Liniendarstellung des durchschnittlichen globalen Land-Ozean-Temperatur-Index von 1880 bis heute, mit Basiszeitraum 1951-1980. Die schwarze Linie ist der jährliche Durchschnitt und die rote Linie der Fünfjahresschnitt. Die grünen Balken zeigen Unsicherheitsschätzungen. Grafik des NASA Goddard Institute for Space Studies. Zum Vergrößern anklicken.
Im Jahre 1872 verließ die HMS Challenger den Hafen von Portsmouth in England, um eine noch nie dagewesene wissenschaftliche Expedition der Weltmeere zu beginnen. Während seiner mehr als dreijährigen Reise sammelte die HMS Challenger nicht nur tausende neue Spezies und sondierte unbekannte Ozeantiefen, sondern maß auch hunderte Temperaturwerte – Daten, die jetzt von unschätzbarem Wert für unser Verständnis des Klimawandels sind.
Wissenschaftler, die in Nature Climate Change schreiben, haben die Temperaturdaten der HMS Challenger-Expedition mit gegenwärtigen Temperaturen verglichen und dabei herausgefunden, dass die Temperatur der Oberfläche der Ozeane – wo die Meereserwärmung am stärksten ist – etwa über die letzten 135 Jahre um durchschnittlich 0,59 Grad Celsius gestiegen ist. Dies impliziert, dass ozeanische Temperaturen seit mindestens einem Jahrhundert steigen.
“Die Wichtigkeit der Studie ist nicht nur, dass wir einen Temperaturunterschied sehen, der auf eine Erwärmung globalen Ausmaßes hinweist, sondern auch, dass das Ausmaß des Temperaturwandels seit den 1870er Jahren doppelt so groß ist wie es in den letzten 50 Jahren beobachtet wurde,” erklärt Hauptautor Dean Roemmich, physikalischer Meeresforscher an der University of California in San Diego. “Das bedeutet dass der zeitliche Rahmen für die Erwärmung der Ozeane nicht nur die letzten 50 Jahre, sondern mindestens die letzten 100 Jahre umfasst.”
Frühere Forschungen haben gezeigt, dass 90% der Wärme, die der Atmosphäre zugefügt wurde, in den Ozeanen gelandet sind, zumindest seit den 1960ern. Roemmich sagte gegenüber LiveScience, dies bedeute, “dass die Meerestemperatur wahrscheinlich das direkteste Maß ist, das wir für das Energieungleichgewicht des gesamten Klimasystems haben.”
Während die HMS Challenger die Temperaturen an über 300 Stationen mit Quecksilber-, Druck- und Widerstandsthermometern maß, fahren heutzutage 3.500 frei treibende Robotersonden durch die Meere und sammeln Temperaturdaten.
Die Temperaturen sind seit dem ersten Jahrzehnt des 20. Jahrunderts global, sowohl an Land als auch im Meer, um etwa 0,8 Grad Celsius gestiegen. Die Wärmerate hat sich seit den 1950er Jahren verdoppelt. Wissenschaftler sind sich überwiegend einig, dass der Klimawandel durch Treibhausgasemissionen entseht, die durch das Verbrennen von fossilen Brennstoffen verursacht werden.
QUELLE: Dean Roemmich, W. John Gould, John Gilson. 135 years of global ocean warming between the Challenger expedition and the Argo Programme. Nature Climate Change, 2012.