- Fünf vom Aussterben bedrohte Ostafrikanische Spitzmaulnashörner wurden von Europa in den Akagera Nationalpark in Ruanda geflogen.
- Populationen des Ostafrikanischen Spitzmaulnashorns in der Region sind klein und isoliert, und das Risiko der Inzucht schadet der langfristigen genetischen Lebensfähigkeit.
- Die Nashörner kommen aus dem Zuchtprogramm der European Association of Zoos and Aquaria (EAZA; dt.: Europäische Assoziation der Zoos und Aquarien) und werden der jungen Population in Ruanda, die aus in Südafrika gezüchteten Nashörnern besteht, dringend benötigte neue Gene beifügen.
Fünf Ostafrikanische Spitzmaulnashörner, die von europäischen Zoos in den ruandischen Akagera Nationalpark verlegt wurden, haben eine erste Akklimatisierungsperiode erfolgreich beendet und wurden in größere, ein Hektar (2,5 Morgen) große Gehege umgesiedelt. Sie sollen letzten Endes in den Rest des Parks entlassen werden und sich zu einer Gruppe gesellen, die 2017 aus Südafrika hergebracht wurde. Sie sind die ersten Exemplare dieser vom Aussterben bedrohten Spezies in Ruanda seit 2005.
Seit den 1970ern wurden die Nashornpopulationen von einer Wilderei-Epidemie dezimiert, die von einer großen Nachfrage nach Nashornhörnern angetrieben wurde, wobei die Anzahl der Spitzmaulnashörner (Diceros bicornis) zwischen 1970 und 1995 um 96 Prozent von 70.000 auf 2.410 Exemplare fiel. Die Ostafrikanischen Spitzmaulnashörner (D. b. michaeli), die es ursprünglich in ganz Ostafrika gab, und zwar vom Süd-Sudan bis zum Nord-Tansania, sind die gefährdetsten der drei Subspezies der Spitzmaulnashörner. Es gibt weniger als 1.000 wilde Exemplare die in kleinen, isolierten Populationen über Tansania und Kenia verteilt sind.
Im Zuge einer Partnerschaft der Regierung von Ruanda, der European Association of Zoos and Aquaria (EAZA) und African Parks, einer internationalen Nicht-Regierungsorganisation, absolvierten fünf Nashörner aus dem EAZA Zuchtprogramm eine anstrengende, 6000 Kilometer (3.700 Meilen) lange Reise von Europa in ihr neues Zuhause im Akagera Nationalpark in Ruanda.
Dies ist der zweite Versuch eine Population der Ostafrikanischen Spitzmaulhörner aufzubauen. Die Nashörner wurden in den 1950er Jahren aus dem benachbarten Tansania in den Park gebracht und die Population wuchs bis zu den 1970er Jahren auf über 50 Tiere an, bevor sie von Wilderern ausgelöscht wurde. Die letzte bestätigte Sichtung war 2007.
“Sie haben sich sehr gut eingelebt und mögen die örtliche, einheimische Vegetation.”, so Jes Gruner, Akageras Parkmanager, über die in Europa gezüchteten Nashörner. “Wir werden bald die ersten Schritte einleiten, um sie in ein kleines Gehege um das Boma herum zu entlassen.”
Es gibt eine Ex Situ Population von ungefähr 90 Ostafrikanischen Spitzmaulnashörnern die sich in privaten Reservaten in Südafrika befindet und aus neun Exemplaren die in den 1950er Jahren importiert wurden gezüchtet wurde. Achtzehn Nashörner aus dieser Gruppe in Südafrika wurden 2017 nach Akagera überführt.
Die neuesten Mitglieder aus EAZAs Zuchtprogram für Ostafrikanische Spitzmaulnashörner werden die junge Population in Ruanda stärken, indem sie Abwechslung in den Genpool bringen.
“Wir haben einen sehr wichtigen genetischen Bestand der dabei helfen wird, die genetischen Populationen zu stärken.”, so Mark Pilgrim, CEO des Zoos von Chester, der das Zuchtprogramm für Ostafrikanische Spitzmaulnashörner der EAZA koordiniert.
EAZA ist eine Mitgliedsorganisation, die aus über 400 Zoos in Europa und dem Nahen Osten besteht. Eine Bedingung für die Mitgliedschaft ist, dass alle Spezies die unter das Europäische Programm für gefährdete Arten (EEP) der EAZA fallen in einem koordinierten Zuchtprogramm das alle Institutionen umfasst verwaltet werden.
Das EAZA Programm für Ostafrikanische Spitzmaulnashörner begann mit einer ursprünglichen Population von circa 40 Tieren, die in den 1950ern und 60ern nach Europa gebracht wurden. Heute machen die beinahe 100 Nashörner aus der vorsichtig verwalteten Population von EAZA ungefähr 10 Prozent der gesamten weltweiten Ostafrikanischen Spitzmaulnashörner aus. Pilgrim sagt, dass die EAZA Population nun alle fünf Jahre in der Lage ist, ein paar Exemplare bereitzustellen, um die wilden Populationen zu ergänzen.
“Wir haben jetzt eine sehr fortschrittliche Software die ich aufrufen und dann sehen kann, welche Nashörner verlegt werden müssen, um die genetische Population gesund zu halten.”, sagte er. “Es ist im Grunde genommen ein großes Nashorn Dating Spiel.”
Jedoch liegt der Software die Annahme zu Grunde, dass die ursprüngliche Population nicht miteinander verwandt war. EAZA stellt gerade Forschungen an, um genau herauszufinden, wie genetisch divers ihre Population ist. Pilgrim sagte, dass er glaubt, basierend auf der hohen Anzahl von Orten von denen die Nashörner importiert wurden, dass die Population höchstwahrscheinlich Gene haben wird, die es in Afrika nicht mehr gibt. Dies könnte für die Zukunft des Ostafrikanischen Spitzmaulnashorns sehr wichtig sein.
“Die gute Nachricht ist, dass selbst bei Populationen, die durch Inzucht entstanden sind, nur wenige genetisch andersartige Tiere dazu kommen müssen, um einen großen Unterschied zu machen.”, so Pilgrim.
Es gibt für im Zoo gezüchtete Nashörner einige Herausforderungen, wenn sie ihr Leben in der Wildnis antreten. Ihr Verdauungssystem braucht Zeit um sich an ihre neue Nahrung anzupassen, Tsetsefliegen um das Boma herum müssen unter Kontrolle gehalten werden bis sie Abwehrkräfte gegen Trypanosomiasis entwickelt haben, und sie müssen lernen, wie sie mit den anderen Einwohnern ihres Lebensraums am besten zusammen leben – vor allem mit den Nashornbullen die bereits dort sind.
“Der [Auswilderungs-]Prozess wird langsam voran gehen und sie werden die ganze Zeit beobachtet.”, so Gruner. “Es könnte einige Jahre dauern, bis sie Zugang zum gesamten Park haben.”
Bedingungen für den Erfolg
Die Umsiedlung von Nashörnern ist teuer. Gruner schätzt, dass das Projekt in den letzten zwei Jahren ungefähr 1,5 Millionen US-Dollar gekostet hat. Kritiker des Ex Situ Naturschutzes weisen darauf hin, dass die Programme oft teuer sind und, dass die Wiedereinführung in der Vergangenheit gemischte Ergebnisse hervorgebracht hat.
Im Falle der Ostafrikanischen Spitzmaulnashörner scheint es jedoch so, dass der Versuch durch Ex Situ Naturschutz in Zoos eine genetische “Arche” zu erstellen, aus der wilde Populationen wieder aufgefüllt werden können, Früchte trägt. Pilgrim sagte, dass er glaubt, dass einer der wichtigen Unterschiede der Grund für den Rückgang der Nashörner ist.
“Der Großteil der Spezies ist deswegen bedroht, weil ihr Lebensraum zerstört wurde.”, sagte er. “Bis man den Grund für die ursprüngliche Gefährdung beseitigt hat, macht eine Wiedereinführung nur wenig Sinn.”
Die Anzahl der Nashörner wurde jedoch im Gegensatz hierzu vor allem durch Wilderei dezimiert, was dazu führte, dass es in großen Gebieten, die ein geeigneter Lebensraum wären keine Nashörner mehr gab, einschließlich dem Serengeti-Mara Ökosystem, in dem es einst eine große Zahl Spitzmaulnashörner gab.
“Wenn wir die Wilderei stoppen und sie schützen können, dann gibt es genug Lebensräume in die sie zurückkehren können.”, so Pilgrim. “Da sie Pflanzenfresser sind und als Erwachsene nur wenige natürliche Feinde haben, wenn überhaupt, haben [wiedereingeführte Nashörner] eine sehr gute Chance.”
Die Kontrolle von Wilderei war für African Parks ein Schwerpunkt, seit sie das Management des Akagera Nationalparks zusammen mit dem Rwanda Development Board (dt.: Entwicklungsvorstand Ruandas) 2010 übernommen haben.
“Wilderei wird immer und überall eine Sorge sein.”, sagte Gruner. “Wir haben die Buschfleisch-Wilderei in Akagera im letzten Jahrzehnt stark reduziert und Maßnahmen ergriffen, um den Schutz der Nashörner sicherzustellen.”
Die bestehende Population die aus Südafrika importiert wurde hat sich gut angepasst und fängt jetzt an, sich zu vermehren. Mit der lebenswichtigen Einführung frischer Gene aus dem EAZA Zuchtprogramm sieht die Zukunft der Nashörner im Akagera Nationalpark sehr gut aus.
Bannerbild: Jasiri wurde als Teil des erfolgreichen Zuchtprogramms für Ostafrikanische Spitzmaulnashörner des EAZA von Dvur Kralove in der Tschechischen Republik in Gefangenschaft gezüchtet. Foto: Dvur Kralove