- Nach einer neuen Studie steigt seit 2004 die Zahl von Google-Recherchen nach erhaltungsverbundenen Themen.
- Die Interessen an Themen der Erhaltung als auch des Klimawandels scheinen tatsächlich eng verbunden zu sein und ähnlich zu steigen.
- Zwar führt der Anstieg von Google-Recherchen nach erhaltungsverbundenen Begriffen nicht unbedingt zu einer gestiegenen Unterstützung für Erhaltung, doch weist dies darauf hin, dass Naturschützer weiterhin die Ergebnisse mitteilen müssen, um alle Personen, die sich für Erhaltungs- und Umweltfragen interessieren, zu erreichen, so Forscher.
- Der Mitautor der Studie, Rhett A. Butler, ist der Gründer und Vorstandsvorsitzender von Mongabay, während die Hauptautorin, Zuzanna Burivalova, auch die leitende Forscherin bei der Mongabay-Artikelreihe Conservation Effectiveness (Erhaltungseffektivität) war, die zwischen 2017 und 2018 veröffentlicht wurde.
OK, Google: Hat die Öffentlichkeit das Interesse an der Erhaltung der Biodiversität verloren? Wurde das Interesse der Menschen an Umweltfragen allein durch Fragen des Klimawandels überschattet?
Die Antwort auf beide Fragen, zumindest laut Google-Recherchen, ist „Nein“. Das Interesse der Öffentlichkeit sowohl an Erhaltung als auch Klimawandel scheint laut einer neuen Studie anzusteigen.
Zuerst wollten Zuzana Burivalova, eine Tropenwald-Ökologin an der Universität von Princeton, die auch die leitende Forscherin bei der Mongbay-ArtikelserieConservation Effectivness (Erhaltungs-Effektivität) war, und Rhett Butler, der Gründer und Vorstandsvorsitzender von Mongabay, herausfinden, welche Erhaltungsstrategien im Laufe der Zeit immer populärer waren, und welche verblassten.
Dann hatten jedoch einige Naturschutz-Wissenschaftler das gleiche Gefühl wiedergegeben: die öffentliche Unterstützung für Erhaltung schwindet im Allgemeinen und die begrenzte Bandbreite, die die Öffentlichkeit für Umweltfragen hatte, wurde durch Fragen des Klimawandels beherrscht.
Burivalova bemerkte auch, dass Politiker in vielen Ländern die Umweltfragen auf ihrer Prioritätenliste weiter nach unten verschieben. Das würde “bedeuten, dass die Leute sich vielleicht weniger um die Umwelt sorgen”, so Burivalova, „und so wollte ich herausfinden, ob das wirklich der Fall ist“.

Um dies herauszufinden, wandten sich Burivalova, Butler und David Wilcove, ein Ökologieprofessor an der Princeton Universität, an das Internet. Google-Recherchen können ein Fenster dafür sein, worauf Leute neugierig sind. Das Programm Google-Trends, das diese Recherchen im Laufe der Zeit mißt, kann wiederum ein Näherungswert zur Messung davon sein, woran die Öffentlichkeit Interesse zeigt oder worüber sie mehr wissen will.
Frühere Studien, für die Google-Trends zur Messung von Recherchen der Menschen nach biodiversitätsverbundenen Themen verwendet wurde, zeigten, dass das öffentliche Interesse an Biodiversität sinkt. Für diese Studien wurden jedoch in typischer Weise Daten von Google-Trends verwendet, die den Ist-Zustand reflektieren, so Burivalova.
Das Problem damit ist, dass diese Daten nur die relative Popularität von nachgesuchten Begriffen zeigen – das heißt, für eine bestimmte Region und einen bestimmten Zeitraum, z.B. einen Monat, wird das Verhältnis zwischen der Anzahl von Recherchen nach Suchbegriffen (z.B. Biodiversität) und die Gesamtanzahl aller Suchen in diesem Monat berechnet. Es passt dann diese Verhältnisse im Maßstab von 1:100 an, wobei 100 den Zeitpunkt darstellt, an dem das Verhältnis am höchsten war. Der höchste relative Zeitpunkt muß nicht unbedingt mit dem Monat übereinstimmen, in dem die absolute Anzahl von Recherchen nach „Biodiversität“ am höchsten war.
Burivalova, Butler und Wilcove waren in der Tat an den absoluten Zahlen interessiert.
„In Zusammenhang mit dem starken Anstieg von Suchbegeiffen in den letzten 20 Jahren stellen die absoluten Zahlen ein besseres Bild von Nutzerinteressen an ein Thema dar” sagte Butler. Im Laufe der Zeit verwandelte sich das Internet vom Expertenbereich in ein Massenmedium. Deshalb kann der Anteil von Recherchen nach technischen und wissenschaftlichen Begriffen auf einer relativen Basis sinken, aber die absolute Anzahl von Recherchen nach diesen Begriffen steigt eigentlich.“
Burivalova und Kollegen entwickelten deshalb einen Algorithmus, um die Angaben von Google-Trends rückwärts gerichtet zu korrigieren und eine Schätzung von absoluten monatlichen Suchvolumina zu erhalten. Auch diese wurden zwischen 0 und 100 skaliert, aber in diesem Modell stellte 100 den Monat mit der höhsten absoluten Anzahl von Recherchen nach dem Suchbegriff dar und nicht das Verhältnis. Das Team verglich auch Suchvolumina nach erhaltungsverbundenen Begriffen, wie z.B. „Biodiversität“ oder „gefährdete Arten“, mit Suchvolumina nach klimawandelverbundenen Begriffen, wie „globale Erwärmung“.
Insgesamt stieg laut Studie die Anzahl von Google-Recherchen nach erhaltungsverbundenen Themen seit 2004 an. In der Tat scheint das Interesse an sowohl erhaltungs- als auch klimawandelverbundenen Themen ähnlich zu steigen.

Der Anstieg des Interesses an Klimawandel und globaler Erwärmung, laut Google-Recherchen, fing 2007 an. Dieser Anstieg ist möglicherweise mit der Doku “An Inconvenient Truth” (“Die unbequeme Wahrheit”) über Klimawandel, die 2006 veröffentlicht wurde, zu verknüpfen, so die Autoren. Das Interesse an Klimawandel „holte, aber nicht verdrängte, das Interesse an Biodiversitätsgespräche ein, wobei das Interesse an beiden Themen letztendlich in den vergangenen 5 Jahren ein ähnliches Niveau erreichte“, besagt der Bericht.
„Die gesamten Schlußfolgerungen sind sogar angesichts der Schwierigkeiten mit der rückwärts gerichteten Korrektur der Angaben von Google-Trends zur Erzielung von absoluten Zahlen von Nennungen bestimmt richtig“, sagte Stuart Pimm, ein Professor für Naturschutz und Ökologie an der Duke Universität in den USA, der mit der Studie nicht beschäftigt war, gegenüber Mongabay. „Ja, es gibt mehr Berichterstattung über Biodiversität, und ja, sie steht mit dem Klimawandel in wechselseitiger Beziehung. Tatsächlich zeigen die korrigierten Schätzungen einen spektakulären Interessenanstieg.“
Burivalova sagte, dass sie besonders erstaunt darüber war, wie schnell die Erhaltung ein wichtiges Suchthema sowohl in Ost- und Südafrika als auch in Indien und Nepal geworden ist. “Ich habe nie gedacht, dass Leute in einem bestimmten Land sich standardmäßig mehr oder weniger um unsere Umwelt kümmern würden,“ sagte sie. Was mich überraschte war, wie wichtig die Rolle des Interesses an Erhaltung in diesen Ländern zu sein scheint.“

Der Anstieg von Google-Recherchen nach erhaltungsverbundenen Begriffen bedeutet jedoch nicht notwendigerweise, dass es einen Anstieg in der Unterstützung für Erhaltung gibt.
„Es könnte sein, dass sich die Leute wirklich für Erhaltung interessieren, aber sie könnten andere Beweggründe haben“, so Burivalova. Am Beispiel eines Schuppentieres könnten Leute Schuppentier googlen, um herauszufinden, was das ist, wie man es schützt, aber auch, wo man Schuppentierfleisch kaufen kann.“
Ergebnisse von Google-Trends könnten auch Ländern und Gebieten zugeordnet werden, deren Bewohner Zugang zu Google haben – typischerweise wohlhabende und verstädterte Gebiete.
Trotz dieser Einschränkungen weisen Daten von Google-Trends anscheinend darauf hin, dass Naturschützer weiterhin ihre Ergebnisse mitteilen müssen, sagte Burivalova, so dass sie alle Personen erreichen können, die sich für Erhaltungs- und Umweltfragen interessieren.

Anmerkung des Redakteurs: Rhett A. Butler ist Gründer und Vostandsvorsitzender von Mongabay. Zuzanna Burivalova war die leitende Forscherin der von Mongabay in den Jahren 2017 und 2018 veröffentlichten Artikelreihe Conservation Effectiveness (Erhaltungs-Effektivität).
Überschrift: Collage von Naturphotographien von Rhett A. Butler/Mongabay.
Quellenangaben:
Burivalova, Z., Butler, R. A., & Wilcove, D. S. (2018). Analyzing Google search data to debunk myths about the public’s interest in conservation. Frontiers in Ecology and the Environment.