Der Artikel basiert auf einem Interview aus dem Jahr 2009.
Illegale Tierhändler entfernen Plumploris wie diesem jungen Sunda-Plumplori (Nycticebus coucang) auf Indonesiens Vogelmärkten gewaltsam die Zähne. Sie tun dies entweder, um Käufer davon zu überzeugen, dass die Primaten als Haustiere für Kinder geeignet sind, oder um die Tiere wie Babys aussehen zu lassen. Dieses Bild stammt von Dr. Karmele Llano Sánchez von der Tierschutzorganisation International Animal Rescue (IAR).
Ein neues Video, das einen Plumplori in einer Tierhandlung zeigt, der einen Regenschirm hält, wurde beinahe 1,5 Millionen Mal angesehen. Doch Videos wie dieses fördern einen illegalen und oft grausamen Tierhandel und gefährden dadurch das Überleben dieser niedlichen Primaten.
„Die meisten Leute, die die Plumploris in dieser Umgebung sehen, möchten auch einen haben“, berichtete Angelina Navarro-Montes, eine Doktorandin der Oxford Brookes University, die eine Studie zum Internet-Handel mit Plumploris durchgeführt hat, im Jahr 2009. „[YouTube] verbreitet auch falsche Annahmen, und viele Leute denken, dass es legal ist, Plumploris als Haustiere zu halten.“
Dies ist jedoch in allen Ländern, in denen die fünf Plumplori-Arten beheimatet sind, verboten.
Der Wunsch, einen Plumplori als Haustier zu halten, ist verständlich. Mit ihren riesigen Augen und ihrer neugierigen Art sind sie einfach hinreißend. Die Anthropologin Dr. Anna Nekaris von der Oxford Brookes University, die sich auf die Erforschung von Plumploris spezialisiert hat, erklärte mongabay.com im Jahr 2009, dass Menschen sich zu diesen Tieren hingezogen fühlen, da sie „sich widerstandslos auf den Arm nehmen lassen“. Sie fügte jedoch hinzu, dass die Plumploris sich nicht festhalten lassen, weil es ihnen gefällt, sondern weil es „Teil ihrer Verteidigungsstrategie ist, still zu verharren“, wenn sie sich bedroht fühlen.
Aufgrund dieser Verhaltensweise sind Plumploris eine leichte Beute für Wilderer, die sie dann in Massen auf dem Schwarzmarkt verkaufen. „Plumplori-Eltern lassen ihre Jungen während der Nacht allein zurück. Die Jungen sind dann schutzlos und leicht zu fangen. Ein Jäger braucht einen Plumplori nur aufzuheben, wenn er ihn findet“, schilderte Frau Nekaris das Problem.
Wenn Jäger eine Plumplori-Mutter bei ihrem Jungen auffinden, töten sie oft die Mutter.
Die Jungen werden dann für den Transport in Säcke gesteckt, manchmal mehrere in einen Sack mit zusammengebundenen Armen. Andere werden in Drahtkäfige gesperrt, die ihnen ins Fleisch schneiden.
Normalerweise entfernen Wilderer den Plumploris die Zähne, um sie zu angenehmeren „Haustieren“ zu machen. Den Tieren werden die Zähne mit einer Zange und ohne Narkose gezogen. Dieses Vorgehen, das Frau Navarro-Montes als „böse“ bezeichnet, kann leicht zu Infektionen und sogar zum Tod der Tiere führen. Außerdem ist es für einen Plumplori nach dem Verlust seiner Zähne schwierig, sich gesund zu ernähren.
„Plumploris reagieren sehr stressempfindlich auf eine neue Umgebung“, erklärte Frau Nekaris. „Wegen dieser Stressempfindlichkeit sterben Schätzungen zufolge 30-90 Prozent der gefangenen Plumploris, bevor sie als Haustiere verkauft werden können.“
Selbst wenn ein Plumplori lange genug überlebt, um verkauft zu werden, bleibt er trotzdem ein Wildtier, das nicht an das Leben mit Menschen angepasst ist. Die meisten YouTube Videos zeigen Plumploris bei Tag, doch diese Tiere sind in Wahrheit rein nachtaktiv. Verwaiste Plumplori-Babys können sich auch nicht selbst von Kot und Urin befreien, da sie in freier Wildbahn von ihrer Mutter mit der Zunge und den Krallen gereinigt werden.
Außerdem sind als Haustiere gehaltene Plumploris oft unterernährt.
„Wir beginnen erst, ihre Ernährungsgewohnheiten in freier Wildbahn zu verstehen“, erklärte Frau Nekaris, „und die meisten in Gefangenschaft gehaltenen Tiere werden falsch gefüttert, was zu Karies, Diabetes, Fettleibigkeit, Nierenversagen und zum Tod führen kann.“
Kommentare zu den YouTube Videos über Plumploris sind oft voller falscher Informationen. Frau Nekaris zufolge ist eine der größten Unwahrheiten, die auf YouTube verbreitet werden, dass die Primaten keine Wildfänge sind, sondern speziell gezüchtet wurden.
„Die besten Zuchtstationen haben Probleme bei der Zucht dieser Tiere, und für diejenigen, denen es gelingt, ist es oft schwierig, sie am Leben zu erhalten“, erklärte sie.
„Da es so einfach ist, Plumploris in der Wildnis zu fangen, ist es höchst unwahrscheinlich, dass Händler in Gefangenschaft gezüchtete Tiere verkaufen.“
Die Abholzung der Regenwälder und der Tierhandel stellen eine große Bedrohung für Plumploris dar. Wenn ihr Nachwuchs aus den Wäldern gestohlen wird, werden die überlebensfähigen Populationen in der Wildnis drastisch reduziert. Von den fünf Plumplori-Arten werden vier in der Roten Liste gefährdeter Arten der IUCN als gefährdet klassifiziert, während die fünfte Art, der Java-Plumplori, als stark gefährdet gilt.
Frau Nekaris und Frau Navarro-Montes zufolge ist der Handel mit Plumploris in Asien, vor allem in Japan und China, am stärksten ausgeprägt.
„Japan hat eine Vormachtstellung im Handel mit diesen Tieren. Die meisten Videos auf YouTube, die Plumploris als Haustiere zeigen, kommen aus Japan“, berichtete Frau Navarro-Montes. In Japan werden Plumploris zu einem Preis von 1500 bis 4500 Dollar verkauft.