- Bis vor kurzem war die Kaiserpinguinkolonie an der Halley Bay im Weddell-Meer in der Antarktis eine der größten weltweit, mit einem Bestand von 14.000 bis 25.000 Brutpaaren, oder beziehungsweise mit fünf bis neun Prozent des weltweiten Bestandes der Vogelpopulation.
- Seit 2016 haben Satellitenbilder gezeigt, dass die Kolonie einen kompletten Brutverlust erlitten hat, was vorher noch nie verzeichnet worden ist.
- Der Brutverlust begann 2016, als nach einem ungewöhnlichen stürmischen Wetter das Meereis im Oktober brach, lange bevor die Küken flügge und bereit waren, ins Meer hinaus zu gehen. 2017 und 2018 brach das Eis wieder früh, was wahrscheinlich zum Tod aller Küken führte.
- Ungefähr zur gleichen Zeit gab es einen massiven Anstieg von Kaiserpinguinen in der Pinguin- kolonie im Dawson-Lambton-Gletscher, 55 Kilometer südlich der Halley Bay, was vermuten lässt, dass viele der Kaiserpinguine der Halley Bay nach Dawson-Lambton gewandert sind.
Eine neue Studie belegt, dass in den letzten drei Jahren die zweitgrößte Kaiserpinguinkolonie wahrscheinlich keine Küken hervorgebracht hat.
Bis vor kurzem gab es in der Kaiserpinguinkolonie an der Halley Bay im Weddell Meer zwischen 14.000 und 25.000 Brutpaare, beziehungsweise lebten dort fünf bis neun Prozent des weltweiten Bestandes der Vogelpopulation. In den letzten Jahrzehnten hat es Schwankungen in der Größe der Kolonie gegeben laut Forschern der British Antarctic Survey, die das Gebiet seit 1950 besuchen und untersuchen. Aber Satellitenbilder zeigen, dass seit 2016 die Kolonie einen kompletten Brutverlust erlitten hat, was vorher noch nie verzeichnet worden ist.
„Wir haben die Population dieser und anderen Kolonien in dieser Gegend im letzten Jahrzehnt beobachtet mit Hilfe hochauflösender Satellitenbilder“, sagte Peter Fretwell, ein Spezialist der Fernüberwachung der British Antarctic Survey und Hauptautor der Studie in einer Stellungnahme. „Diese Bilder haben eindeutig den katastrophalen Brutverlust in den letzten drei Jahren gezeigt. Unsere spezialisierte Analyse der Satellitenbilder kann Individuen erkennen und dichtgedrängte Gruppen, und so können wir die Größe der Population schätzen aufgrund der bekannten Dichte der Gruppen, um eine zuverlässige Schätzung der Koloniegröße zu erhalten.“
Der Kaiserpinguin (Aptenodytes forsteri) ist in vielfacher Weise einzigartig. Er ist die größte aller lebenden Pinguinarten und die einzige Art, die während des antarktischen Winters brütet. Er ist auch der einzig bekannte Vogel, der nie auf trockenem Land brütet und es stattdessen vorzieht, seine Jungen auf dem zugefrorenem Meer großzuziehen. Um sicherzugehen, dass die Jungen in den Sommermonaten Januar oder Februar flügge sind und ihre Brutplätze verlassen können, legen die weiblichen Kaiserpinguine ihre einzelnen Eier um Mai herum, wechseln sich dann mit ihren Partnern mit dem Ausbrüten ab und ziehen die Jungen danach während der extrem kalten Wintermonate auf. Während des gesamten Vorgangs müssen sich die Kaiserpinguine auf intaktes Meereis verlassen können. Aber im Jahr 2016, nach einem ungwöhnlichen stürmischen Wetter, brach das Eis im Oktober, lange bevor die Jungen flügge und bereit waren, ins Meer hinaus zu gehen. 2017 und 2018 brach das Eis auch früh, was wahrscheinlich zum Tod aller Küken geführt hat, wie die Forscher herausfanden.
„Es ist unmöglich, zu sagen, ob die Veränderungen der Meereisbedingungen in der Halley Bay speziell in Beziehung zum Klimawandel stehen, aber so ein kompletter Brutverlust ist an diesem Standort noch nie vorgekommen“, sagte Phil Trathan, ein Pinguinexperte der British Antarctic Survey und Mitautor der Studie.
Aber es sieht nicht alles düster aus. Zwischen 2016 und 2018 haben die Satellitenbilder eine massive Zunahme der Kaiserpinguinzahlen in der nahen Kolonie des
Dawson-Lambton-Gletschers, der 55 Kilometer südlich der Halley Bay liegt, aufgezeichnet. Während die geschätzte Anzahl der Paare beim Dawson-Lambton-Gletscher von 2010 bis 2015 kontinuierlich von 3.690 auf 1.280 Paare zurückgegangen seien, stiegen sie 2016 auf 5.315, 2017 auf 11.117 und 2018 auf 14.612 Paare, schreiben die Autoren in ihrem Bericht.
„Es scheint, dass viele Vögel der Halley Bay sich jetzt am Dawson-Lambton-Gletscher niedergelassen haben, während die übrigen in der Halley Bay geblieben sind, aber ohne Erfolg brüten“, fügen die Autoren hinzu. „Die Anzahl scheint abzunehmen auf jährlicher Basis gesehen, da mehr erfolglose Brüter zur nahegelegenen Kolonie ziehen. Es ist möglich, dass einige Kaiserpinguine eine neue Kolonie irgendwo anders gegründet haben.“
Ob das frühe Brechen des Eises in der Halley Bay sich in der Zukunft fortsetzt, ist unklar. Aber Wissenschafler haben vorausgesagt, dass durch die zukünftige Erwärmung der Antarktis und das reduzierte Meereis aufgrund des Klimawandels die Zahl der Pinguine zurückgehen wird. Und diese Studie zeige eine Vorschau darauf, wie Pinguine auf solch verschwindende stabile Meereisbedingungen reagieren könnten, sagen die Forscher.
Titelbild der Kaiserpinguine durch Pixabay.
Quellen
Fretwell, P. T. and Trathan, P. N. (2019). Emperors on thin ice: three years of breeding failure at Halley Bay. Antarctic Science. doi:10.1017/S0954102019000099.