Einer Neubewertung von 27 Klimamodellen zufolge sagen Wissenschaftler, dass das globale Klima wahrscheinlich eine größere Erwärmung als je zuvor in den letzten 65 Millionen Jahren erleben wird, nur viel, viel schneller. Laut der Studie, die heute in Science, veröffentlicht wurde, wird die Landtemperatur der Erde im Vergleich zu vorindustriellen Werten um 4 Grad Celsius steigen, wenn wir weiterhin mit unserer derzeitigen Emissionskurve fortfahren.
„Das vielleicht Beachtenswerteste ist das Tempo des Wandels“, meint Mitverfasser Noah Suresh Diffenbaugh von der Universität Stanford. „Das schnelle globale Erwärmungsereignis vor etwa 55 Millionen Jahren beispielsweise war so groß wie diese Erwärmungsprojektionen, aber jenes Ereignis fand über viele tausend Jahre statt, nicht in nur einem Jahrhundert.“
Wenn es eintritt, würde die Temperatur mindestens 10-mal schneller steigen als alles, was seit dem Massenaussterben der Dinosaurier passiert ist, und damit unbekannte Auswirkungen auf die Arten und Ökosysteme der Erde verursachen.
„Es ist nicht einfach, die genauen Auswirkungen zu erahnen, wenn die Jahrestemperaturen um 6 Grad steigen“, so Diffenbaugh. „Aber dies würde ein neuartiges Klima für die meisten Landgebiete darstellen. Angesichts der Auswirkungen, die solche Jahreszeiten derzeit auf Wälder, Landwirtschaft und die menschliche Gesundheit auf der Erde haben, werden wir wahrscheinlich eine beträchtliche Belastung durch extrem heiße Bedingungen sehen.“
Eine weitere Erwärmung, so warnen die Wissenschaftler, wird mit Sicherheit Unwetter verstärken und die heute heißesten Sommer zur Norm machen. Wie die Wissenschaftler schreiben, könnte diese Erwärmung über eine so kurze Zeitspanne es vielen Arten unmöglich machen, sich anzupassen.
„Spezies und Ökosysteme werden nicht nur einer Bandbreite an Klimabedingungen begegnen, die potenziell anders ist als alle vergangenen, sondern auch den umfassenderen Bedingungen des Anthropozäns, in welchem menschliche Handlungen ein breites Spektrum an Prozessen des Erdsystems entweder dominieren oder stark beeinflussen,“ schreiben die Forscher.
Selbst wenn eine Spezies in der Lage ist, den globalen Klimawandel einzuholen, kann sie das angesichts von Lebensraumzerstörung, Verschmutzung, invasiven Arten und Raubbau möglicherweise nicht. Die Wissenschaftler merken an, dass die Kombination von schneller globaler Erwärmung und menschlicher ökologischer Einwirkung „die terrestrischen Ökosysteme mit einer Umwelt konfrontieren wird, die in der jüngeren Evolutionsgeschichte noch nie dagewesen ist.“
Treibhausgasemissionen durch das Verbrennen fossiler Brennstoffe, Abholzung und industrielle Landwirtschaft haben die Erde in den letzten hundert Jahren bereits um etwa 0,8 Grad Celsius erwärmt. Die bisherige Erwärmung hat, neben anderen Auswirkungen, zu steigenden Meeresspiegeln, schlimmer werdenden Hitzewellen, dem Schmelzen von arktischem Meereseis und verschwindenden Gletschern geführt.
Die Wissenschaftler merken jedoch auch an, dass es einige Ungewissheiten auf dem Weg der zukünftigen Erwärmung gibt, darunter Feedback-Prozesse wie den Kohlekreislauf und Wolken. Die größte der Ungewissheiten ist jedoch, wie viele zusätzliche fossile Brennstoffe die menschliche Zivilisation verbrennen wird. Während eine gewisse Erwärmung aufgrund vergangener Emissionen unvermeidlich ist, könnte den schlimmsten Auswirkungen noch ausgewichen werden.
„Die Zukunft des Planeten liegt in unseren Händen“, schreibt Mitautor Chris Field, ebenfalls von der Universität Stanford.
[Oben: Der Wandel der jährlichen Temperatur, mit Hilfe von Simulationen von 27 globalen Klimamodellen hochgerechnet für das späte 21. Jahrhundert. Die Änderung ist berechnet als Mittelwert von 2081–2100 minus dem Mittelwert von 1986–2005. Unten: Die Geschwindigkeit des Klimawandels, die benötigt wird, um die derzeitige jährliche Temperatur beizubehalten, sollte der Klimawandel im späten 21. Jahrhundert eintreten. Die Geschwindigkeit wurde für jeden Ort berechnet, indem der nächste Ort im zukünftigen Klima identifiziert wurde, der die selbe jährliche Temperatur hat wie der Ausgangsort im gegenwärtigen Klima. Bild mit freundlicher Genehmigung von Noah Diffenbaugh.]
QUELLE: N.S. Diffenbaugh and C.B. Field. Changes in Ecologically Critical Terrestrial Climate Conditions. Science. 2013.