Ein Interview mit Laila Bahaa-el-din, Teil unserer fortlaufenden Serie Interviews mit jungen Wissenschaftlern series.
Eine afrikanische Goldkatze im Holzeinschlagsgebiet Precious Woods in Gabun. Foto: Laila Bahaa-el-din/Panthera.
Afrika ist als der Kontinent der Großkatzen bekannt: Geparden, Leoparden und natürlich der König von allen, der Löwe. Sogar Servale und Karakale sind noch relativ gut in der Öffentlichkeit bekannt. Doch nur wenige Menschen wissen, dass Afrika auch die Heimat einiger kleinerer Wildkatzenarten ist, wie zum Beispiel der Schwarzfußkatze und der afrikanischen Wildkatze. Aber die am wenigsten bekannte Katzenart des Kontinents ist ein geheimnisvoller Beutejäger, der die Regenwälder im Kongo und in Westafrika bewohnt.
„Die afrikanische Goldkatze beherrscht seit über eineinhalb Jahren meine Gedanken und meine Arbeit. Wenn man so eine Studie durchführt, stellt man fest, dass man versucht, wie das Objekt der Studie zu denken“, erzählte uns Laila Bahaa-el-din, graduierte Studentin an der Universität von Kwazulu Natal kürzlich während eines Interviews.
Zu denken wie eine Wildkatze half Bahaa-el-din dabei, das erste veröffentlichte Filmmaterial der Welt über die afrikanische Goldkatze (Profelis aurata) in ihren heimatlichen Regenwäldern in Gabun einzufangen. Mit Hilfe von Kamerafallen – automatisierten Digitalkameras, die eine Blitzlichtaufnahme schießen, wenn ein Tier einen Infrarotsensor auslöst – gelang es Bahaa-el-din, eine männliche Goldkatze beim Ruhen direkt vor der Kamera sowie beim spielerischen Jagen einer Fledermaus aufzunehmen (Videos am Ende des Interviews). Die von Bahaa-el-din aufgenommenen Videos und Fotos haben bereits Hinweise darauf geliefert, dass die Katze wahrscheinlich nicht wie lange angenommen nachtaktiv ist, sondern sowohl tagsüber wie auch nachts Aktivität zeigt. Aber es gibt noch viel mehr zu entdecken.
Afrikanische Goldkatze im Precious Woods – Einschlagsgebiet in Gabun. Foto: Laila Bahaa-el-din/Panthera. |
„Ihre Bevölkerungsdichte, die Größe ihrer Reviere, ihre Bewegungsmuster – all das muss noch erforscht werden“, berichtet Bahaa-el-din. Ohne diese Informationen ist er nicht möglich, eine Strategie zur Erhaltung der Art auszuarbeiten – das letztliche Ziel der Arbeit von Bahaa-el-din, die von der Wildtiererforschungsabteilung der Universität Oxford sowie der Katzenschutzorganisation Panthera unterstützt wird.
Zurzeit arbeitet Bahaa-el-din mit Kamerafallen, um die Populationen von afrikanischen Goldkatzen in verschiedenen Lebensräumen zu vergleichen: einem unberührten Wald, einem gut sowie einem schlecht geführten Einschlagsgebiet
„Das Verbreitungsgebiet der Goldkatze ist auf die Wälder Äquatorialafrikas begrenzt und besteht aus mehr Gebieten, in denen der Holzeinschlag erlaubt ist, als aus Schutzgebieten. Es ist deshalb von grundlegender Bedeutung, den Einfluss dieser Aktivitäten zu verstehen und zu reduzieren”, berichtet sie weiter. „Die Videos, die ich kürzlich gefilmt habe, wurden in einem Holzeinschlagsgebiet in Zentralgabun aufgenommen. Dort gibt es anerkannt hohe Standards für nachhaltige Abholzungspraktiken und keinerlei Toleranz bezüglich Wilderei. In dem Gebiet, wo ich meine Kameras aufgestellt hatte, war erst zwei Jahre zuvor abgeholzt worden, und nur wenige Kilometer entfernt fanden gerade neue Abholzungen statt. Außer den Videos wurden auch noch viele Fotos von Goldkatzen aufgenommen sowie viele Aufnahmen anderer Arten, darunter Gorillas, Elefanten, Erdferkel, Leoparden, Schopfantilopen, Nagetiere und andere.“
Bahaa-el-din fügt noch hinzu: „Der Holzeinschlag alleine bedeutet noch nicht, dass der Wildtierbestand geschädigt wird. Die vernichtenden Auswirkungen der Abholzung sind oft Folgen schlechten Managements sowie nicht nachhaltiger Verfahren.”
Obwohl die von Bahaa-el-din aufgenommenen Bilder der afrikanischen Goldkatze weltweit Aufmerksamkeit in den Medien erfuhren – unter anderem durch CNN, Reuters, National Geographic und natürlich mongabay.com—– wurde die ganze Arbeit beinahe durch Termiten zunichte gemacht.
„Als ich sie [die Kamerafalle] vorfand, war sie durch Termiten völlig zerstört, und mir rutschte das Herz in die Hosentasche. […] Ich konnte die Speicherkarte retten und lud die Daten auf meinen Computer hoch in der Hoffnung, dass wenigstens einige Aufnahmen stattgefunden hatten, bevor die Termiten ans Werk gingen. Zu meiner Überraschung konnte ich eine Videoaufnahme nach der anderen öffnen, alle mit der Goldkatze! Ich sah sie mir alle zuerst einmal an, dann wieder und wieder. Endlich hatte ich das Gefühl, diese versteckt lebende Katze kennenzulernen“, erzählt sie. „Ich war hin-und hergerissen zwischen dem Wunsch, das Geheimnis der Katze zu wahren und die Aufnahmen geheim zu halten und der ganzen Welt diese wunderschöne Katze zu zeigen, um ihren Bekanntheitsgrad zu steigern und zu verhindern, dass sie verschwindet, ohne dass irgendjemand es bemerkt. Das letztere war natürlich die vernünftige Option.”
Obwohl noch im Aufbaustudium, hat Bahaa el-din bereits mit einer eindrucksvollen Anzahl und Vielfalt an Arten gearbeitet, darunter Geparden und Greifvögeln in Kenia und verschiedene Affenarten auf Costa Rica.
“Anstatt eine spezifische Art als Studienobjekt zu wählen, habe ich mich immer auf zufällige Begegnungen und Kontakte verlassen, die mir bei der Weiterentwicklung halfen. Ich habe mich für jedes Projekt interessiert, von dem ich glaubte, es leiste einen Beitrag zum Naturschutz, sowie für jede Erfahrung, durch die ich mit der Natur in Berührung kommen konnte”, meint sie.
Ihr Rat an junge aufstrebende Naturschützer ist einfach.
„Lasst euch nicht einreden, es sei hoffnungslos. Wie andere vor euch könnt auch ihr für die Erhaltung einer Art oder eines Stückes Land verantwortlich sein. Durch eure Forschungsergebnisse könnt ihr Entscheidungen auf höchster Ebene beeinflussen. Wenn genug Menschen dafür kämpfen, dass in unserer Welt Platz für Wildnis und wilde Tiere ist, dann wird es auch so geschehen.”
Und Laila Bahaa-el-din wird zweifellos weiter für die geheimnisvollste Wildkatze Afrikas kämpfen.
INTERVIEW MIT LAILA BAHAA-EL-DIN
Bahaa-el-din programmiert eine Kamerafalle. Foto mit freundlicher Genehmigung von Laila Bahaa-el-din.
Mongabay: Was ist dein Hintergrund? Wie kam es, dass du dich für Wildtiere interessierst?
Laila Bahaa-el-din: Ich kann mich nicht erinnern, wann ich anfing, mich für Wildtiere zu interessieren, aber ich denke, das war schon als kleines Kind. Ich glaube sogar, dass die meisten Kleinkinder ein fast angeborenes Interesse an Tieren und der Natur haben. Dieses anfängliche Interesse kann mit der Zeit verschwinden, aber manchmal bleibt es auch bestehen oder wird, wie in meinem Fall, von den Menschen um einen herum gefördert.
Mein Großvater Peter Jackson ist ein Naturschützer, der mehrere Bücher über Tiger, Elefanten und Katzen im Allgemeinen verfasst hat. Er hat viele Teile der Erde bereist und wundervolle Bilder aufgenommen, die in seinen Büchern veröffentlicht sind. Er hat mich von klein auf inspiriert, und ich zeigte die Bücher voller Stolz allen Spielkameraden, die zu Besuch kamen.
Als Teenager kam ich ein paarmal ins Wanken, wollte einmal Schauspielerin werden, dann Rechtsanwältin und am Ende Tierärztin. Aber schlussendlich kam ich an die richtige Stelle: ich studierte Zoologie an der Universität von Nottingham und schloss mit einer Graduierung als Bachelor ab. Dann nahm ich an einem Geländepraktikum der Tropical Biology Association (TBA) im Kibale–Nationalpark in Uganda teil. An meinem ersten Tag war ich so voller Enthusiasmus, dass ich mich erinnere, wie jemand zu mir sagte, er gebe mir fünf Jahre, bis ich ausgebrannt sei und bitter und zynisch würde. Das war vor vier Jahren, und obwohl ich heute vielleicht weniger naiv bin, bin ich weit davon entfernt aufzugeben.
Dieses Training in Uganda war der Beginn meines heutigen Lebens. Zum ersten Mal war ich von ungebändigter Natur umgeben; von Regenwald und all den Wildtieren, die ihn bewohnen. Ich interessierte mich bereits stark für Fotografie, aber dieses Interesse blühte in Gegenwart all dieser fotogenen Flora und Fauna erst richtig auf! Von Uganda aus reiste ich weiter nach Kenia, wo ich unter der Anleitung des Greifvogelexperten Simon Thomsett die inspirierendste Zeit meines Lebens verbrachte. Sein Enthusiasmus für Greifvögel und alle anderen Wildtiere wirkte ansteckend, und ich versuchte, etwas von seinem immensen Wissen aufzunehmen.
Ich verbrachte einige Zeit als freiwillige Helferin beim Cheetah Conservation Fund (CCF) in Kenia, wo ich lernte, Geparden mit Funksendern am Halsband zu folgen. Dann begann ein völlig neues Abenteuer auf einem anderen Kontinent, als ich im Kipling Camp des Kanha – Tigerreservats in Zentralindien arbeitete. Während meiner Zeit beim CCF traf ich Jim Tamarack, der einen kleinen Fundus für Naturschutzprojekte verwaltet. Er schlug vor, ich solle nach Costa Rica gehen, um die Affen auf der Osa–Halbinsel zu studieren, und er stellte das Geld dafür zur Verfügung, so dass dies mein nächstes Ziel nach Indien wurde. Der Schlüssel war offenbar, immer offen zu bleiben und die Gelegenheiten zu ergreifen, die sich mir boten.
AFRIKANISCHE GOLDKATZE
Afrikanische Goldkatze im Lopé-Nationalpark, Gabun. Foto mit freundlicher Genehmigung von Laila Bahaa-el-din/Panthera.
Mongabay: Wann hast du zum ersten Mal von der afrikanischen Goldkatze gehört?
Laila Bahaa-el-din: Obwohl ich meine Aufenthalte in Indien und auf Costa Rica enorm genossen habe, wusste ich immer, dass ich eines Tages nach Afrika zurückkehren würde. Ich arbeitete wieder mit Simon Thomsett auf unserer afrikanischen Greifvogelexpedition, und während einer unserer langen Fahrten durch den Kontinent erwähnte er erstmals die afrikanische Goldkatze. Die Art schien ihn sehr zu faszinieren, und das erregte meine Neugier.
Mongabay: Kannst du uns etwas über diese Art erzählen?
Laila Bahaa-el-din: Die afrikanische Goldkatze ist eine mittelgroße Art mit einem sehr variablen Fell. Es kann rot oder grau sein, und seine Flecken können nur die Innenseite der Glieder und den Unterbauch, aber auch den ganzen Körper bedecken. Es ist bekannt, dass sie sich hauptsächlich von Säugetieren ernährt, wie zum Beispiel Nagetieren und Duckern, einer kleinen Antilopenart. Sie ist eine waldbewohnende Katze und Gerüchten zufolge bevorzugen Goldkatzen Urwälder und verlassene Holzeinschlagsgebiete mir dichtem Unterholz.
Ihre Populationsdichte, die Größe ihrer Reviere sowie ihre Aktivitätsmuster müssen noch erforscht werden. Obwohl sie oft als nachtaktiv beschrieben werden, scheint meine bisherige Forschung darauf hinzudeuten, dass Goldkatzen kathemeral leben, was bedeutet, sie können – abhängig von den Umständen – zu jeder Tages– und Nachtzeit aktiv sein.
Mongabay: Du hast mit Greifvögeln, Menschenaffen und Katzen gearbeitet. Was hat dich zum Studium dieser speziellen Art hingezogen?
Ein Silberrücken – Gorilla sitzt vor einer Kamerafalle. Foto: Laila Bahaa-el-din/Panthera. |
Laila Bahaa-el-din: Ich habe nie nach einer bestimmten Art gesucht, die ich studieren möchte, sondern mich auf Zufälle und Kontakte verlassen, die mich geleitet haben. Ich habe mich für jedes Projekt interessiert, von dem ich glaubte, dass es dem Naturschutz dient, und für jede Erfahrung, durch die ich in Kontakt mit der Welt der Natur kam.
Ich hatte gerade eine Tour durch das östliche und südliche Afrika zusammen mit der African Raptor Expedition hinter mir, als ich durch einen glücklichen Zufall in Kontakt mit Dr. Philipp Henschel und Dr. Luke Hunter von der amerikanischen Nichtregierungsorganisation Panthera kam. Dr. Henschel weckte mein Interesse mit seiner ersten E-Mail, die ein Foto einer Goldkatze beinhaltete, das er in Gabun aufgenommen hatte. Bei der Erwähnung von Gabun stellte ich bildlich gesprochen die Ohren auf, denn dieses Land mit seiner niedrigen menschlichen Bevölkerungsdichte und relativ intakten Wäldern hatte mich schon lange interessiert. Ich wusste, dass es in den Wäldern große Populationen von Elefanten, Gorillas und Schimpansen gab und dazu noch seltenere und ungewöhnlichere Arten wie Schuppentiere, Bongos und Goldkatzen.
Thomsett hatte mich natürlich auch schon für die Goldkatze begeistert, und ich konnte kaum glauben, dass ihre Lebensweise noch kaum erforscht war. Und hier kam Henschel und bot mir die Gelegenheit, diese versteckt lebende Katze in den Wäldern zu studieren, von deren Erforschung ich träumte. Es war fast zu gut, um wahr zu sein.
Mongabay: Hast du schon einmal eine wilde Goldkatze persönlich gesehen?
Laila Bahaa-el-din: Noch nicht, aber das liegt nicht daran, dass ich es nicht versucht hätte.
Mongabay: Du hast großartige Aufnahmen von der afrikanischen Goldkatze eingefangen, die als erste veröffentlichte Bilder dieses Tieres in der Wildnis gelten. Wie war deine Reaktion, als du das Video gesehen hast?
Laila Bahaa-el-din: Die afrikanische Goldkatze beherrscht seit über eineinhalb Jahren meine Gedanken und meine Arbeit. Wenn man so eine Studie durchführt, stellt man fest, dass man versucht, wie das Objekt der Studie zu denken. Das hilft zum Beispiel dabei, die Kamerafallen an der richtigen Stelle zu platzieren. Wie schon erwähnt, hatte ich noch nie eine Goldkatze – ob wild oder in Gefangenschaft – gesehen, und ich konnte mich nur an Fotos orientieren.
Feldassistent Arthur Dibambo und MSc-Student Endeng N’Solet genießen eine wohlverdiente Pause. Foto: Laila Bahaa-el-din/Panthera. |
Ich wusste, dass es nicht kompliziert sein würde, Videoaufnahmen von der Goldkatze zu erhalten, weil ich schon viele Fotografien als Resultat meiner Studien mit der Kamerafalle bekommen hatte. Aber ich hatte Zweifel, ob sich der Versuch lohnen würde. weil ich damit rechnete, nur einen 2-Sekunden-Clip von einer Goldkatze zu bekommen, wie sie an der Kamera vorbeiläuft. Ich wollte natürliche Aufnahmen und deshalb keine Beute verwenden. Aber als ich eines Abends zurück zum Camp kam und meine neuesten Kamerafallenbilder herunterlud, sah ich, dass an einem Ort eine Goldkatze mit einer der Kameras gespielt hatte. Zum großen Bedauern meines Feldassistenten marschierten wir geradewegs zurück und stellten die Videokamera auf, die wir dann zwei Wochen stehen ließen.
Während dieser beiden Wochen war ich gespannt, ob die Kamera die Katze erwischt hatte, aber ich wusste, dass ich fernbleiben müsste, wenn die Katze zurückkommen sollte. Als wir schließlich wieder hinkamen, war die Kamera von Termiten völlig zerstört worden, und mir rutschte das Herz in die Hosentasche. Wir trabten niedergeschlagen zum Camp zurück. Ich konnte die Speicherkarte retten und lud die Daten auf meinen Computer hoch in der Hoffnung, dass wenigstens einige Aufnahmen stattgefunden hatten, bevor die Termiten ans Werk gingen. Zu meiner Überraschung konnte ich eine Videoaufnahme nach der anderen öffnen, alle mit der Goldkatze! Ich sah sie mir alle zuerst einmal an, dann wieder und wieder. Endlich hatte ich das Gefühl, diese versteckt lebende Katze kennenzulernen. Ich war hin-und hergerissen zwischen dem Wunsch, das Geheimnis der Katze zu wahren und die Aufnahmen geheim zu halten und der ganzen Welt diese wunderschöne Katze zu zeigen, um ihren Bekanntheitsgrad zu steigern und zu verhindern, dass sie verschwindet, ohne dass irgendjemand es bemerkt. Das letztere war natürlich die vernünftige Option
Mongabay: Was würdest du Studenten raten, die sich für das Studium wenig bekannter, rätselhafter Arten interessieren – angesichts der Tatsache, dass es dafür oft nur wenig Geld und noch weniger Grundlagen gibt?
Laila Bahaa-el-din: Es ist schwierig, für unerforschte Arten, deren ökologische Bedürfnisse noch nicht bekannt sind, Schutzmaßnahmen zu etablieren. Es ist von grundlegender Wichtigkeit. über die Ernährungsweise, Ansprüche an die Umgebung und die Reviergröße des Tieres Bescheid zu wissen, um Entscheidungen über Maßnahmen zu seiner Erhaltung zu treffen – zum Beispiel ob die momentanen Schutzgebiete ausreichen, und wenn nicht. wo neue geschaffen werden sollten und wie groß sie sein sollten, um einer überlebensfähigen Population Platz zu bieten. Ich würde sagen, dies ist schon ein enormer Ansporn für das Studium wenig bekannter Arten.
Eine persönliche Anmerkung: Als erster Neues über sein Studienobjekt herauszufinden ist ein enormer Kick und den ganzen Aufwand wert, den die Suche nach Mitteln und das Studium dieser wenig erforschten Arten mit sich bringen.
FORSCHUNG MIT KAMERAFALLEN
Der blaue Ducker (hier mit einem Kalb) ist ein häufiges Beutetier der Goldkatze. Foto mit freundlicher Genehmigung von Laila Bahaa-el-din/Panthera.
Mongabay: Was ist das Ziel deiner Erforschung der Goldkatze mit Kamerafallen?
Laila Bahaa-el-din: Zu den Zielen gehört die Erforschung des Einflusses von menschlichen Aktivitäten auf die Goldkatze, wie Abholzungen und die Jagd. Man könnte vielleicht denken, dass diese Aktivitäten notwendigerweise einen negativen Einfluss haben. Dies ist auch zu einem bestimmten Grad richtig, aber sie müssen nicht so desaströs sein, wie das oft der Fall ist. Das Verbreitungsgebiet der Goldkatze ist auf die Wälder Äquatorialafrikas begrenzt und besteht aus mehr Gebieten, in denen der Holzeinschlag erlaubt ist, als aus Schutzgebieten. Es ist deshalb von grundlegender Bedeutung, den Einfluss dieser Aktivitäten zu verstehen und zu reduzieren.
Die Videos, die ich kürzlich gefilmt habe, wurden in einem Holzeinschlagsgebiet in Zentralgabun aufgenommen. Dort gibt es anerkannt hohe Standards für nachhaltige Abholzungspraktiken und keinerlei Toleranz bezüglich Wilderei. In dem Gebiet, wo ich meine Kameras aufgestellt hatte, war erst zwei Jahre zuvor abgeholzt worden, und nur wenige Kilometer entfernt fanden gerade neue Abholzungen statt. Außer den Videos wurden auch noch viele Fotos von Goldkatzen aufgenommen sowie viele Bilder von anderen Arten, darunter Gorillas, Elefanten, Erdferkel, Leoparden, Ducker, Nagetiere und andere.
Dies zeigt, dass der Holzeinschlag alleine nicht unbedingt die Vernichtung von Wildtieren bedeutet. Die negativen Auswirkungen der Holzwirtschaft rühren oft daher, dass das Management schlecht ist und nicht nachhaltig gearbeitet wird. Holzfirmen bauen Straßen in bis dahin unzugängliche Gebiete, was es Wilderern von außerhalb ermöglicht, innerhalb der Einschlagsgebiete zu jagen. Mit etwas gutem Willen und relativ wenig Aufwand könne diese Straßen abgesperrt und überwacht werden. Waldarbeiter, die in diese entlegenen Gebiete gebracht werden, können auch zum Problem werden, und die übermäßige Ausbeutung der Wälder ist ebenso schädlich.
Ich mache gerade Aufnahmen mit Kamerafallen in einem unberührten Gebiet, wo noch nie Abholzungen oder Jagd stattgefunden haben, um die Bevölkerungsdichte der Goldkatzen mit dem Holzeinschlagsgebiet zu vergleichen. Ich werde auch in einem weniger gut geführte Abholzungsgebiet filmen sowie in einer Gegend, wo es zwar Jagd, aber keine Abholzungen gibt, um den Einfluss der einzelnen Aktivitäten isolieren zu können und festzulegen, wie man am besten eine Strategie zur Arterhaltung aufbaut.
Andere Ziele sind die Untersuchung des Verhältnisses zwischen der Goldkatze und dem Leoparden, von dem bekannt ist, dass er Goldkatzen erbeutet und mit ihnen im Wettbewerb um Nahrung steht. Ich würde auch gerne untersuchen, wie die örtlichen Einwohner die Goldkatze und andere Karnivoren sehen, um mögliche Konflikte zwischen Menschen und Raubtieren zu entschärfen.
Mongabay: Wie hat die Technologie der Kamerafallen zu den Forschungsvorhaben über die afrikanischen Goldkatze beigetragen?
Feldassistent Arthur Dibambo stellt eine Kamerafalle auf. Foto: Laila Bahaa-el-din/Panthera. |
Laila Bahaa-el-din: Afrikanische Goldkatzen waren bisher aufgrund ihrer geheimnisvollen und scheuen Art und des schwierigen Waldgeländes, in dem sie leben, beinahe unmöglich zu studieren. Mit Kameras, die durch die Bewegungen vorbeiziehender Tiere ausgelöst werden, können wir wilde, versteckt lebende Tiere erforschen, ohne sie zu beeinträchtigen. Mit den Daten, die wir mit diesen Kamerafallen erfassen, können wir erkennen, wann die Katzen am aktivsten sind, wie viele innerhalb eines bestimmten Gebiets leben und die relative Häufigkeit ihrer Beutetiere. Indem wir an mehreren Orten Kameras aufstellen, können wir diese Aspekte des Lebensraums der Goldkatzen unter verschiedenen Bedingungen vergleichen. Ähnliche Daten könnten ohne Kamerafallen nur mit invasiveren Methoden erfasst werden und würden viel mehr Zeit und Geld erfordern.
Mongabay: Welche Daten kannst du mit Kamerafallen erheben, die man mit anderen Methoden einfach nicht erhält?
Laila Bahaa-el-din: Die mit Hilfe von Kamerafallen aufgenommenen Bilder erlauben uns die Identifikation einzelner Individuen anhand ihres unterschiedlichen Fleckenmusters. Wenn wir dann statistische Methoden auf wiederholte Aufnahmen anwenden, können wir die Bevölkerungsdichte der Katzen abschätzen. Frühere Methoden der statistischen Erfassung verlangten das Einfangen der Tiere mit Fallen, um sie anschließend freizulassen und erneut einzufangen. Dies ist nicht nur für eine Art wie die Goldkatze ein sehr invasives Vorgehen, sondern wäre aufgrund der scheuen Natur dieses Tieres und der schwierigen Umgebung in den Wäldern auch logistisch unmöglich.
Auch erlauben es uns die Kamerafallen festzustellen, zu welcher Tageszeit die Goldkatzen am aktivsten sind. Sie werden oft als Nachttiere beschrieben, und das rührt vielleicht daher, dass sie in Gebieten mit menschlicher Aktivität nachts aktiver sind, wodurch sie nachts häufiger gesichtet werden. Mit Hilfe von Kamerafallen können wir eine große Anzahl von Aktivitätsmustern zu unterschiedlichen Tageszeiten erfassen, und das ohne den Einfluss menschlicher Gegenwart. Genauso erlauben uns die Kamerafallen Einblicke in die bevorzugten Lebensräume der Spezies.
Indem wir diese Abschätzungen des Vorkommens und Aktivitätsmuster in verschiedenen Gebieten mit unterschiedlichen menschlichen Aktivitäten vergleichen – so zum Beispiel an unberührten Orten, in Holzeinschlags- und Jagdgebieten – können wir den Einfluss dieser Aktivitäten auf Goldkatzen einschätzen.
BEDROHUNGEN UND ARTERHALTUNG
Eine Kamerafalle befindet sich in gefährlicher Position zwischen zwei Waldelefanten. Foto mit freundlicher Genehmigung von Laila Bahaa-el-din/Panthera.
Mongabay: Was sind die größten Gefahren für die Art?
Laila Bahaa-el-din: Zu den großen Gefahren für die Goldkatze gehören kommerzielle Abholzung, Vernichtung ihrer Beutetiere durch die Jagd auf Buschfleisch, direkte Verfolgung sowie die Abholzung von Wäldern für die Landwirtschaft.
Mongabay: Die afrikanische Goldkatze steht als bedrohte Art auf der roten Liste des IUCN. Wie sicher ist das Tier aus deiner Sicht?
Laila Bahaa-el-din: Ich glaube nicht, dass wir irgendein endemische Tierart als sicher bezeichnen können; dies gilt vor allem für diejenigen, die auf Wälder angewiesen sind, die in Form von unmittelbarem finanziellen Gewinn mehr wert sind, wenn sie abgeholzt werden, als wenn sie stehenbleiben. Auch ist im Lebensbereich der Goldkatze Buschfleisch für viele Gemeinden die einzige Proteinquelle. Das macht die Zukunft für Goldkatzen seht unsicher. Trotzdem gibt es Gegenden, in denen die Lage mehr Hoffnung bietet, so wie in Gabun, wo ich gerade arbeite. Die menschliche Besiedelung ist hier nur dünn, in jüngerer Zeit wurde 13 Nationalparks geschaffen, und die Regierung will ein “Grünes Gabun“ schaffen.
Mongabay: Angesichts der Tatsache, dass auch die großen bekannten Katzenarten bedroht sind – Tiger, Löwen, Jaguare, Geparden und so weiter – was sind deine Argumente dafür, Energie für die Erhaltung der vielen weniger bekannten Wildkatzen auf der Welt aufzuwenden?
Rückwege schaffen Zugang zu ansonsten unzugänglichen Gebieten. Foto: Laila Bahaa-el-din/Panthera. |
Laila Bahaa-el-din: Angesichts der Tatsache, dass alle von dir genannten großen Katzenarten auf der roten Liste des IUCN für bedrohte Arten stehen, brauchen sie all die Aufmerksamkeit und die finanziellen Mittel, die sie erhalten. Aber das Studium weniger bekannter Katzenarten lenkt nicht von der großartigen Arbeit ab, die zum Erhalt dieser Großkatzen geleistet wird.
Dass ein Tier populär oder ästhetisch ansprechend ist, macht es deshalb nicht wichtiger für den Naturschutz. Dies wird besonders deutlich, wenn man zum Beispiel die wichtige Rolle mancher Insektenarten für ihr Ökosystem betrachtet. Während ein Argument zum Schutz der Großkatzen lautet, dass sie eine Schlüsselart sind und ihr Schutz damit den Schutz ganzer Ökosysteme bedeutet, gilt das gleiche auch für weniger bekannte Arten. Die afrikanische Goldkatze etwa ist die einzige Katzenart, die völlig von den tropischen afrikanischen Wäldern abhängig ist, und alle Maßnahmen zum zukünftigen Erhalt dieser Art beinhalten notwendigerweise den Schutz der Wälder, die sie bewohnt, sowie der Beutetiere, von denen sie sich ernährt.
Mongabay: Du hattest bisher eine sehr erfolgreiche Karriere. Gibt es irgendwelche Ratschläge, die du für Studenten hast, die sich für die Naturschutzforschung interessieren?
Laila Bahaa-el-din: Ich würde es weniger als Erfolg bezeichnen – ich hatte einfach einige unglaubliche Erfahrungen. Es war und ist immer noch eine Lernerfahrung. Mein wichtigster Ratschlag wäre, sich nicht entmutigen zu lassen und Gelegenheiten zu ergreifen, wenn sie sich bieten. Habt keine Angst, auf Leute zuzugehen und euch vorzustellen. Und das wichtigste, lasst euch nicht einreden, es sei hoffnungslos. Wie andere vor euch könnt auch ihr für die Erhaltung einer Art oder eines Stückes Land verantwortlich sein. Durch eure Forschungsergebnisse könnt ihr Entscheidungen auf höchster Ebene beeinflussen. Wenn genug Menschen dafür kämpfen, dass in unserer Welt Platz für Wildnis und wilde Tiere ist, dann wird es auch geschehen.
Mongabay: Gibt es Pläne für die Zukunft, von denen du uns berichten möchtest?
Laila Bahaa-el-din: In den nächsten paar Jahren wird mich die Erforschung der Goldkatze beschäftigen. Mit den während dieser Studie gewonnenen Informationen hoffe ich dann, mit der Hilfe von Panthera eine Strategie zur Erhaltung dieser Art zu erarbeiten. Die Erhaltung der Goldkatze ist natürlich schon ein Ziel an sich, aber durch den Schutz eines so empfindlichen Raubtieres kann man natürlich auch seinen Lebensraum und seine Beutetiere schützen. Dadurch kann die afrikanische Goldkatze als Vorreiter für den Schutz der afrikanischen Tropenwälder dienen.
Eine afrikanische Goldkatze sitzt direkt vor der Kamera von Panthera.
Eine verspielte afrikanische Goldkatze jagt nachts eine Fledermaus.
Ein Riesenschuppentier, eingefangen von einer Kamerafalle. Foto: Laila Bahaa-el-din/Panthera.
Ein Schimpanse überprüft eine Kamerafalle. Foto: Laila Bahaa-el-din/Panthera.