Borneo Regenwald. Fotos von Rhett A. Butler |
Ende Mai hatte ich die Gelegenheit, von Kota Kinabalu auf der malaysischen Insel Borneo zum Imbak Canyon Nationalpark zu fliegen. Hier finden Sie ein Auswahl meiner Bilder. Bitte beachten Sie, dass qualitativ hochwertigere Fotos (sowie 2 500 weitere Fotos) in den kommenden Wochen auf monogbay.com gepostet werden.
UPDATE 7/3/12: Diese Bilder zeigen keinerlei illegale Inhalte. Die Umwandlung von Regenwäldern zu Palmölplantagen in Sabah wird – im Gegensatz zu anderen Teilen Südostasiens – vor allem durch den Prozess der Zoneneinteilung erreicht, der schon vor Jahrzenten zum ersten Mal angewendet wurde. Außerdem wird Sabahs rechtlich ausgewiesenes Forstschutzgebiet für die Forstverwaltung (Holzgewinnung) verbehalten – nicht für die Umwandlung in Palmölpantagen (mit Ausnahme von 100 000 ha innerhalb des Yayasan Sabah zugesprochenen Gebiets). Ziel dieses Berichts ist es, die Umwandlung von ursprügnlich Tieflandregenwald über Holzgewinnungsflächen zu Palmölplantagen anhand von Bildern aus der Luft zu dokumentieren, und nicht als allgemeiner Kommentar zu Sabahs Praktiken in der Forstverwaltung angesehen zu werden. Ich werde zu einem späteren Zeitpunkt einen längeren Bericht verfassen, der die Forstwirtschaft in Sabah genauer unter die Lupe nehmen wird. In der Zwischenzeit halten Sie Ausschau nach einem demnächst veröffentlichten Gutachten, welches die jüngste Geschichte des Waldbestands in Sabah, Sarawak und Brunei analysiert. Zum Schluss möchte ich anmerken, dass dieser Post eigentlich zwei Bilder von Orang-Utans aus Zentral Kalimantan in Indonesien miteinschloss, die jedoch aufgrund von Einwänden seitens eines Räpresentanten beim Borneo Conservation Trust durch eine einzige Abbildung eines verwaisten Orang-Utans von Sabah ersetzt wurden. |
Schemenhaft dargestellte Flugstrecke von Kota Kinabalu nach Imbak. Mit freundlicher Unterstützung von Google Earth. |
Borneo ist die drittgrößte Insel der Welt. Sie wird von drei Ländern regiert: Indonesien, das 72,6 Prozent der Landfläche aufgeteilt auf vier „Kalimantan“ Provinzen kontrolliert; Malaysia (26,7 Prozent in den Staaten Sabah und Sarawak); und dem Sultanat Brunei (0,6 Prozent).
Borneo wurde ursprünglich von vielen verschiedenen Lebensräumen bedeckt, darunter dichter tropischer Regenwald, sumpfiges Torfland und natürliches Grasland.
Verwaister Orang-Utan in Sabah. |
Borneos Ökosysteme bieten Lebensraum für zahlreiche Tierarten; der wohl bekannteste Bewohner unter ihnen ist der Orang-Utan. Auf Borneo leben schätzungsweise 90 Prozent des weltweiten Bestands an wildlebenden Orang-Utans.
Im malaysischen Staat Sabah im Nordosten von Borneo leben ca. 20 Prozent des inselweiten Orang-Utan-Bestands sowie kleinere Bestände an vom Aussterben bedrohten Elefanten und sumatrischen Nashörnern.
Entlegener Primärwald in Sabah |
Forschungen haben ergeben, dass die Regenwälder in Sabah die biologisch am vielfältigsten auf ganz Borneo sind und weltweit sogar zu den üppigsten zählen. Aber in Sabahs Tieflandregenwäldern wurde die Holzgewinnung aggressiv vorangetrieben und dann neu gewonnene Flächen in Palmölplantagen verwandelt – ähnlich wie andere Teile Borneos auch.
Imbak Canyon |
Der Imbak Canyon ist eines der letzten Tieflandgebiete auf Borneo, die mit Primärwäldern bedeckt sind -auf einer Insel, die noch vor 30 Jahren mit unberührten Regenwäldern übersät war.
Imbak Canyon |
Auch in Imbak wurden die Ressourcen schamlos augenutzt, aber als eine wissenschaftliche Expedition 1992 den großen biologischen Reichtum im Tal offenlegte, wurden die Pläne zur Baumfällung über Bord geworfen. Das Gebiet wurde anschließend als „Klasse I“-Wald unter einem stregen Schutzregime ausgewiesen. Seit diesem Zeitpunkt wurden weitere Gebiete an Tieflandwäldern in das Schutzprogramm aufgenommen, wovon viele in der Vergangenheit selektiv abgeholzt wurden.
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Imbak liegt im territorialen Zugeständnis von Yayasan Sabah, einem Millionen Hektar großen Waldgebiet, das zu Gunsten der örtlich Bevölkerung nachhaltig geforstet werden sollte. Viele Jahre haben Verantwortliche in Yayasan Sabah Stipendien und Hilfsprogramme für Bedürftige finanziert, aber Korruption und Gier haben schließlich zu Raubbau in Sabahs Regenwäldern geführt. Als der Gewinn für Holzerträge fiel, verebbte auch die finanzielle Unterstützung für die Bewohner Sabahs. Zur gleichen Zeit erlitten die Ökosystemdienstleistungen einen Rückschlag, wodurch sich der Zugang zu sauberem, frischem Wasser vor allem in den ländlichen Gebieten verschlechtert hat
Forststraße in Sabah
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Der Großteil der Territorien von Yayasan Sabah ist wirtschaftlich erschöpft. Um bestehende Programme zu unterstützen, hat Yayasam Sabah über 100 000 Hektar Land für Palmölplanatagen ausgeschrieben. Der Rest des Territoriums besteht vorranging aus übermäßig abgeholztem Erwerbswald aber auch einigen Naturschutzgebieten wie Imbak, Maliau und Danum Valley.
Sobald die Palmölplantagen in Yayasan Sabah völlig betriebsbereit sind, geht man davon aus, dass sie mehr Einkommen generieren werden, als die Rodung in ausgewählten Gebieten es je vermochte. Einige sind sogar der Meinung, dass der Erfolg von Palmöl dazu führen wird, dass noch mehr gerodete Waldflächen in Yayasan Sabah in Plantagen umgewandelt werden. Bedenken unter Wissenschaftlern machen sich jedoch breit, denn Palmölplantagen sind selbst im Vergleich zu stark gerodeten Wäldern eine biologische Wüste.
Palmölplantage in Sabah
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Der Übergang von Regenwäldern zu Palmölplantagen folgt in der Regel einem typischen Muster. Vor allem Wälder in flachen, tiefliegenden Gebieten werden selektiv gerodet, um hochwertiges Holz zu gewinnen. In einer zweiten Ernte werden kleinere und weniger wertvolle Bäume gefällt, bis das Gebiet schließlich wirtschaftlich erschöpft ist. Noch stehende Bäume werden kahlgeschlagen und Ölpalmen gepflanzt. Die durchschnittliche Ertragszeit von Palmölplantagen ist 25 – 30 Jahre. Danach werden die Palmen gefällt und der Boden rekultiviert. Anschließend wird das Land mit Ölpalmen neu bepflanzt.
Außerhalb von Yayasan Sabah liegt ein Meer an Palmölplantagen. Insgesamt sind in Sabah ca. 1,5 Millionen Hektar mit Ölpalmen bepflanzt. Großteile davon werden langfristig an Ölfirmen verpchtet, was im Endeffekt bedeutet, dass das Land nie wieder in Wald rückverwandelt wird.
Feuer auf einer Palmölplantage in Sabah
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Für die in Malaysias Holzwirtschaft tätigen Familien und Firmen hat Palmöl großen Reichtum gebracht, bis die Holzindustrie dann aufgrund von übermäßigem Holzfällen verkümmerte. Dank Palmöl wurde auch das Einkommen von lokalen (Klein-) Landbesitzern gesteigert. Gleichzeit jedoch spitzten sich soziale Konflikte zu, vor allem zwischen Gemeinden und Palmölunternehmen. Besonders schlimm ist die Situation in Sarawak.
Kahlschlag in Sabah
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Die Verbreitung von Palmölplantagen hat Auswirkungen auf die Umwelt, angefangen bei erheblicher Wasserverunreinigung (auf Plantagen werden normalerweise viele Chemikalien eingesetzt) über Entwaldung hin zur Vernichtung von geschützten Tierarten, die in die Plantagen vordringen.
Während in Sabah aufgrund von Regulierungen bei der Zoneneinteilung die für neue Palmölplantagen verfügbaren Flächen zur Neige gehen, weiten Palmölkonzerne ihr Unternehmen anderswo aus, beispielsweise im indonesischen Teil Borneos, anderen Teilen Asiens sowie in Westafrika.
Entwaldete Hänge
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Der staatliche Agrarkonzern Felda (Landentwicklungsbehörde Malaysia, FELDA), der gleichzeitig als drittgrößter Palmölkonzern weltweit fungiert, hat im vergangenen Monat eine Börseneinführung festgelegt, um Gelder für die Expansion ins Ausland zu sammeln.
In jüngsten Jahren geriet die Palmölindustrie unter Beschuss durch Umweltaktivisten, die ihr Zerstörung der Wälder und Torfgebiete vorwerfen. Aktivisten haben den Orang-Utan zum Zeichen von Palmölopposition gewählt. Die Palmölindustrie behauptet, ihr Produkt sei billiger und landwirtschaftlich ertragsfähiger als andere Ölsaaten.
Palmöl wird hauptsächlich in Speiseöl, Kosmetikartikel, Reinigungs- und verarbeiteten Lebensmitteln verwendet. Die Nachfrage nach Palmöl mag künftig steigen, wenn Palmöl in Biokraftstoffen Einsatz findet.
Palmölplantagen in Sabah
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Die Palmölindustrie wirbt verstärkt darum, dass Palmöl als Quelle für emisissionsarme Biokraftstoffe akzeptiert wird. Und dies, obwohl eine Reihe von Studien zeigt, dass Biodiesel auf Basis von Palmöl die Treibhausgasemissionen im Vergleich zu herkömmlichen fossilen Kraftstoffen nicht wesentlich reduziert, wenn man die Entwaldung in der Ökobilanz berücksichtigt. Die amerikanische Umweltschutzbehörde hat vor Kurzem beschlossen, dass auf Palmöl basierender Biodiesel nicht als emissionsarmer Kraftstoff qualifiziert werden soll.