Abholzung für die Produktion von Palmöl in Borneo. Foto von Rhett A. Butler
Palmöl Importe nach Europa für die Verwendung als Kraftstoff stiegen seit 2006 um mehr als das Dreifache an und rufen somit Bedenken hervor, dass Orte die mit erneuerbarer Energie versorgt werden sollen zur Abholzung beitragen könnten, was wiederum zur Verdrängung von marginalisierten Gemeinschaften führt und somit die Treibhausgase in Südostasien erhöht. Dies laut einer neuen Studie veröffentlicht von dem International Institute for Sustainable Development (IISD).
Der Bericht welcher heute veröffentlicht wurde zeigt auf, dass 80 Prozent des Anstiegs an Palmölverbrauch der europäischen Union zwischen 2006 und 2012 aufgrund einer erhöhten Verwendung für die Biokraftstoff-Produktion stattfand. Der Verbrauch von Nahrung und Kosmetik blieb in diesem Zeitraum fast gleich.
Insgesamt erhöhte sich der Palmölverbrauch der EU-27 um 41 Prozent von 4,51 Millionen Tonnen im Jahre 2006 auf 6,38 Millionen Tonnen im Jahre 2012. Der Palmölverbrauch für Biodiesel stieg mit 365 Prozent von 402 000 Tonnen auf 1,87 Millionen Tonnen stark an.
Die Niederlande, der größte Verbraucher von Palmöl in Europa, sah ihren Verbrauch an Palmöl in die Höhe schiessen mit einer Erhöhung von 9500 Prozent von 5000 Tonnen auf 480 000 Tonnen während der Zeit.
Bei 300 000 metrischen Tonnen im Jahre 2012, ist Deutschland der zweitgrößte europäische Verbraucher von Biokraftstoffen für den Bedarf an Biodiesel, gefolgt von Italien (220 000 Tonnen), Spanien(200 000 Tonnen) und Finnland (200 000 Tonnen). Der Verbrauch von Großbritannien jedoch fiel während des Zeitraums um 31 Prozent.
Palmölverbrauch von Biokraftstoffen, Nahrung, Kosmetik und Energie in Europa
Die Befunde suggerieren, dass Hersteller in Malaysia und Indonesien in einer kritischen Marktsituation für Biokraftstoffe Fortschritte machen. Die E.U. hat angeordnet, dass mindestens zehn Prozent des europäischen Kraftstoffmarktes für den Transport von erneuerbaren Energiequellen bis zu 2020 gedeckt werden sollen. Ein Gesetzesvorschlag jedoch — welcher Mittwoch zur Abstimmung steht — würde dieses Ziel halbieren und somit die Menge von Biodiesel begrenzen, die aus nahrungsbasierten Ernten hervorgeht.
Die Zahlen lassen ebenfalls erkennen, dass niedrigere Palmölpreise neue Märkte für pflanzliches Öl erschliessen könnten, das hauptsächlich als Speiseöl verwendet wird; als Fett in verarbeiteten Lebensmitteln, Seife, der Kosmetik und für industrielle Zwecke. Bis vor kurzem machten hohe Palmölpreise den Umstieg auf Biokraftstoffe zu einer unattraktiven Option, mit Preisen unter grob 40 Prozent unter ihren Höchstständen jedoch, ist die Verwendung von Palmöl als ein Rohstoff für Biodiesel nun ein lukratives Vorhaben.
Palmölverbrauch von Biokraftstoffen, Nahrung, Kosmetik und Energie in Europa
Mehr als 85 Prozent des Palmöls — welches aus der Frucht der Ölpalme hergestellt wird — wird in Indonesien und Malaysia produziert. Vieles von der Ausweitung der Ernte fand auf Kosten der artenreichen Regenwälder und kohlendioxidreichen Torflandschaften statt und macht Palmöl somit zu einem Ziel für Umweltaktivisten, die es als eine potentielle Gefahr für gefährdete Spezies, das Klima und traditionelle Gemeinschaften sehen.
Dementsprechend forderte Friends of the Earth (FOE) Europe, die Aktivistengruppe welche den IISD-Bericht in Auftrag gegeben hat, die E.U. auf den Vorschlag anzunehmen, um das Biokraftstoff-Mandat zu streichen.
„Palmöl treibt Massenabholzung, Verlust wildlebender Tierarten und Gemeinschaftskonflikte an. Zusätzlich beschleunigt es den Klimawandel,“ sagt Robbie Blake, Biokraftstoff-Aktivist für Friends of the Earth Europe in einer Stellungnahme. „Es ist beunruhigend, festzustellen, dass die Verwendung von Palmöl in europäischen Autos in die Höhe schiesst und sich immer weiter erhöhen wird, ausser Mitglieder des europäischen Parlaments setzen dem steigenden Biokraftstoffverbrauch ein Ende. Autofahrer werden unwissentlich gezwungen mit einem Treibstoff zu tanken, der Regenwälder, Gemeinschaften und das Klima zerstört.“
Nur Hidayati, Leiter der Kampagnen für WALHI/Friends of the Earth Indonesia, fügte hinzu, dass die Begrenzung des Betrags von landwirtschaftlichen Kraftstoffen die in europäischen Autos verwendet werden dabei helfen könnte, soziale Konflikte Indonesiens im Bezug auf Palmöl zu reduzieren.
„Menschenrechtsorganisationen in südlichen Ländern haben die Entwicklung der Biokraftstoffpolitik mit Unruhe beobachtet“, sagt Nur. „Dieser enorme Anstieg der Nachfrage nach Palmöl in Europa verschlimmert Abholzung, Landraub und Konflikte in Indonesien. Die Nachfrage an Biokraftstoff muss begrenzt und reduziert werden, sonst wird Europa die Probleme für indonesische Menschen, die von der Palmölexpansion betroffen sind, nur verstärken.“
Palmölproduktion ist heute eine der Hauptursachen von Abholzung — und die größte Ursache für den Zerfall von Torflandschaften in Indonesien. Daten die letzte Woche von Greenpeace veröffentlicht wurden suggerieren, dass bis zu einem Viertel der gesamten Abholzung in Indonesien zwischen 2009 und 2011 dem Palmöl zugeschrieben werden könnte. Greenpeace fordert strengere Beschaffungsrichtlinien, um Palmölhersteller zu ermutigen natürliche Wälder und Torflandschaften nicht für neue Plantagen abzuholzen.
Ölpalmen Landbesitz und Regenwald im malaysischen Borneo
Zunehmende Bedenken über den umweltlichen Einfluss von Palmöl hat eine Antwort der Industrie hervorgerufen. Der runde Tisch für nachhaltiges Palmöl (RSPO) ist eine Multistakeholder Organisation, die soziale und umweltliche Kriterien für die Palmölproduktion vorgibt. Sie zielt darauf ab ein „sicheres“ Siegel für Palmöl zu entwerfen, dass dem Standard entspricht. Jedoch sagen einige Umweltschutzorganisationen wie FOE Europe und Greenpeace, dass die Initiative immer noch schwächelt und bitten Käufer, striktere Schutzmaßnahmen für den Palmölvertrieb zu fordern. Inzwischen beschweren sich manche Hersteller darüber, dass die Prämie für zertifiziertes Palmöl zu gering ist, als dass sich der Aufwand lohnt.
Dennoch wird das meiste Palmöl in Ländern verbraucht, wo Verbraucher den umweltlichen Standards wenig Beachtung schenken, darunter Indonesien, Indien, China, Malaysia und Pakistan. Also ist der direkte Einfluss der Zertifizierung begrenzt auf „Premium“-Märkte wie Europa und den vereinigten Staaten, was es den Umweltschützern schwer macht dieses Problem anzugehen, die zugleich von der Produktivität der Ernte wissen. Diese macht es zu einer billigen Quelle an Speiseöl und ist eine profitable Investition.