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Ein Neuseeland-Delfin, von dessen zwei Unterarten eine, nämlich der Maui-Delfin, mit einer rapide schrumpfenden Population vom Aussterben bedroht ist. Foto: Steve Dawson/ NABU International Naturschutzstiftung .
Maui-Delfine (Cephalorhynchus hectori maui) sind akut vom Aussterben bedroht. Sie sind leicht an ihrer dunklen, runden Rückenflosse zu erkennen, die einem Mickymaus-Ohr ähnlich sieht, und können eine Länge von bis zu 1,4 Metern erreichen.
Wie ernst die Lage dieser Delfine ist, zeigen zwei neue Studien, denen zufolge die Delfinpopulation mit weniger als 47 lebenden Exemplaren einen neuen Tiefststand erreicht hat. Diese Erkenntnisse wurden bei der jährlichen Tagung des Wissenschaftsausschusses der Internationalen Walfangkommission (IWC) in San Diego, das Anfang Juni zu Ende ging, präsentiert.
Maui-Delfine leben nur vor der Westküste der Nordinsel Neuseelands, von deren Bezeichnung in der Maori-Sprache, Te Ika a Maui, sich ihr Name ableitet. Gemeinsam mit dem Hector-Delfin (Cephalorhynchus hectori hectori), einer eng verwandten Unterart, von der es nur drei Populationen um die Südinsel Neuseelands gibt, sind sie unter dem Namen Neuseeland-Delfine bekannt.
Der Bestand der Maui-Delfine ist seit den 1970er-Jahren stark geschrumpft. Dies liegt vor allem daran, dass sich die Tiere versehentlich in Fischernetzen verfangen, wodurch weltweit jedes Jahr hunderttausende Wale ertrinken oder verletzt werden.
Laut einer Studie von Barbara Maas, der Leiterin für Internationalen Artenschutz der deutschen NABU International Naturschutzstiftung, umfasst der Bestand an Maui-Delfinen derzeit zwischen 42 und 47 Tiere, während es in den Jahren 2010/2011 noch 59 Exemplare waren. Darunter befinden sich nur 10 bis 12 ausgewachsene Weibchen.
Frühere Studien waren zu dem Ergebnis gekommen, dass der Bestand an Maui-Delfinen nur dann erhalten werden könnte, wenn alle 10 bis 23 Jahre ein einziger Delfin durch Menschenhand getötet würde. Doch jedes Jahr sterben vier Delfine, nachdem sie sich in Fischernetzen verfangen haben – dies ist das 54-Fache dessen, was die Population verkraften könnte. Sollte sich dieser Trend fortsetzen, dann könnten diese Delfine in 14 Jahren ausgestorben sein, stellt Maas in ihrer Studie fest.
Ein Maui-Delfin trifft auf ein Fischernetz. Fischernetze sind für mehr als 95 Prozent der Todesfälle bei Maui-Delfinen verantwortlich. Foto: Steve Dawson/ NABU International Naturschutzstiftung .
Umweltschützer warnen seit Jahren vor der Bedrohung der Maui-Delfine. Im Jahr 2012 schätzte ein von der neuseeländischen Regierung einberufenes Wissenschaftsgremium, dass über 95 Prozent der Todesfälle unter Maui-Delfinen durch Kiemen- und Schleppnetze verursacht werden. Der Einsatz von Schleppnetzen ist in weniger als fünf Prozent des Lebensraums der Delfine verboten, während die Fischerei mithilfe von Kiemennetzen dank kleinerer Ausweitungen der Schutzgebiete in den Jahren 2012 und 2013 nun in 19 Prozent des Delfin-Habitats untersagt ist. Vor der Ausweitung machte die Schutzzone nur 16 Prozent ihres Lebensraums aus.
In beiden Jahren empfahl der Wissenschaftsausschuss des IWC dringende Maßnahmen zum Schutz der Delfine. Im Jahr 2014 stellte er im Bericht über seine jährliche Tagung fest, dass selbst die kleinen Ausweitungen der Schutzgebiete in Neuseeland „nicht ausreichen, um den Rückgang der Maui-Delfine zu stoppen.“ In diesem Bericht heißt es weiter: „[A]nstatt weiter nach wissenschaftlichen Beweisen zu suchen, ist es von höchster Wichtigkeit, Sofortmaßnahmen zu ergreifen, um zu verhindern, dass Delfine als Beifang enden.“ Zu diesem Zweck sollte dem Bericht zufolge der Einsatz von Kiemen- und Schleppnetzen im gesamten Lebensraum der Delfine verboten werden.
Wie Maas in ihrer Studie feststellt, haben die IUCN, die diese Delfinart als vom Aussterben bedroht einstuft, und die Society for Marine Mammalogy ähnliche Empfehlungen abgegeben. Maas übt Kritik an der neuseeländischen Regierung, da sie einen Fünf-Jahres-Forschungsplan ausarbeite, anstatt sofortige Schutzmaßnahmen zu ergreifen. „Die Zahl der Maui-Delfine geht weiter zurück, da die einstimmige, wissenschaftlich untermauerte Forderung nach ihrem Schutz nicht in die Tat umgesetzt wird“, so Maas.
Eine weitere Studie, die bei der Tagung des IWC vorgestellt wurde, zeigte, dass die kleinräumigen Ausweitungen der Schutzgebiete in den Jahren 2012 und 2013 im Grunde wirkungslos waren. Die Studie prognostizierte, dass die Population der Maui-Delfine mit oder ohne diese Ausweitungen bis zum Jahr 2033 mit einer 95-prozentigen Wahrscheinlichkeit auf unter 30 und mit einer 50-prozentigen Wahrscheinlichkeit auf unter 10 Exemplare sinken werde. Wenn die neuseeländische Regierung jedoch die Vorschläge des IWC umsetze, dann hätten die Delfine der Studie zufolge deutlich höhere Überlebenschancen, und ihr Bestand könnte mit einer 40-prozentigen Wahrscheinlichkeit sogar wieder wachsen.
In den letzten Jahren sind neue Bedrohungen für die Delfine hinzugekommen, wie etwa seismische Untersuchungen oder die Erdöl- und Erdgasförderung in ihrem Lebensraum oder in dessen Umgebung, doch keine der beiden Studien berechnete diese Gefahren mit ein.
Umweltschützer fordern die neuseeländische Regierung auf, Maßnahmen zum Schutz der Delfine zu ergreifen. „Die neuseeländische Regierung hat sich bislang ihrer Verantwortung zum Schutz der letzten Maui-Delfine entzogen. Seit drei Jahren fordern die Wissenschaftler des IWC die neuseeländische Regierung auf, den Einsatz von Kiemen- und Schleppnetzen im gesamten Delfinlebensraum zu verbieten. Doch Neuseeland hat die Wissenschaftler hartnäckig ignoriert und nimmt aus kurzsichtigen wirtschaftlichen Überlegungen das Aussterben dieser seltenen Art in Kauf“, schrieb der NABU in einer Stellungnahme auf seiner Website.
QUELLEN:
- Maas, B. Estimated population size and decline of Maui’s dolphins. IWC SC/66a/SM/21 Rev 1. 2015.
- Slooten, E. Effectiveness of partial protection for Maui’s dolphin. IWC SC/66a/SM/12. 2015.