- Eine neue Studie, die die kumulativen Auswirkungen menschlicher Aktivitäten auf Wildtiere untersucht, zeigt, dass eine breite Mehrheit der Landtiere durch den menschlichen Fußabdruck auf dem Planeten "massiven" Belastungen ausgesetzt ist.
- Forscher untersuchten die Belastung durch Menschen im Verbreitungsgebiet von 20.529 Landwirbeltieren und fanden heraus, dass 85 Prozent der Tiere, die in der Studie berücksichtigt wurden, oder circa 17.517 Spezies, in der Hälfte ihrer Verbreitungsgebiete "massiven Belastungen" ausgesetzt sind. Ungefähr 16 Prozent, oder 3.328 Spezies, sind diesen Belastungen in ihrem gesamten Verbreitungsgebiet ausgesetzt.
- Die Forscher sagen, dass ihre Ergebnisse dazu beitragen könnten auszuwerten, wie stark die Spezies vom Aussterben bedroht sind.
Eine neue Studie, die die kumulativen Auswirkungen menschlicher Aktivitäten auf Wildtiere untersucht, zeigt, dass eine breite Mehrheit der Landtiere durch den menschlichen Fußabdruck auf dem Planeten “massiven” Belastungen ausgesetzt ist.
Ein Forschungsteam, geführt von Christopher O’Bryan der an der Universität von Queensland in Australien arbeitet, untersuchte die Belastung durch Menschen in den Verbreitungsgebieten von 20.529 Landwirbeltieren und veröffentlichte die Ergebnisse im Magazin Global Ecology and Conservation (dt.: Ökologie und Umweltschutz Global).
Die Forscher fanden heraus, dass 85 Prozent der Tiere, die in der Studie berücksichtigt wurden, oder circa 17.517 Spezies, in der Hälfte ihrer Verbreitungsgebiete “massiven menschengemachten Belastungen” ausgesetzt sind. Ungefähr 16 Prozent, oder 3.328 Spezies, sind diesen Belastungen in ihrem gesamten Verbreitungsgebiet ausgesetzt.
“Bedrohte Landwirbeltiere und Spezies mit kleinen Verbreitungsgebieten sind massiven menschlichen Belastungen unverhältnismäßig stark ausgesetzt.”, schreiben O’Bryan und sein Team in der Studie. Sie fügen hinzu, dass sogar viele Spezies die auf der Roten Liste gefährdeter Arten als “nicht gefährdet” eingeschätzt werden einer starken Belastung durch menschliche Aktivitäten ausgesetzt sind: “Unsere Analyse zeigt auch, dass sich ein beträchtlicher Anteil der Verbreitungsgebiete von mindestens 2478 Spezies die als “nicht gefährdet” eingeschätzt werden mit diesen Belastungen überschneidet, was einen Hinweis darauf geben könnte, wie hoch das Risiko für einen Rückgang ist.”
Es gibt immer mehr Beweismaterial dafür, wie sich die veränderte Landnutzung, wie zum Beispiel Urbanisierung und die Umwandlung zu Weide- oder Agrarland, und andere menschliche Aktivitäten, wie zum Beispiel die Entwicklung von Infrastruktur, Wilderei und Überjagung, dazu führen, dass Wildtierpopulationen zurückgehen. Laut den Autoren der Studie hat man sich bei vorherigen Forschungen im Bezug auf die Habitatverfügbarkeit normalerweise auf die Unversehrtheit der Vegetation konzentriert. Dies berücksichtigt nicht die kumulativen Bedrohungen die Auswirkungen auf Spezies haben können selbst wenn ihr Lebensraum intakt zu sein scheint.
Um sich einen vollständigen Überblick darüber zu verschaffen, welche Auswirkungen Menschen weltweit auf Wildtiere haben, haben O’Bryan und seine KollegInnen einen Datensatz verwendet, der Menschlicher Fußabdruck heißt. Dies ist eine Auswertung der kumulativen Belastungen durch den Menschen und beinhaltet Daten im Bezug auf Straßen, bebaute Gebiete, menschliche Bevölkerungsdichte, Bahnlinien, schiffbare Wasserstraßen, Weideland und Ackerland in einer globalen 1-Quadratkilometer Auflösung. Sie fügten hinzu: “Der Menschliche Fußabdruck ist der umfassendste verfügbare Datensatz für die weltweiten Belastungen durch den Menschen und auf Grund der Beschaffenheit der eingegebenen Daten erfasst es die größte Faktorenanzahl für den Rückgang der Spezies (zum Beispiel landwirtschaftliche Aktivität, Städtebau, Transportwesen, Energieerzeugung und Systemveränderungen) und hat nachgewiesenermaßen den Gefährdungsgrad bei weltweit bedrohten Wirbeltieren verdeutlicht.”
O’Bryan und sein Team benutzten den Menschlichen Fußabdruck, um den Anteil der Verbreitungsgebiete für 10.745 Vogelspezies, 4.592 Säugetiere, 5.000 Amphibien und 192 Reptilien die massiven menschengemachten Belastungen ausgesetzt sind zu quantifizieren. Das sind alle landlebenden taxonomischen Hauptgruppen deren Verbreitung und Aussterberisiko bereits umfassend ausgewertet wurden. Sie stellten fest, dass “alle taxonomischen Klassen im Großteil ihrer Verbreitungsgebiete massiven menschengemachten Belastungen ausgesetzt sind” und, dass es bei beinahe 40% der Amphibien, 15% der Säugetiere und 12% der Vögel keinen Teil des Gebiets gibt, das nicht massiven menschgengemachten Belastungen ausgesetzt ist.
“Unsere Arbeit zeigt, dass ein großer Teil der Landwirbeltiere sich nirgendwo vor den Belastungen durch Menschen verstecken kann, die sich von Weideland und Landwirtschaft bis hin zu extremen städtischen Ballungszentren erstrecken.”, so die Aussage O’Bryans.
Die Daten des Menschlichen Fußabdrucks erfassen nicht viele Belastungen die aus menschlichen Aktivitäten hervorgehen und Wildtiere direkt beeinflussen, wie zum Beispiel der weltweite Klimawandel, Verschmutzung, Raubbau und die Einführung invasiver Arten in ihren Lebensraum, weshalb die Forscher anmerkten, dass ihre Resultate “eine konservative Einschätzung der Belastungen” auf Landwirbeltiere darstellen.
Die Forscher sagen, dass ihre Ergebnisse dazu beitragen könnten auszuwerten, wie stark die Spezies vom Aussterben bedroht sind. Sie könnten zum Beispiel versuchen bei der Beurteilung der Fortschritte des 12. Ziels der Aichi Biodiversity Targets (dt.: Aichi Artenvielfaltsziele), das dazu aufruft, das Aussterben zu verhindern und den Schutzstatus der rückläufigen Spezies zu verbessern, und des 5. Ziels, das dazu aufruft die Lebensraumdegradierung und -fragmentierung zu halbieren, zu helfen.
“Auf Grund des wachsenden menschlichen Einflusses auf den Planeten werden Zeit und Raum für die Artenvielfalt knapp und wir müssen Aktionen gegen diese massiven menschengemachten Belastungen priorisieren.”, so Mitautor der Studie James Watson, der Mitglied der WCS (Wildlife Conservation Society; dt.: Artenschutzgesellschaft) ist und an der Universität von Queensland arbeitet, in einer Stellungnahme. “Indem wir Daten kumulativer menschlicher Belastungen verwenden können wir Gebiete identifizieren die einem höheren Risiko ausgesetzt sind und bei denen sofort Naturschutzmaßnahmen eingesetzt werden müssen, um sicherzustellen, dass genug Lebensraum für die Wildtiere übrig bleibt, damit sie bestehenbleiben.”
Quellen:
• O’Bryan, C. J., Allan, J. R., Holden, M., Sanderson, C., Venter, O., Di Marco, M., … & Watson, J. E. (2020). Intense human pressure is widespread across terrestrial vertebrate ranges. Global Ecology and Conservation, 21, e00882. doi:10.1016/j.gecco.2019.e00882