Die freiwilligen Kohlenstoffmärkte geben Unternehmen, Regierungen, etc. die Möglichkeit, ihre Treibhausgasemissionen auszugleichen, indem sie Emissionsausgleiche kaufen. Ein Emissionsausgleichskredit steht für eine metrische Tonne Kohlenstoff-Dioxid Emissionen, oder das Äquivalent eines anderen Treibhausgases, die durch Aktionen wie die Erhaltung gefährdeter Regenwälder, gesteigerte Energieeffizienz oder die Installation nachhaltiger Energiesysteme eingespart werden.
Im Gegensatz hierzu werden in den sogenannten “Compliance Märkten”, wie zum Beispiel dem Emissionshandelsystem der Europäischen Union, Emissionskredite gekauft um die von den Regierungen vorgegebenen Schadstoffreduzierungen vorzunehmen.
2014 wurden, laut dem Bericht, Emissionsausgleiche für 87 Millionen metrische Tonnen CO2 auf freiwilliger Basis erworben. Dies ist ein Anstieg um 14 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Laut Kelley Hamrick, Mitglied von Forest Trend und Hauptautor des Berichts, der den Titel “Ahead of the Curve: State of the Voluntary Carbon Markets 2015” (Deutsch: “Der Zeit voraus: Die Lage auf dem frewilligen Kohlenstoffmarkt 2015) trägt, haben die beinahe 4,5 Milliarden Dollar die in den letzten zehn Jahren für freiwillige Kohlenstoffgutschriften ausgegeben wurden, wesentlich größere Auswirkungen gehabt, als der relativ kleine Geldbetrag vermuten lässt.
“Viele der Regeln und Prozesse die jetzt Standard in allen neuen Compliance Märkten sind (die Weltbank schätzt den Wert auf circa 30 Milliarden Dollar alleine in 2014) wurden in den freiwilligen Märkten ausprobiert und verbessert.”, so Hamrick in einer E-Mail an mongabay.com.
Anders ausgedrückt heißt das, dass Regierungen, die ihre eigenen regulierten Kohlenstoffmärkte erschaffen möchten ein wesentlich geringeres Risiko eingehen, da die freiwilligen Märkte die Klimaschutzprojekte und Vorgehensweisen bereits getestet haben, befanden Hamrick und sein Team. In ihrem Bericht schreiben sie, die freiwilligen Märkte bieten “ein gutes Versuchsfeld für das Konzept der ‘leistungsabhängigen Zahlungen’ , da die privaten Käufer meistens nur dann zahlen, wenn die Schadstoffreduzierungen den vordefinierten Standards entsprechen.”
Hamrick sagte gegenüber mongabay.com, dass es zu Beginn der Emissionsausgleiche Kritik bezüglich der Nachweisbarkeit der Schadstoffreduzierungen gab, ins Besondere dahingehend, ob die Schadstoffe wirklich geschaffen wurden, oder ob dieser bestimmte Wald ohne die zusätzliche Investition wirklich zerstört worden wäre. Dies hat dazu geführt, dass nun die Verifikationsstandards Dritter in der Entwicklung beinahe aller Klimaschutzprojekte eingesetzt werden.
Beispielsweise wurden viele Projektmethodiken und Rahmenbedingungen der Märkte die zur Festlegung der Emissionspreise dienen, welches über ein Schema geschieht, das vom kalifornischen Emissionshandelssystem eingeführt wurde, zunächst in freiwilligen Märkten getestet, heißt es in dem Bericht.
Laut dem Bericht wurden die Vorgehensweisen für Projekte die sich noch in der Entwicklung befinden und zum Beispiel Abholzungen vermeiden, saubere Küchenherde in Entwicklungsländern verteilen und Reis mit einer geringeren Kohlenstoffbilanz anbauen alle “auf freiwilliger Basis getestet und verbessert”.
Ein weiterer Beweis für den übergroßen Einfluss der vergleichsweise kleinen freiwilligen Kohlenstoffmärkte ist, so Hamrick, dass die Arbeit, die vom Erwerb freiwilliger Kohlenstoffkredite finanziert wird, weitreichende Auswirkungen hat. Sie ermöglichen es zum Beispiel, Naturschutzaktivitäten zur Verminderung von Abholzungen von einer individuellen Ebene auf eine regionale oder nationale Ebene zu bringen.
Andere Projekte können große Auswirkungen haben, auch, wenn sie in einem viel kleineren Maßstab durchgeführt werden. “Diese Arbeit hat auch kleinere Ausgleichsprojekte vor Ort ermöglicht, wie zum Beispiel die Umstellung auf Küchenherde mit sauberer Verbrennung. Die Geldmittel aus dem Emissionsausgleich wurden so verwendet, dass diese Projekte finanziell rentabel sind.”, fügte Hamrick hinzu.
Gloria Gonzalez von Forest Trend war an dem Bericht beteiligt und teilte mongabay.com in einer E-Mail mit, dass Käufer in den vergangenen Jahren mehr Interesse an Projekten gezeigt haben, die außer der Verlangsamung des Klimawandels noch weitere Vorteile haben. Diese werden als Co-Benefits bezeichnet und sind Dinge wie die Verbesserung der Gesundheit und die Stärkung der Selbstbestimmungsrechte der Frauen in Entwicklungsländern.
Getätigte Emissionsausgleiche in 2014, gegliedert nach Projektkategorie und –art, in metrischen Tonnen des CO2 Äquivalents. Quelle: Forest Trends: Stae of the Voluntary Carbon Markets 2015. Zum Vergrößern anklicken.
Der Bericht verfolgt beinahe 20 verschiedene Projektarten, einchließlich Land- und Forstwirtschaft, erneuerbare Energien, Effizienz und Projekte mit Haushaltsgeräten, wie zum Beispiel Küchenherde und Wasserfiltersysteme.
„Von den 7 Hauptprojekten die über das letzte Jahrzehnt verfolgt wurden, haben drei mit Forstwirtschaft zu tun (vermiedene Abholzungen, Baumpflanzungen und Waldbewirtschaftung), da diese Projekte auf Grund ihres sozialen, gesundheitlichen und Umweltnutzen sehr geschätzt werden“, so Gonzalez. Eine andere Projektart, die Verteilung von sauberen Küchenherden, brachte die sechs-höchsten Emissionsausgleiche aller Projektarten, obwohl wir das Projekt erst seit 2012 als separate Kategorie verfolgen.“
Die Ausgleiche aus Projekten der Land- und Forstwirtschaft machten mehr als die Hälfte aller getätigten Emissionsausgleiche in 2014 aus, mit Projekten, die Abholzungen vermeiden an der Spitze: Hier wurde das Äquivalent von 25 Millionen metrischen Tonnen CO2 eingespart. Projekte für erneuerbare Energien waren im letzten Jahr auch beliebt – Windenergie brachte Einsparungen von 13,7 Millionen metrischen Tonnen CO2 hervor.
Emissionsausgleiche sind vielleicht ein Teil der Lösung, sie sind jedoch kein Allheilmittel. Der Ausstoß von einer Milliarde metrische Tonnen CO2 wurde zwar durch den Erwerb von Emissionsausgleichen verhindert, doch allein für 2014 wurde weltweit ein 40 Mal höherer Ausstoß – 40 Milliarden metrische Tonnen – prognostizierte.
Zitate im englischen Original:
- Forest Trends’ Ecosystem Marketplace. Ahead of the curve: State of the Voluntary Carbon Markets 2015. (2015).