Ein neuer Bericht hat herausgefunden, dass in den letzten 20 Jahren auf jedem Kontinent außer der Antarktis großflächiges Waldsterben, ausgelöst durch heiße und trockene klimatische Verhältnisse, dokumentiert wurde.
Redwood-Wald in Marin, Kalifornien. Häufigkeit und Schwere von Waldbränden in den westlichen USA sind seit 2000 angestiegen.
Während sie bereits mit einem Ansturm an Bedrohungen durch Abholzung und Umnutzung für die Landwirtschaft fertig werden müssen, werden Wälder auf der ganzen Welt immer mehr durch die Auswirkungen des Klimawandels belastet, darunter Dürren, höhere Brandgefahr und Krankheiten. Die ökologischen Dienste, die sie erbringen, werden dadurch gefährdet, warnt ein neuer Artikel im Journal Nature Climate Change.
Die Studie, verfasst von William Anderegg von der Carnegie Institution for Science an der Stanford University und Jeffrey Kane und Leander Anderegg von der Northern Arizona University, bewertet dutzende von wissenschaftlichen Artikeln, die sich mit den ökologischen Auswirkungen des Klimawandels beschäftigen. Dabei fanden sie weit verbreitete Fälle von Waldsterben durch Dürren und erhöhte Temperaturen, welche das Auftreten von Bränden und Schädlingsbefällen, etwa durch Borkenkäfer, erhöhen können. Diese Auswirkungen haben das Potenzial, Übergänge in andere Ökosysteme auszulösen, darunter Buschland und Savannen. Die Auswirkungen variieren aber von Wald zu Wald, und den Autoren zufolge ist mehr Forschung nötig, um die Auswirkungen des Klimawandels auf Wald-Ökosysteme vollständig zu verstehen.
Aber Wälder sind nicht nur vom Klimawandel betroffen – sie selbst beeinflussen das Klima. Wälder speichern 45 Prozent des Kohlenstoffes, den es in terrestrischen Ökosystemen gibt, und binden ganze 25 Prozent der jährlichen Kohlenstoffemissionen aus menschlichen Aktivitäten. Damit helfen sie, einen entscheidenden Faktor des Klimawandels abzuschwächen. Sie erhöhen aber auch die lokale Temperatur, indem sie Sonnenlicht absorbieren. Wälder in den Polregionen abzuholzen hat den paradoxen Effekt, dass die Reflektivität der Erdoberfläche erhöht wird und lokale Temperaturen reduziert werden. Der Kahlschlag von Wäldern in den Tropen ist jedoch verantwortlich für 8 bis 15 Prozent der von Menschen verursachten Treibhausgasemissionen.
Regenwald in Borneo. Wälder in Südostasien, dem fernen Osten Russlands, sowie dem Amazonas, waren in den letzten 20 Jahren besonders von Dürren betroffen. Etwa eine Million Hektar des Amazonas-Regenwaldes haben im Jahr 2010 unter schwerem Trockenstress gelitten.
Den Autoren zufolge machen es die Lücken in der Forschung schwierig, wirtschaftliche und ökologische Auswirkungen des Klimawandels auf die Wälder vorherzusagen, die etwa 42 Millionen Quadratkilometer oder 30 Prozent des Festlandes der Erde bedecken, und die jährlich hunderte Milliarden bis Billionen Dollar an wirtschaftlicher Aktivität stützen.
“Der vielfältigen Konsequenzen der Waldsterblichkeit bedeuten, dass wir, um weiterzukommen, einen multidisziplinären Ansatz brauchen, der Ökologen, Biogeochemiker, Hydrologen, Ökonomen, Sozialwissenschaftler und Klimawissenschaftler umfasst,” so William Anderegg in einer Erklärung. “Ein besseres Verständnis des Waldsterbens als Reaktion auf den Klimawandel kann die Waldwirtschaft, Geschäftsentscheidungen und Politik prägen.
ZITAT: William Anderegg, Jeffrey Kane and Leander Anderegg (2012). Consequences of widespread tree mortality triggered by drought and temperature stress. NATURE CLIMATE CHANGE 9 SEPTEMBER 2012 DOI: 10.1038/NCLIMATE1635