internationalen Investoren unterstützt, oft auf Kosten der indigenen Völker, dörflichen Gemeinden, des Tierreichs und des Lebensraums. Die Regierung und die Industrie haben meist große Budgets für die Öffentlichkeitsarbeit, um solche Projekte zu bewerben.
- Viele Aktivisten, die den Schaden von solchen schlecht durchdachten Projekten abschwächen oder diese sogar ganz verhindern wollen, sind auf die Medien angewiesen, um diese Ziele zu erreichen. Es gibt bereits Vorbilder: Die Medienberichterstattung hat in der Vergangenheit eine Schlüsselrolle bei der Verhinderung von ambitionierten internationalen Mega-Infrastrukturprojekten gespielt.
- Die Infrastrukturentwicklung weitet sich rasend schnell aus. Gleichzeitig nutzen die heutigen Naturschützer alle ihnen zu Verfügung stehenden Medientools — von traditionellen Zeitungen und Fernsehen zu Twitter, Facebook, Blogs und YouTube — um die Aufmerksamkeit auf solche schlecht gestalteten Infrastrukturprojekte zu lenken und die Öffentlichkeit zu informieren und einzubeziehen.

Wir leben in einem Zeitalter, der den größten Boom der Infrastrukturentwicklung in der Menschengeschichte erlebt. Bis zur Mitte des Jahrtausends wird die Rate von Straßen, Dämmen, Minen und Kraftwerken, zusammen mit dem Städtewachstum den ganzen Planeten mit Beton abdecken. Natürlich wird diese Explosion das Leben von Millionen von Menschen verbessern. Dies hat aber auch einen schrecklichen Preis der natürlichen Welt, da wir Regenwälder, Flussmündungen, Feuchtgebiete, Wildtiere und die indigenen Menschen unseres Planeten verlieren.
Im Laufe der letzten Jahrzehnte fegte die enorme Welle der Infrastrukturentwicklung und Umweltschäden, die früher die USA und das europäische Landschaftsbild prägten hinüber nach Afrika, Asien und Lateinamerika.
Zusammen mit transnationalen Umweltkampagnen, die entschlossen sind, den Schaden zu reduzieren, Lebensraum zu schützen und indigene Menschen zu unterstützen. Diese Umweltaktivisten sind den Unternehmensentwicklern oftmals unterlegen und unterfinanziert. Dennoch arbeiten sie unermüdlich daran, potentiell gefährliche Projekte zu stoppen oder deren negative Effekte zu reduzieren.
Für die erfolgreichsten Kampagnen von Umweltschutzgruppen war maßgeblich die enge Beziehung zu den Medien verantwortlich. Aber wie wichtig war die Rolle der Medien?
„Die Medien sind wesentlich für die „Verbreitung der Nachricht“ von schlecht entwickelter Infrastruktur. Sie sind die Schlüsselverbindung zwischen Wissenschaftlern, die diese Probleme analysieren und den Entscheidungsträger und der breiten Öffentlichkeit“, sagte Bill Laurance, gegenüber Mongabay. Er ist ein hochrangiger Forschungsprofessor an der Australia’s James Cook University.
„Viel zu oft werden Wissenschaftler von Projektplanern und Entscheidungsträgern praktisch ignoriert. Aber es ist viel schwerer, dies zu tun, wenn die Medien dieses Thema beleuchten und zeigen, warum das Projekt so schlecht für die Umwelt, Gesellschaft oder Wirtschaft ist“, sagte Laurance.

Das Megafon der Medien im Einsatz
Laurance spricht aus Erfahrung: Er bot Medienkanälen hunderte von Interviews an, um die potentiellen Umweltkosten für den Brasilianischen Amazonas durch das Projekt „Avanca Brasil“ zu veröffentlichten. Eine Regierung plante, das Land mit 40 Milliarden US-Dollar zwischen 2000 und 2020 in Form von Straßen, Dämmen, Energie- und Gasleitungen zu „überrollen“. Diese hätten sich quer durch den Brasilianischen Amazonas erstreckt und den Weg für weitere Ausbeutung und Urbanisierung eröffnet.
„Dies wurde zu einem großen kontroversen Thema in Brasilien und auch international und die Regierung wurde schlussendlich dazu gezwungen, eine große interministerielle Prüfung durchzuführen. Diese empfahl den Abbruch einer Anzahl der gefährlichsten Projekte”, sagte Laurance.
Er wies auf andere kürzlich abgebrochene Projekte hin, wie das Straßennetzwerk „Ladia Galaska“ in Sumatra und der „Serengeti Highway“ in Tansania. Bei diesen umweltschädlichen Projekten spielten die Medien laut seiner Auffassung, eine wichtige Rolle bei der Informierung der Öffentlichkeit.
John Reid, der Gründer der Stiftung Conservation Strategy Fund, ist auch der Meinung, dass Journalisten in einer einmaligen Position sind. Sie werden zu einem „Schlüssel“, um sich gegen schlechte Infrastrukturprojekte einzusetzen.
„Umweltschützer und unabhängige Wissenschaftler haben keine Millionen von Dollar, die Projektentwickler haben, um Studien anzufertigen, die ihre Argumente belegen. Um die Wahrheit einem möglichst breiten Publikum von Steuerzahlern, Energieverbrauchern, Gesetzgebern und potentiell beeinflussten Menschen mitzuteilen, sind die Medien einfach unablässig“, sagte er.

Beweise solcher Erfolge waren in Verbindung mit der Anzahl der Projekte deutlich zu sehen, bemerkte er, einschließlich der Erweiterung des Panamakanals, der Straße BR-319 in Brasilien und des Bala-Staudammes in Bolivien.
„Die Medien alarmieren die Öffentlichkeit darüber, dass diese Projekte vonstattengehen, über die Dauer und auch darüber hinaus. So finden Wissenschaftler, Ökonomen und Aktivisten Gehör“, sagte Reid.
Der Moloch der Infrastruktur
Der Notwendigkeit des öffentlichen Bewusstseins von umweltschädlichen, riskanten, großen Infrastrukturprojekten war noch nie so groß.
Bis 2050 sind weltweit mehr als 25 Millionen Kilometer neuer Straßen geplant, das ist eine Länge, mit der der Planet 600 Mal umschlossen werden kann. Neun von zehn davon sind in Entwicklungsländern geplant und viele der Regionen haben eine außergewöhnliche Artenvielfalt und geschützte Ökosysteme.
Die Ausbreitung der geplanten Staudammprojekte in den globalen Hotspots der Artenvielfalt ist genauso überwältigend. Aktuelle Pläne sehen vor, fünf der sechs größten Anden-Nebenflüssen, die den Amazonas mit Wasser speisen, zu bebauen. Geplant sind mehr als 150 neuer hydroelektrischer Projekte, die in den nächsten 20 Jahren realisiert werden sollen. Auf der anderen Seite des Globus sind mindestens 27 Dämme für die Hauptströmung des Flusses Mekong geplant.

Viele der geplanten Dämme werden gebaut, um Energie für gigantische Minenprojekte zu produzieren. Der unstillbare Hunger der entwickelten Welt nach Gold, seltenen Erdelementen, Diamanten, Zink, Eisen und Kupfer hat zu einem Sturm auf die letzten wilden Orte der Welt geführt, um diese abzubauen. Die geplante Mine Orinoco Mining Arc in Venezuela beispielsweise, würde fast 112.000 Quadratkilometer wilder Natur, ein Großteil davon Regenwald, beeinflussen.
Wie bereits in der Vergangenheit, wird diese Bau-Flutwelle stark von der nationalen Regierung, stark profitierenden Branchen und internationalen Investoren unterstützt. Oft auf Kosten der indigenen Völker, dörflichen Gemeinden, des Tierreichs und des Lebensraums.

Doch viele Umweltschützer hoffen, dass sie den Schaden von schlecht durchdachten Projekten abschwächen oder sogar abwenden können — und die Medien werden für diese Ziele überaus wichtig. Tatsächlich gibt es Grund zur Hoffnung: Die Medienberichterstattung war historisch gesehen ein wichtiger Schlüssel für einige der ehrgeizigsten, internationalen Mega-Infrastrukturprojekte.
Mitte der 1980er Jahre hielt die Weltbank zum ersten Mal Zahlungen für ein Darlehen zurück, weil Umweltschäden und -bedrohungen für die indigene Bevölkerung befürchtet wurden. Das Projekt Polonoroeste mit einem Budget von 1,5 Milliarden US-Dollar sah vor, 1.500 Kilometer Straße durch das Herz des Amazonasbeckens zu verlegen. Investoren finanzierten eine große Pro-Schnellstraßenkampagne, um die Leute davon zu überzeugen.
Doch die Kampagne stoß massiv auf Kritik, international und auf lokaler Ebene. Medienexposés gaben den Protesten noch mehr Energie und hoben die Risiken des Projekts hervor. Im März 1985 setze die Bank die Unterstützung aus.
„In vielen Fällen verstärkt die Medienaufmerksamkeit die Sorgen der Bürger über ein Projekt“, sagte Susan Park gegenüber Mongabay.
Park, eine außerordentliche Professorin für Internationale Beziehungen an der Sydney University, schreib ein Buch über die Weltbank und die Interaktionen der Umweltaktivisten, besonders zu den investigativen Berichten in der New York Times und in 60 Minutes. Sie zeigte auf, dass die Bank die Zerstörung des Amazonas finanzierte. Laut ihrer Meinung war die schlechte Publicity ein wichtiger Faktor bei der Zurückziehung der Finanzierung.
Das Programm „60 Minutes war das entscheidende Ereignis in den USA. Dies führte direkt zur Gründung der Umweltabteilung in der Weltbank. In Europa war es der Dokumentarfilm des verstorbenen britischen Filmemachers Adrian Cowell, der kritischer war, mehr noch als die Medienberichterstattung“, sagte Philip Fearnside, ein Forschungsprofessor des brasilianischen National Institute of Amazonian Research (INPA).

Fearnside bemerkte, dass trotz der Einstellung des Darlehens das Projekt Polonoreste weitergeführt wurde, bis „zum Ende seiner Lebenserwartung“ und viele Kilometer der Straße fertig gestellt wurden. Das Projekt wurde dann vom Projekt Planaflora abgelöst, dass entwickelt wurde, um einige der Sozio-Umwelteinflüsse zu reduzieren, die der vorherige Straßenbau verursacht hatte. Das Interesse der Weltbank, Planaflora als ein akzeptableres Ersatzprojekt zu finanzieren „verdankte man zum größten Teil der Presse“, die die negativen Einflüsse von Polonoreste aufzeigten, sagte Fearnside.
Die Weltbank erzählt aber eine andere Geschichte. Sie spielt die Rolle der Medien bei der Einstellung der Zahlungen für Polonoreste herunter und sagt, dass generell andere Gründe für die Entscheidung bezüglich der Finanzierung des Infrastrukturprojektes verantwortlich waren.
„Die Weltbank stellt Projekte ein, wenn wir bemerken, dass diese schlechte Auswirkungen auf die Entwicklung des Landes haben. Es ist der Entwicklungseinfluss und nicht die Medienberichterstattung, der unser wichtigstes Anliegen ist“, sagte ein Sprecher der Weltbank gegenüber Mongabay.
Nach einem vierjährigen Überprüfungsverfahren stimmte die Weltbank im August einem neuen ökologischen sowie gesellschaftlichen Rahmen zu.
„Dieser Rahmen wird den Schutz für die Umwelt und der weltweit ärmsten und gefährdetsten Menschen sicherstellen; er wird nachhaltige Entwicklung durch Kapazitäts- und Institutionsaufbau und Landbesitztum vorantreiben; und die Effektivität von Schuldnern und der Bank verbessern.“
Die Rolle der lokalen Medien und des Internets
Es sind nicht nur die internationalen Medien, die eine Rolle bei der Drosselung des Umweltmissbrauchs durch die Infrastruktur spielen. Annina Aeberli des Bruno Manser Fund berichtet, wie die Online-Empörung in den sozialen Netzwerken und lokalen Zeitungen im letzten Jahr dazu geführt hat, dass das Baram Mega-Staudammprojekt im malaysischen Bundesstaat Sarawak eingestellt wurde.

Der Staudamm, einer von einem Dutzend anderer, die die Regierung des Staates Borneo geplant hatte, sollte entlang des Flusses Baram gebaut werden. Er sollte der zweitlängste Staudamm Malaysias werden und mehr als 1.200 Megawatt Energie erzeugen.
Während Regierungsbeamte erklärten, dass das hydroelektrische Projekt Finanzierungsmöglichkeiten für Sarawak bedeuten würde. Sie spielten aber die Tatsache herunter, dass dafür auch die indigenen Dayak vertrieben werden und die Artenvielfalt entlang des 400 km langen Flusses abgebaut werden würde.
In Malaysia wird der Großteil der Medien von der Regierung kontrolliert. Dort sind Online- und soziale Medien oft ein „sehr wichtiges Werkzeug“ als Sprachrohr und um kritische Meinungen zu potentiell gefährlichen Projekten zu äußern, sagte Aeberli.

Im Fall vom Baram-Staudamm wurde eine Welle der kritischen Internet- und sozialen Medienberichterstattung der malaysischen Regierungsentwicklungsrichtlinie durch die traditionellen Medien verstärkt. Die Landeszeitung Borneo Post beispielsweise, die normalerweise nicht regierungskritisch ist, nahm die Geschichte auf. Ihre Berichterstattung hatte wahrscheinlich den größten Effekt auf das Projekt, das Anfang dieses Jahres abgebrochen wurde.
„Durch die Borneo Post konnte ein neues Publikum erreicht werden, das die Richtlinien der Regierung von Sarawak und die großen Infrastrukturprojekte noch nicht als kritisch betrachtete. Plötzlich hörte die breite Öffentlichkeit zum ersten Mal die kritischen Meinungen durch die Hauptmedien“, erklärte Aeberli.
Informieren und beeinflussen
Cynthia Ong, Geschäftsführerin der Umwelt-NGO „Forever Sabah“, berichtete von einem anderen „strategisches Engagement“, bei denen sich die Medien in Malaysia als höchst effektiv erwiesen.
Im ökologisch reichen Staat Sabah, im nördlichen Borneo, gab es Pläne für ein kontroverses Kohlekraftwerk 2011. Diese wurden aufgegeben, nachdem sich die lokale Umweltkoalition massiv dagegen währte und ihre Botschaft lokal und über die Grenzen des Landes hinaus durch die journalistische Berichterstattung getragen wurde.
Eine Koalition von NGOs, einschließlich Forever Sabah (dessen Schwerpunkt auf der nachhaltigen Entwicklung liegt), startete mit der Entwicklung einer erfolgreichen Argumentation bei der Öffentlichkeitsarbeit: Die Organisationen kämpften darum, dass die Behörden ihre Finanzmittel von fossilen Brennstoffprojekten zu erneuerbaren Energieprojekten wechseln sollten, um die Energiebedürfnisse des Staates besser bedienen zu können und um die Umwelt schützen. Die Koalition sammelte dann regionale, nationale und internationale Medienberichterstattungen, um die Nachrichten der Öffentlichkeit zu vermitteln.

„Die Medien waren wesentlich für die Kampagne gegen das kohlebetriebene Kraftwerk. Es war das Hauptmittel für [unsere] Bewegung, um zu informieren, bilden, Aufmerksamkeit aufzubauen, mobilisieren, politisieren, Unterstützung aufzubauen und letzten Endes den Kampf zu gewinnen“, erinnerte sich Ong.
„Die verschiedenen Formen der Medien bieten eine vielschichtige Plattform, die unsere Botschaft und Geschichten einer breiten Öffentlichkeit, der Regierung und Gesetzentscheidungsträgern zugänglich machen“, sagte sie. Die Medien erstellen, anders gesagt, wertvolle kostenlose Werbung. Sie erreichen lokale und globale Reichweite für eine gemeinnützige Koalition, die keinen Zugang zu den teuren Unternehmen für Öffentlichkeitsarbeit der Industrie und der Regierung haben.
In dieser “historischen Kampagne” nutzte die lokale Bewegung große internationale Nachrichtenkanäle, um die Aufmerksamkeit der regionalen von der Regierung gelenkten Medien zu erregen. 2010 veröffentliche das Magazin Time einen Artikel über das geplante Kohlekraftwerk, dass durch die Kommunikation-Vertriebsstellen von Malaysia Fahrt aufnahm.
Eine einflussreiche lokale Zeitung — die als regierungsnah angesehen wird — schrieb einen Artikel zum Interesse der Times zum kohlebetriebenen Kohlekraftwerk und fragte: „Wie konnte ein so namhaftes internationales Journal von diesem Problem erfahren? Wenn es dessen Aufmerksamkeit geweckt hat, sollten wir vielleicht [auch] aufmerksam werden“, erzählte Ong gegenüber Mongabay. Sie fügte hinzu, dass die internationale Medienberichterstattung auch Schutz für lokale Vertriebsstellen bieten kann, die ansonsten Regierungssanktionen für die Berichterstattung von sensiblen Themen befürchten müssten.
Die internationale Berichterstattung hat noch einen anderen Einfluss: eine lokale Volksbewegung von Umweltaktivisten wurden plötzlich von der allgemeinen Öffentlichkeit als Teil einer „mächtigen Umweltbewegung“ angesehen.

Jennifer Pinkowski, die Journalistin des Artikels der Times glaubt, dass internationale Publikationen eine wichtige Rolle bei der Wahrnehmung von potentiell schädigenden Projekten, wie das in Sabah, erhöhen können. „Wenn lokale Medien eine Stimme haben, dann haben große internationale Publikationen ein Megafon”, sagte sie.
Aber es kann schwierig sein, bemerkte sie, das Interesse von großen Publikationsagenturen für lokale Bedrohungen zu wecken. „Ich habe von vielen Geschichten erfahren, die erzählt werden sollten. Ich konnte sie aber nicht in den großen Medien platzieren, weil der Redakteur Angst hatte, dass sie niemand lesen würde. Das kann ein entmutigender Kampf werden“, sagte Pinkowski.
Im Falle des Kraftwerks in Sabah, sagte sie, dass es die Rolle der lokalen Aktivisten war, die letzten Endes zum Abbruch des Projekts geführt hat. „Ich habe nur die Aufmerksamkeit auf die Arbeit der lokalen Aktivisten gelenkt. Ihre Arbeit hat das Kraftwerk gestoppt, nicht meine.“
Der Antrieb, das Kohlekraftwerk in Sabah zu stoppen hatte noch eine andere Wirkung auf die lokalen Medien. „In gewisser Weise markierte die Kampagne den Beginn des [umweltpolitischen] investigativen Journalismus in Sabah”, beschreibt Ong die Lage.
Die Kampagne forderte auch eine Medienverfeinerung und Gespür von den Aktivisten: „Es war von äußerster Wichtigkeit für unseren Erfolg, die Energielandschaft, die politischen, Regierungs- und Unternehmensfaktoren zu begreifen. Die Dynamiken, geschlossenen Systeme und Lücken mussten analysiert werden, um die richtigen Geschichten im richtigen Moment zu platzieren“, sagte Ong.

Stolpersteine der Medien
Trotz der positiven Rolle, die die Medien dabei spielen, Infrastrukturentwickler für ihre Umweltdefizite zur Verantwortung zu ziehen, bemerkte Fearnside von INPA, dass dies nicht immer der Fall ist. „Historisch gesehen war die Medienberichterstattung tatsächlich entscheidend… [Aber] es muss auch erwähnt werden, dass das Medieninteresse unbeständig und kurzweilig ist“, erklärte er. Als Beweis für das Kurzzeitinteresses der Medien bei Umweltfragen wies er auf die journalistischen Berichte während des der Umweltgipfels Vereinten Nationen des 1992 „Rio Earth Summit“ (ECO-92).
„Nach massiver Medienberichterstattung vor und während des Ereignisses, verschwand die Umwelt praktisch von der Berichterstattung für lange Zeit und zwar direkt nach dem Gipfel“, erinnert sich Fearnside.
Der Kampagnenführer für Global Witness, Billy Kyte bemerkte, dass die Medien die einmalige Fähigkeit haben, „die Geschichten von Menschen“ im Kern von hemmenden Infrastrukturprojekten präsentieren können, es auch „echte Kosten“ für Umweltschützer gibt, die nach der Medienberichterstattung suchen.
„Auf der einen Seite wird das Anliegen [der Umweltschützer] von den Behörden vielleicht ernster genommen. Auf der anderen Seite könnte es Rückschläge vom Staat oder den Unternehmensinteressen geben, die sie zum Schweigen bringen wollen“ sagte Kyte. Immer wieder hat sich der Umweltaktivismus, verstärkt durch große Medienberichterstattung, als gefährliches Spiel für Bürger erwiesen, die Mega-Infrastrukturprojekte wie Staudämme oder Schnellstraßen blockieren wollen.
Maxima Chaupe, eine peruanische indigene Anti-Minen-Aktivistin gewann den Umweltpreis „Goldman Environmental Prize“ dieses Jahr. Nur wenige Tage danach wurde ihr Haus beschossen. In Honduras wurde der indigene Lenca Anti-Stauddamm-Aktivist Berta Cáceres erschossen. Der Preisträger des Goldman-Preises wurde im März auf die militärische Abschussliste gesetzt. Letztes Jahr dokumentierte Global Witness 185 Tötungen von Umweltschützern in 16 Ländern. Dies ist die höchste aktenkundige jährliche Todesrate dieser Art.
„Schützer müssen sich der potentiellen Gefahren bewusst werden, die bei der internationalen Medienberichterstattung drohen“, sagte Kyte unverblümt.

Die Umgestaltung der Landschaft
Die Wichtigkeit der traditionellen Medien in den Entwicklungsländern immer mehr abgenommen hat. Gleichzeitig nehmen Einnahmen durch Auflagen und Werbung in den Industriestaaten zu, besonders in den Ländern mit einer wachsenden Mittelschicht und niedriger Breitbandpenetration.
Es gibt neue Finanzierungsmodelle für die Entwicklung von Weltjournalismus der die Mächtigen zur Verantwortung ziehen kann und eine weite Verbreitung der sozialen Medien, um Informationen zu verbreiten. Dies alles hat dazu geführt, dass es eine Verlagerung in der Kommunikationsmachtbalance zwischen Infrastrukturentwicklern mit finanziellen Zugriff zu den Hauptmedien gibt und den Einheimischen, die von den Infrastrukturprojekten beeinflusst werden.
„Um es zu verallgemeinern, ich glaube, dass die Medien spezialisierter geworden sind“, sagte Laurance von der James Cook University. „Dies ist auch nötig, da nur wenige Zeitungen oder Medienkanäle Journalisten haben, die sich nur auf Umweltthemen spezialisieren. Es ist schwierig für beschäftigte, allgemeine Journalisten viel Zeit darauf zu verwenden, die technischen Details der Umweltsorgen und die Probleme rund um bestimmte Mega-Projekte zu untersuchen.”
Um diesem Defizit entgegen zu wirken, haben einige Nicht-Regierungsgruppen wie Greenpeace ihre eigenen Abteilungen zum investigativen Journalismus gestartet. Doch dies kann problematisch werden: Die Öffentlichkeit sieht diese NGO-finanzierten Kommunikationskanäle als weniger unparteiisch als die, die von den unabhängigen Medien produziert werden, sagte Aeberli von BMF.
„Das ist der Grund, warum investigativer Journalismus mehr denn je benötigt wird. Der Trend im Journalismus geht leider hin zu bereitgestellten Inhalten oder von Unternehmen geförderter Berichte, anstatt zur unabhängigen Berichterstattung“, sagte sie.

Der Aufstieg von neuen technologischen Plattformen für den Journalismus, wie Twitter, Facebook, Blogs und YouTube, bedeutet jedoch, dass es mehr Wege als je zuvor für NGOs und Umweltaktivisten gibt, Informationen über schwache Infrastrukturprojekte zu verbreiten.
„Die Verlagerung in der Art von Medien kann die Berichterstattung zu Infrastrukturprojektproblemen schwächen und stärken“, sagte Park von der Sydney University und bezog sich auf den Abtrag der traditionellen Medienfinanzierung der sozialen Medien und umgekehrt ihre Macht, die Aufmerksamkeit der Journalisten auf die Probleme zu lenken.
Trotz der manchmal chaotischen technologischen Transformation, die sich zurzeit durch die Medienlandschaft zieht, werden Journalisten wahrscheinlich immer eine wichtige Rolle spielen. Sie sind in der Lage Vor und Nachteile von neuen Infrastrukturprojekten aufzudecken. Genau wie die Berichterstattung zu Kampagnen von Umweltaktivisten, lokalen Gemeinden und indigenen Gruppen, die sich den schlimmsten Einflüssen solcher Projekte entgegenstemmen.
„Die Massenmedien lieben Kontroversen und viele Infrastrukturprojekte sind von Natur aus kontrovers“, schloss Laurance. Umweltaktivisten „nutzen das [Interesse der Medien], um die dunklen Orte zu beleuchten, an denen schlechte Entscheidungen getroffen werden, die manchmal den klaren Makel der Korruption [aufdecken].“