Als der ecuadorianische Präsident Rafael Correa am 15. August ankündigte, dass er ein neuartiges Program zur Schohnung dreier Gebiete des Yasuni Nationalparks vor Ölbohrungen abbrechen würde, sah es so aus, als ob die Welt ihr artenreichstes Ökosystem einfach wegwarf. Aber Umweltschutzgruppen und Aktivisten reagierten schnell mit einer möglichen Alternativlösung um die Ölfirmen aus Yasunis Ishpingo-Tambococha-Tiputini (ITT) Bereichen fernzuhalten: eine Volksabstimmung.
Als das Yasuni-ITT Program 2007 offiziell vorgeschlagen wurde, war es eine Weltneuheit: Ecuador versprach, in drei entlegenen Gebieten des Yasuni nicht nach zu Öl bohren, wenn die Weltgemeinschaft ihnen 3.6 Milliarden Dollar zahle (ungefähr die Hälfte des zu erwarteten Unsatzes durch Ölproduktion in den Gebieten). Idee war es, den Klimawandel durch Ruhenlassen der Ölvorkommen und Einschränkung der Abholzung zu bekämpfen, zahllose Arten (darunter viele noch nicht entdeckte) zu bewahren und Ureinwohner zu schützen; unter anderem auch Stämme, die sich freiwilligig zur Isolation von der restlichen Welt entschieden haben. Aber trotz Unterstützung der UNO—einschließlich eines Treuhandfonds durch das Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen um Gelder für ausgesuchte Projekte zu verwalten —ist es dem Yasuni-ITT Programm misslungen schnelle Investitionen anzuziehen. Ungefähr $330 Millionen wurden zugesichert, aber laut ecuadorianischen Aussagen wurden nur $13 Millionen in den Treuhandfond eingezahlt. Das Fehlen von Investitionen—erschwert zum Teil durch die Ambivalenz reicher Nationen, Misstrauen gegenüber Ecuadors Verpflichtungen und Behauptungen, Ecuador würde den Park im Grunde genommen zur Erpressung nutzen—führte Correa dazu, die Initiative gänzlich aufzugeben.
“Die Welt hat uns im Stich gelassen,” sagte Correa. “Ich habe die Vollzugsanordnung für die Auflösung des Yasuni-ITT Treuhandfonds unterschrieben und die Initiative dadurch beendet.”
Andere beschuldigen Correa, nicht ausreichend auf die Bedenken von Spendern eingegangen zu sein und auch trotz der Werbung für die Idee weitere Ölbohrungen geplant zu haben. Aber Befürworter der Idee sagen, dass sie noch nicht aufgegeben haben. Viele Umweltgruppen haben schnell angemerkt, dass Yasuni-ITT noch vor Ölgewinnung bewahrt werden kann, wenn sie genügend Unterschriften in Ecuador sammeln können. Das Land verlangt Unterschriften von 5 Prozent der Bevölkerung (momentan ca 500.00 Menschen) um einen Volksentscheid über den Sachverhalt zu bewirken. Umweltschützer sind überzeugt, dass Sie die Volksabstimmung gewinnen können (laut Umfragen befürworten 90 Prozent der Ecuadorianer die Yasuni-ITT) falls sie genügend Unterschriften erlangen können.
Der Doppelbindenarassari (Pteroglossus pluricinctus) im Yasuni Nationalpark im ecuadorianischen Amazonas. Photo von: Jeremy Hance.
Die Auflösung der Yasuni-ITT hat jetzt schon zu tagelangen Protesten in Ecuador geführt und für diese Woche sind im ganzen Land weitere Demonstrationen geplant.
Trotz alledem hat Correa bereits bekannt gegeben, dass er einen solchen Volksentscheid nicht befürworten wird.
“Das Dilemma ist folgendes: Schützen wir 100% des Yasuni und haben keinerlei Mittel für die akuten Bedürfnisse unseres Volkes oder bewahren wir 99% und haben 18 Milliarden Dollar um die Armut zu beseitigen?” stellte der Präsident fest. “Es gibt Gruppen, die die Yasuni-ITT Frage politisieren, um endlich die Regierung zu ‘besiegen’ und vor allem die jungen Leute zu manipulieren.”
Aber selbst für kontrollierte Ölbohrungen haben die Länder des Amazonas in der Vergangenheit satt bezahlt. Teile des Yasuni Nationalparks und andere Gebiete des ecuadorianischen Amazonas produzieren seit Jahrzenten Öl. Dies hat zu schwerwiegenden Verpestungen der Wasserwege geführt , einschließlich Kontaminationen, die ein milliardenschweres Gerichtsverfahren gegen Chevron zur Folge hatten. Darüber hinaus zieht die Ölprodution im Amazonas nicht nur Umweltverschmutzung mit sich, sondern auch Strassen, Siedler, Abholzung und kommerziellen Buschfleischhandel, welche die ganze Region gefährden. Auch Leben und Kultur der Eingebohrenen wurden durch den resultierenden Ansturm von Siedlern umgewälzt.
Momentan macht Öl ca. 40 Prozent von Ecuadors Exporterträgen aus. Und als Correa die Staatsausgaben erhöhte, verließ er sich auf Öleinnahmen um den Etat zu erhöhen. Ecuadors Armutsquote liegt immernoch bei ca. 35%, trotz jahrzehntelang hoher Ölerzeugung, und manche Wirtschaftswissenschaftler argumentieren, dass die lange Ölabhängigkeit des Landes die Wirtschaft behindert, da sie eine Diversifizierung blockiert. Währenddessen führt die Regierung enorme Subventionsprogramme für den Ölverbrauch im Land fort, welche den Ölpreisbei 2 Dollar pro Gallone halten.
Man geht davon aus, dass der Yasuni Nationalpark der artenreichste Regenwald der Welt ist. Untersuchungen haben mehr Baumarten auf einem Hektar des Yasuni gefunden als in ganz Nordamerika. Regelmäßig werden dort neue Arten entdeckt und ein großer Teil der ITT Gebiete verbleibt im Wesentlichen von Wissenschaftler unerforscht.
Mit dem Ende der Regierungsinitiative steht Berichten zufolge eine Anzahl von Ölfirmen Schlange, um im ITT zu bohren, einschließlich Repsol und PetroOriental. Die Produktion könnte schon in einem Jahr beginnen.
Benzin flackert am Flussufer gegenüber dem Yasuni Nationalpark. Photo von Jeremy Hance.
Ein Jungtier der Großen Anakonda (Eunectes murinus) im Yasuni Nationalpark. Photo von: Jeremy Hance.
Unbekannte Weberknechtart (Arachnoide) im Yasuni Nationalpark. Photo von: Jeremy Hance.
Tropfende Pilze im Yasuni. Photo von: Jeremy Hance.