- Im Dezember 2015 versprachen 178 Nationen ihre Kohlenstoffemissionen so weit zu senken, dass die globale Temperatur um nicht mehr als zwei Grad Celsius steigt- mit einem ambitionierten Ziel von 1,5 Grad. Eine Studie des Magazins Nature zeigte, dass die bis jetzt geleisteten Versprechen nicht ausreichen, um die Welt davon abzuhalten, die zwei Grad Marke zu überschreiten, auch wenn sich Wissenschaftler diese Woche in Genf treffen um Pläne zu entwerfen, damit dieses Ziel erreicht wird.
- Während Wissenschaftler schon lange wussten, dass extreme Temperaturanstiege in der Arktis die Zerstörung der Ökosysteme dort prophezeien, so glaubten sie doch, dass weniger extreme Anstiege in den Tropen möglicherweise geringere, weniger ernste Auswirkungen auf die Artenvielfalt haben werden.
- Neueste Erkenntnisse zeigen jedoch, dass die größten tropischen Ökosysteme, von Korallenriffen und Mangroven, bis hin zu Wolken- und Regenwäldern, bereits stark durch den Klimawandel bedroht werden und dies wahrscheinlich gefährliche Auswirkungen auf die Wildtiere haben wird.
- Während sich die Nationen den Versprechungen von Paris verpflichten, und sie auch erreichen, sagen Wissenschaftler, dass es entscheidend ist, dass tropische Länder weiterhin große Bereiche wilden Landes schützen, die durch Wildkorridore verbunden sind, um so viel Artenvielfalt wie möglich zu erhalten. Dies würde es den Spezies erlauben, sich frei und ungehindert zu bewegen, während sich der Klimawandel entwickelt.
Das Pariser Abkommen ist der größte Meilenstein im Kampf gegen den Klimawandel seit Wissenschaftler die vielleicht größte Existenzkrise der Menschheit in den 1980er Jahren vorgestellt haben.
Im Dezember 2015 versprachen 178 Nationen ihren Teil dazu beizutragen, dass die weltweite Durchschnittstemperatur um nicht mehr als zwei Grad Celsius (3,6 Grad Fahrenheit) gegenüber dem vorindustriellen Niveau ansteigt. Doch eine noch größere Herausforderung stellt das ambitionierte Ziel dar, die Temperaturen nicht um mehr als 1,5 Grad Celsius (2,7 Grad Fahrenheit) steigen zu lassen. Um dieses Ziel zu erreichen verfasste jede Nation eine Zusage, ihre eigenen Kohlenstoffemissionen zu senken, und zwar in jedem Bereich: von der Verwendung fossiler Brennstoffe über Abholzung bis hin zur Agrarwirtschaft.
Es scheint eine Herkules-Aufgabe zu sein, die, so Optimisten, bestimmt positive Ergebnisse bringt.
Dennoch zeigte eine Studie des Magazins Nature acht Monate später, dass diese Versprechen bei weitem nicht so ambitioniert sind, wie sie sein sollten, um die Temperaturen unter 2 Grad Celsius, geschweige denn 1,5 Grad Celsius, zu halten. Außerdem berichteten britische Wissenschaftler im August, dass uns der diesjährige rekordverdächtige El Niño bereits gefährlich nahe an den 1,5 Grad Meilenstein herangebracht hat.
Währenddessen steigen die Temperaturen rund um den Globus nicht gleichmäßig an, da sich die Arktis schneller erwärmt, als die Tropen. Diese Tatsache sorgte am Anfang dafür, dass Wissenschaftler die Hypothese aufstellten, dass die verhängnisvollen Veränderungen, die durch den Klimawandel ausgelöst werden, schlimmere Auswirkungen auf das polare Ökosystem, als auf die tropischen Lebensräume haben werden.
Doch in den letzten Jahren sahen die Forscher langsam, dass einige tropische Ökosysteme durch den Klimawandel wesentlich schneller dezimiert werden als erwartet, beispielsweise Korallenriffe, wohingegen andere Lebensräume mit der Zeit gelähmt werden, wie zum Beispiel die Mangroven, Wolken- und Regenwälder, wenn die weltweiten menschlichen Anstrengungen und die politische Willensstärke nicht schnell deutlich anwachsen.
In eine wärmere Welt
Der Studienleiter, Joeri Rogelj, sagte gegenüber Mongabay, dass er von seinen Erkenntnissen, die zeigten, dass trotz der derzeitigen Versprechen zur Senkung der Kohlenstoffemissionen das 2 Grad Ziel bei weitem überschritten wird, und es zu einer globalen Erwärmung von 2,6 Grad bis 3,1 Grad Celsius kommen wird, nicht überrascht war.
“Die Versprechen, die derzeit vorliegen, sind ein erster Schritt in einem kontinuierlichen Prozess von versprechen, überarbeiten und Bilanz ziehen auf was es hinaus läuft.”, sagte Rogelj, ein Forschungsstipendiant beim Energy Program of the International Institute for Applied Systems Analysis (IIASA, dt.: Energieprogramm des Internationalen Instituts für Angewandte Systemanalyse). “Dieser Prozess wurde vom Pariser Abkommen definiert und von den Nationen wird daher erwartet, dass ihre Versprechen über die nächsten Jahre hinweg im Hinblick auf die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse überarbeitet und angepasst werden.”
Das Pariser Abkommen wurde von unten herauf strukturiert und die Versprechen aller Nationen sollten alle fünf Jahre (beginnend in 2020) überprüft werden, um sicherzustellen, dass die Ziele zur Kohlenstoff-Reduzierung mit der Zeit angehoben werden.
Rogelj warnt trotzdem davor, dass es nach 2030 deutlich schwieriger sein wird, das 2 Grad Celsius Ziel zu erreichen, wenn die Versprechen nicht deutlich höher gesteckt und eingehalten werden.
Obwohl ein Temperaturanstieg von 1,5 bis zwei Grad Celsius im Gegensatz zu 2,6 bis 3,1 Grad Celsius numerisch gesehen nicht nach viel klingt, so haben Wissenschaftler das 2 Grad Ziel doch als Limit festgelegt, das, wenn überschritten, dazu führen würde, dass die Welt sich einem gefährlichen Klimawandel gegenüber sehen würde.
Viele sagen, dass das Ausmaß höchstwahrscheinlich katastrophal wäre, wenn man die Temperaturen auch nur nahe an 3 Grad Celsius (5,4 Grad Fahrenheit) herankommen lassen würde.
Dennoch wird für einige Ökosysteme schon ein Anstieg um 2 Grad Celsius zur Katastrophe. Tropische Ökosysteme, genau wie die arktischen Ökosysteme, scheinen besonders verwundbar zu sein, da sich die Spezies dort innerhalb sehr spezifischer und oft enger Temperaturbereiche entwickelt haben. Wenn viele Spezies mit sprunghaft ansteigenden Temperaturen konfrontiert werden, dann könnten sie dies möglicherweise einfach nicht überleben.
Außerdem ist der Temperaturanstieg nicht die einzige Auswirkung der globalen Erwärmung, die berücksichtigt werden muss: Extreme Wetterereignisse, die Versauerung der Ozeane und der Anstieg des Meeresspiegels sind alles Auswirkungen, die derzeit in den Tropen zu spüren sind, und es auch weiterhin sein werden.
Untergang der Korallenriffe
“Wir nehmen uns selbst auf den Arm, wenn wir glauben, dass ein globaler Anstieg von 2 Grad Celsius für Korallenriffe und die Menschen die von ihnen abhängig sind, sicher ist, wenn man davon ausgeht, welchen Schaden wir bereits sehen.”, sagte Terry Hughes unverblümt in einem Interview mit Mongabay.
“Die meisten Riffe sind in weniger als 20 Jahren bereits drei Mal oder mehr ausgebleicht.”, erklärte Hughes, der Direktor des Australischen Forschungsrats (ARC) Centre of Excellence for Coral Reef Studies (dt.: Exzellenzzentrum für Korallenriffstudien).
Er weist auf die Katastrophe hin, die die globale Erwärmung bereits in seinem eigenen Land angerichtet hat: das Great Barrier Reef. Extrem warmes Wasser hat dieses Jahr dazu geführt, dass ungefähr die Hälfte der Korallen im nördlichen Bereich des Great Barrier Reefs abgestorben ist. An manchen Gebieten ist nichts übrig als weiße Korallengeister. Diese massiven Veränderungen sind viel früher eingetreten, als sie von Klimamodellen vorhergesagt wurden.
Tropische Korallen, winzige Tiere die mit der Zeit aus den Exoskeletten ihrer Vorfahren die Riffe aufbauen, leben in einer komplexen, symbiotischen Beziehung in der sie Nährstoffe mit einer einzelligen Alge namens Zooxanthelle austauschen. Es sind diese Zooxanthellen, die für die wunderbaren leuchtenden Farben der Korallen verantwortlich sind, ebenso wie für den Großteil ihrer Energie.
Doch wenn die Temperaturen im Wasser um das Korallenriff herum zu hoch werden, stoßen die Korallen die Zooxanthellen aus und die symbiotische Partnerschaft ist, zumindest für eine Weile, zerstört. Dies wird Korallenbleiche genannt und bedeutet nicht, dass die Koralle tot ist. Noch nicht. Doch sie verhungert.
Korallen können sich von dieser Bleiche erholen, doch nur, wenn es nicht zu oft geschieht oder wenn das Wasser für eine Rückkehr der Zooxanthellen nicht zu warm wird. Wenn dies geschieht, dann ist ein Umkehrpunkt erreicht wo die Korallen nach Energie hungern und das ganze Riff vom Tod bedroht ist und von Meeresalgen überwuchert wird, die ein neues, weniger artenreiches marines Ökosystem aufbauen.
“Dies ist die dritte Korallenbleiche seit der ersten 1998, die von dem Anstieg der weltweiten Durchschnittstemperaturen um nur ein Grad Celsius ausgelöst wurde.”, bemerkt Hughes finster.
Was am Great Barrier Reef auf Grund einer Erwärmung von einem Grad Celsius geschehen ist, ist beinahe kaum zu verstehen. Ein Anstieg um 2 Grad Celsius und das größte Korallenriff der Welt und eines der weltweit größten Ökosysteme wird ausgelöscht. Dies könnte innerhalb weniger Jahrzehnte geschehen.
Während beinahe 50 Prozent des nördlichen Great Barrier Reefs dieses Jahr verloren gegangen sind, wurde auch der südliche Teil beschädigt. Insgesamt waren 90 Prozent des gesamten Ökosystems von dieser letzten Bleiche betroffen. Dieses Ereignis steht mit den hohen El Niño Temperaturen, die durch den Klimawandel aufgeladen wurden, in Verbindung.
Das Great Barrier Reef ist nicht alleine: Was hier passiert ist, ist nur Teil einer großen Korallenbleiche, die 2014 begann (die längste die bis jetzt aufgezeichnet wurde) und viele Korallenriffe weltweit mit ähnlicher Zerstörungskraft getroffen hat. Das volle Ausmaß wird man wahrscheinlich erst in Monaten, wenn nicht Jahren sehen.
Diese Massenkorallenbleiche, in Verbindung mit der kürzlich aufgetretenen, wirft ernstzunehmende Fragen auf: Können Korallenriffe einen weiteren Klimawandel überleben? Oder haben sie ihre Überlebensgrenze bereits erreicht?
Jan Lough trägt ihre Meinung dazu bei und versichert, dass das “einzige akzeptable Level” für die Korallenriffe das von Paris angestrebte Ziel von 1,5 Grad Celsius ist. Doch manche Wissenschaftler glauben, dass wir dieses Ziel bereits überschritten haben, oder es unvermeidlich ist, dass wir es bald überschreiten werden, da es bereits zu viel Wärme im Klimasystem gibt, um diesen Temperaturanstieg zu vermeiden.
Man muss auch noch die Tatsache beachten, dass, selbst wenn die Kohlenstoffemissionen bald anfangen zu sinken, es sehr unwahrscheinlich ist, dass sie schnell genug fallen, um den Großteil der Korallenriffe des Planeten zu retten.
Lough sagte, dass selbst wenn das unwahrscheinliche Ziel von 1,5 Grad Celsius erreicht werden würde, manche Korallenriffe “sich wahrscheinlich im Hinblick auf die Zusammensetzung der Artengemeinschaft ändern, da durch zukünftige Korallenbleichen hartnäckige Spezies überleben und anfällige Spezies verloren gehen.” Dies wird die überlebenden Riffe zu “viel einfacheren Ökosystemen” machen.
Und die Wissenschaft besagt, dass einfachere Ökosysteme dazu neigen weniger robust und anfälliger für Stressfaktoren zu sein. Einer dieser sich ausbreitenden Stressfaktoren: Ozeanübersäuerung. Dies wird durch hohe Level atmosphärischen Kohlenstoffes, der von den Meeren aufgenommen wird, verursacht. Die Übersäuerung im hohen Grad könnte schließlich dafür sorgen, dass Korallen und Schalentiere ins Meerwasser schmelzen.
Tropische Korallenriffe sind unter Umständen die wichtigsten Ökosysteme des Meeres. Sie sind bei weitem der artenreichste Meereslebensraum: Obwohl sie gerade mal ein Prozent der Meeresfläche bedecken, wird geschätzt, dass sie erstaunlichen 25 Prozent der weltweiten Meeresspezies irgendwann in deren Lebenszyklen ein Zuhause bieten.
Dies sind auch schlechte Neuigkeiten für Menschen: Korallenriffe sind für viele der Fischereien auf der Welt lebensnotwendig und versorgen hunderte Millionen Menschen mit Nahrung und Arbeit.
“Tragischerweise verlieren wir die Korallen in den entlegensten, und unberührtesten Gebieten wo es ansonsten keinen menschlichen Druck gibt.”, sagte Hughes. “Wir müssen die Emissionen einfach reduzieren wenn wir möchten, dass unsere Kinder die Riffe selbst sehen.”
“Schockierendes” Absterben der Mangroven
Es gibt einige gute Neuigkeiten im Bereich des Klimawandels, wenn es um die tropischen Korallenriffe geht. Letztes Jahr berichteten Wissenschaftler, dass sie eine Zuflucht für die Korallen gefunden haben, in der sie neue Riffe bilden – sie verstecken sich vor den hohen Temperaturen und der extremen Versauerung indem sie im Schatten der Mangrovenbaumwurzeln wachsen. Doch nun die schlechten Neuigkeiten: Andere Wissenschaftler haben herausgefunden, dass die Mangrovenwälder durch die globale Erwärmung und den Anstieg des Meeresspiegels stark beeinflusst werden.
Norman Duke, ein Experte für Mangroven an der James Cook Universität, erlitt einen furchtbaren Schock, als er im Juni in einem Hubschrauber über den Golf von Carpentaria im Norden Australiens flog und das Massenabsterben der Mangrovenwälder sah, von dem berichtet worden war, und zwar in einem Gebiet, das ansonsten abgelegen und gesund ist.
“Ich habe vorher noch nie irgendwo solche Bilder gesehen.”, erzählte er dem australischen Fernsehsender Australian Broadcasting Corporation (ABC). “Ich arbeite an vielen Orten auf der ganzen Welt und sehe durch meine Arbeit ständig beschädigte Mangroven. Dies sind die erschütterndsten Bilder eines Absterbens die ich jemals gesehen habe.”
Duke schätzte, dass dieses Massenabsterben der Mangroven sich über 7.000 bis 10.000 Hektar (17.297 – 24.710 Acker) erstreckt. Als er sich frühere Satellitenbilder ansah konnte er bestätigen, dass diese Mangroven erst im letzten Jahr abgestorben sind.
Er ist der Meinung, dass extrem hohe Temperaturen in Kombination mit einer verlorenen Regensaison hierfür verantwortlich sind.
Die Mangroven konnten diesem doppelten Schlag von extremer Dürre in Verbindung mit dem Klimawandel einfach nicht stand halten. Duke denkt jetzt, dass sich das Mangrovenökosystem im Golf von Carpentaria mit der Zeit in Meerbinse und Salzbecken verwandeln könnte.
“Wo viel Regen fällt wachsen in diesen Feuchtgebieten vor allem Mangroven, und wo wenig Regen fällt, dann gibt es in denselben Feuchtgebieten vor allem Meerbinsen und Salzbecken.”, erklärte er.
Das diesjährige Absterben, betonte Duke, war “eine extreme Reaktion anstatt der vorher beobachteten allmählichen Verschiebung in den Ökozonen die auf dem selben Breitengrad liegen.” Der Klimawandel wird in den Medien allgemein als Wandel dargestellt, der sich langsam über Jahrzehnte hinweg entwickelt, mit einer schrittweisen Veränderung der Temperatur und der Niederschlagsverteilung. Doch die Realität sieht in den Tropen und an anderen Orten oft ganz anders aus, da es in manchen Jahre (wie zum Beispiel 2015-2016) zu plötzlichen, unerwarteten Temperaturanstiegen kommt, begleitet von drastischen Veränderungen der weltweiten Niederschlagsverteilung.
Genauso wie die Korallenriffe in einer wärmeren Welt plötzlich über den Umkehrpunkt heraus gezwungen werden könnten und sich in ein neues Ökosystem das von Meeresalgen beherrscht wird verwandeln könnten, so könnten sich die Mangrovenwälder in weniger artenreiche und weniger produktive Meerbinsen, Salzbecken und andere Ökosysteme verwandeln.
Der Doppelschlag des Klimawandels mit ansteigender Hitze und Dürre könnte sogar ein Vierfachschlag sein: Mangroven werden auch durch den ansteigenden Meeresspiegel und durch extreme Wettervorkommnisse bedroht, wie zum Beispiel durch die Erderwärmung verursachte Superstürme.
Mangroven sind bereits die besten Puffer gegen die stärker werdenden extremen Wetterlagen an den Küsten weltweit, doch die Schäden durch zu viele starke Stürme können Opfer fordern und die Mangroven, die bereits mit den ansteigenden Temperaturen und dem unregelmäßigen Regen zu kämpfen haben, schwächen. Studien haben gezeigt, dass die wärmeren Meere stärkere Orkane hervorbringen, eine Realität die eskalieren wird, da die globalen atmosphärischen und Meerestemperaturen ansteigen.
Der Meeresspiegel wird auch weiterhin ansteigen, sowohl auf Grund der Ausdehnung des Ozeanwassers durch die Erwärmung, als auch durch das Schmelzen der landgestützten Gletscher. Wenn dies geschieht wird Meereswasser die Mangrovenwälder überschwemmen und sie wahrscheinlich letzten Endes töten.
Ein Hoffnungsschimmer für die Mangrovenwälder: Steigende Meeresspiegel könnten es diesen Ökosystemen ermöglichen, sich weiter ins Landesinnere zu bewegen, und Frischwassersümpfe zu übernehmen, wenn sie von Salzwasser überflutet werden – doch so eine Übernahme hängt von vielen Faktoren ab. Das Potenzial für die Mangrovenerweiterung beachtet auch nicht, dass die Mangrovenwälder schnell zerfallen und abgeholzt werden, um für Fisch und Schrimp Aquakulturoperationen Platz zu schaffen, um die schnell anwachsende menschliche Bevölkerung weltweit mit Nahrung zu versorgen.
Brennende Regenwälder
Die Auswirkungen des Klimawandels vorherzusagen ist schwierig, doch Wissenschaftler erwarten erhebliche Verschiebungen und potenzielle Schrecken.
Eine Art wie der Klimawandel voraussichtlich den Regenwald treffen wird ist durch eine Veränderung der Niederschlagslevel, die wahrscheinlich die Länge und Intensität von Dürren erhöhen wird und somit ebenfalls das Risiko für Flächenbrände.
Schwere Dürren und riesige Flächenbrande waren in den tropischen Wäldern einst selten oder nicht vorhanden, werden jetzt jedoch an Orten wie dem Amazonas und in Indonesien immer häufiger. (Obwohl es wichtig ist darauf hinzuweisen, dass diese riesigen Feuer oft direkt durch unvorsichtige Abholzungen und Strategien der Agrarwirtschaft verursacht werden. In Indonesien ist es zum Beispiel üblich, dass Ortsansässige das Land mit Feuer roden.)
Doch die anhaltendende Dürre dieses Jahr hat, laut NASA, dafür gesorgt, dass der Amazonas so trocken ist wie schon seit 2002 nicht mehr. Doug Morton, ein Geowissenschaftler des Goddard Raumfahrtzentrums, sagte in einer Pressemeldung, dass die regionalen Dürren “2016 beste Voraussetzungen für extreme Feuerrisiken im südlichen Amazonasgebiet geschaffen haben”. Das Feuerrisiko von Juli bis Oktober überstieg sowohl die Level von 2005, als auch von 2010, als weite Gebiete des Regenwaldes im Amazonas brannten.
Schlimmere Dürren und Flächenbrände schaden natürlich den Wildtieren und der Pflanzenwelt in den Tropen wo die Spezies nicht so an die Feuer angepasst sind, wie in Wäldern in gemäßigten Zonen. Diese Geschehnisse haben auch noch andere Auswirkungen: sie verschlimmern den Klimawandel.
Die Flächenbrände in Indonesien letztes Jahr haben zum Beispiel mehr Kohlenstoff freigesetzt als die gesamte US-amerikanische Volkswirtschaft in dem Zeitraum in dem die Brände stattfanden. Im Amazonasgebiet hat die extreme Dürre 2010 den Baumwuchs erschwert und das Waldsterben verschlimmert, was dazu führte, dass die riesige und lebenswichtige Kohlendioxidsenke still gelegt wurde, und kurzzeitig die Kohlenstoffspeicherung in der gesamten Gegend verhinderte. Natürlich könnte die Stilllegung der Kohlendioxidsenke in den Tropenwäldern dazu führen, dass mehr Kohlenstoff in der Atmosphäre ist und wiederum die Auswirkungen der globalen Erwärmung auf die Regenwälder verschlimmert.
Dennoch sagte Lucy Rowland, Forschungsstipendiantin der Universität von Exeter, dass die zukünftigen Auswirkungen der globalen Erwärmung auf die Regenwälder weiterhin “sehr schwer vorhersehbar sind”.
“Wir können sagen, dass die ansteigenden Temperaturen, vor allem in Zusammenhang mit der Dürre, höchstwahrscheinlich die Aufnahme des atmosphärischen Kohlenstoffs des Regenwaldes einschränken können und wahrscheinlich zu Baumsterben führen.” Doch was eine Vorhersage zum Teil so schwer macht, so Rowland, ist, dass die wärmeren Temperaturen und Dürren in den Regenwäldern zum Teil auch durch die ansteigenden Photosyntheselevel die wiederum durch höhere CO2 Level entstehen, ausgelöst werden.
Leider gibt es für nicht-pflanzliche Spezies keinen solchen Ausgleich. Eine kürzlich durchgeführte Studie die in Scientific Reports erschien, kam zu der Schlussfolgerung, dass manche Tierpopulationen (ebenso wie menschliche Bevölkerungen) schon bei einer Erwärmung von nur zwei Grad Celsius in nicht einmal einem Jahrhundert möglicherweise bis zu 1000 Kilometer (621 Meilen) wandern müssen, um innerhalb ihres derzeitigen Temperaturregimes zu bleiben.
Und natürlich müssen die spezifischen Bäume, Stauden und Blütenpflanzen mit denen diese Tiere verbunden sind, von denen sie sich ernähren und die ihre anderen Bedürfnisse erfüllen, auch irgendwie mit ihnen wandern.
Wenn sie nicht mitwandern, so die Autoren der Abhandlung, “werden sie einfach die Kosten der erhöhten Umwelttemperaturen tragen müssen”.
Die Spezies die nicht wandern oder sich anpassen können, werden aussterben.
Wolkenwälder wandern zu langsam
Während es die wissenschaftlichen Unsicherheiten schwierig machen, die Auswirkungen des Klimawandels auf die Ökosysteme der Regenwälder vorherzusehen, so sind die Auswirkungen auf die tropischen Wolkenwälder doch viel eindeutiger. Tatsächlich ist es laut einer Studie der Zeitschrift Nature so, dass “die Wolkenwälder unter den Ökosystemen auf der Erde am anfälligsten für den Klimawandel sind”.
Ebenso wie die Regenwälder gedeihen die Wolkenwälder in einem ganz bestimmten Temperaturbereich und benötigen eine erhebliche Menge an Feuchtigkeit. Doch Wolkenwälder gibt es auch hoch in den Bergen. Sie krönen Gipfel als große, leuchtende, grüne Ringe auf einer sehr spezifischen Höhe und benötigen beinahe ständige Wolkendeckung um zu überleben, daher ihr Name.
Wissenschaftler gehen davon aus, dass die Waldpflanzen und Tierarten, die derzeit in den Wolkenwäldern leben, weiter nach oben wandern werden müssen, wenn die Erde wärmer wird, um innerhalb sicherer, lebbarer Temperaturbereiche zu bleiben. Tatsächlich haben Forscher bereits dokumentiert, dass Wolkenwaldpflanzen versuchen, weiter nach oben zu wandern. Doch auch wenn die Wissenschaftler sehen, dass einige Pflanzen bereits in Richtung Berggipfel wandern, so machen sie dies nicht schnell genug um mit den rasant ansteigenden Temperaturen Schritt zu halten.
Und die Wälder, die sich nach oben bewegen, könnten auf Probleme treffen. Eine Studie, die 2013 in PLOS ONE erschien, besagt, dass es für die Wolkenwälder in Peru schwierig ist, in den Lebensraum des Weidegebiets das in den Anden über ihnen liegt, vorzudringen. Die Forscher wissen nicht, warum dem so ist, doch es könnte ein schlechtes Zeichen für viele Pflanzen- und Tierspezies in dieser Region sein, es sei denn, die Menschen greifen ein und leisten Hilfe. Viele Wolkenwälder werden auch auf Landschaften treffen, die von Menschen dominiert werden, wie zum Beispiel Viehweiden oder Gebirgsackerbau, wenn sie versuchen nach oben zu wandern.
Außerdem werden die steigenden Temperaturen in den Bergen auch Tür und Tor für Massenwanderungen der Arten aus den tieferen Lagen nach oben öffnen, und dies könnte potenziell zu Konflikten mit den Tierarten in den Mittelgebirgen führen. Ein Forscher berichtet, dass auf Costa Rica bereits 25 Tierarten aus tieferen Lagen weiter nach oben in den berühmten Monteverde Wolkenwald gewandert sind.
Der Klimawandel könnte auch die Wolkendecke verschieben und somit lebensspendenden Regen weg von tropischen Wolkenwäldern. Ohne Wolken werden die Wolkenwälder und die einzigarten Wildtiere und Pflanzen von denen sie sich ernähren kaum bestehen bleiben. Der Wolkenwald von Monteverde ist bereits dabei auszutrocknen.
Wenn die weltweiten Temperaturen unvermindert steigen, werden die Wolkenwälder schließlich dazu gezwungen sein, sich immer weiter die Berghänge zurückzuziehen, bis sie irgendwann am Gipfel ankommen und einfach nirgendwo anders mehr hin können. Ohne Fluchtmöglichkeit in kältere Gefilde, eingetaucht in Hitze, werden die Spezies der Wolkenwälder ausgelöscht werden.
Norman Duke sagte, es ist wichtig sich daran zu erinnern, dass keine dieser Klimaveränderungen und Auswirkungen strikt linear abläuft. “Während der Trend auf längere Sicht gesehen nach oben gehen wird, so steigen Meeresspiegel nicht einfach konstant an, sie gehen hoch und runter. Dies trifft auf die meisten [Klimawandel] Faktoren zu, einschließlich der Temperaturen.”
Doch es gibt keinen Zweifel, dass die steigenden Temperaturen direkte Auswirkungen haben werden. “Je größer der Temperaturanstieg ist, desto schlimmer die Konsequenzen.”, bemerkte Duke.
Potenzial für Massenvernichtung
Mark Urban von der Universität Connecticut sah sich letztes Jahr in einer Studie die Auslöschungsrisiken für Spezies an, die mit dem Klimawandel verbunden sind. Um die genauesten Schätzwerte zu erhalten analysierte Urban die Ergebnisse von 131 Studien.
Er fand heraus, dass derzeit 2,8 Prozent der Spezies auf Grund des Klimawandels vom Aussterben bedroht sind – und zwar bei einer Erwärmung von 0,9 Grad Celsius. Wenn diese Erwärmung auf 2 Grad steigt, wie im Pariser Abkommen versprochen, könnte die Aussterberate auf 5,2 Prozent für alle Spezies auf dem Planeten steigen.
Und wenn wir dieses Jahrhundert 3,1 Grad Celsius erreichen, wie Joeri Rogelj es in seiner Studie vorhergesagt hat, was die Summe der derzeitigen Versprechen von Paris und der maximale Temperaturanstieg der daraus hervorgehen könnte ist?
Dann könnten wir 9 Prozent der Arten auf der Welt an die globale Erwärmung verlieren.
Das heißt beinahe ein Zehntel der Arten sind vom Aussterben durch den Klimawandel bedroht – und natürlich ist hier die Auslöschung durch vom Menschen verursachte Bedrohungen wie Lebensraumverschlechterung und -zerstörung, Abholzung, Verschmutzung, Übererntung, Wilderei, invasive Arten, oder tödliche Kombinationen aus zwei oder mehr dieser Faktoren in Verbindung mit dem Klimawandel nicht mit einberechnet.
Es ist auch wichtig zu verstehen, dass die Auswirkungen des Klimawandels, einschließlich des Aussterbens, nicht einfach plötzlich in 2100 aufhören werden. Wenn nicht gehandelt wird, dann wird dies im nächsten Jahrhundert schnell weiter gehen.
“Mit jedem Anstieg der weltweiten Temperaturen steigt das Aussterberisiko nicht nur, es beschleunigt sich.”, erklärte Urban. “Daher verstärkt sogar eine leichte Überschreitung der derzeitigen 2 Grad Celsius Grenze das Risiko für die Artenvielfalt auf der Erde enorm.”
Deswegen “müssen die Nationen jetzt ohne Verzögerung damit anfangen, die [Pariser] Versprechen umzusetzen.”, so Rogelj.
Er fügte hinzu, dass er hoffe, dass Studien wie diese “den Ländern dabei helfen, ihre Ambitionen bezüglich der Versprechen zu steigern, und zwar noch vor 2020.” In diesem Jahr müssen die Länder eine zweite Runde Versprechen entwickeln.
Den Einsatz erhöhen, das Endspiel vermeiden
Doch die Senkung der Emissionen ist nur ein Teil der Antwort. Die Erwärmung findet bereits statt und wird auf Grund der Klimaverschiebung, die in das Klimasystem eingeführt wurde, weiterhin stattfinden. Und sowohl Ökosysteme als auch die menschliche Bevölkerung leiden bereits unter den Auswirkungen.
Als Konsequenz hieraus behauptet William Laurance, ein Regenwaldökologe der James Cook Universität, dass Umweltschützer auch eine alte, und bewährte, Methode, um Klimawandel zu bekämpfen, verwenden sollten: geschützte Gebiete.
“Im Hinblick auf [klimatische] Abschwächungsmaßnahmen ist die beste Strategie die Bewahrung großer, topographisch und klimatisch komplexer und untereinander verbundener geschützter Gebiete.”, erklärte er. “Dies gibt den Spezies die beste Möglichkeit sich zu bewegen oder während extremer klimatischer Ereignisse Zuflucht zu finden.” Diese großen Kerngebiete könnten durch breite Wildkorridore verbunden werden, die eine Massenmigration von Tieren und Pflanzen erlauben, um sich an den Klimawandel anzupassen.
Für Spezies und Ökosysteme die sich in einer schwierigen Lage befinden werden Menschen entscheiden müssen, ob sie eingreifen oder nicht. Sollten wir Spezies einsammeln und umsiedeln, um ihnen dabei zu helfen im richtigen Klima zu bleiben? Sollten wir Spezies die besonders klimasensibel sind einfangen, um eine Versicherungsbevölkerung zu schaffen, die sie vor dem Aussterben bewahrt, so etwas wie Refugien in Gefangenschaft? Könnten einige Ökosysteme nur in von Menschenhand geschaffenen klimakontrollierten Anlagen überleben, in der Hoffnung, dass man sie eines Tages wieder auswildern kann?
Gleichzeitig, so Laurance, können Umweltschützer andere Bedrohungen “wie Wilderei, illegale Feuer, und Lebensraumfragmentierung” die Spezies die bereits in der sich erwärmenden Welt kämpfen auslöschen könnten, nicht ignorieren.
Zusätzliche bräuchte man eventuell wissenschaftliche Teams die schnell Nachforschungen durchführen und reagieren können, um auf Notfälle zu reagieren, die durch den Klimawandel in den Ökosystemen ausgelöst werden und bereits Auswirkungen auf bedrohte Spezies und Biodiversitätshotspots haben.
Paris war ein erster Schritt. Doch der Schritt kam spät: Die Welt hat sich bereits um 0,9 Grad Celsius erwärmt. Jetzt müssen die Länder kämpfen, um die individuellen Kohlenstoffeinschnitte die sie versprochen haben einzuhalten und über die zusammen das allgemeine Ziel erreicht wird. In 2020, oder vorzugsweise vorher, werden sie ihre Anstrengungen dann verstärken und verdoppeln müssen, um neue, noch höher gesteckte Ziele zu erreichen. Dies war von Anfang an der Plan, doch es wird nicht einfach.
Doch die Korallenriffe und Wolkenwälder haben keine Zeit um zu warten. Und die Natur verhandelt nicht. Auch bietet das 2 Grad Celsius Ziel das in Paris gesteckt wurde keine wirkliche Versicherung, dass viele tropische Ökosysteme und Spezies überleben.
“Ich bleibe weiterhin optimistisch, dass wir die Erwärmung immer noch einschränken können.”, so Urban. “Doch selbst, wenn wir es schaffen, die Ziele [von Paris] einzuhalten, dann stehen wir immer noch vor der Herausforderung, die natürlichen und menschlichen Systeme während einer langen und hingezogenen Hitzezeit, die das Ergebnis der Emissionen von Jahrhunderten ist, in Stand zu halten.”
Zitate:
Hsiang, Solomon M., and Adam H. Sobel. (2016) “Potentially Extreme Population Displacement and Concentration in the Tropics Under Non-Extreme Warming.” Scientific Reports 6: 25697.
David A. Lutz, Rebecca L. Powell, Miles R. Silman. (2013) Four Decades of Andean Timberline Migration and Implications for Biodiversity Loss with Climate Change. PLoS ONE 8(9): e74496 DOI: 10.1371/journal.pone.0074496
Norris, J. R., Allen, R. J., Evan, A. T., Zelinka, M. D., O’Dell, C. W., & Klein, S. A. Evidence for climate change in the satellite cloud record. Nature.
Rogelj, Joeri, Michel den Elzen, Niklas Höhne, Taryn Fransen, Hanna Fekete, Harald Winkler, Roberto Schaeffer, Fu Sha, Keywan Riahi, and Malte Meinshausen. (2016) “Paris Agreement climate proposals need a boost to keep warming well below 2 C.” Nature 534, no. 7609: 631-639.
Urban, Mark C. “Accelerating extinction risk from climate change.” (2015) Science 348, no. 6234: 571-573.