Wälder, die ein Gebiet größer als die Fläche von Costa Rica bedecken – 5,6 Millionen Hektar – sind von der Regierung von Papua-Neuguinea an ausländische Firmen überlassen worden, und das größtenteils zum Zwecke der Abholzung. Die Regierungsabkommen zur Landnutzung, die unter dem Namen Special Agriculture and Business Leases (SABL) bekannt sind, umgehen die strengen Gesetze des Landes bezüglich staatlichen Landeigentums. Jetzt drängt der weltweit größte professionelle Verband zum Studium und Erhalt tropischer Wälder, die Association for Tropical Biology and Conservation (ATBC), die Regierung von Papua-Neuguinea, bezüglich der SABL-Abkommen ein Moratorium zu erklären.
„Die SABL–Abkommen waren ursprünglich dazu gedacht, die lokale Landwirtschaftsentwicklung zu fördern”, so ATBC in einer Erklärung. „ Sie werden aber dazu benutzt, in großem Stil Reformen zum Schutz der Wälder zu umgehen, indem sie meist ausländischen oder multinationalen Konzernen langfristige Nutzungsrechte gewähren, oft für einen Zeitraum von 99 Jahren.“
SABL-Abkommen wurden ohne die Zustimmung, ja in manchen Fällen sogar ohne das Wissen der lokalen Gemeinden genehmigt, was einer klaren Verletzung der Gesetze Papua-Neuguineas bezüglich kommunalen Landbesitzes gleichkommt.
Sobald ein SABL–Abkommen abgeschlossen ist, werden Abholzungsgenehmigungen – unter dem zutreffenden Namen Forest Clearing Authorities bekannt – von der nationalen Waldbehörde erteilt. Zurzeit ist bereits fast die Hälfte der von SABL-Abkommen betroffenen Flächen – 2 Millionen Hektar – zur Abholzung freigegeben. Laut ATBC ist ein großer Teil dieser Wälder, die sich unter dem Fallbeil befinden, von „außergewöhnlicher biologischer und kultureller Bedeutung“.
„Diese Rodungsgenehmigungen werden die Ausbeutung der einheimischen Wälder durch ausländische Interessengruppen vorantreiben, ohne dass diese sich an bestehende Bestimmungen zum Schutz der Wälder halten müssten“, so ATBC. Sie fügen hinzu, SABL-Abkommen seien „ein klarer Versuch, bestehende Bemühungen zur Reform der Waldgesetze [von Papua-Neuguinea] zu umgehen, die lange von einer Verbindung von schwacher Regulierung und Missmanagement gekennzeichnet waren“.
Laut ATBC sollte die Regierung ein Moratorium bezüglich der Genehmigung neuer SABL-Abkommen und Rodungserlaubnissen erklären, bevor lokalen Gemeinschaften ihr traditionelles Land entfremdet, die biologische Vielfalt unterhöhlt und Wald-Ökosysteme massiv verkleinert werden. Zusätzlich sollten bestehende Abkommen einer „sorgfältigen, transparenten und unabhängigen Prüfung“ unterzogen werden.
ATBC erklären in ihrer Stellungnahme, sie würden nicht versuchen, das „vordringliche Ziel“ der Regierung von Papua-Neuguinea zu torpedieren, die Armut im Land zu bekämpfen. Allerdings sollten diese Bemühungen ein wachsames Auge auf Versuche haben, „die Wälder, Landstriche und andere natürliche Ressourcen des Landes industriell auszubeuten, wobei allzu oft für die Mehrheit der Einwohner keine fairen oder angemessenen Vorteile erzielt werden“.
Bisher war man der Ansicht, Papua-Neuguinea habe die großflächige Entwaldung bisher vermieden und damit einen der größten Regenwälder außerhalb des Kongos und des Amazonasgebiets erhalten. Wie aber eine Studie aus dem Jahr 2009 aufgezeigt, gingen in den Jahren 1972-2002 bereits fast ein Viertel der Waldflächen des Landes durch Abholzung verloren oder wurden entwertet.
Diagramm von mongabay.com.