- Der Bwindi Impenetrable National Park in Uganda ist das Zuhause von geschätzten 400 Berggorillas, beinahe der Hälfte der Berggorillapopulation weltweit.
- Der Park ist von landwirtschaftlichen Gebieten umgeben, die von den Gorillas geplündert werden, was zu einem anhaltenden Konflikt zwischen Menschen und Gorillas führt und somit Bemühungen um die Erhaltung des Bestandes gefährdet.
- Nun wurden an den Grenzen des Nationalparks Teeplantagen gepflanzt, da diese generell als gute Pufferpflanzen gegen Gorillas gelten. Doch dies setzte den Plünderungen kein Ende. Eine Studie kam dem Problem auf die Spur: Der Tee war mit krautartigen Pflanzen, die Gorillas anziehen, durchsetzt. Reiner Tee senkt die Anzahl der Plünderungen.
Dort wo der Bwindi Impenetrable National Park endet, beginnen Felder und Gärten – ebenso wie die Konflikte zwischen wildlebenden Tieren und den Gemeinden dort. Berggorillas, die auf Plünderung gehen und die Grenzen des Parks verlassen, sind ein großes Problem und gefährden die Erhaltung der Spezies. Versuche, die Gorillas in den Parks zu halten waren nicht erfolgreich. Eine Studie die vor kurzem in Animal Conservation veröffentlich wurde, hat Lösungen gefunden, die, wenn richtig eingesetzt, funktionieren könnten.
Der Bwindi Impenetrable National Park (BINP) in Uganda ist eine Insel der Artenvielfalt – circa 330 Quadratkilometer (128 Quadratmeilen), umgeben von einer der größten ländlichen Bevölkerungsdichten weltweit, mit über 350 Menschen pro Quadratkilometer an einigen Orten. Der Park gilt mit 120 Säugetierarten, 348 Vogelarten, 220 Schmetterlingsarten und über 1000 Blütenpflanzenarten als eines der ökologisch reichhaltigsten Gebiete in Afrika.
Bwindi ist auch das Zuhause von mehr als der Hälfte der weltweiten Berggorillapopulation (Gorilla beringei beringei), die bei der IUCN als gefährdet eingestuft wurden. Bei der letzten Zählung im Jahr 2011 befanden sich geschätzte 400 Exemplare der Menschenaffen innerhalb der Parkgrenzen. Sehr zum Leidwesen der Gorillas und ihrer menschlichen Nachbarn bleibt diese Spezies nicht dort wo sie ist.
Das Pufferzonenexperiment
Der Konflikt zwischen Menschen und Gorillas ist ein heikles, vielschichtiges Problem. Flurschaden, Geldverlust und körperliche Schäden sind nur einige der möglichen Gefahren, denen sich ortsansässige Menschen gegenüber sehen. Auch für die Gorillas gibt es Risiken, wie zum Beispiel Schikane oder sogar Tod als Vergeltung für den Flurschaden, oder auch die Gefahr, die von Krankheiten ausgeht, die sie sich von Menschen oder Vieh holen können.
Einige Umweltschutzorganisationen versuchten, die Konflikte zwischen den örtlichen Bauern und den plündernden Gorillas von Bwindi zu lösen, indem sie sich zusammen taten und Land aufkauften, das zwischen dem Park und den Gemeinden lag und die Gorillas davon abhalten sollte zu plündern, sprich eine Pufferzone darstellen sollte. Die Zusammenarbeit wurde von der Uganda Wildlife Authority (UWA) geführt, und vom International Gorillas Conservation Programme (IGCP) und vielen anderen internationalen NGOs unterstützt.
Die 330 Meter (1082 Fuß) breite Pufferzone wurde in zwei Gebiete aufgeteilt: Die innere Zone, die direkt an den Park anschloss und aktiv von der UWA verwaltet werden sollte, und eine äußere Zone, die weiterhin den örtlichen Gemeinden gehört und von ihnen verwaltet wird.
Das Projekt scheiterte. Die Gorillas bewegten sich nach wie vor über die Pufferzone hinaus, um in den Gemeinden zu plündern.
In einem Bericht über das Experiment erklärte die IGCP, dass die ernüchternden Ergebnisse hauptsächlich daraus resultierten, dass bei der Verwaltung der inneren Zone ein “gravierender” Fehler gemacht wurde. Im ursprünglichen Plan war vorgesehen, dass dieses Gebiet, 200 Meter (656 Fuß) von der Parkgrenze, aktiv beeinflusst werden sollte, um zu verhindern, dass sich der natürliche Wald wieder regeneriert. Dies wurde jedoch nicht gemacht. Der Lebensraum der Gorillas wuchs wieder heran, woraufhin die Gorillas sich dort schnell wieder einnisteten und die Pufferzone als Basis für ihre Plünderungen nutzten.
Teeplantagen: Pufferpflanze oder Gorilla Buffet?
Die Pufferzone wurde 2013 zu Gunsten von Teeplantagen, die von den Gemeinden verwaltet werden, aufgegeben. Tee ist eine bekannte Pufferpflanze für Gorillas. Doch auch diese Strategie hielt die Gorillas nicht von den örtlichen Feldern und Gärten fern.
Im Jahr 2015 führten Forscher ausführliche Studien durch, um herauszufinden, warum die Gorillas immer noch die Felder und Gärten plünderten, trotz der Teeplantagen als angebliche Pufferzonen. Die Ergebnisse wurden vor kurzem im Magazin Animal Conservation veröffentlicht.
Nicole Seiler sagte gegenüber Mongabay.com, dass Teeplantagen an anderen Orten nachgewiesenermaßen ein guter Puffer seien. Sie ist die leitende Forscherin in dieser Studie und Doktorandin in der Primatologie-Abteilung des Max Planck Instituts für Evolutionäre Anthropologie.
Frühere Studien, einschließlich einer Studie, die von der IUCN durchgeführt und 2009 veröffentlicht wurde, zeigten, dass Tee ein effektives Abschreckungsmittel gegen Schimpansen ist. Das gleiche scheint für Gorillas zu gelten: Sie durchqueren Teeplantagen nicht gerne und fressen die Pflanzen nicht.
Doch die Forscher kamen zu der Schlussfolgerung, dass die Verwaltung der Teeplantagen festlegt, wie effektiv diese Strategie im Großen und Ganzen ist, wie auch das ursprüngliche Pufferzonenexperiment zeigte. Wenn die Teeplantagen ausschließlich als Monokulturen gepflanzt werden, schützen sie gegen die Großaffen. Doch wenn andere Pflanzen zwischen oder in der Nähe der Teepflanzen wachsen, entstehen Probleme. Laut Seiler sei dies wie ein Zaun mit riesigen Löchern und ein Zaun mit riesigen Löchern funktioniere nicht.
In Bwindi hatten die Einheimischen die Teepflanzen mit krautartigen Pflanzen gemischt, von denen sich die Gorillas im Park ernähren. Diese Pflanzen lockten die Gorillas an, so Seiler. Wenn sie nicht kontrolliert gezüchtet werden, wuchern die Pflanzen innerhalb der Teeplantagen und verwandeln die Pufferzone somit in ein Gorillabuffet.
Seiler sagte, dass die Gorillas nicht wüssten, dass der Nationalpark [an der Teeplantage] endete. So lange dort Futter sei würden sie dort hingehen. Würde man alle krautartigen Pflanzen entfernen, oder sogar die Obstbäume außerhalb des Parks, würden die Gorillas nicht mehr angelockt werden.
Die Forscher schlussfolgerten, dass Teeplantagen tatsächlich effektive Puffer gegen die Gorillas sind, so lange verhindert wird, dass die krautartigen Pflanzen wieder heranwachsen.
Laut Martha Robbins, die ebenfalls für das Max Planck Institut arbeitet, wurde das Experiment in dieser Studie genau analysiert und sie seien der Meinung, dass Tee eine gute Pufferpflanze sei, wenn er richtig verwaltet wird.
Plündern oder nicht plündern
Die beiden Wissenschaftlerinnen versuchten auch ein zweites Geheimnis der Primaten zu lüften: Warum plündern manche Gorillagruppen, während andere dies nicht tun? Eine scheinbar offensichtliche Hypothese, die man testen sollte, und der Hauptverdacht hier, ist der Zusammenhang zwischen Konflikten und der Gewöhnung der Gorillas an menschliche Gemeinden.
Innerhalb der Bwindi Parkgrenzen gibt es 36 Gorillagruppen und 16 einzeln lebende Männchen. Hiervon haben sich 13 Gruppen mit der Zeit an die Gegenwart von Menschen gewöhnt. Diese Gruppen werden regelmäßig von Forschern und Touristen besucht, die bezahlte Touren durch den Wald machen, um die Gorillas zu beobachten.
Robbins ist der Meinung, dass diese Gruppen ohne Zweifel mehr an Menschen gewöhnt seien und somit weniger Angst hätten und es daher wahrscheinlicher sei, dass sie plündern.
Doch wie sich herausstellt ist das Problem komplizierter als gedacht. In Gesprächen mit den Parkbehörden erfuhren Seiler und Robbins, dass auch Gruppen, die nicht an Menschen gewöhnt sind, den Park zum Plündern verlassen. Die Orugozo Gruppe beispielsweise wurde erst in den letzten Jahren eingewöhnt, plündert jedoch, wohingegen die Kyagurilo Gruppe seit den frühen 1990er Jahren im Park lebt und laut den Aufzeichnungen nie geplündert hat.
Robbins schlussfolgert, dass manche Gruppen plündern, und manche nicht, ob dies jedoch darauf basiert, was an der Grenze wächst oder einfach auf Traditionen in der Gruppe, wisse man nicht.
Robbins hat Gorillas in Ruanda, Uganda und Gabun studiert und warnt davor, im Hinblick auf diese komplexen Tiere voreilige Schlüsse zu ziehen, oder auch davor, dieselben Kontrollmechanismen bei anderen Populationen an anderen Orten anzuwenden. Laut ihrer Aussage trifft das Shakespeare Zitat “Eine Rose ist eine Rose ist eine Rose” nicht auf Gorillas zu – ein Gorilla ist kein Gorilla ist kein Gorilla.
Eine sichere Welt für Gorillas…und Bauern
Seilers und Robbins Erkenntnisse werden nun nach und nach von den Parkbehörden in Bwindi umgesetzt. Die Parkbehörden seien am Anfang sehr verwirrt davon gewesen, dass der Tee nicht funktionierte, erzählt Seiler. Durch direkte Gespräche habe sie jedoch klar machen können, das krautartige Pflanzen von den Teeplantagen entfernt werden müssten und, dass es keinen Zweck habe, wenn die Teeplantage direkt neben einer Bananenplantage sei. Die Parkbehörden hätten sich immer noch darüber gewundert, warum die Bananen geplündert wurden, obwohl der Tee da gewesen sei.
Wenn die Gorillas in Bwindi langfristig geschützt werden sollen, ist es unbedingt erforderlich, die Konflikte zwischen Menschen und Gorillas zu verringern. Eine dauerhafte Lösung ist auch für Bauern und Gärtner sehr wichtig – sie sind der ärmste Bevölkerungsteil der Region und können durch die Plünderungen der Gorillas verheerende finanzielle Verluste erleiden.
Sowohl Robbins als auch Seiler sind optimistisch, was die Zukunft der Berggorillas betrifft, mahnen jedoch zur Vorsicht und betonen, dass das Verhalten der Spezies weiterhin erforscht werden muss.
Seiler erklärte, dass sie nicht einfach bei allen Gorillas sagen könne, dass man nur Tee pflanzen müsse, da sie es nicht wisse. Beide Wissenschaftlerinnen halten dazu an, bei der Konfliktlösung kreativ zu sein, und genau auf Details zu achten. Da die menschliche Bevölkerung in Bwindi wächst steigt auch der Druck. Dies bedeutet, dass die Konflikte zwischen Menschen und Gorillas nicht von heute auf morgen verschwinden werden, und, dass innovative Lösungen entwickelt werden müssen, basierend darauf, wie sich die neuen Gegebenheiten entwickeln.
Laut Seiler müsse man das ökologische Verhalten der Spezies berücksichtigen, sprich: Sie beobachten, sehen was sie tun und lassen und dann darauf basierend Empfehlungen aussprechen, wie man hier vorgehen könne
Quellen
Seiler, N and Robbins M, M. (2015) Factors Influencing on Community Land and Crop Raiding by Mountain Gorillas. Animal Conservation.
Maryke, G and Rutugarama, E. (2011) 20 years of IGCP: Lessons Learned in Mountain Gorilla Conservation. Kigali, Rwanda: International Gorilla Conservation Programme.