Ein Teil des Nationalparks Virunga in Wolken gepackt – zu sehen auf Google Earth.
Nach einer Aufforderung von NGO Global Witness wurden die Genehmigungen für die umstrittene Ölförderung im Virunga-Nationalpark erteilt. Der Ölkonzern SOCO International bestätigte den Erhalt zweier Genehmigungen zur Erschließung einschließlich seismischer Untersuchungen in dem Gebiet, das zum Weltnaturerbe der UNESCO zählt. Das in der Demokratischen Republik Kongo (DRK) gelegene Virunga ist für seine Population vom Aussterben bedrohter Berggorillas (Gorilla beringei beringei) bekannt.
“Die Exploration wie auch die Förderung von Erdöl innerhalb einer UNESCO Weltnaturerbestätte stellt nicht nur eine Verletzung der Welterbekonvention dar, sondern verstößt ebenfalls gegen die Gesetze und die Verfassung der DRK selbst”, äußerte sich Colin Robertson in einer Pressemitteilung gegenüber Global Witness.
Im vergangenen Jahr erklärte die Demokratische Republik Kongo, dass Ölbohrungen in dem Park vor der Durchführung einer strategischen Umweltprüfung (SUP) nicht zugelassen würden. Die Bohrgenehmigungen wurden jedoch bereits im Vorfeld der SUP vergeben. SOCO erhielt die Rechte für den Öl Bloc V, der auch einen Teil des Virunga umfasst.
Global Witness teilte mit, zudem verlässliche Informationen darüber erhalten zu haben, dass SOCO beabsichtigt, ein Basislager im Herzen des Virunga einzurichten.
Bei gleichzeitigem Voranschreiten kündigte SOCO seinerseits Zusammenkünfte mit den lokalen Gemeinden an, auf denen Bedenken angesprochen werden sollen, einschließlich der Stakeholder-Meetings im vergangenen Jahr.
“Unsere Aktivitäten im Nationalpark Virunga sind nach wie vor äußerst vorläufiger Natur und beschränken sich auf die Erschließung des Gebietes aus der Luft. Es werden unsererseits keine direkte Aktivitäten innerhalb des Nationalparks stattfinden, bis wir die Ergebnisse dieser Luftaufnahmen kennen und alle primären Interessenvertreter hinlänglich konsultiert haben. Unsere aktuellen Planungen entsprechen den Zulassungen aller lokalen Behörden. Wir sind uns der Notwendigkeit, die Interessen aller Anspruchsberechtigten innerhalb des Parks zu schützen, vollkommen bewusst und arbeiten hart daran, sicherzustellen, dies zu tun”, so der stellvertretende Hauptgeschäftsführer von SOCO, Roger Cagle, in einer Erklärung.
SOCO bestätigt, dass der Konzern im Anschluss an die Luftübersichten plant, seismische Tests in Lake Edward durchzuführen, Heimat von rund 50.000 Einwohnern, die weitgehend von der Fischerei abhängig sind. Laut SOCO üben die seismischen Tests keinen Einfluss auf die Fauna des Sees aus.
Neben einer Population von rund 480 Berggorillas (mehr als die Hälfte der weltweiten Population an Berggorillas) ist der Nationalpark Virunga auch die Heimat von Schimpansen, Nilpferden, Löwen, Waldelefanten, Okapis und seltenen Vogelarten.
“SOCOs Pläne sind eine echte Bedrohung für den Schutz der Tier- und Pflanzenwelt Virungas und für alle Menschen, deren Existenz vom Lake Edward abhängt. Die Lage in der Region ist zudem durch ethnische Spannungen gekennzeichnet und die Präsenz bewaffneter Milizen stellt ebenfalls eine Bedrohung für die Stabilität dar. Diese Faktoren könnten sich zusätzlich verschlechtern, wenn eine Ölförderung ohne Rücksprache mit der örtlichen Bevölkerung durchgeführt wird”, gibt Robertson zu bedenken.
SOCO hat ihrerseits in der Vergangenheit gegenteilig argumentiert und behauptet, dass ihre Präsenz im Park eine zusätzliche Sicherheit bieten könnte.
WWF, die Internationale Union für die Erhaltung der Natur (IUCN) und die UN haben bereits ihre Bedenken über die Ölförderung in Virunga ausgedrückt.