Großaufnahme des weltweit ersten Fotos eines lebenden Burmesischen Stumpfnasenaffen.
Im Jahr 2010 beschrieben Forscher eine neue Primatenart, die angeblich nießt, wenn es regnet. Leider war die neue Art aber nur durch den Kadaver eines von einem Jäger getöteten Tieres bekannt. Jetzt ist es einem Forscherteam aber gelungen, mittels Kamerafallen das erste Foto des scheuen und wahrscheinlich auch sehr seltenen Burmesischen Stumpfnasenaffen (Rhinopithecus strykeri) aufzunehmen, der unter der lokalen Bevölkerung als „mey nwoah“ (dt.: Affe mit aufgestellter Nase) bekannt ist. Die Einheimischen sagen, dass die Affen bei Regen leicht zu finden sind, da ihnen das Wasser in die aufgestellten Nasen läuft und sie sich durch Nießen davon befreien.
„Diese Bilder sind die ersten Aufnahmen dieser Tiere in ihrem natürlichen Lebensraum“, erklärte Ngwe Lwin, ein Forscher aus Myanmar, der als Erster erkannte, dass es sich bei diesen Primaten um eine neue Art handeln könnte. „Es ist großartig, endlich Fotos dieser Tiere zu haben, da diese uns zeigen, wie und wo sie leben.“
Trotzdem hat noch kein Wissenschaftler ein lebendes Exemplar dieser Affenart gesehen, die verborgen in den noch kaum erforschten Wäldern im Norden Myanmars (auch bekannt als Burma) lebt. Es hatte sich schon als extrem schwierig erwiesen, die Kamerafallen im April des vergangenen Jahres aufzustellen, da die Expedition mit schweren Schnee- und Regenfällen zu kämpfen hatte.
Der Eindruck eines Künstlers von der neuen Affenart in ihrem natürlichen Lebensraum, basierend auf Sichtungen in der Wildnis und einem Kadaver. Illustration: Martin Aveling/ Fauna & Flora International |
„Wir mussten mit schwierigen Bedingungen in einer abgelegenen und zerklüfteten Gegend fertig werden, in der vielleicht weniger als 200 Affen lebten“, berichtete der Fotograf Jeremy Holden, der die Expedition leitete. “Wir wussten nicht genau, wo diese Affen leben, und mussten uns auf die Informationen verlassen, die wir von Jägern erhalten hatten. Ich hatte keine großen Hoffnungen auf den Erfolg der Expedition.“
Dennoch gelang es den Wissenschaftlern einen Monat nach dem Aufstellen der Kamerafallen, die ersten Burmesischen Stumpfnasenaffen zu fotografieren, unter anderem fotografierten sie auch Familienverbände.
„Wir waren sehr überrascht über diese Bilder“, erklärte der Biologe Saw Soe Aung. „Es war sehr aufregend zu sehen, dass einige Weibchen Junge bei sich trugen – eine neue Generation unserer seltensten Primatenart.“
Stumpfnasenaffen werden durch Jäger und Fallensteller bedroht, aber es könnte die Abholzung der Wälder sein, die schlussendlich zu ihrem Aussterben führt. Im Jahr 2010 berichtete Frank Momberg, der Programmkoordinator der Umweltschutzorganisation Fauna and Flora International (FFI) für die asiatisch-pazifische Region, in einem Interview mit mongabay.com, dass die Jagd in dieser abgeschiedenen Gegend seit kurzem nicht mehr allein dem Zweck der Selbstversorgung der einheimischen Bevölkerung dient. Mit dem Vordringen chinesischer Holzfäller in diese Region kam es zu einer Zunahme der kommerziellen Jagd. Zugleich warnte Momberg, dass chinesische Holzfäller im Jahr 2011 bis in den Lebensraum der Burmesischen Stumpfnasenaffen vordringen könnten.
Myanmar hat eine der höchsten Entwaldungsraten der Welt. Diese ist zumindest teilweise auf die steigende Nachfrage nach Rohstoffen in China zurückzuführen. Zwischen 1990 und 2010 verlor Myanmar 7.445.000 Hektar oder 19 % seiner Wälder. Dies entspricht einer Fläche größer als Irland.
Im Februar wollen die FFI und das Umweltministerium Myanmars einen Aktionsplan zum Schutz des Burmesischen Stumpfnasenaffen ausarbeiten.
Obwohl die Fotos keinen Preis gewinnen werden, meint Holden, dass sie die Seltenheit der neuen Primatenart verdeutlichen.
„Die Bilder sind von schlechter Qualität im Vergleich zu dem, was wir heute von Naturfotografen gewöhnt sind. Doch dies zeigt auch, dass diese Affen selten und unerforscht sind und kurz vor dem Aussterben stehen.“
WWeltweit erstes Foto eines lebenden Burmesischen Stumpfnasenaffen. Foto: FFI/BANCA/PRCF