- In einer umfangreichen Studie wurde das Wachstum von 300.000 Bäumen in einem Zeitraum von drei Jahrzehnten in Afrika und am Amazonas aufgezeichnet und verglichen, wie sich die Wälder auf den zwei Kontinten entwickelt haben.
- Die Forscher schätzen, dass intakte Wälder 46 Milliarden Tonnen Kohlendioxid in den 1990er Jahren aus der Atmosphäre absorbiert haben, aber diese Zahl ist in den 2010er Jahren auf 25 Milliarden gesunken.
- Falls diese Tropenwälder sich in Nettokohlenstoffquellen verwandeln, wird der Klimawandel beschleunigt, was wiederum schädlich für den Zustand dieser Wälder sein und eine Abwärtsspirale auslösen wird.
- Die Studie fand außerdem heraus, dass die Wälder am Amazonas als Kohlenstoffsenke schneller schwächer werden als die in Afrika.
Traditionell unberührte Tropenwälder in Afrika und am Amazonas verlieren ihre Fähigkeit, Kohlenstoff zu speichern – und das geschieht schneller als Wissenschaftler vorhergesehen haben laut einer neuen Studie in der Fachzeitschrift Nature.
„Intakte Tropenwälder bleiben eine lebenswichtige Kohlenstoffsenke, aber diese Studie macht deutlich, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis sie Kohlenstoff nicht mehr binden können, wenn nicht Maßnahmen zur Stabilisierung des Erdklimas ergriffen werden“, sagte der Mitverfasser der Studie, Simon Lewis von der School of Geology der Universitäts Leeds in Großbritannien in einer Erklärung.
Die umfangreiche Studie zeichnete das Wachstum von 300.000 Bäumen über einen Zeitraum von drei Jahrzehnten in 565 Wäldern in Afrika und am Amazonas auf und verglich, wie sich die Wälder auf den zwei Kontinenten entwickelt haben.
2019 ließen Brände am Amazonas die Alarmglocken läuten und machten auf die entscheidende Rolle aufmerksam, die Wälder bei der Erhaltung des Kohlenstoffhaushaltes spielen, indem sie CO2 aus der Atmosphäre entfernen und in Biomasse umwandeln, die in stehenden Bäumen eingeschlossen bleibt. Intakte tropische Regenwälder sind sogar noch entscheidender für den Schutz gegen den unkontrollierten Klimawandel als andere Waldarten.
Die in der neuen Studie untersuchten Wälder haben zusammen 250 Milliarden Tonnen Kohlenstoff in ihren Bäumen aufgefangen, was nach heutigem Stand 90 Jahre Emissionen fossiler Brennstoffe weltweit entspricht. Aber ihre Fähigkeit, unbegrenzt mehr zu absorbieren, ist bedroht.
Die Forscher schätzen, dass intakte Wälder 46 Milliarden Tonnen Kohlendioxid in den 1990er Jahren aus der Atmosphäre absorbiert haben, aber diese Zahl ist in den 2010er Jahren auf 25 Milliarden gesunken. Diese Lücke entspricht dem Wert der Emissionen fossiler Brennstoffe innerhalb eines Jahrzehnts für Großbritannien, Deutschland, Frankreich und Kanada zusammen.
Während die steigende Konzentration von CO2 in der Atmosphäre die Photosynthese verstärkt und die Fähigkeit der Bäume erhöht, zu wachsen und Kohlenstoff als Biomasse zu speichern, hat der dazugehörige Anstieg der Durchschnittstemperatur den gegenteiligen Effekt.
Die rasant ansteigende Klimaerwärmung wirkt sich negativ auf die Wälder aus. Einer der Hauptgründe für die sinkende Fähigkeit, Kohlenstoff zu binden, ist das Baumsterben. Höhere Temperaturen und trockenere Bedingungen hemmen das Wachstum der Bäume und können sich als verheerend erweisen. Sterbende Bäume werden, während sie sich zersetzen, all die Jahrzehnte des gespeicherten Kohlenstoffs wieder in die Atmosphäre abgeben.
Falls diese Tropenwälder sich in Nettokohlenstoffquellen verwandeln, wird der Klimawandel beschleunigt, was wiederum schädlich für den Zustand dieser Wälder sein und eine Abwärtsspirale auslösen wird.
Die Studie fand heraus, dass die Wälder am Amazonas als Kohlenstoffsenke schneller schwächer werden als die in Afrika. Ihre Fähigleit, Kohlenstoff zu speichern, erreichte ihren Höhepunkt in den 1990er Jahren und nimmt seitdem ab. Man nimmt an, dass sie sich frühestens Mitte 2030 in Kohlenstoffquellen verwandeln. In Afrika ist das Gleiche geschehen, aber der Verfall der Bäume in Kohlenstoffsenken begann dort später in den 2010er Jahren.
Dies ist besorgniserregend, weil selbst das vorsichtigste Klimamodell davon ausgeht, dass Tropenwälder in ihrer Rolle als Kohlenstoffsenken für Jahrzehnte fortdauern. Das scheint jetzt das optimistischere Szenario zu sein.
„Wenn man bedenkt, dass die intakte Kohlenstoffsenke der tropischen Wälder schneller enden wird als sogar die pessimistischten klimabedingten Vegetationsmodelle voraussagen, lassen unsere Analysen darauf schließen, dass die Auswirkungen des Klimawandels auf die Tropen schlimmer sein können als vorausgesagt,“ schreiben die Autoren in ihrer Veröffentlichung.
Um den Rückgang der Wälder als Kohlenstoffspeicher aufzuhalten, ist es nicht nur notwendig, Kohlenstoffemissionen zu verringern, sondern auch akute Bedrohungen für unzerstörte Wälder zu bewältigen. „Die direkten Bedrohungen für Tropenwälder sind Kahlschlag, Abholzung und Feuer“, sagte Lewis. „Sie erfordern dringend Handlung“, so Lewis.
Quellen:
Hubbau, W., Lewis, S. L., Phillips, O. L., Affum-Baffoe, K., Beeckman, H., Cuní-Sanchez, A., … Zemagho, L. (2020). Asynchronous carbon sink saturation in African and Amazonian tropical forests. Nature, 579, 80-87. doi:10.1038/s41586-020-2035-0
(Foto oben: Waldbrände in Lábrea im Bundesstaat Amazonas. Mit freundlicher Genehmigung durch
Victor Moriyama/ Greenpeace.)