Purpurnes Zystidenkeulchen an der Küste von Maui, Hawaii. Foto von: Rhett A. Butler.
Mit einer noch nie dagewesenen Besorgnis haben 2.600 (und mehr) der bedeutendsten Meereswissenschaftler der Welt eine Erklärung zum Klimawandel und zu Korallenriffen abgegeben, die die Alarmglocken in Bezug auf den Zustand der weltweiten Riffs läuten lässt. Denn diese werden durch steigende Temperaturen und die Versauerung der Meere zerstört, was wiederum durch Treibhausgasemissionen verursacht wird. Diese Erklärung wurde am 12. Internationalen Korallenriff-Symposium bekanntgegeben.
“Steigende Meeresspiegel, stärkere Stürme, Veränderungen in der chemischen Zusammensetzung der Ozeane durch Luft- und Wasserverschmutzung – all dies belastet die Korallenriffe,” erklärte der Hauptorganisator der Erklärung, Steve Palumbi vom Center for Ocean Solutions in einer Presseerklärung. “Mindestens 25 Prozent der Korallenriffe der Welt sind kleiner geworden. Wegen des globalen Ursprungs des Klimawandels kann dem nur durch eine weltweite Bemühung entgegengewirkt werden.“
Höhere Temperaturen im Ozean haben ein noch nie dagewesenes Ausbleichen der Korallen zur Folge, in dessen Verlauf die Korallen ihre symbiotischen Zooxanthellen verlieren, was die Riffe ernsthaft schwächt und sogar zu einem Massensterben führen kann. Dazu kommt die Versauerung der Ozeane, die durch exzessive Kohlenstoffzufuhr verursacht wird und das Calciumcarbonat dort reduziert; für Korallen, ebenso wie Meeresmollusken und sogar Planktonarten ist Calciumcarbonat überlebenswichtig. Eine kürzlich erstellte Studie fand heraus, dass sich die Versauerung des Ozeans gegenwärtig auf dem höchsten Stand seit 300 Millionen Jahren befindet, ein Trend, der letzten Endes nicht nur zum Rückgang der Korallen, sondern zum Massensterben im gesamten Ozean führen könnte.
„Die internationale „Coral Reef Science Community” ruft alle Regierungen auf, die Zukunft von Korallenriffen durch globale Maßnahmen sicherzustellen, um die Emissionen von Kohlenstoffdioxid und anderen Treibhausgasen zu reduzieren und den lokalen Schutz der Korallenriffe zu verbessern“, ist in der Erklärung zu lesen. Während die Regierungen seit Jahrzehnten Vereinbarungen zum Klimaschutz verhandeln, steigen die globalen Treibhausgasemissionen stetig weiter. Laut der International Energy Agency (IEA) würde ein Mangel an abgestimmten Maßnahmen bedeuten, dass die weltweiten Temperaturen weiterhin auf dem Weg dazu sind, die 6 Grad Celsius-Marke (11 Grad Fahrenheit) in 2100 zu erreichen. Dies würde zu einer Klimakatastrophe mit höheren Temperaturen, als in den 50 Millionen Jahren zuvor.
Terry Hughes, Direktor des ARC Centre of Excellence for Coral Reef Studies wiederholte die Warnungen der IEA. “Wir sehen am Horizont eine Möglichkeit für die Welt, um in Bezug auf den Klimawandel zu handeln – aber sie verschwindet rasch.“
Die Erklärung stellt auch fest, dass Korallenriffe nicht nur durch den Klimawandel, sondern zusätzlich auch durch andere menschliche Einflüsse wie Überfischung, Zerstörung des Lebensraums und Umweltverschmutzung beschädigt werden.
“Die Welt, ihre Korallenriffe und Millionen von Menschen, die davon abhängen, brauchen mehr deutliche Maßnahmen“, erläuterte die Leiterin der US National Oceanic and Atmospheric Administration, Jane Lubcheno, den Zuhörern auf der Konferenz:
In für die Obama-Regierung ungewöhnlich starken Worten, was den Klimawandel angeht, äußerte Lubchenco, dass innerhalb von 50 Jahren 95 Prozent der Korallenriffe der Welt Bleichung erleiden könnten. Zusätzlich sorgt die Versauerung des Ozeans – die sie “den bösen Zwilling des Klimawandels“ nennt – für eine ernsthafte Bedrohung der meisten Korallen.
Forscher schätzten, dass die Korallenriffe einen Dienst für das Ökosystem weltweit leisten, der $ 170 bis $375 Milliarden wert ist. Viele Gemeinschaften hängen von Korallenriffen zur Nahrungssicherheit, als Puffer für Sturm und Erosionen und wegen der Touristen ab. Sie sind auch das Ökosystem des Ozeans mit der meisten Biodiversität und beherbergen über ein Viertel der weltweiten Meeresbewohner.