- Ein weibliches Sumatra-Nashorn wurde im indonesischen Borneo gefangen und in eine lokale Schutzeinrichtung gebracht. Dies ist Teil einer Initiative, um die fast ausgestorbene Art durch Zucht in Gefangenschaft zu erhalten.
- Ein Team aus Tierärzten und Nashorn-Experten kümmert sich nun rund um die Uhr um das Nashorn und wird untersuchen, ob es zuchtfähig ist.
- Naturschützer und Regierungsbeamte haben die Nachricht von Fang und Rettung begrüßt, ein wichtiger Schritt, um die Art wieder zu vermehren, deren Gesamtbestand weniger als 30 Tiere betragen könnte.
- Der Fang erfolgte zwei Jahre nachdem ein anderes weibliches Nashorn im selben Bezirk gefangen wurde, jedoch nur einen Monat später starb.
JAKARTA – Naturschützer haben ein wildes Sumatra-Nashorn im indonesischen Borneo gefangen und in ein Zuchtzentrum gebracht – ein wichtiger Schritt zur Rettung der kritisch bedrohten Art.
Das erwachsene weibliche Sumatra-Nashorn (Dicerorhinus sumatrenses) fiel am 25. November im Distrikt West Kutai, in der Provinz Ost-Kalimantan in eine Fallgrube. Wildtier-Experten der Sumatra-Rhino Rescue Initiative hatten die Falle gestellt, eine von vielen, um Nashörner für ein Zuchtprogramm zu fangen.
Naturschützern und Regierungsbeamten gelang es innerhalb von 24 Stunden, das Nashorn in ein Rehabilitations-Zentrum in West Kutai zu bringen, wo ein Team von Tierärzten und Experten das Tier betreut. Das Nashorn wurde Pahu genannt.
‚Dieses Nashorn war aufgrund seines zerstörten Lebensraumes in großer Gefahr‘, sagte Rizal Malik, Geschäftsführer des WWF Indonesien, der an der Rettung beteiligt war. Trotz seiner sicheren Ankunft im Schutzzentrum ist das Nashorn noch nicht außer Gefahr. Aber wir sind vorsichtig optimistisch und unser engagiertes Team wird sich auch weiterhin rund um die Uhr um das Tier kümmern, bis sie sich gut eingewöhnt hat.
Sunandar, Chef der Ost-Kalimantan Umweltschutzbehörde, sagt in einer offiziellen Erklärung, dass sich Pahu in einem ‚stabilen und guten Zustand‘ befinde. In einer anderen Erklärung sagte der WWF, das Team des Rehabilitationszentrums werde ‚daran arbeiten, ihre Sicherheit und Gesundheit in dieser neuen Umgebung zu gewährleisten, und dann damit beginnen, ihre Zuchtfähigkeit zu bestimmen.‘
Der Fang erfolgte zwei Jahre nachdem WWF-Naturschützer ein weibliches Nashorn gefangen hatten, auch in West Kutai, welches sich durch eine Schlinge eine schwere Verletzung am Bein zugezogen hatte. Das Nashorn namens Najoq war das erste, das seit 40 Jahren im indonesischen Borneo gefunden wurde. Sie starb innerhalb weniger Wochen nach dem Fang, was zu Kritik an Umgang und Pflege durch den WWF führte.
Nashorn-Experten aus der ganzen Welt einigten sich im letzten Jahr darauf, dass nur die Zucht von Sumatra-Nashörnern in Gefangenschaft, sowohl von Sumatra als auch von Borneo, der einzig mögliche Weg ist, die Art zu retten. Lebensraumverlust und Wilderei führten dazu, dass nicht mehr als 80, vielleicht sogar weniger als 30 dieser Tiere in freier Wildbahn übrig sind. In den Zuchtzentren in Indonesien und Malaysien gibt es insgesamt 9 Nashörner.
Ein früherer Versuch, Sumatra-Nashörner für die Zucht zu fangen, in den 1980ern brach ein Jahrzehnt später zusammen, nachdem mehr als die Hälfte der Tiere gestorben war, ohne Kälber zu zeugen. Aber eine Reihe erfolgreicher Geburten sowohl in den USA als auch in Indonesien und die zunehmende Erkenntnis, dass die Art ohne Eingriff aussterben wird, haben die Grundlage für die jüngsten Bemühungen um eine Zucht in Gefangenschaft geschaffen.
‚Es liegt noch ein weiter Weg vor uns, aber heute sind die Zukunfts-Aussichten des Sumatra-Nashorns besser‘, sagt Kalik vom WWF Indonesien.
Wiratno, Leiter des Umweltschutzes im indonesischen Umweltministerium, begrüßte Fang und Rettung von Pahu. ‚Diese Umsiedlung ist ein wesentlicher erster Schritt in den Bemühungen zur Rettung des Sumatra-Nashorns, da sie sich in einer kritischen Situation befinden‘, sagt er.
Mit Pahu erhöht sich nicht nur die Zahl der zur Zucht gehaltenen Nashörner, sondern brachte auch eine dringend benötigte Auffrischung des Gen-Pools einer Art, die so selten ist, dass Inzucht ein echtes Risiko darstellt. Die Nashorn-Populationen von Sumatra und Borneo sind vermutlich seit Hundertausenden von Jahren genetisch getrennt.
‚Das Sumatra-Nashorn ist eines der evolutionär einzigartigsten Säugetiere der Welt und die Rettungsaktion diese Woche ist ein entscheidender Schritt um sicherzustellen, dass wir nicht einen ganzen Zweig des Nashorn-Stammbaums verlieren‘, sagt Jonathan Bailie, Vizepräsident und Chefwissenschaftler der National Geographic Society, in einer Erklärung.
‚Wir verlieren die Arten der Welt schneller als jemals zuvor in der Menschheitsgeschichte und es ist Zeit, gemeinsam etwas dagegen zu tun‘, fügt er hinzu.
Die National Geographic Society ist eine von fünf Organisationen – neben dem WWF, der Global Wildlife Conservation, der International Rhino Foundation und der International Union for Conservation of Nature – welche die Initiative Sumatra-Rhino Rescue im September dieses Jahres gegründet hat. Die Initiative zielt darauf ab, isolierte Sumatra-Nashörner aus der Wildnis zu fangen und in die beiden Zuchteinrichtungen auf Borneo und Sumatra zu bringen.
Wiratno, der Leiter des indonesischen Naturschutzes, sagte, die Zucht in Gefangenschaft sei nur der Anfang, das Ziel sei die Ergänzung des Bestandes im Freiland.
‚Die indonesische Regierung setzt sich nicht nur für die laufenden Zuchtbemühungen ein, sondern auch für den Erhalt des natürlichen Lebensraums des Sumatra-Nashorns in der Hoffnung, irgendwann eine gesunde Population der Tiere zurück ins Freiland zu bringen‘, sagt er.
Titelbild: Pahu, ein weibliches Sumatra-Nashorn, von Naturschützern in der Provinz Ost Kalimantan gefangen, im indonesischen Borneo. Bild von Ridho Hafizh Zainur Ridha/ WWF Indonesien.