Regenwaldabholzung in Borneo
Kohlenstoffemissionen durch ausgewählte Abholzungsvorgänge in tropischen Regenwäldern machen rund ein Sechstel der Emissionen aus Rodung insgesamt aus, wie eine neue Studie zeigt, die 13 Forstkonzessionen in sechs Ländern bewertete.
Die Studie, die Wissenschaftler von Winrock International im Journal „Environmental Research Letters“ veröffentlichten, analysierte die Kohlenstoffemissionen, die während verschiedener Aspekte des Abholzens entstanden. Dazu gehörten Holzentnahme, Kollateralschäden an der umgebenden Vegetation und die Abholzinfrastruktur, wie Straßen und Rückegassen. Der Ansatz, der eine umfassendere Einschätzung bietet als vorherige Verfahren, zeigt, dass Emissionen abhängig von der Art der Abholzung, der Entnahmerate und dem Wald selbst sehr variabel sind. Die Emissionen in den Bereichen der Studie reichten von weniger als sieben Tonnen Kohlenstoff je Hektar in Brasilien bis hin zu mehr als 50 Tonnen je Hektar in Indonesien.
Die Autoren nutzten diese Daten, um in Folge die Emissionen zwischen Holzeinschlag und Entwaldung auf einer Pro-Hektar-Basis und auf nationaler Ebene zu vergleichen. Die Emissionen durch Abholzung relativ zum intakten Wald reichten von etwa 3 % in Brasilien und der Republik Kongo bis hin zu mehr als 15 % in Indonesien. Durch die Hochrechnung auf nationaler Ebene fand die Studie heraus, dass sich die gesamten Emissionen durch Abholzung auf 40 Millionen Tonnen im Jahr in Malaysia belaufen, auf 25 Millionen Tonnen in Brasilien und auf 8,7 Millionen Tonnen in Indonesien. Malaysias Emissionen durch Abholzung lagen fast gleichauf mit seinen gesamten jährlichen Emissionen durch Entwaldung. Dagegen stellten Brasiliens Emissionen bei Holzeinschlag nur 7 % seiner gesamten Emissionen durch Entwaldung dar. Indonesien kam auf 8 %.
Die Erkenntnisse weisen darauf hin, dass direkte Emissionen durch Abholzung in den Tropen bedeutend geringer sind als andere Aspekte der Entwaldung. Die Studie birgt jedoch einige wichtige Warnungen. Auf Konzessionsebene nimmt die Studie an, dass sämtlicher Abbau – und somit die Emissionen – sofort geschehen. Sie ignoriert das Schicksal der Bäume, die durch die Entnahme beschädigt wurden, ganz gleich ob sie in Folge sterben oder von anderen Akteuren beseitigt werden oder ob die überlebende Vegetation mehr Kohlenstoff ablöst, als der Wald wiederherstellen kann. Ebenso wenig wurde der Kohlenstoff berücksichtigt, der für Jahre bis Jahrzehnte in Holzprodukten bestehen bleiben kann, die aus dem geernteten Holz hergestellt wurden. Die Studie nimmt außerdem eine 100%ige Entnahmerate des geernteten Holzes an. Diese Faktoren könnten die Emissionsschätzungen nach oben oder nach unten beeinflussen. Auf nationaler Ebene vertraut die Studie auf UN-Daten zur Holzproduktion, um die Gesamtemissionen durch Abholzung hochzurechnen. Da die UN-Daten Eigenangaben sind, ist nicht auszuschließen, dass die Zahlen nicht die Realität vor Ort widerspiegeln.
Gesamte Emissionen durch Regenwald-Abholzung je Ernte (TC/ha)
Gesamte Emissionen durch Abholzung relativ zu den gesamten Emissionen aus Rodung in Ländern mit tropischen Regenwäldern.
Nichtsdestotrotz liefert die Studie wahrscheinlich eine der bislang genauesten Emissionsschätzungen der Regenwaldabholzung. Die Autoren sind der Meinung, dass die Forschung helfen könne, der Politik Informationen zu bieten. So etwa zum UN-gestützten REDD+ Programm (Reducing Emissions from Deforestation and Degradation), das darauf abzielt, Schäden aus Abholzung zu reduzieren und die Wälder zu erhalten.
„Ein verbessertes Verständnis der verschiedenen Emissionsquellen durch Abholzung kann helfen, die damit verbundenen Emissionen durch verbesserte Praktiken zu reduzieren, wie die Bergung von mehr Holz je gefälltem Baum und das gerichtete Fällen, wodurch Schäden am umgebenden Wald vermieden werden können, oder auch die Planung der Infrastruktur, um Oberflächenstörungen zu verhindern“, so der führende Autor Tim Pearson in einer Stellungnahme.
Laut Mitautorin Sandra Brown stellt der Ansatz zudem eine Alternative zur satellitenbasierten Beurteilung dar wie sie von REDD+ angewandt wird.
„Diese Methode straft die Aussage Lügen, dass alle REDD+-Berechnungen über Fernerkundung erfolgen müssen“, so Brown. „Diese kosteneffiziente, genaue und relativ einfach zu nutzende Methode kann für die praktische Anwendung von REDD+ und nationalen Bestandsaufnahmen weltweit genutzt werden. Wir haben bereits Forstmitarbeiter in Guyana in dieser Methode ausgebildet und sie nutzen sie bereits, um die Abholzungsemissionen auf nationaler Ebene zu beurteilen.“
Abholzung im Regenwald
Abholzung ist traditionell einer der größten indirekten Antreiber der Entwaldung in den Tropen. Gewöhnlich wird in Wälder zuerst selektiv gefällt, um hochwertiges Holz zu erhalten. Während vorbildlich bewirtschaftete Wälder unbegrenzt geerntet werden können, kommt es häufiger vor, dass wertvolles Holz nach einigen Erntezyklen erschöpft ist, was den Druck erhöht, das Land komplett zu roden und in eine Plantage oder landwirtschaftliche Fläche umzuwandeln. In Indonesien sind zum Beispiel riesige Waldflächen, die erstmals vor 40 Jahren gefällt wurden, heute Palmöl- und Holzplantagen. Forststraßen gewähren zudem auch Spekulanten, Landwirten und Viehzüchtern den Zugang in die Wälder, die diese abholzen, um Lebensmittel anzubauen oder Gebrauchsgüter herzustellen.
Daher hat die Entscheidung, Abholzung als akzeptable Aktivität unter REDD+ einzustufen für einige Kontroversen gesorgt. Einige Umweltschützer sind vehement gegen die Verwendung jeglicher REDD+ Gelder, um industrielle Forstwirtschaft in altbestehenden Wäldern zu subventionieren, auch wenn sie weniger schädigend ist, als die konventionelle Forstwirtschaft. Andere argumentieren, dass REDD+ Schutzmaßnahmen, die über die Jahre im Rahmen der UN-Verhandlungen in Kraft gesetzt wurden, den möglichen Schaden aus Abholzung erheblich mindern und gleichzeitig Möglichkeiten für Regierungen und Landbesitzer schaffen, zusätzlichen Wert aus den Wäldern zu ziehen, ohne sie zu zerstören. Der führende Autor Pearson bringt die letztere Ansicht zum Ausdruck.
„Unsere Arbeit zeigt niedrige Emissionen durch Abholzung je Flächeneinheit… Das zeigt wie Forstmanagement eine Alternative zur Abholzung in Belastungsgebieten sein kann, da der Wert des Waldes steigt, während die Bewaldung und der Kohlenstoffbestand bewahrt werden.“
Regenwaldabholzung in Gabon
Timothy R H Pearson et al 2014 Environ. Res. Lett. 9 034017 doi:10.1088/1748-9326/9/3/034017