Dieses Warnschild besagt, dass ein Baum im Regenwald von Indonesisch-Borneo zum Schutz vor illegaler Abholzung mit Eisenspitzen versehen worden ist. Foto: Rhett A. Butler.
Nach Aussagen von Umweltschutzgruppen missachtet das kürzlich beschlossene indonesische Moratorium bezüglich neuer Konzessionen in Urwäldern und Sumpfgebieten die Existenz kommunaler Lizenzen zur Nutzung der Wälder. Damit werden Bemühungen zur Verbesserung der Nachhaltigkeit der indonesischen Waldwirtschaft ebenso torpediert wie Anstrengungen, die darauf abzielen, der lokalen Bevölkerung einen Anteil an den Profiten der Waldnutzung zu sichern.
Wie Greenomics Indonesien, eine in Jakarta beheimatete Nicht-Regierungs-Organisation, mitteilte, gehören kommunale Lizenzen nicht zu den vielen, auf Anweisung des Präsidenten im Moratorium definierten Ausnahmen. Die Richtlinien, die letzten Monat veröffentlicht wurden, erlauben Ausnahmeregelungen für die industrielle Entwicklung und Nutzung sekundärer Wälder durch die Zellstoff-und Papierindustrie sowie Bergbau- und Palmölunternehmen.
„Die einzigen in den Anweisungen des Präsidenten definierten Ausnahmen sind für die Großindustrie“, so Effendi Effendi, geschäftsführender Direktor von Greenomics. „Tatsächlich hätte die Erteilung von Lizenzen für die Waldnutzung durch Kommunen in den Ausschlussregelungen des Moratoriums priorisiert werden müssen, insbesondere, weil diese Aktivitäten die Umwelt nicht zerstören. Dies zeigt, dass die Anweisungen offensichtlich in erster Linie dazu dienen, die Interessen der Großindustrie zu wahren.“
Anders als die industrielle Plantagenwirtschaft, Bergbau und Abholzung führt die kommunale Waldnutzung in Indonesien für gewöhnlich nicht zu Entwaldung. So gibt es zum Beispiel in den sogenannten “people’s forests” auf Java zum ersten Mal seit Generationen neues Wachstum. Gibt man den Gemeinden einen Anteil am Waldbesitz, so haben sie ein Interesse daran, zum Zweck der Holzgewinnung und anderer Nutzung der Wälder in die Aufforstung zu investieren.
Regenwald im Gunung Palung-Nationalpark in Westkalimantan. Foto: Rhett Butler, März 2011. |
Die Entwaldung durch kleine Eigner wird in Indonesien häufig durch unsichere Besitzverhältnisse hervorgerufen – wenn die Gemeinden keine klaren Eigentumsrechte auf Land haben, ist ihr Interesse an der Verhinderung illegaler Abholzung oder der nachhaltigen Waldbewirtschaftung nur gering. Das Modell, das in vielen Gebieten zur Aufgabe traditioneller Landverwaltung beigetragen hat, hat erheblichen Anteil an der großflächigen Vernichtung der artenreichen indonesischen Wald-Ökosysteme.
Inzwischen wurde die Situation durch das indonesische System zur Vergabe von Forstkonzessionen noch verschärft. Der Großteil der indonesischen Wälder befindet sich in Staatsbesitz, und dieser vergibt traditionell Lizenzen für große Flächen – oft zehntausende Hektar – an die Holzindustrie. Lokale Gemeinden haben meist das Nachsehen, was manchmal dazu führt, dass sie versuchen, sich durch illegale Abholzung einen Anteil zu sichern.
Effendi zufolge scheint das Moratorium, so wie es jetzt offiziell formuliert ist, schlicht den Status Quo zu zementieren.
“Dies beweist ein für alle Mal, dass die Anweisungen des Präsidenten keine Rücksicht auf diejenigen nehmen, die in und nahe bei den Wäldern leben.”
Beth Gingold und Fred Stolle vom World Resources Institute stimmen dem zu: „Die fehlende Ausnahmeregelung für die kommunale Waldwirtschaft ist ein entscheidender Schwachpunkt des Erlasses.”
„Die Bewirtschaftung und Überwachung der Wälder durch die Kommunen hat sich als effektive Strategie zur Erreichung größtmöglicher Nachhaltigkeit und einer vernünftigen Balance ökonomischer, sozialer und umweltbezogener Interessen erwiesen,” schreiben Gingold und Stolle in einer Analyse des Moratoriums.