Ein Regenwald in Borneo. Foto: Rhett Butler.
Die Teilnehmer der UN-Klimaverhandlungen in Bonn haben einen Vertragsentwurf zu den technischen Bestimmungen eines Plans, Emissionen durch Entwaldung und Waldschädigung zu reduzieren, vorgelegt. Es ist dank des Durchbruchs in Bonn viel wahrscheinlicher geworden, dass der „REDD+“ genannte Walderhaltungsplan in ein Klimaschutzabkommen integriert wird, über das im Dezember in Paris verhandelt werden soll.
Die Tatsache, dass man sich in Bonn auf einen vollständigen REDD+-Entwurf einigen konnte, überraschte viele Beobachter der UN-Klimaverhandlungen, da letztere berüchtigt dafür sind, extrem langsam voranzukommen. Einige besonders schwierige Themen mussten gelöst werden und es schien wahrscheinlich, dass ihre Klärung auf die Konferenz in Paris verschoben werden würde – selbst Länder, die voll hinter REDD+ stehen, wollen jede Trumpfkarte bei den Verhandlungen, die sie bekommen können.
Die gemeinnützige Naturschutzorganisation Forest Trends aus Washington D.C. erklärte dass die Erwartungen niedrig waren, obwohl die Verhandlungsführer seit über zehn Jahren daran arbeiten, das REDD+-Abkommen zu erreichen. Es muss in Paris aber noch viel Arbeit getan werden, bevor REDD+ für die Umsetzung bereit ist – vor allem muss die Frage gelöst werden, wie das ganze Programm finanziert und in einem solchen Ausmaß umgesetzt werden soll, dass Entwaldung effektiv gestoppt und globale Emissionen reduziert werden können.
laut Reuters offenbar beschlossen, das Thema nicht bis zu den Verhandlungen im Dezember in die Länge zu ziehen.
Ecosystem Marketplace, eine Website von Forest Trends mit Nachrichten und Analysen, die die REDD+-Verhandlungen genau verfolgt hat, berichtet, dass eine Kompromissvereinbarung zu einem der anderen Themen erzielt wurde, nämlich zu den Zahlungen für nicht CO2-bezogene Nutzen des Waldschutzes, etwa die Erhaltung von Wasserscheiden und der Biodiversität. Bislang gab es keinen offiziellen Leitfaden dafür, wie man diese zusätzlichen Nutzen abrechnen sollte, sodass dieser Punkt zumeist von Fall zu Fall behandelt wurde.
Das dritte Thema hatte damit zu tun, ob nicht vom Markt bestimmte Mechanismen für REDD+-Zahlungen genutzt werden dürfen oder nicht. Schlussendlich lässt der endgültige Textentwurf die Tür sowohl für marktbasierte als auch für nicht marktbasierte Ansätze offen – direkte Transaktionen zwischen einer Körperschaft, die ihre Emissionen kompensieren will, und demjenigen, der die finanzierte Arbeit vor Ort macht. Auf diese Weise können die Länder den von ihnen bevorzugten Ansatz wählen.
Einige UN-Beobachter stehen dem in Bonn vereinbarten REDD+-Entwurf kritisch gegenüber. Laut Christoph Thies, einem Waldexperten bei der Umweltschutzorganisation Greenpeace, sind einige der technischen Details schwach. „Es ist besser als keine Vereinbarung, aber kein Grund zum Feiern, solange die Finanzierung von REDD+ noch unklar ist und keine umfassende Umsetzung stattfinden kann“, so Thies in einer E-Mail an mongabay.com.
Wenn diese Details aber ausgearbeitet sind, hat REDD+ nicht nur größere Chancen, in das umfassendere Klimaabkommen aufgenommen zu werden, das Ende des Jahres in Paris diskutiert werden soll, es ermöglicht den Ländern auch, REDD+ in ihre nationalen Klimaaktionspläne – oder, im UNFCCC-Jargon, ihre Intended Nationally Determined Contributions (beabsichtigte national bestimmten Beiträge, INDCs) – einzubauen.
Keiner der großen Emissionsverursacher, die bislang INDCs eingereicht haben, etwa die USA, haben REDD+ verwendet, um ihre Reduktionsziele zu erreichen. Allerdings haben auch erst elf Länder, sowie die EU, ihre INDCs eingereicht.
Die Tatsache, dass alle Länder mit einem vollständigen REDD+-Entwurf in der Hand zur Pariser Konferenz kommen können, wird von jenen als gutes Zeichen gewertet, die die UNFCCC-Verhandlungen mit vorsichtigem Optimismus beobachten.
„Ich glaube, das wird die Zuversicht aller stärken – sowohl die der Geber als auch die der Waldländer –, dass REDD+ auf eine durchsichtige und miteinbeziehende Weise mit ökologischer Glaubwürdigkeit durchgeführt werden kann“, sagte Duncan Marsh, Direktor für Internationale Klimapolitik bei The Nature Conservancy, dem Artikel in Ecosystem Marketplace zufolge. „Die Tatsache, dass die Länder in diesen REDD+-Verhandlungen hier zwei Tage vor dem Ende der Konferenz zu einer Übereinkunft kommen konnten, ist ein großartiges Signal für Paris.“
Der Autor, Mike Gaworecki, war bis 2010 Mitarbeiter von Greenpeace. Ein aktueller Greenpeace-Mitarbeiter wird in diesem Artikel zitiert.