Waldelefant in Gabun
Über 60 Prozent der Waldelefanten Afrikas sind in den letzten zehn Jahren für den Elfenbeinhandel getötet worden, so berichtet eine neue Studie, die in der Online-Zeitschrift „PLoS ONE“ veröffentlicht wurde.
Die Studie warnt davor, dass diese kleine Elefantenart, die sich genetisch vom besser bekannten Savannenelefanten unterscheidet, am Rande der Ausrottung steht.
„Die Analyse bestätigt, was Umweltschützer bereits befürchtet haben: Der Waldelefant steht kurz davor auszusterben, möglicherweise schon innerhalb der nächsten zehn Jahre“, erklärte die Koautorin der Studie, Samantha Strindberg von der Wildlife Conservation Society (WCS).
„Für die Rettung dieser Art sind koordinierte, globale Maßnahmen notwendig, sowohl in den Ländern, wo die Elefanten leben, als auch entlang der Elfenbein-Schmuggelrouten und bei den Endabnehmern im Fernen Osten“, fügte die Koautorin Fiona Maisels hinzu, die ebenfalls der WCS angehört. „Uns bleibt nicht mehr viel Zeit, bis die Elefanten ausgestorben sein werden.“
Die Studie basiert auf der größten bislang gesammelten Datenmenge aus fünf Ländern, die zum Verbreitungsgebiet der Waldelefanten zählen. Diese sind Kamerun, die Zentralafrikanische Republik, die demokratische Republik Kongo, Gabun und die Republik Kongo. An der Studie beteiligten sich mehr als 60 Wissenschaftler, die zusammengerechnet 91.600 Tage mit der Suche nach Elefanten verbrachten und dabei über 13.000 Kilometer zurücklegten.
Toter Waldelefant, dessen Stoßzähne von Wilderern entfernt wurden. Bildnachweis: Andrea Turkalo/WCS
Die Studie zeigt, dass Elefanten „in dicht besiedelten Gebieten, in Gegenden mit einer hohen Infrastrukturdichte (z.B. Straßen) sowie in Gebieten, die sich durch eine hohe Jagdaktivität und eine schlechte Kontrolle von Seiten der Regierung auszeichnen, immer seltener werden“, so lautete eine Stellungnahme der WCS.
„Früher erstreckte sich das Verbreitungsgebiet der Elefanten über die gesamten Wälder dieser riesigen Region mit einer Fläche von mehr als zwei Millionen Quadratkilometern, doch heute sind sie nur noch in einem Viertel dieses Gebietes zu finden“, erklärte der Koautor John Hart von der Lukuru Foundation. „Der Waldbestand ist geblieben, doch die Elefanten sind verschwunden. Dies zeigt, dass nicht die Zerstörung ihres Lebensraums, sondern fast ausschließlich die Wilderei für das Verschwinden der Elefanten verantwortlich ist.“
Der Rückgang der Elefantenpopulationen hat erhebliche Auswirkungen auf das Ökosystem des Regenwaldes. Elefanten werden als „Architekten des Waldes“ bezeichnet, da sie Lichtungen und Pfade durch den Urwald schaffen.
„Ein Regenwald ohne Elefanten ist ein karger Ort“, erklärte Lee White. „Sie bringen Leben in den Wald; sie schaffen die Pfade und Lichtungen, die andere Tiere nutzen können; sie verteilen die Samen vieler Urwaldbäume – Elefanten sind sozusagen Urwaldgärtner im großen Stil. Ihre Rufe, die durch den Urwald hallen, rufen uns in Erinnerung, wie grandios die unberührte Natur ist. Wenn wir jedoch nicht schnell etwas unternehmen, dann ist das Schicksal der Elefanten Afrikas besiegelt. Diese neuen Forschungsergebnisse belegen eindrucksvoll, wie dramatisch die Situation bereits ist. Von unserem Handeln in den nächsten zehn Jahren wird daher abhängen, ob diese ikonische Tierart überleben wird.“
Prozentuale Aufteilung der gesamten Waldelefantenpopulation nach Ländern in drei Zeiträumen: vor den 1970er-Jahren, 1989 und 2011. Bildrechte: Maisels et al (2013)
Die Studie wurde veröffentlicht, als sich gerade Vertreter aus 178 Ländern im Zuge einer Tagung des Washingtoner Artenschutzabkommens (CITES) in Bangkok trafen, um über den Handel mit wilden Tieren und Pflanzen, unter anderem auch über den Elfenbeinhandel, zu diskutieren. Kritiker des Elfenbeinhandels behaupten, dass das derzeitige System, das es Wilderern ermögliche, ihr erbeutetes Elfenbein als legales Elfenbein zu tarnen, nicht funktioniere. Ein Beweis dafür sei der drastische Anstieg der Elefantenwilderei. Schätzungen zufolge wurden allein letztes Jahr mehr als 50.000 Elefanten wegen ihrer Stoßzähne von Wilderern getötet. Die Nachfrage nach Elfenbein besteht vor allem in Ostasien, insbesondere in China, Taiwan, Vietnam, Thailand und den Philippinen.
Die Unterbindung dieser Nachfrage wird zunehmend zu einer Priorität für den Schutz der Elefanten.
„Diese Studie hat eindeutige Beweise für den dramatischen Rückgang des Bestandes einer der charismatischsten und intelligentesten Tierarten auf der Erde geliefert“, meinte George Wittemyer von der Colorado State University und der Organisation „Save the Elephants“. „Die Welt muss aufwachen und verhindern, dass Arten für den maßlosen Konsum ausgerottet werden.“
QUELLE: Maisels F, Strindberg S, Blake S, Wittemyer G, Hart J, et al. (2013) Devastating Decline of Forest Elephants in Central Africa. PLoS ONE 8(3): e59469. doi:10.1371/journal.pone.0059469