- In der Ökoregion der Trockenwälder Zentralindochinas breiten sich große Agrarbetriebe rasend schnell aus und bedrohen damit Kappengibbons, Asiatische Elefanten, Fischkatzen und viele weitere einzigartige Tiere.
- SMART, ein neues High-Tech-Überwachungsinstrument, das von einem Konsortium aus Naturschutzorganisationen entwickelt wurde, dem auch die Wildlife Conservation Society angehört, trägt nun zur Verbesserung der Naturschutzstandards in Kambodscha bei. Infolgedessen ist die Kappengibbon-Wilderei drastisch zurückgegangen.
- Ein Moratorium für neue agroindustrielle Landkonzessionen in Kambodscha, die Pläne für ein neues, großes Schutzgebiet, das wichtige Kappengibbon-Lebensräume miteinander verbinden soll, sowie die aktive Einbeziehung der lokalen Bevölkerung in den Naturschutz lassen auf eine bessere Zukunft für diese vom Aussterben bedrohte Gibbonart schließen.
Die langbeinigen Gibbons Südostasiens, die sich im Blätterdach des Waldes von Ast zu Ast schwingen und Duette singen, sind in Gefahr, da die Agrarindustrie immer weiter in ihren Lebensraum vordringt. Die Ausbreitung von Palmölplantagen ist bekanntlich eine schlechte Nachricht für die verschiedensten Arten von Wildtieren, und ebenso verhält es sich mit den neuen Zucker- und Kautschukplantagen, die die Rodung der Wälder in der Region weiter vorantreiben. Doch Gibbonarten sind besonders stark gefährdet: Wo Bäume gefällt werden, ist es ihnen nicht mehr möglich, sich in schwindelerregender Höhe von Ast zu Ast zu schwingen – was eine tödliche Bedrohung für diesen kaum beachteten Menschenaffen darstellen könnte.
Das Streben nach einem Gleichgewicht zwischen der wirtschaftlichen Entwicklung, der Agrarindustrie und dem Schutz der Menschenaffen ist ein drängendes Problem, mit dem Regierungen und Naturschutzorganisationen in weiten Teilen Asiens und Afrikas konfrontiert sind, wie der kürzlich veröffentlichte Bericht „State of the Apes: Industrial Agriculture and Ape Conservation” [Der Zustand der Menschenaffen: Agrarindustrie und Affenschutz] deutlich zeigt.
Ein solcher Konflikt wird derzeit in den nördlichen Ebenen Kambodschas ausgetragen, wo das Überleben des Kappengibbons (Hylobates pileatus) auf dem Spiel steht. Das Gebiet ist mit einer Mischung aus Laubwäldern und immergrünen Wäldern bedeckt und ist nicht nur die Heimat des H. pileatus, sondern auch der Lebensraum zahlreicher weiterer Arten, für die das Vordringen der Agrarindustrie eine Bedrohung darstellt. Diese belagerte Region umfasst einen der größten verbleibenden Überreste der Laubwälder aus Flügelfruchtgewächsen, die als Ökoregion der Trockenwälder Zentralindochinas bekannt sind und sich einst über weite Teile Thailands, Vietnams, Laos und Kambodschas erstreckten.
„Diese Ökoregion beherbergt Populationen … des Riesenibisses und der Malaienente, die andernorts bereits ausgestorben sind. Sowohl diese Vögel als auch Tiere wie der Kappengibbon sind weltweit extrem selten“, erklärte Simon Mahood, leitender technischer Berater der Wildlife Conservation Society (WCS) in Kambodscha. „Es handelt sich um beeindruckende Tiere, und die nördlichen Ebenen Kambodschas spielen eine entscheidende Rolle für ihr Überleben. In diesen Gebieten befinden sich riesige Bäume, die ebenfalls weltweit bedroht sind. Sie versorgen die Gibbons mit Nahrung und Versteckmöglichkeiten und bieten Nistplätze für Störche und andere Vögel, wie etwa die Malaienente.“
„Diese Wälder beherbergten früher riesige Herden großer Säugetiere [und] wurden daher mit den Savannen Ostafrikas verglichen“, sagte Alistair Mould, ein technischer Berater des WCS-Artenschutzprojekts in den nördlichen Ebenen Kambodschas. Viele dieser Waldlebewesen befinden sich auf der Roten Liste der Weltnaturschutzunion IUCN, wie etwa der Asiatische Elefant (Elephas maximus); der Rothund (Cuon alpinus), eine Wildhundeart; der Banteng (Bos javanicus), ein Wildrind; und die Fischkatze (Prionailurus viverrinus). Daher handle es sich um einen „einzigartigen Lebensraum von entscheidender Bedeutung“, so Mould.
Doch unter all diesen Arten sticht der Gibbon besonders hervor. „Der Kappengibbon ist ein Sinnbild für den Schutz der halbimmergrünen Wälder in den nördlichen Ebenen Kambodschas“, stellte Prak Munny, der stellvertretende Direktor von WCS Kambodscha, fest.
Eine besondere Tierart steht mit dem Rücken zur Wand
Gibbons leben in kleinen Familienverbänden, ernähren sich hauptsächlich von Früchten und singen in der Morgen- und Abenddämmerung melodische Duette. Ihre Gesänge, die im Wald über große Entfernungen hinweg zu hören sind, zählen zu den kompliziertesten unter den Säugetieren. Sie dienen zur Festigung der Beziehung zwischen Partnern und zur Verteidigung ihres Reviers. Kappengibbon-Männchen zeichnen sich durch ihr schwarzes Fell sowie helle Hände und Augenbrauen aus; die Weibchen hingegen sind an ihrer schwarzen Brust, dem schwarzen Gesicht und dem helleren Fell am restlichen Körper zu erkennen. Diese Menschenaffen werden nicht nur durch den Verlust ihres Lebensraums bedroht, sondern auch durch den Tierhandel, der versucht, aus ihrem niedlichen Anblick Kapital zu schlagen.
Kappengibbons werden von der IUCN als stark gefährdet eingestuft. Mit der zunehmenden Verkleinerung ihres Lebensraums ist ihr Bestand innerhalb von drei Generationen (in gerade einmal 45 Jahren) um mehr als 50 % zurückgegangen. Ihr Verbreitungsgebiet erstreckt sich bis nach Thailand und Laos, doch die größte verbleibende Population befindet sich in Kambodscha und wird auf 35.000 Exemplare geschätzt. Aus diesem Grund ist Kambodscha ein entscheidender Hotspot für den Erhalt dieser Art.
„Die zwei größten Bedrohungen für Kappengibbons in Kambodscha sind zum einen der Verlust ihres Lebensraums durch agroindustrielle Plantagen, Landraub und Landspekulation und zum anderen die kommerzielle Jagd“, erklärte Mould. „Das Verbreitungsgebiet der Gibbons wird zunehmend fragmentiert, da ein immer größerer Druck zur Umwandlung weiter Teile der Wälder Kambodschas in Plantagen und zu ihrer Nutzung für die Subsistenzlandwirtschaft besteht. In den letzten fünf Jahren war ein Anstieg der Rodung intakter Wälder im Verbreitungsgebiet der Kappengibbons westlich des Mekong in Kambodscha zu beobachten.“
Diese Waldverluste sind auf wirtschaftliche Landkonzessionen zurückzuführen, die von der kambodschanischen Regierung im Rahmen einer Kampagne zur Förderung der Agrarindustrie vergeben werden. Beinahe all diese Konzessionen – bei denen es in der Regel um die Rodung von Wäldern zur Errichtung von Kautschukplantagen geht – befinden sich innerhalb des Gibbon-Verbreitungsgebietes.
Sogar innerhalb von Naturschutzgebieten werden Konzessionen vergeben, so zum Beispiel im Kulen-Promtep-Naturschutzgebiet in den nördlichen Ebenen Kambodschas, dem größten Schutzgebiet des Landes mit einer Fläche von 402.500 Hektar. Bislang wurden bis zu 11 Konzessionen an kambodschanische, malaysische, koreanische und thailändische Unternehmen vergeben. Die Daten, die auf Open Development Cambodia, einer Online-Plattform mit frei verfügbaren Informationen zur sozialen und wirtschaftlichen Entwicklung des Landes, veröffentlicht wurden, zeigen, dass sich diese Konzessionen über mehr als 60.000 Hektar erstrecken, was fast 15 % der Gesamtfläche des Schutzgebietes entspricht.
Die Zukunft der wirtschaftlichen Landkonzessionen ist unklar. In den letzten Jahren förderte die Regierung die Umwandlung von Wäldern für landwirtschaftliche Zwecke, was eine starke Zunahme der Entwaldung zur Folge hatte. Die landesweite Fläche der Landkonzessionen wird auf 1,2 bis 2 Millionen Hektar geschätzt. Dem State of the Apes-Bericht zufolge werde sich allein die für Kautschukplantagen genutzte Fläche in ganz Südostasien bis 2050 vervierfachen.
Hoffnung für Kappengibbons und Trockenwälder
Neben all den düsteren Aussichten gibt es jedoch auch gute Nachrichten. Zumindest in Kambodscha wurde den Wäldern vorerst eine Gnadenfrist gewährt: „Vor Kurzem wurde in Kambodscha ein Regierungserlass zur Verhängung eines Moratoriums für [neue] wirtschaftliche Landkonzessionen verabschiedet – für die nördlichen Ebenen sind also keine neuen agroindustriellen Plantagen geplant“, erklärte Mould gegenüber Mongabay. „Doch die bereits bestehenden Konzessionen in den nördlichen Ebenen sind weiter vergrößert worden.“
Die nördlichen Ebenen Kambodschas, die das Kulen-Promtep-Naturschutzgebiet und das Preah-Vihear-Waldschutzgebiet umfassen, stehen seit 1999 im Zentrum der Artenschutzbemühungen der WCS. Die Überwachung und der Schutz der Kappengibbons zählten in den letzten sechs Jahren zu den Prioritäten dieser Organisation, die dabei vom US Fish and Wildlife Service – der für den Artenschutz zuständigen US-Behörde – unterstützt wurde.
Bei ihren Bemühungen zum Schutz der Gibbons setzen Mould und seine Kollegen auf drei Ebenen an: dem Einsatz neuer Technologien zur Gewährleistung einer effektiveren Überwachung, dem Ausbau der Kapazitäten der Ranger und Gesetzeshüter und der Förderung der partizipativen Landnutzungsplanung, die ein Mitspracherecht der örtlichen Bevölkerung bei der Entscheidung über die Nutzung ihres Landes vorsieht.
„Die Zusammenarbeit mit der Bevölkerung und den lokalen Regierungsbehörden zum Erhalt wichtiger Lebensräume in den halbimmergrünen Wäldern ist entscheidend für das Überleben der Kappengibbons in den nördlichen Ebenen“, sagte Mao Khean, der Biodiversitätsmonitoringbeauftragte der WCS.
Ein SMARTER Schutzplan
Wirtschaftliche Landkonzessionen an sich sind schon eine Katastrophe für die darin befindlichen Wälder, doch darüber hinaus locken sie auch Wanderarbeiter an, und dieser demographische Wandel hat Folgen für die Landnutzung und die Jagd im betroffenen Gebiet. Aus diesem Grund sind Jagdpatrouillen und Maßnahmen zur effektiven Strafverfolgung entscheidende Bestandteile jedes Artenschutzprojektes.
„Eine wichtige Errungenschaft des Kappengibbon-Schutzprojektes in den nördlichen Ebenen ist die Steigerung [der] Effektivität und Effizienz in den Bereichen Strafverfolgung und Wildtierüberwachung“, erklärte Mould.
Profitieren konnte das Projekt von SMART (Spatial Monitoring And Reporting Tool), einem neuen Werkzeug zur Wildtierüberwachung, das von einem Konsortium aus verschiedenen Organisationen entwickelt wurde, dem auch die WCS angehört. Im Vergleich zu früheren Überwachungssystemen sei SMART „ein deutlich besseres Instrument zur Strafverfolgung“, so Mould.
„Das SMART-Konzept kombiniert ein hochmodernes Überwachungsinstrument zur Strafverfolgung mit Maßnahmen zum Kapazitätsausbau und einer Reihe von Naturschutzstandards“, sagte Alexa Montefiore, die Leiterin des SMART-Partnerschaftsprogramms, gegenüber Mongabay.
„SMART wurde für jene Menschen konzipiert, die direkt für den Artenschutz verantwortlich sind, von den Rangern vor Ort bis hin zu hochrangigen Regierungsbeamten“, erklärte sie weiter. „[Das System] verfügt über eine leistungsstarke Analyse-, Karten- und Berichtsfunktion, die es ermöglicht, die auf den Patrouillen gesammelten Daten schnell visuell darzustellen und in nützliche Informationen für das Parkmanagement umzuwandeln. [Dadurch] ist es möglich, Daten über die Patrouillen (z.B. ihre Dauer und die patrouillierten Gebiete), deren Ergebnisse (z.B. die Zahl der entfernten Fallen oder der Festnahmen) sowie die Bedrohungslage (z.B. auf die Wilderei bezogene Indikatoren) zu sammeln, zu speichern, zu übermitteln und auszuwerten.“
SMART wird bereits weltweit genutzt und kommt derzeit in 147 Projekten in 31 Ländern zum Einsatz. „Einer unserer größten Erfolge ist die rasche und umfassende Einführung unseres Systems auf der ganzen Welt“, betonte Montefiore. „Auf Anfragen von Schutzgebiet-Betreibern und Naturschutzbehörden wird SMART in vielen Ländern zunehmend von einzelnen Standorten auf ganze Schutzgebiet-Netzwerke ausgeweitet.“ Ein wichtiger Grund für diesen Erfolg bestehe darin, dass „die Software gratis und quelloffen ist und von jedem heruntergeladen werden kann.“
„Indem wir jenen, die in Sachen Naturschutz an vorderster Front kämpfen, ein hochentwickeltes System zur Datenanalyse sowie zur Karten- und Berichtserstellung in die Hand gegeben haben, haben wir ein umfangreiches Werkzeug für den Artenschutz geschaffen“, erklärte Montefiore.
In Kombination mit umfassenderen Maßnahmen zum Kapazitätsausbau konnten durch SMART spürbare Erfolge erzielt werden. Seit 2013 ist eine deutliche Verbesserung des Schutzes wichtiger Kappengibbon-Lebensräume zu beobachten, denn die Zahl des für die Patrouillen eingesetzten Personals hat sich beinahe verdoppelt. In diesem Zeitraum haben 30 Mitarbeiter 746 Patrouillen durchgeführt und dabei 159.461 Quadratkilometer abgedeckt. Das Personal wurde zudem umfassend geschult und nahm unter anderem an zwei neuntägigen Lehrgängen zum Thema Strafverfolgung, einem nationalen SMART-Workshop sowie zwei zusätzlichen SMART-Auffrischungskursen im Gelände teil. „Erstaunlicherweise wurde in diesen zwei Jahren nur ein einziger Fall von Gibbon-Wilderei verzeichnet“, sagte Mould.
„Die durch SMART dargestellten Daten über Patrouillen und ihre Ziele gewährleisten die Effektivität der Rechtsdurchsetzung und der Politikgestaltung im Forstsektor und sorgen dafür, dass die Abkommen mit der lokalen Bevölkerung über die Ressourcennutzung eingehalten und durchgesetzt werden“, erklärte Mould gegenüber Mongabay. Die Patrouillen sind sehr gut organisiert: Jedes Team ist für ein 5 Quadratkilometer großes Gebiet verantwortlich und konzentriert sich dabei auf wichtige Hotspots, die den Daten aus früheren Patrouillen zufolge besonders gefährdet sind. Die Patrouillen werden in enger Zusammenarbeit mit Rangern aus der lokalen Bevölkerung durchgeführt, die eine Schlüsselrolle bei der Überwachung der gefährdetsten Arten und beim Schutz ihrer wichtigsten Lebensräume spielen.
Die Teilhabe und Miteinbeziehung lokaler Gemeinschaften ist unerlässlich
Rours Vann ist der Teamleiter der örtlichen Ranger der WCS im Kulen-Promtep-Naturschutzgebiet. Er arbeitet mit der lokalen Bevölkerung zusammen und schult sie im Einsatz der SMART-Datenerhebungsmethoden. „Seit ich vor mehr als 15 Jahren damit begann, mich für den Artenschutz zu engagieren, habe ich mich immer darauf gefreut, in meiner Hängematte aufzuwachen und dem Gesang der Gibbons im Wald zu lauschen“, erzählte er im Gespräch mit Mongabay. „Ich bin sehr stolz darauf, meinen Beitrag zur Bewusstseinsbildung und zum Schutz der prioritären Lebensräume des Kappengibbons in den nördlichen Ebenen Kambodschas zu leisten.“
Der Einsatz von Gemeindemitgliedern zur Überwachung der Wildtierbestände sei „ein wesentlicher Faktor für den Erfolg des Projekts“, so Mould. Doch die Miteinbeziehung der lokalen Gemeinschaften könne noch weitere tiefgreifende Auswirkungen haben, die über die Datenerhebung und die Durchsetzung der Forstgesetze hinausgehen. Sie könne sogar zur Verhinderung des Waldverlustes beitragen, denn sie könne Verhaltensänderungen auslösen und zum Widerstand der örtlichen Bevölkerung gegen die Rodung von Landkonzessionen führen.
„Es ist erwiesen, dass der Lebensraumverlust in den letzten Jahren in jenen Gebieten, die von anerkannten Gemeinschaften verwaltet werden, deutlich geringer war, da die Inhaber von wirtschaftlichen Landkonzessionen daran gehindert wurden, innerhalb der Gemeinschaftsgebiete Rodungen vorzunehmen“, stellte Mould fest. „Dies zeigt deutlich, dass die Stärkung der Patrouillekapazitäten der lokalen Gemeinschaften und die Gewährleistung der Einhaltung von Landnutzungsplänen wirksame Mittel zur Reduktion der Zerstörung wichtiger halbimmergrüner und immergrüner Lebensräume sind.“
Die kommunale Landnutzungsplanung ist ein wichtiger Bestandteil des Projekts, und die Schaffung von Landnutzungsrechten ist sowohl für die Gemeinschaften selbst als auch für den Naturschutz eine Priorität. „Durch den Prozess der partizipativen Landnutzungsplanung schaffen wir Gemeinschaftszonen um die Dörfer und stellen sicher, dass auf lokaler Ebene fundierte Entscheidungen im Bereich der Landnutzung getroffen werden“, erklärte Mould.
Der Konsultationsprozess im Kulen-Promtep-Naturschutzgebiet sei mittlerweile abgeschlossen, und die Entwürfe der vorgeschlagenen Zonen um alle Dörfer müssten nun vom zuständigen Ministerium abgesegnet werden, berichtete Mould. Das Preah-Vihear-Waldschutzgebiet falle jedoch in den Zuständigkeitsbereich eines anderen Ministeriums, das die Gemeinschaftszonen noch nicht anerkannt habe, daher befänden sich nachhaltige Landnutzungszonen dort noch in einer Pilotphase. „Im Rahmen dieses Projektes haben wir gemeinsam mit der Forstbehörde an der Entwicklung des offiziellen Prozesses gearbeitet, der lokalen Gemeinschaften die Beanspruchung ihrer Landnutzungsrechte und das Betreiben gemeinschaftlicher Forstwirtschaft im Preah-Vihear-Waldschutzgebiet ermöglichen soll“, sagte Mould.
Verbindung und Schutz wichtiger Gibbon-Lebensräume
Für einige Arten stellen Plantagen einen schlechten, aber dennoch nutzbaren Teil ihres Lebensraums dar, den sie auf ihren Wanderungen durchstreifen können. Orang-Utans können beispielsweise auf ihrem Weg von einem Primärwaldgebiet zum anderen Palmölplantagen überqueren, da sie sich dort von den Palmfrüchten ernähren können. Gewissenhafte Plantagenbesitzer können diese eingeschränkte Artenvielfalt durch die Anpassung ihrer landwirtschaftlichen Methoden an die Bedürfnisse der Primaten und durch den Erhalt ökologisch wertvoller Waldflächen fördern.
Kappengibbons hingegen können von diesen „aufgeklärten“ landwirtschaftlichen Methoden nicht profitieren. „In den nördlichen Ebenen Kambodschas gibt es keine Gibbons auf Plantagen, und Gibbons und Plantagen sind nur dann vereinbar, wenn sich [die Plantagen] neben oder in der Nähe von intakten (halb-)immergrünen Lebensräumen befinden“, erklärte Mould. „In den nördlichen Ebenen ist mir kein Konzessionsinhaber bekannt, der sich um den Erhalt der Biodiversität auf seiner Plantage bemüht.“
Aus diesem Grund ist es von zentraler Bedeutung, dass innerhalb der Agrarlandschaft Waldkorridore erhalten bleiben, die die wichtigsten Kernlebensräume der Gibbons miteinander verbinden. Die Chancen für den Erhalt eines solchen Korridors in Kambodscha sind mit dem Vorschlag für ein neues Schutzgebiet stark gestiegen.
Laut Regierungsangaben solle auf dem Gebiet einer früheren Holzeinschlagskonzession das Waldschutzgebiet Prey Preah Roka entstehen, sagte Mould, der diesen Schritt als „eine der bedeutendsten Maßnahmen zum Schutz wichtiger Kappengibbon-Lebensräume“ bezeichnete. „Dieses 80.000 Hektar große vorgeschlagene Schutzgebiet umfasst die größte ununterbrochene Fläche an halbimmergrünen und immergrünen Wäldern in der Region, weshalb anzunehmen ist, dass dieses Gebiet auch die größte Kappengibbon-Population beherbergt.“
Das Gebiet ist auch deshalb so bedeutend für den Gibbonschutz, weil es direkt an die Auwälder des Preah-Vihear-Waldschutzgebietes grenzt, wo regelmäßig Kappengibbons gesichtet werden.
Der anhaltende Erfolg des SMART-Programms, Kambodschas Moratorium für wirtschaftliche Landkonzessionen und die Pläne für das Prey-Preah-Roka-Waldschutzgebiet haben dazu beigetragen, die tiefe Besorgnis über die Zukunft der Kappengibbons in vorsichtige Zuversicht zu verwandeln.
Mahood schätzt die Zukunftschancen der Gibbons als „ziemlich gut“ ein. „Kambodscha beherbergt den Großteil der weltweiten Gibbonpopulation und ist immer noch zu weiten Teilen mit Wald bedeckt. Die Chancen für die Rettung dieser Art stehen daher gut“, meinte er. „Ohne den Naturschutz wären diese [Tiere] und der einzigartige Lebensraum, den sie bewohnen, verloren. Sie sind schon heute aus den meisten Gebieten verschwunden, in denen sie einst beheimatet waren, und das endgültige Verstummen der Gibbongesänge in den Wäldern würde die Welt zu einem traurigeren Ort machen.“