Im April entfernten deutsche Beamte einen Zaun und ermöglichten es somit der ersten Wisentherde (Bison bonasus) seit über 300 Jahren, frei durch die Wälder Deutschlands zu streifen, so berichtet Wildlife Extra. Die kleine Herde, die nur aus acht Tieren (einem Bullen, fünf Kühen und zwei Kälbern) besteht, kann nun ungehindert durch das Rothaargebirge ziehen, wie es ihre Vorfahren vor langer Zeit getan haben.
Die acht Wisente, die auch als Europäische Bisons bezeichnet werden, wurden drei Jahre lang in einem 88 Hektar großen Gehege gehalten, während Forscher Untersuchungen durchführten und man über ihre mögliche Freilassung diskutierte. Nun wurden die Wisente schließlich im Rothaargebirge bei Bad Berleburg in Nordrhein-Westfalen, dem bevölkerungsreichsten Bundesland Deutschlands, freigelassen. Experten versichern, dass diese Wildrinder keine Gefahr darstellen, und hoffen, dass ihr Bestand im Laufe der Zeit auf etwa 25 Tiere ansteigen wird.
Früher waren Wisente in Europa und Nordasien verbreitet. Durch die großflächige Abholzung der Wälder und durch die Jagd wurde ihre Zahl jedoch immer weiter dezimiert, bis die Art in den 1920er-Jahren in freier Wildbahn ausgestorben war. Seit den 1950er-Jahren begann man mit der Wiederauswilderung von Wisenten, weshalb diese Tiere nun wieder in zehn Ländern anzutreffen sind, doch Deutschland ist das erste westeuropäische Land, in das die Wisente zurückgekehrt sind.
Auch im Pleistozän-Park im Norden Sibiriens wurden wieder Wisente ausgewildert. Dies ist ein Naturschutzgebiet, wo gerade durch ein Experiment festgestellt werden soll, ob sich das Ökosystem durch die Wiederansiedelung der eiszeitlichen Großfauna, wie etwa der Wisente, wieder zu der Steppenlandschaft entwickelt, die diese Region im Zeitalter des Pleistozäns bedeckte.
Heute leben etwa 1.800 Wisente in freier Wildbahn, die alle von einer in Gefangenschaft gehaltenen Population von nur 54 Tieren abstammen. Die Art wird in der Roten Liste gefährdeter Arten der IUCN als gefährdet eingestuft.
Wisent in deutschem Wildpark. Foto: Michael Gäbler.