- Der Schildschnabel (Rhinoplax vigil) zählt zu den außergewöhnlichsten großen Vogelarten Südostasiens. Doch seit 2012 ist sein Bestand drastisch zurückgegangen, denn er gerät zunehmend ins Visier organisierter Schmugglerringe, die mit dem „roten Elfenbein“ des Hornaufsatzes auf seinem Schnabel handeln und damit Preise von bis zu 4.000 US-Dollar pro Kilogramm erzielen.
- Yokyok Hadiprakarsa, der Direktor der Indonesian Hornbill Conservation Society, die sich dem Schutz des Schildschnabels verschrieben hat, beschäftigt sich seit 17 Jahren mit dieser Vogelart. Zuerst war sein Interesse am Schildschnabel rein biologischer Natur, doch als er mit ansehen musste, wie der Vogel aus den Regenwäldern seines Heimatlandes verschwand, begann er, sich für dessen Schutz einzusetzen.
- Im Jahr 2013 ergab eine Untersuchung, dass in der indonesischen Provinz Westkalimantan in einem einzigen Jahr 6.000 Schildschnäbel wegen ihres „roten Elfenbeins“ getötet worden waren. Aus den Hornaufsätzen der Vögel werden Ziergegenstände, Schmuckstücke und Gürtelschnallen geschnitzt, oder sie werden zu Pillen mit fragwürdigen Heilkräften verarbeitet.
- Die Art steht zwar unter dem Schutz des CITES-Übereinkommens und wurde von der IUCN als „vom Aussterben bedroht“ eingestuft, doch alle Bemühungen, den Schmugglern in der Region Einhalt zu gebieten, sind bislang gescheitert. Nur durch verstärkte Anstrengungen vonseiten der asiatischen Länder kann dieser Vogel noch gerettet werden.

Laute Gibbon-ähnliche Rufe, die mit einer Art kreischendem Lachen enden, hallen durch den dichten indonesischen Regenwald. Doch diese auffälligen Laute stammen nicht von einem Primaten, nicht einmal von einem Säugetier. Stattdessen werden sie von einem riesigen Schildschnabel (Rhinoplax vigil) produziert, der seine Position lautstark verkündet.
Dann schlägt der Vogel – der in etwa drei Kilogramm auf die Waage bringt – seinen mit einem Hornaufsatz besetzten Schnabel gegen einen dicken Ast, „wie ein Boxer, der vor einem Kampf seine Handschuhe gegeneinanderschlägt“, wie dieses Verhalten in einem wissenschaftlichen Artikel beschrieben wurde. In Sekundenschnelle schwingt sich der Schildschnabel in die Lüfte, breitet seine Flügel auf ihre volle Spannweite von fast zwei Metern aus und trifft in der Luft auf einen weiteren, schwerelos anmutenden Riesen.
Die beiden umkreisen sich, dann rasen sie aufeinander zu und prallen in einem atemberaubenden Spektakel mit ihren Hornaufsätzen gegeneinander. Der Aufprall ist so heftig, dass die Vögel mitten im Flug zurückgeworfen werden und das laute „Klack“ ihrer Hornaufsätze noch in hundert Metern Entfernung zu hören ist. Trotz aller Bemühungen ist es Wissenschaftlern bislang nicht gelungen, dieses erstaunliche Schauspiel zu filmen, und vielleicht wird es auch nie dazu kommen.
Der Handel mit „rotem Elfenbein“ floriert
Der vom Aussterben bedrohte Schildschnabel ist nicht, was man gemeinhin als schön bezeichnen würde. Mit seinem unbefiederten Hals und dem schweren, übergroßen Hornaufsatz auf dem Schnabel scheint er der lebende Beweis für die enge Verwandtschaft zwischen Vögeln und Dinosauriern zu sein. Trotz seiner mangelnden Schönheit ist dieser Vogel bei Wilderern jedoch heiß begehrt, was zu einem drastischen Rückgang seines Bestandes geführt hat.

Der Schildschnabel ist zu groß, um als Haustier gehalten zu werden. Doch wegen seines außergewöhnlichsten Merkmals – des harten Hornaufsatzes – ist dieser Vogel in großer Gefahr. Elfenbein ist unter Asiens Eliten heiß begehrt. Und diese hohe Nachfrage nach Elfenbein führt dazu, dass jedes Jahr hunderte Elefanten und Nashörner abgeschlachtet und ihre wertvollen Stoßzähne und Hörner zu Schnitzereien verarbeitet oder für die traditionelle Medizin zu Pillen von zweifelhafter Wirksamkeit zermahlen werden.
Doch der rote, elfenbeinähnliche Hornaufsatz des Schildschnabels ist sogar noch wertvoller, weitaus seltener und daher noch begehrter als echtes Elfenbein.
Seine charakteristische rote Farbe erhält der aus Keratin bestehende Hornaufsatz des Schildschnabels dadurch, dass der Vogel damit an seiner Bürzeldrüse reibt. Darin befindet sich ein leuchtend rotes Öl, das den Hornaufsatz im Laufe der Zeit scharlachrot färbt. Dieser rote Schild, der den Männchen als Waffe bei Kämpfen gegen Artgenossen dient, eignet sich aufgrund seiner soliden Struktur gut für Schnitzereien. Sein Material ist etwas weicher als das Elfenbein der Elefantenstoßzähne, daher können daraus leicht kunstvolle Ziergegenstände, Schmuckstücke und Gürtelschnallen gefertigt werden, die den sozialen Status ihres Trägers kühn zur Schau stellen. Der Preis für „rotes Elfenbein“, das auch unter anderen Namen wie „Nashornvogel-Elfenbein“ und „goldene Jade“ bekannt ist, liegt bei bis zu $ 4.000 pro Kilogramm.
Verfechter des Schildschnabelschutzes
Yokyok Hadiprakarsa, der Direktor der Indonesian Hornbill Conservation Society, beschäftigt sich seit siebzehn Jahren mit R. vigil. Man wisse nicht, wie viele Exemplare dieser Art noch übrig seien, erklärte er. Doch es sei bekannt, dass ihr Lebensraum auf vereinzelte Waldgebiete in Indonesien, in Myanmar, im Süden Thailands, im malaysischen Teil der Malaiischen Halbinsel sowie in den malaysischen Bundesstaaten Sabah und Sarawak im Norden der Insel Borneo begrenzt sei.
Anfangs sammelte Hadiprakarsa wissenschaftliche Daten über diese Vogelart, doch 2012 erfuhr er, dass der illegale Handel mit „rotem Elfenbein“ stark zunahm, was ihn zu einem Richtungswechsel veranlasste.
„Meine Intuition sagte mir, dass sich die Lage verschlechtern würde“, berichtete Hadiprakarsa im Gespräch mit Mongabay. Und diese Vorahnung habe sich bewahrheitet.

Mit den ihm zur Verfügung stehenden begrenzten finanziellen Mitteln begann Hadiprakarsa, die Schildschnäbel und den Handel mit ihren Hornaufsätzen zu überwachen. Im Jahr 2013 zeigte eine umfassende Untersuchung, die vom Chester Zoo Conservation Award unterstützt wurde, dass alleine in Westkalimantan in einem einzigen Jahr 6.000 Schildschnäbel wegen ihres Elfenbeins getötet worden waren.
„Alle waren geschockt“, sagte Hadiprakarsa. Doch er war enttäuscht, dass dieser Erkenntnis keine internationalen Naturschutzmaßnahmen folgten.
Da es kaum wissenschaftliche Studien zur Größe der verbleibenden Schildschnabelpopulationen gab, war es schwierig, die Auswirkungen der Wilderei auf diese Vögel abzuschätzen, doch Hadiprakarsa befürchtete das Schlimmste. Er setzte seine Forschungsarbeiten fort und untersuchte zahlreiche Lebensräume dieser Art in Sumatra und Kalimantan. „Meine Befürchtungen schienen sich zu bewahrheiten, der Vogel wurde immer seltener gesehen oder gehört.“

Einheimische, die die Regenwälder im Verbreitungsgebiet des Schildschnabels regelmäßig besuchen, berichteten Hadiprakarsa, dass ihnen dieser Vogel kaum noch begegnen würde; andere wiederum meinten, sie hätten seit Jahren keinen mehr zu Gesicht bekommen. Genauer gesagt seit 2012, dem Jahr, in dem die Schildschnabeljagd so stark zugenommen hatte.
Im Jahr 2015, kurz nachdem Hadiprakarsa seine Forschungsergebnisse der wissenschaftlichen Gemeinschaft vorgestellt hatte, nahm die Internationale Union zur Bewahrung der Natur (IUCN) eine Anpassung der Gefährdungskategorie des Schildschnabels vor. Der Vogel wurde von „potenziell gefährdet“ auf „vom Aussterben bedroht“ hochgestuft, was in internationalen Naturschutzkreisen für Aufsehen sorgte.
Internationale Anerkennung und Schutzmaßnahmen
Dwi Adhiasto von der Wildlife Conservation Society (WCS) und Chris Shepherd von der südostasiatischen Niederlassung der Artenschutzorganisation TRAFFIC erkannten, dass schnelles Handeln gefragt war. Daher schlossen sie sich mit Hadiprakarsa und anderen Naturschützern zusammen und riefen die Schildschnabel-Arbeitsgruppe ins Leben. Ihr Ziel besteht darin, das Bewusstsein für die Schildschnabelkrise zu schärfen und dafür zu sorgen, dass ihr die Strafverfolgungsbehörden höhere Priorität einräumen.
„Es sind Momente wie dieser, wenn sich besorgte und engagierte Menschen zusammentun und etwas unternehmen, die mich motivieren“, sagte Shepherd, der regionale Direktor von TRAFFIC Südostasien, gegenüber Mongabay. „Menschen wie sie verleihen mir die Gewissheit, dass es noch Hoffnung gibt.“

TRAFFIC überwacht nun die asiatischen Wildtiermärkte und sammelt Daten über den Handel mit „rotem Elfenbein“. Diese Informationen werden von der Organisation analysiert und dazu verwendet, die Strafverfolgungsbehörden in den betroffenen Ländern zu beraten. Außerdem sollen sie in wissenschaftliche Veröffentlichungen einfließen, damit sie als Grundlage für politische Entscheidungen im Bereich Naturschutz dienen können.
„Ein großes Problem im Kampf zur Rettung dieser Art ist das mangelnde Wissen über sie, insbesondere vonseiten der Naturschutzorganisationen, der Regierungen der betroffenen Länder und deren Strafverfolgungsbehörden“, schilderte Shepherd. „Zurzeit sind organisierte Verbrechernetzwerke den Strafverfolgungsbehörden immer einen Schritt voraus, weshalb sich deren Naturschutzbemühungen größtenteils als wirkungslos erweisen.“
Der Schildschnabel ist im Anhang I des Übereinkommens über den internationalen Handel mit gefährdeten Arten freilebender Tiere und Pflanzen (CITES) aufgelistet. Dies bedeutet, dass der Handel mit in freier Wildbahn gefangenen Exemplaren in den Unterzeichnerstaaten verboten ist.
„Leider haben einige Länder in Südostasien CITES zwar unterzeichnet, doch sie ergreifen kaum Maßnahmen, um dieses Übereinkommen auch wirklich umzusetzen“, erklärte Shepherd. „Wir setzen uns dafür ein, dass CITES in Südostasien eingehalten wird.“
Adhiasto, der Leiter der Einheit zur Bekämpfung der Wilderei der WCS, ermittelt gegen Schildschnabel-Wilderer, -händler und -exporteure auf Sumatra, unter anderem in den Provinzen Lampung, Bengkulu, Jambi, Westsumatra, Nordsumatra und Aceh. „Wir unterstützen die Waldpatrouillen und die Polizei bei der Durchführung von verdeckten Ermittlungen und stehen Staatsanwälten und Richtern in Gerichtsverfahren zur Seite“, berichtete er.
Mit Unterstützung der IUCN-Arbeitsgruppe ist es der indonesischen Regierung gelungen, im ganzen Land mehr als 20 Wilderer, Händler und Schmuggler festzunehmen. Nach indonesischem Recht drohen ihnen fünf Jahre Haft und eine Geldstrafe von bis zu 100 Millionen indonesischen Rupiah (rund 7.600 US-Dollar).

Reichen die Bildung solch einer aktiven Arbeitsgruppe und die bessere Durchsetzung der Gesetze aus, um den Bestandsrückgang des Schildschnabels zu stoppen? „Nein!“ sagte Shepherd.
„Noch nicht!“, meinte Adhiasto.
„Es wird bereits viel unternommen, doch wir brauchen dringend mehr Ressourcen zur Verstärkung unserer Bemühungen“, fügte Shepherd hinzu. Die Naturschützer sind sich darin einig, dass es mittlerweile gelungen sei, das Bewusstsein für diesen illegalen Handel zu schärfen. Doch dem Versuch, ihn endgültig zu stoppen, werde von den Regierungen und den Naturschutzbehörden Südostasiens keine ausreichend hohe Priorität eingeräumt.
Schmuggler sind einen Schritt voraus
Der Handel mit rotem Elfenbein ist ein neuer und wachsender Wirtschaftszweig, dessen Dynamik schwer einzuschätzen ist. Noch gibt es keine Regierungspläne, wie er ein für alle Mal gestoppt werden kann.
Die Behörden wissen, dass der Arm des Gesetzes in einigen Teilen Asiens nur schwach ist und dass „rotes Elfenbein“ auf manchen Märkten offen verkauft wird. Ihnen ist auch bewusst, dass es sich bei dem lukrativen Geschäft nicht um ein lokales Verbrechen handelt. Es wird von organisierten Verbrecherbanden durchgeführt, deren Händler ganze Wilderer-Ringe kontrollieren.
„Daher müssen die Behörden [den Handel] wirklich als schweres Verbrechen betrachten“, sagte Shepherd. Wenn Hornaufsätze von Schildschnäbeln entdeckt werden, kommen die Täter manchmal ungestraft davon. Dadurch werden sie nicht abgeschreckt, und sie werden ihr Glück erneut versuchen.
„Beschlagnahmungen sind keine Strafen“, betonte Shepherd. „Wir fordern die Länder, in denen offen mit Schildschnabel-Hornaufsätzen gehandelt wird, dazu auf, nicht nur den Handel zu unterbinden, sondern auch die Täter zur Rechenschaft zu ziehen.“ Die Türen der Schildschnabel-Arbeitsgruppe stünden allen Behörden offen, die mit ihr zusammenarbeiten wollen, um dieser Krise Herr zu werden“, fügte Shepherd hinzu.

Es gibt gute Nachrichten für die Schildschnäbel: Die Kontrollen an wichtigen Punkten, die von Schmugglern genutzt werden, um ihre Ware außer Landes zu schaffen, wurden verstärkt. Dazu zählen unter anderem Flughäfen in Nordsumatra, Jakarta und Westkalimantan. An Häfen und an der malaysischen Grenze gibt es jedoch noch immer Schwachstellen, die beseitigt werden müssen. Die Tausenden von Schnäbeln, die in Indonesien und China beschlagnahmt wurden, sind nur ein kleiner Teil des Verlustes, den diese Art erlitten hat. Doch sie stellen auch eine einzigartige Chance für ihre Erforschung dar. Durch die Vermessung der Schnäbel kann auf das Alter der erlegten Vögel geschlossen werden, und durch DNA-Analysen lässt sich die Herkunft der Tiere ermitteln.
Ein Teil des Problems ist unweigerlich finanzieller Natur. Indonesien verfügt nur über begrenzte finanzielle Mittel zum Schutz seiner Regenwälder und der dort lebenden Tiere. Hadiprakarsa verweist zudem auf die mangelnde wirtschaftliche Unterstützung der indonesischen Regierung für arme ländliche Gemeinden. Dadurch und durch die hohen Preise, die Händler für „rotes Elfenbein“ bieten, entstehe bei der lokalen Bevölkerung der Wunsch, durch die Schildschnabeljagd das große Geld zu machen.
Erschwerend hinzu kommt die Tatsache, dass Naturschutzgebiete ausschließlich von der Zentralregierung verwaltet und überwacht werden. Dies führt dazu, dass die Zahl der Waldpatrouillen nur begrenzt ist und die umliegenden Dörfer nicht in die Bemühungen zum Erhalt geschützter Waldgebiete eingebunden werden. Dadurch erfüllt der Schutz ihrer Wälder die Dorfbewohner auch nicht mit Stolz.
Diese mangelnde Einbeziehung der örtlichen Bevölkerung könnte den vom Aussterben bedrohten Vogel teuer zu stehen kommen. „Eine geringe Zahl an Informanten in wichtigen Wildereigebieten wird nicht ausreichen, um die Anzeichen für Wilderei rechtzeitig zu erkennen“, warnte Adhiasto.

Die Erforschung des Schildschnabels
Ein weiteres Problem für den Schildschnabel besteht darin, dass die Wissenschaft gerade erst beginnt, sich für ihn zu interessieren. Daher gibt es kaum ökologische Daten über diese Art. Niemand weiß, wie viele Schildschnäbel noch in freier Wildbahn leben und mit welchen Naturschutzstrategien ihr Bruterfolg gefördert werden kann.
Wie bei vielen anderen gefährdeten Arten ist auch der Lebenszyklus des Schildschnabels langsam und komplex. Ein Beispiel dafür ist sein Brutverhalten. Sobald sich ein Schildschnabel für einen Lebenspartner entschieden hat, benötigt er eine geeignete Nisthöhle. Trotz oder vielleicht gerade wegen ihres übergroßen Schnabels sind die Vögel nicht in der Lage, diese selbst auszuhöhlen. Stattdessen müssen sie einen Baum finden, der bereits hohl ist, bevor sie sich fortpflanzen können.
„Der Vogel benötigt eine ganz bestimmte Baumhöhle mit einem Vorsprung vor dem Eingang“, erklärte Hadiprakarsa. So etwas findet sich nur an größeren Bäumen.
Hat das Schildschnabelpaar erst einmal genau die richtige Höhle in genau dem richtigen Baum gefunden, so kann es sich daranmachen, Nachwuchs zu produzieren. Doch nach vollen sechs Monaten verlassen die Eltern die Höhle nicht mit einer großen Brut. Ganz im Gegenteil: Das Produkt all ihrer Anstrengungen ist ein einziger Jungvogel.
Wenn man die Zunahme der Wilderei und die voranschreitende Entwaldung in dem begrenzten, noch verbleibenden Lebensraum des Vogels bedenkt, dann ist es wohl nicht überraschend, dass sich der Schildschnabel in arger Bedrängnis befindet. Mit jedem verlorenen Urwaldriesen sinken die Fortpflanzungschancen dieser Art, und ihre anspruchsvollen Brutbedürfnisse sind ein großes Hindernis für die Aufzucht in Gefangenschaft.
„Wegen dieser hohen Anforderungen gibt es weltweit keinen einzigen Schildschnabel, der in Gefangenschaft aufgezogen wurde“, stellte Hadiprakarsa fest.
Der Schildschnabel ist zweifelsohne einzigartig, doch gibt es noch weitere Gründe, warum wir ihn schützen sollten? Vor allem, wenn dies so schwierig und möglicherweise kostspielig sein wird?

Ökologen können eine Antwort auf diese Frage geben: Der Schildschnabel sieht zwar wie ein prähistorisches Wesen aus, doch er ist auch in der heutigen Zeit eine Schlüsselart. Wegen seines langen Schwanzes und des schweren Schnabels, auf den bis zu 13 Prozent seines gesamten Körpergewichts entfallen, ist der Lebensraum des Schildschnabels auf die Baumkronen der Urwaldriesen beschränkt, wo er sich von Feigen ernährt. (Diese Nahrungsquelle ist sogar so wertvoll für die Vögel, dass Feigenbäume der Auslöser für die zu Beginn dieses Artikels beschriebenen Luftkämpfe sein können.)
Hadiprakarsas Forschungsergebnisse zeigen, dass sich Schildschnäbel fast ausschließlich von Feigen ernähren. Ihr Speiseplan setzt sich zu 99 Prozent aus diesen Früchten zusammen und wird nur hin und wieder durch ein paar kleine Wirbellose aufgepeppt. Aus diesem Grund ist der Vogel ein wichtiger Samenverbreiter in den Regenwäldern seiner Heimat, der die Gesundheit des gesamten Ökosystems beeinflusst.
Wenn er verschwinden sollte, „dann verlieren wir einen ‚Gärtner des Regenwaldes‘, der durch das Verteilen von Samen eine enorm wichtige ökologische Leistung erbringt und damit zum Erhalt der Waldgesundheit beiträgt“, warnte Hadiprakarsa.

Die Schildschnabel-Arbeitsgruppe ist der Meinung, dass es höchste Zeit für entschiedene Maßnahmen zum Schutz des Vogels sei. Auf der Konferenz der CITES-Vertragsparteien im Herbst in Südafrika – wo die Unterzeichnerstaaten über die Zukunft der Konvention berieten – legten die Arbeitsgruppe und die indonesische Regierung eine Resolution vor, die alle CITES-Vertragsparteien dazu anhielt, sofort klare Maßnahmen zum Stopp des Schildschnabelhandels zu ergreifen. Diese Resolution enthielt auch die Forderung nach mehr grenzüberschreitender Zusammenarbeit zum Schutz des Lebensraumes, zur Verhinderung der Wilderei und zur Überwachung der Schildschnabelpopulation.
„Wenn diese Art noch gerettet werden soll, dann ist die internationale Zusammenarbeit unabdingbar“, sagte Shepherd.
Die CITES-Vertragsparteien verabschiedeten die Resolution und verpflichteten sich damit zum sofortigen Ergreifen von Maßnahmen zum Schutz des riesigen, behornten Vogels. Die Länder, in denen „rotes Elfenbein“ verkauft wird, und jene, in denen die verbleibenden Vögel leben, haben sich darauf geeinigt, zusammenzuarbeiten, in der Hoffnung, dass sie so einen entscheidenden Beitrag zum Stopp des Rückgangs dieser Spezies leisten können.
Der Schildschnabel ist bereits in CITES aufgelistet und als vom Aussterben bedroht eingestuft. Außerdem gibt es schon Gesetze zur Ahndung der Wilderei. Was es nun braucht, ist die ernsthafte Umsetzung dieser Gesetze. Es besteht die Hoffnung, dass die CITES-Resolution dieses Problem ins Scheinwerferlicht der Weltöffentlichkeit rücken und den Druck auf die Regierungen Südostasiens erhöhen wird. Dies könnte den bisher gescheiterten Artenschutzbemühungen zum Erfolg verhelfen und damit die Zukunft einer der außergewöhnlichsten Arten des Kontinents sichern.
„Der Gedanke, dass eine Handvoll egoistischer Verbrecher und ein paar unwissende Käufer dafür sorgen könnten, dass diese Spezies für immer von der Erde verschwindet, ist einfach inakzeptabel“, sagte Shepherd. „Wir müssen mehr unternehmen. Und dafür brauchen wir Hilfe.“

Quellen:
Kinnaird, M. F., Hadiprakarsa, Y. Y., & Thiensongrusamee, P. (2003). Aerial jousting by helmeted hornbills Rhinoplax vigil: Observations from Indonesia and Thailand. Ibis, 145(3), 506-508.
Hadiprakarsa, Y. Y., & Kinnaird, M. F. (2004). Foraging characteristics of an assemblage of four Sumatran hornbill species. Bird Conservation International, 14(S1), S53-S62.
