Ein Faultier auf allen Vieren auf der Suche nach Salz. Foto aus der Videozusammenstellung der Kamerafalle, mit freundlicher Genehmigung der Tiputini Biodiversity Station.
Eine Zusammenstellung neuer Kamerafallen-Videos des Nationalparks Yasuni zeigt seltene Tierarten, wie den Tajazuirakuckuck (Neomorphus geoffroyi) und den Kurzohrfuchs (Atelocynus microtis), sowie seltsame Verhaltensweisen, beispielsweise von Faultieren, die Salz vom Boden lecken. Die Zusammenstellung wurde von Diego Mosquera produziert, Manager und Leiter des Kamerafallen-Programms in der Tiputini Biodiversity Station, die von der Universidad San Francisco de Quito betrieben wird.
Der in Ost-Ecuador gelegene amazonische Park wird als einer der weltweit artenreichsten Orte angesehen und ist womöglich sogar der Artenreichste von allen. Nichtsdestotrotz hat die jahrelange Ölerschließung im Park seine Spuren hinterlassen. Dennoch gibt es bereits neue Pläne der Regierung die Tätigkeiten bis in die entferntesten, nur von wenigen Menschen je gesehenen Bereiche des Parks auszuweiten.
In einem kürzlich geführten Interview mit mongabay.com wies Mosquera auf die Highlights des neuen Kamerafallenvideos hin und besprach den weiteren Zusammenhang der Ölerschließung in Ecuador an.
INTERVIEW MIT DIEGO MOSQUERA
Yasuní, die weltweit größte Artenansammlung von Diego Mosquera auf Vimeo.
Mongabay: Gibt es Arten, die Sie bisher noch nicht aufnehmen konnten? Können Sie uns mehr zu diesen Arten sagen, oder über diese Arten berichten?
Diego Mosquera: Ja! Diesmal hatten wir das Glück den Tajazuirakuckuck auf Video festzuhalten. Diese Kuckucksart ist flugunfähig, die Vögel sind sehr unscheinbar und können nur selten beobachtet werden. Andere Vögel, die wir auf Video einfangen konnten, waren unter anderem der Weißbrusttukan (Ramphastos tucanus) und der Olivkopf-Stirnvogel (Psarocolius bifasciatus). Außerdem konnten wir verschiedene Affenarten filmen, darunter Zwergseidenäffchen (Cebuella pygmaea), Titi-Affen und Goldmanteltamarine (Saguinus tripartitus)— die Verbreitung dieser Affen ist fast ausschließlich auf das Yasuni-Gebiet beschränkt. Die meiner Meinung nach beste Aufnahme, die wir machen konnten, war die eines weiblichen Jaguars mit ihren zwei Jungen!
Mongabay: Gibt es ein spezielles Verhalten, das Sie für die Zuschauer hervorheben möchten?
Ein Ozelot auf den Hinterbeinen gegen einen Baum gelehnt, auf der Suche nach Beute. Foto aus der Videozusammenstellung der Kamerafalle, mit freundlicher Genehmigung der Tiputini Biodiversity Station. |
Diego Mosquera: Yes. Ja. Dieses Mal konnten wir fantastisches Bildmaterial zu Rothokkos (Nothocrax urumutumCholoepus didactylus) auf dem Video (was übrigens in vierfacher Geschwindigkeit gezeigt wird) ist ein regelmäßiger Besucher der Lecksteine. Wir haben dieses und auch andere Tiere aufgenommen, die mehrmals im Monat, mindestens 3-4 Mal pro Woche, zu den Lecksteinen kommen. Das sind unglaublich interessante Informationen und wir arbeiten momentan an einem Bericht zu dem Thema.
Mongabay: Warum ist Yasuni so wichtig?
Diego Mosquera: Ich denke, um zu zeigen, wie wichtig Yasuni ist, sollte man einen Vergleich anstellen. Auf einem Hektar Land in Yasuni leben mehr Pflanzenarten, als in den USA und Kanada zusammengenommen. Auf einem Hektar Land in Yasuni wurden 87 Amphibienarten gefunden, das sind doppelt so viele, wie in den USA und dreimal so viele, wie in ganz Westeuropa. Man geht davon aus, dass es in Yasuni pro Hektar Land mehr als 100 000 Insektenarten gibt, vielleicht die höchste erfasste Insektenvielfalt weltweit. Mit so einer hohen Artenvielfalt sind Auswirkungen jeglicher Art natürlich entsprechend höher als an anderen Orten.
Mongabay: Wie sieht die momentane Debatte zu Bohrungen aus?
Seltene Aufnahme des nachtaktiven Rothokkos mitten am Tag. Foto aus der Videozusammenstellung der Kamerafalle, mit freundlicher Genehmigung der Tiputini Biodiversity Station. |
Diego Mosquera: Die Debatte findet seit einigen Monaten statt. International gesehen setzte die Finanzkrise, die Ende der 2000er Jahre begann, Ecuadors internationale Kreditquellen extrem unter Druck. Dieser finanzielle Rückgang sorgte dafür, dass aufstrebende Marktwirtschaften, hauptsächlich China, in der Position war, ihre finanzielle Unterstützung und Kredite an mineralgewinnende Industrierechte zu knüpfen. Und das an so artenreichen Orten wie Yasuni. Die Rückzahlungen für einige der Kredite erfolgten in Form von Erdöl an China und es wurde geschätzt, dass 2011 knapp elf Prozent von Ecuadors BIP (etwa 7 Milliarden US-Dollar) chinesischen Entwicklungsbanken gehörte. Diese globale Nachfrage nach fossilen Brennstoffen und die Leichtigkeit für Regierung an Geldquellen zu gelangen, sorgt für große Herausforderungen im Kampf um die Erhaltung von geschützten Gebieten wie Yasuni, einem Ort an dem Öl nicht mal im Überfluss vorkommt (die gesamten Yasuni-Ölreserven könnten die USA für 40 Tage versorgen und die Welt gerade mal für 10 Tage). Im Oktober 2013 forderte das ecuadorianische Parlament von der Regierung auf, für eine Zivilgesellschaft zu sorgen. Diese sollte mit Hilfsmitteln ausgestattet werden, um Feldeinsätze zu unterstützen und zu überwachen und so für eine ordnungsgemäße Abwicklung zu sorgen. Leider haben wir davon bisher wenig gesehen.
Großer Ameisenbär im Yasuni-Regenwald. Foto aus der Videozusammenstellung der Kamerafalle, mit freundlicher Genehmigung der Tiputini Biodiversity Station.
Ein Faultier auf allen Vieren auf der Suche nach Salz. Foto aus der Videozusammenstellung der Kamerafalle, mit freundlicher Genehmigung der Tiputini Biodiversity Station.