Die neuen Richtlinien der Weltbank bezüglich der Wiederaufnahme von Kreditvergaben an den Palmölsektor wurden von Gruppen, die der Palmölindustrie nahestehen, heftig attackiert.
World Growth International und die Initiative zur Analyse der Öffentlichen Politik (Initiative for Public Policy Analysis, IPPA), zwei Lobbyistenverbände der industriellen Palmölhersteller, griffen die Weltbank an, nachdem diese soziale und Umweltschutzkriterien als Richtlinien für die Kreditvergabe im Palmölsektor eingeführt hatte. Die Weltbank teilte mit, sie würde Investitionen den Vorzug geben, die „Kleingewerbetreibende unterstützen und die Gewinnbeteiligung ländlicher Kommunen fördern“.
„Wir möchten damit dazu beitragen, Produktionsgemeinschaften von Kleingewerbetreibenden zu helfen, indem wir ihnen den Zugriff auf Finanzen und Märkte erleichtern, zur Verbesserung ihrer landwirtschaftlichen Methoden und Produktivität beitragen und faire vertragliche Vereinbarungen mit größeren Firmen fördern“, verkündete die Weltbank in einer Erklärung.
Palmöl wird in großem Stil bei der Produktion von Nahrungsmitteln, Kosmetika und Seife eingesetzt. Auch wird es in zunehmendem Maße für Biokraftstoffe verwendet. Aber die Entwicklung der Palmölindustrie zu einem ökonomischen Moloch in Indonesien und Malaysia hat ihren Preis. Nach Schätzungen fand mehr als die Hälfte der Expansion des Palmölanbaus seit 1990 auf Kosten von Wäldern statt, was die Kritik von Umweltverbänden hervorrief, die sich um die Erzeugung von Treibhausgasen und den Verlust von Lebensraum bedrohter Tierarten sorgen – darunter Orang- Utans, Zwergelefanten, Sumatra-Nashörner und Tiger. Die Expansion von Ölpalmenplantagen hat ebenfalls in manchen Fällen zu Konflikten um Landeigentum geführt. |
Auch priorisiert das Rahmenwerk Initiativen, die die Palmölerzeugung von Wald- und Sumpfgebieten in degradierte Gebiete verlagern. Es zielt ebenfalls darauf ab, Maßnahmen zur Produktivitätsverbesserung bestehender Plantagen zu fördern.
Aber die in Washington D.C. ansässige World Growth International und die in Nigeria beheimatete IPPA behaupten, die Richtlinien würden die Armut fördern.
Wie Thompson Ayodele, Direktor von IPPA, in einer Pressemitteilung verlauten ließ, würden „die neuen Richtlinien der Bank zum Engagement in der Palmölindustrie radikalökologische Widerstände gegen die landwirtschaftliche Entwicklung über die Bedürfnisse der Armen und Hungernden Afrikas“ stellen.
„Die vorgeschlagene Richtlinie wird das Wachstum am Arbeitsmarkt ersticken, den langfristigen ökonomischen und sozialen Aufstieg von Millionen Menschen verhindern sowie Bemühungen erschweren, die Sicherheit in der Lebensmittelversorgung zu verbessern“, so Alan Oxley, Vorsitzender von World Growth International, in einer Mitteilung, die vor Bekanntgabe der endgültigen Version der Rahmenbedingungen veröffentlicht wurde. „Die Weltbank ist nicht mehr länger ein Vorkämpfer für die Armen; vielmehr macht sie sich zum ‚globalen Umwelt-Oberhäuptling‘.“
Das malaysische Palmölkonzil (MPOC), ein Marketingverband der malaysischen Palmölindustrie, brachte ebenfalls „tiefe Enttäuschung“ über den Abstimmungsprozess zum Ausdruck, der zum Rahmenabkommen der Weltbank führte.
„Der Prozess hat zu einem Ergebnis geführt, das zeigt, wie sich die Bank von ihrem Mandat zur Entwicklung immer weiter entfernt“, so MPOC in einer Stellungnahme.
Sowohl MPOC als auch World Growth International und IPPA, die sich eine Mailing-Liste teilen und sehr ähnliche Mitteilungen verbreiten, setzen sich für die Deregulierung der Palmölindustrie ein. Umweltschutzgruppen und Menschenrechtsorganisationen vertreten eine andere Meinung. Sie konstatieren, dass die Entwicklung der Palmölindustrie mit dem Missbrauch von Arbeiterrechten sowie Schädigungen der Umwelt in Verbindung stehe. Diese Nichtregierungsorganisationen argumentieren, dass zumindest minimale Sicherheitsmaßnahmen nötig sind, um zu verhindern, dass der Palmölanbau soziale Konflikte erzeugt oder wichtige Ökosysteme zerstört, wozu kohlenstoffspeichernde Moorgebiete sowie an Wildtieren reiche Regenwälder gehören.
Ölpalmenplantagen in Sabah, Malaysia. Die Palmölindustrie behauptet, ihr Produkt würde „den Planeten begrünen“, aber die Realität sieht nicht ganz so einfach aus.
Die neuen Richtlinien der Weltbank zur Kreditvergabe an die Palmölindustrie — die auch für die International Finance Corporation (IFC), den Investmentbanking-Ableger der Weltbank &8212; Gültigkeit hat, resultierte aus Konflikten zwischen Kleinbauern im indonesischen Borneo und Wilmar, einem Palmölgiganten. World Growth International, die sich als Organisation zur Bekämpfung der Armut darstellen, ergriffen in diesem Konflikt die Partei von Wilmar und stellten damit die Interessen eines Großkonzerns über die von kleinen Landeigentümern, die für von der Firma verursachte Schäden Wiedergutmachung einforderten.
World Growth International wurde dafür kritisiert, dass sie in ihren Berichten und Pressemitteilungen Informationen falsch dargestellt hätten. Sie hatten Aussagen von Wissenschaftlern und von Wangaari Maathai, einem Nobelpreisgewinner und Umweltschützer, falsch dargestellt. Die Gruppe machte falsche Aussagen bezüglich des Einflusses von Palmöl auf den Umweltschutz und wurde kürzlich vom größten Palmölproduzenten Indonesiens, Golden Agri Resources (GAR), getadelt, nachdem der internationale Vorsitzende von World Growth International, Alan Oxley, behauptet hatte, die neue Waldpolitik der Firma sei geschäftsschädigend. GAR bestritt die Behauptung von World Growth International und hielt fest, die neue Waldpolitik, die die Umwandlung von besonders erhaltenswerten Wäldern verhindert und bei der Verhandlung mit Kommunen deren vorherige freie und informierte Zustimmung erfordert, hätten auf ihre Gewinne nur „vernachlässigbare“ Auswirkungen.
Das neue Rahmenwerk von Weltbank und IFC ist das Ergebnis monatelanger Beratungen mit Vertretern verschiedener Interessengruppen, darunter Palmölerzeuger, Nichtregierungsorganisationen, Farmer, Gemeinschaften von Ureinwohnern, Entwicklungsexperten und Regierungen.
Bezüglich der Behauptungen von IPPA sagte ein Sprecher der IFC gegenüber mongabay.com: „Das neue Rahmenabkommen der Weltbankgruppe zu Palmöl berücksichtigt die Tatsache, dass Palmöl in hohem Maß zum Wachstum, der ökonomischen Entwicklung und der Überwindung von Armut beitragen kann, vorausgesetzt, es wird in einer umwelt- und sozialverträglich nachhaltigen Art und Weise produziert.“
„Das neue Rahmenwerk berücksichtigt auch die Rolle und Wichtigkeit von Kleinproduzenten in diesem Sektor. Unser neuer integrierter Ansatz priorisiert Initiativen, die diese fördern. Er wird zur Stärkung von Zusammenschlüssen kleinerer Hersteller beitragen, indem er ihnen Zugang zu Finanzen und Märkten erleichtert, zur Verbesserung ihrer landwirtschaftlichen Methoden und Produktivität beiträgt und den Abschluss fairer Verträge mit größeren Firmen fördert. „
IPPA reagierte nicht auf die Bitte von mongabay.com um Stellungnahme.