- Einer neuen Analyse zufolge trägt der Verlust von den Tropenwäldern zu 8% der jährlichen weltweiten Kohlendioxidemissionen bei. Wäre die Entwaldung der Tropenwälder ein Staat, wäre er global der drittgrößte CO2-Emittent – in der Rangordnung niedriger als die USA und bedeutend höher als die EU.
- Zwischen 2015 und 2017 waren die sich auf den Wald beziehenden Ausstöße 63% höher als der Durchschnitt der vorherigen 14 Jahre, steigend von 3 Billionen auf 4.9 Billionen Tonnen im Jahr.
- Die Forscher sagen, dass der Anstieg durch drei Hauptfaktoren verursacht werden könnte: eine wachsende globale Mittelschicht, ein Bevölkerungsboom in Subsahara-Afrika, und sowohl Brände als auch Orkanstürme, die wegen des Klimawandels immer intensiver und zerstörerischer werden.
- Die Analyse kommt zum Ergebnis, dass die tropischen Wälder für 23% Milderung des Klimawandels sorgen könnten, was gebraucht wird, um die Erwärmung unter 2 Grad Celsius bis zum Jahre 2030 zu halten. Die Forscher sagen jedoch, dass man die erhöhte staatliche Intervention und Finanzierung braucht, um sie wirksamer zu schützen.
Um unter 2 Grad Celsius der Erwärmung zu bleiben und dadurch die schlimmsten Effekte des Klimawandels abzuwenden, muss mehr Finanzierung für die waldorientierten Strategien zur Milderung der globalen Erwärmung bereitgestellt werden. Das ist das Resultat einer neuen Analyse von Global Forest Watch (GFW) diesen Monat. Die Statistiken weisen darauf hin, dass die Wälder, wenn sie effektiver genutzt werden, ein leistungsfähiges Mittel zur Milderung des Klimawandels werden könnten, aber „die Wälder wurden lange Zeit als eine Lösung für den Klimawandel übersehen“ so Nancy Harris, Forschungsleiterin von GFW.
Eine Konsequenz dieses Versehens, Klimatologen zufolge, ist die Tatsache, dass dem Beitrag der Entwaldung und Walddegradierung zum Klimawandel weniger Beachtung geschenkt wurde als den Emissionen aus fossilen Brennstoffen. Der Verlust des Baumbestandes leistet einen Beitrag zu globalen Kohlendioxidemissionen, weil die Bäume, wenn sie wachsen, das atmosphärische Kohlendioxid natürlich speichern und abtrennen. Wenn die Bäume durch die Waldbrände vernichtet oder abgeholzt werden, wird das Kohlendioxid, das jahrzehntelang gespeichert wurde, beinah sofort in die Atmosphäre zurückgeführt.
Einer neuen Analyse von GFW zufolge trägt der Verlust von den Tropenwäldern zu 8% der jährlichen weltweiten Kohlendioxidemissionen bei. Mit anderen Worten, wäre die Entwaldung der Tropenwälder ein Staat, wäre er global der drittgrößte CO2-Emittent – in der Rangordnung niedriger als die USA und bedeutend höher als die EU. Und laut GWF sind die sich auf die Wälder beziehenden Emissionen seit dem Übereinkommen von Paris gestiegen und nicht gesunken. Zwischen 2015 und 2017 waren die sich auf die Wälder beziehenden Emissionen 63% höher als der Durchschnitt der vorherigen 14 Jahre, steigend von 3 Billionen auf 4.9 Billionen Tonnen im Jahr.
Dieser Anstieg kann durch drei Hauptfaktoren verursacht werden, so Harris. Eine wachsende globale Mittelschicht bedeutet, dass es eine höhere Nachfrage nach Massenprodukten, wie Rindfleisch, Soja und Palmöl, gibt, der Bevölkerungsboom in Subsahara-Afrika bedeutet, dass man mehr landwirtschaftliche Nutzfläche braucht. Außer diesen landwirtschaftlichen Nachfragen werden die Waldbrände und Orkanstürme wegen des Klimawandels immer intensiver und zerstörerischer.
Harris und ihre Kollegen schreiben jedoch, dass wenn wir unsere Anstrengungen auf die Bewirtschaftung, den Schutz und die Wiederherstellung der Wälder konzentrieren – sie aufbauen anstatt abzuholzen – könnten die Wälder von Emissionsbeitragenden zu einer Klimaproblemlösung verwandelt werden. Wälder haben ein natürlich höheres Potential für die CO2-Milderung wegen des zweifachen Vorteiles der Vermeidung der Kohlendioxidfreisetzung und der Speicherung des atmosphärischen Kohlendioxids während die wiederaufgebauten Wälder wachsen.
Während also nach den aktuellen Trends, die tropischen Wälder momentan 8% zum Problem jedes Jahr beitragen, schätzt Global Forest Watch, dass sie helfen könnten, 23% vom Klimawandel zu mildern, was nötig ist, um die Erwärmung unter 2 Grad Celsius bis zum Jahre 2030 zu halten. Die Tropen haben das Potential circa 7,1 Billionen Tonnen von Kohlendioxid jährlich zu mildern, was mehr ist als die gesamte CO2-Equivalent-Emissionen von den USA im Jahr 2014.
„Um ein Gleichgewicht zwischen den anthropogenen Emissionen und der Kohlenstoffentfernung in der zweiten Hälfte dieses Jahrhunderts zu erreichen, müssen Entfernungsstrategien entwickelt werden und Wälder sind sehr effektiv darin, den Kohlenstoff aus der Atmosphäre aufzunehmen“, so Harris.
Pflege und Wiederaufbau des Waldbestandes ist auch vorteilhaft für das Lokalklima. Die Forschung bestätigt, dass dort wo die Wälder abgeholzt werden, die lokale Lufttemperatur um 1 und die Temperaturschwankungen während des Tages um beinahe 2 Grad Celsius steigen kann. Mittlerweile wirken die intakten Wälder wie natürliche Klimaanlagen und erschaffen kühlere, stabilere Mikroklimata.
„In den abgeholzten Gebieten steigen die Lokaltemperaturen und die durch die Entwaldung verursachten Wetterzyklusstörungen können für die Landwirtschaft sowohl am Ort als auch am anderen Ende der Welt eine Bedrohung sein“, sagte Harris.
Trotz der Fähigkeit von Wäldern vor Klimaveränderungen sowohl am Ort als auch weltweit zu schützen, wird weniger als 3% der Klimaschutzfinanzierung an Wälder gerichtet. Harris führte den Präzedenzfall für die inadäquate Aufmerksamkeit auf die Wälder und Landnutzung auf das Protokoll von Kyoto zurück.
Das Protokoll von Kyoto, das im Jahr 2005 in Kraft trat, ist ein Abkommen, das Staaten zur Senkung ihrer Treibhausgasemissionen verpflichtet. Das Problem ist, erklärt Harris, dass es nur von den entwickelten Staaten verlangte, rechtsverbindliche Ziele zu setzen.
Da die Emissionen von entwickelten Staaten zum größten Teil auf fossile Brennstoffe zurückgeführt werden und weil diese Staaten normalerweise sich in Gebieten befinden, in denen es keine tropischen Wälder gibt, hatte das eine unbeabsichtigte Wirkung sowohl als ein Problem als auch eine Lösung zu verbergen, so Harris. Zusätzlich waren die sich auf den Wald beziehenden Emissionen schwieriger zu beobachten, bevor die Satellitenaufnahmen verfügbar wurden.
Dank verbesserter Überwachungsmethoden ist es heutzutage einfacher denn je den Verlust von Tropenbeständen und die damit verbundenen Kohlenstoffemissionen zu beobachten. Und während die Mehrheit von den Staaten zu wenig Finanzierung für den Klimaschutz bereitstellt, gibt es mindestens einen Staat, der als Vorbild dient.
„Durch die reduzierte Entwaldung erreichte Brasilien bereits stärkere Emissionsreduktionen als alle Verpflichtungen von Kyoto zusammengenommen“, so Harris. „Öffentliche politische Initiativen, Gesetzvollzug, rechtzeitige und operative Überwachung von Wäldern und freiwillige Maßnahmen durch den Privatsektor sind alle wesentlichen Faktoren für diesen Erfolg.
Da Brasilien inmitten von einer angespannten Präsidentschaftswahl ist, machen sich die Umweltschützer Sorgen darum, dass der Staat Umweltvorschriften auflockern könnte und Wälder für die Erschließung zur Verfügung gestellt werden.
„Während finanzielle Mittel für die Klimamilderung gegenüber der Reduzierung von Entwaldung notwendig sind, wird politischer Wille zur Handlung auch gebraucht“, sagte Harris.