Malaysia-Tiger. Foto von: Rhett A. Butler.
Malaysia steht kurz davor, seine Tiger zu verlieren, und die Welt ist einen Schritt näher daran, wieder eine Tiger-Unterart zu verlieren: den Malaysia-Tiger (Panthera tigris jacksoni). Laut Schätzungen anhand von Kamerafallen-Untersuchungen von 2010 bis 2013 gibt es nur noch 250–340 Malaysia-Tiger, was eine potenzielle Halbierung der letzten Schätzung von 500 Tieren darstellt.
Malaysia hat sich im Jahr 2008 dazu verpflichtet, seine Tigerpopulation bis 2020 auf 1.000 Tiere zu verdoppeln. Doch eine Erklärung des Department of Wildlife and National Parks (PERHILITAN) und der Malaysian Conservation Alliance for Tiger (MYCAT) räumt ein, dass dies nun unmöglich sein könnte.
“Aufgrund der neuen Schätzung von 2014 ist dieses Ziel in diesem Zeitrahmen jetzt möglicherweise unerreichbar”, so die Organisationen.
Wildbiologen untersuchten die Tigerpopulationen mithilfe von Kamerafallen an sieben Standorten in drei bekannten Tiger-Gebieten des Landes, fanden aber viel weniger Tiger als erhofft. Weitere Untersuchungen an anderen Standorten sind aber noch nötig, um eine konkretere Zahl zu erhalten.
Derzeit wird die Unterart des Malaysia-Tigers – der 2004 nach Gentests erstmals offiziell anerkannt wurde – auf der Roten Liste der IUCN als „stark gefährdet“ aufgeführt. Angesichts der neuen Schätzungen glauben PERHILITAN und MYCAT aber, dass der Status vielleicht auf „vom Aussterben bedroht“ geändert werden muss.
Den Organisationen zufolge stellt der illegale Handel mit wild lebenden Tieren die größte Bedrohung für den Malaysia-Tiger dar. In vielen Teilen Asiens besteht große Nachfrage nach Teilen von Tigern für die traditionelle Medizin, und die Wilderei dezimiert die Spezies seit Jahrhunderten in ihrem großen Verbreitungsgebiet.
Der Malaysia-Tiger wird aber auch durch “Verlust und Fragmentierung von Wäldern” bedroht, so die Organisationen. Tatsächlich hatte Malaysia laut Global Forest Change von 2000 bis 2012 die höchste Waldverlustrate der Welt. In diesen 12 Jahren verlor das Land, verglichen mit dem Stand aus dem Jahr 2000, 14,4 Prozent seines Waldbestandes. Insgesamt hat das Land in dieser Zeit ein Waldgebiet verloren, das größer als Dänemark ist: 47.278 Quadratkilometer. Malaysia ist einer der weltgrößten Palmöl-Lieferanten, was dafür verantwortlich gemacht wird, dass seit Jahrzehnten Regenwälder durch Monokultur-Plantagen ersetzt werden.
Einer Studie von MYCAT im letzten Jahr zufolge stellt der Rückgang an Beutetieren für Tiger eine weitere Bedrohung für Malaysia-Tiger dar, besonders der Verlust von Sambar (Pferdehirsch) durch Jäger und Fallen.
PERHILITAN und MYCAT planen, die Maßnahmen zur Erhaltung der Tiger im Land durch das Einrichten von Tiger-Patrouille-Einheiten in drei wichtigen Gebieten und die Durchführung einer umfangreicheren Tiger-Studie zu verstärken.
Die Tiger-Arealstaaten haben sich dazu verpflichtet, die globalen Tiger-Populationen bis zum Jahr 2022 – dem nächsten Jahr des Tigers – auf mindestens 6.000 Tiere zu verdoppeln. Aber trotz dieses beispiellosen internationalen Abkommens, ambitionierter Versprechen und Förderungen in Millionenhöhe kämpfen die Tiger weltweit darum, ihre gegenwärtigen Populationen aufrechtzuerhalten, geschweige denn sich zu erholen. Heute wird geschätzt, dass etwa 3.000–4.000 Tiger in freier Wildbahn leben – weniger als die in den USA in Gefangenschaft gehaltenen Tiger. Etwa die Hälfte dieser Tiger leben in Indien.
Drei Tiger-Unterarten sind bereits ausgestorben: der Bali-Tiger (Panthera tigris balica), der Kaspische Tiger(Panthera tigris virgata), und der Java-Tiger (Panthera tigris sondaica). Von den verbleibenden sechs Unterarten des Tigers gelten derzeit zwei als vom Aussterben bedroht: der Sumatra-Tiger (Panthera tigris sumatrae) und der Südchinesische Tiger (Panthera tigris amoyensis). Letzterer ist in freier Wildbahn wahrscheinlich bereits ausgestorben, es gibt aber noch gut 70 Tiere in Gefangenschaft, darunter ein ambitioniertes Projekt in Südafrika, wo man hofft, die Unterart wieder in ihrem ursprünglichen Lebensraum anzusiedeln.