Ein Sägerochen (Pristis pectinata) in einem Aquarium in Georgia. Foto von: Diliff.
Obwohl alle sieben Spezies des Sägefisches nahezu ausgestorben sind, haben die Wissenschaftler bisher nur wenig Zeit auf das Studium dieser verschwindenden Spezies verwendet. Das ändert sich jedoch gerade, da eine neue Studie in der Zeitschrift „Current Biology“ neues Licht auf das charakteristischste Merkmal des Sägefisches wirft: seine lange, gezahnte Schnauze, die dem Fisch seinen Namen gibt.
„Ich war überrascht zu sehen, wie geschickt Sägefische mit ihrer Säge sind”, erklärt Mitautorin Barbara Wueringer der University of Queensland in einer Pressemitteilung. „Sie verwenden ihre Säge, um die Beute an den Rostralzähnen aufzuspießen, indem sie mehrere seitliche Hiebe pro Sekunde ausführen.
Vor Wueringers Forschung wurde allgemein angenommen, dass Sägefische ihre Schnauze verwenden, um den Sand auf der Suche nach Beute zu durchwühlen. Durch das Studieren von Sägefischen in Gefangenschaft fand Wueringer jedoch heraus, dass der Sägefisch seine Waffe weitaus dramatischer führt.
“Ihre Hiebe waren manchmal stark genug, um [tote] Fische in zwei Hälften zu teilen“, sagte Wueringer, die mit versteckten Kameras beobachtete, wie Sägefische in Gefangenschaft bereits tote Fische attackierten, die ihnen zugeworfen wurden. Nachdem sie ihre Beute aufgegabelt hatten, setzen sie die Säge ein, um den Fisch auf den Boden zu schlagen. Dann erst wurde er gefressen.
Aber das ist nicht der einzige Anwendungsbereich für die Schnauze des Sägefisches. In einer früheren Studie fand Wueringer heraus, dass sich auf der Schnauze tausende Elektrorezeptoren befinden, die es dem Sägefisch erlauben, Beutetiere zu erkennen, indem er ihre elektrischen Felder wahrnimmt. Zusätzlich ist die Haut mit winzigen Kanälen ausgestattet, die Bewegungen im Wasser wahrnehmen. Diese Eigenschaften erlauben es dem Sägefisch, Beute in seinem lichtlosen Lebensraum zu lokalisieren. Sobald die Beute lokalisiert ist, wird sie mit der Säge rasch getötet.
„Wir wissen jetzt, dass Sägefische nicht die trägen Bodenbewohner sind, für die man sie früher hielt, sondern agile Jäger, die im dreidimensionalen Raum des Wassers jagen“, sagt Wueringer.
Der Sägefisch, der vorwiegend in den Tropen zu finden ist, gehört zur Familie der Rochen und zwischen Süß- und Salzwasser wechseln kann. Leider wurde jede der sieben Sägefischspezien auf der Roten Liste der gefährdeten Arten der IUCN als stark gefährdet eingestuft. Das ist die letzte Stufe vor der Ausrottung. Sägefische wurden durch Beifang dezimiert, da ihre Sägeschnauze leicht in Fanggeräten hängen bleibt. Zudem wurde die Gruppe als Speisefisch, traditionelle Medizin und Rarität für die Gefangenschaft in Aquarien überfischt. Ihre Zukunft erscheint trostlos, da viele bereits aus ihren bekannten Habitaten verschwunden und die Populationen bereits stark fragmentiert sind. Trotz ihrer Seltenheit werden einige Sägefische immer noch von Fischern gejagt und genießen keinerlei Schutz.