Die Direktive stoppt auch die Abgrenzung neuer indigener Territorien
Karte indigener Territorien in Brasilien (Stand April 2008). Bereitgestellt von FUNAI
Eine Direktive, die am Montag von Brasiliens Generalstaatsanwalt unterzeichnet wurde, könnte die Bemühungen indigener Völker, eine Anerkennung ihres traditionellen Landbesitzes durch die Regierung, behindern, berichtet Survival International, eine Menschenrechtsorganisation mit Fokus auf indigene Völker.
Diese Direktive “öffnet alle indigenen Bereiche für den Abbau von Bodenschätzen, Staudämme, Straßen, Militärbasen und andere Entwicklungen von „nationalem Interesse“, ohne dass die Ureinwohner befragt werden müssen oder ihre Bedenken ansprechen können”, so ein Experte, dem die Direktive vertraut ist und der darum bat, anonym zu bleiben. Sie blockiert auch die Abgrenzung neuer indigener Territorien.
Survival International bezeichnete die Bewegung als „katastrophal“ und führte die Notlage der Guarani an. Einige Mitglieder des Stammes warten „in Lagern am Straßenrand oder in überbevölkerten Reservaten” darauf, dass das Land ihrer Vorfahren kartiert und zugeteilt wird.
“Diese Direktive bringt unser Überleben in extreme Gefahr” zitierte Survival International einen Guarani-Sprecher. “Wir werden als menschliche Wesen ignoriert, als die ersten Bewohner dieses Landes. Das ist der Beginn der Vernichtung der Ureinwohner.“
Vater und Sohn vom Volk der Kayapó in Brasilien. |
Laut dem Experten für indigenen Landbesitz, den mongabay.com erreichte, war die Direktive ursprünglich dazu gedacht, Probleme bei der Eingliederung des indigenen Gebiets von Raposa/Serra do Sol in den nördlichen brasilianischen Staat Roraima, zu überwinden, aber der mächtige „Ruralistas“-Block im Kongress drängte darauf, dass die Direktive auf alle indigenen Gebiete Anwendung finden solle. Zu einem früheren Zeitpunkt in diesem Jahr haben sich die “Ruralistas” auch erfolgreich für eine Aufweichung des Waldschutzgesetzes des Landes eingesetzt, das festlegt, wie viel Wald Landbesitzer schützen sollen. (Die finale Version des Waldschutzgesetzes steht noch aus).
Jedoch hat der Aufschrei über die Direktive am Mittwoch dazu geführt, dass Brasiliens Staatsanwaltschaft die Maßnahme außer Kraft setzte, anhängig einer gerichtlichen Entscheidung zu diesem Thema. Survival International und zahlreiche brasilianische indigene Organisationen haben zu einer kompletten Aufhebung der Direktive aufgerufen.
Die Direktive wurde nur einen Monat nachdem eine Vereinigung aus mehr als 1.200 tropischen Wissenschaftlern, die zum jährlichen Treffen der „Association for Tropical Biology und Conservation“ zusammenkamen, genehmigt. Die Wissenschaftler schlugen dort wegen der möglichen Entwicklung Alarm.
Indigene Territorien umfassen knapp 22 Prozent des brasilianischen Amazonasgebietes. Bereiche, die von indigenen Gruppen verwaltet werden, weisen niedrigere Abholzungsraten als ungeschützte Wälder auf.