Weniger Schweinefett bedeutet mehr Palmöl, mit schlimmen Konsequenzen für die Regenwälder
Der Verbrauch von tierischen Fetten und Margarine ist in den USA weitgehend durch Palmöl ersetzt worden, einem pflanzlichen Öl, das ähnliche Kocheigenschaften hat, das aber nicht so umweltfreundlich sein könnte wie allgemein angenommen, argumentiert ein Forscher in der aktuellen Ausgabe von Nature.
José Bonner, Biologe an der Universität von Indiana, hat Trends beim Fettverbrauch in den USA analysiert und die chemischen Zusammensetzungen von Palmöl, Schweinefett und Margarine verglichen. Er fand heraus, dass die drei Fette chemisch annähernd auswechselbar sind. Dementsprechend haben Gesundheits-Modeerscheinungen und der Anstieg an billigem Palmöl dazu geführt, dass dieses die Margarine ersetzt, die ursprünglich das Schweinefett ersetzte, bis es aufgrund gesundheitlicher Bedenken aus der Mode kam.
„Die Beliebtheit von Butter und Schweinefett nahm in den 1940er und 1950er Jahren ab und sie wichen der Margarine. Diese Verschiebung wurde angeheizt durch den Glauben, dass die Gefäßgesundheit verbessert werden könnte, wenn man von gesättigten tierischen Fetten auf ungesättigte pflanzliche Öle wechselt. Die Margarine fiel um 1990 in Ungnade, als man herausfand, dass die Härtung von pflanzlichen Ölen für den Stoffwechsel schädliche Transfette produziert“, schreibt er. „Aufgrund der physikalisch-chemischen Eigenschaften von Schweinefett ist es ideal zum Backen, und Palmöl ist ein gleichwertiger Ersatz, weil seine chemische Zusammensetzung beinahe identisch ist.“
Bonner: „In Schweinefett sind die Anteile von gesättigten, einfach gesättigten und mehrfach gesättigten Fettsäuren 43:47:10, während sie im Palmöl 47:45:8 betragen. Keines der beiden enthält bedeutende Mengen der gesünderen Omega-3-Fettsäuren.“ Abkürzungen der Fettsäuren: C14 = Myristinsäure; C16 = Palmitinsäure; C17 = Margarinsäure; C18 = Stearinsäure; C20 = Arachinsäure; C16:1 = Palmitoleinsäure; C18:1 = Ölsäure; C18:2 = Linolsäure; C18:3 = Linolensäure; C20:1 = Gadoleinsäure. Mit freundlicher Genehmigung von José Bonner.
Das Problem ist, so Bonner, dass Palmöl weder so gesund noch so umweltfreundlich ist, wie manche glauben. In den letzten 20 Jahren wurden große Regenwald-Landstriche in Malaysia und Indonesien für Ölpalmenplantagen gerodet. Die Industrie expandiert jetzt in andere Teile von Asien, Mittel- und Südamerika, West- und Zentralafrika und sogar auf Madagaskar.
Palmöl hat den höchsten Ertrag aller größerer Ölsamen. Dementsprechend argumentiert die Industrie, dass es weniger Land benötigt als andere Nutzpflanzen, um eine bestimmte Menge Öl zu produzieren. Die Produzenten werden aber von Umweltschützern hinterfragt, die anmerken, dass die Palmölproduktion tendenziell auf Kosten von an Kohlenstoff und Wildtieren reichen Regenwäldern und Torfmooren geschieht, was erhebliche Auswirkungen auf die Umwelt hat. Als Antwort auf diese Bedenken bildeten verschiedene Stakeholder 2004 den Runden Tisch für Nachhaltiges Palmöl (RSPO), das Grundstandards für die Palmölproduktion festlegt, mit dem Ziel, negative Auswirkungen auf die Umwelt sowie negative soziale Ergebnisse zu reduzieren. |
„Vegetarier begrüßen dieses pflanzliche Fett vielleicht als tierfreundlich, aber das ist es wohl kaum, wenn es die Lebensräume von zahllosen Tieren zerstört, von gefährdeten Lemuren und Orang-Utans bis hin zum Mauritiusfalken“, sagte Bonner mongabay.com.
„Die Zerstörung von tropischem Regenwald, um Ölpalmenplantagen anzulegen, ist schlimm genug, was die Reduktion von Biodiversität und die Auslöschung von Arten betrifft. Was es noch schlimmer macht, ist das Hinzukommen eines erheblichen Anstiegs an CO2-Emissionen [durch die Umwandlung von Wald und Torfland]. Und zu welchem Zweck?“
Bonner regt an, dass amerikanische Konsumenten besser beraten sein könnten, wieder zum Schweinefett zurückzukehren, besonders wenn es bereits ein Nebenprodukt der tierischen Erzeugung ist, die selber auch einen erheblichen globalen Fußabdruck hat.
„Wir sind also wieder beim Ausgangspunkt angelangt“, sagte er. „Der intensive Drang, Schweinefett zu vermeiden, hat uns am Ende wieder zum Schweinefett zurückgeführt. Warum sollen wir Schweinefett von unseren Schlachthöfen wegwerfen, nur um es durch das Gleiche zu ersetzen, aber aus einer ökologisch katastrophalen Quelle? Verwenden wir doch einfach das Schweinefett.“
Trends beim Fettverbrauch in den USA. Aus „Data and Statistics“-Tabellen, USDA. Mit freundlicher Genehmigung von José Bonner.
ZITAT: José Bonner. From pork lard to palm oil and back. 6 DECEMBER 2012 | VOL 492 | NATURE | 41