Die leuchtend rubinroten Augen der neuesten Entdeckung unter den Grubenottern, Cryptelytrops rubeus, sind kaum zu übersehen. Sie wurde 2011 zum ersten Mal beschrieben. Foto ©: Peter Paul van Dijk.
Jedes Jahr werden tausende neuer Arten erstmalig von Wissenschaftlern beschrieben. 2011 war das nicht anders, deshalb möchten wir hier einen genaueren Blick auf einige der wichtigsten Neuentdeckungen des Jahres werfen.
Herpetologen haben die Entdeckung von dutzenden bisher unbekannten Frosch- und Krötenarten verkündet. Dazu gehören die winzigsten Frösche der Welt, gerade mal so groß wie ein Tic Tac, auf Neuguinea, mehrere Arten in Vietnam – darunter einer, der wie ein Vogel singt – und mehr als zwei Dutzend in Indien und Sri Lanka. Andererseits wurden bei einer Expedition, die zum Ziel hatte, 100 ‚verschollene Frösche‘ wiederzuentdecken, nur vier Arten gefunden – was die vielen Gefahren aufzeigt, denen sich Amphibien ausgesetzt sehen.
Bei den Reptilien schien 2011 das Jahr der Viper zu sein; es wurden mindestens drei neue Arten beschrieben, darunter zwei Grubenottern in Südostasien und eine atemberaubend schöne neue Viper in Tansania.
Matilda’s gehörnte Viper. Foto: Tim Davenport.
Zu den 2011 entdeckten Kuriositäten gehören: ein ‘SpongeBob’ – Pilz auf Borneo, eine Zombies erzeugende Pilzart aus der Gattung Ophiocordyceps im atlantischen Regenwald Brasiliens, ein Rieseninsekt, das den Spitznamen ‘Komodowaran unter den Wespen’ erhielt, eine offenbar uralte Aalart vor Palau sowie eine Biene, die im Verhältnis zu ihrer Körpergröße die längste Zunge der Welt hat. Andere ungewöhnliche Kreaturen wurden in den Tiefen des Ozeans entdeckt; darunter eine für Einzeller ungewöhnlich große Art von Xenophyophoren und die Yeti-Krabbe, die ihre eigene Nahrung anbaut, indem sie auf ihren Scheren Bakteriengärten kultiviert.
Auch auffälligere Tiere wie Vögel und Säugetiere wurden neu entdeckt. In Australien wurde verkündet, dass ein großer Tümmler in Port Philip und den Gippsland Lakes in Südostaustralien sich von anderen großen Tümmlern unterscheidet. Auf Sulawesi, einer zu Indonesien gehörenden Insel, wurden zwischen zwei und vier bisher unbekannte Spitzmausarten entdeckt; gleichzeitig wurden auf den Philippinen sieben neue Mausarten gefunden, und eine neue Maus tauchte in Brasilien auf. Auch wurden zwei Seevogelarten zum ersten Mal beschrieben; ein Sturmvogel nahe Chile und Bryan’s Sturmtaucher (Puffinus bryani), der vielleicht sogar schon ausgestorben ist. Auf Madagaskar entdeckten Wissenschaftler den Mentocrex beankaensis, eine neue Rallenart. Forscher berichteten auch über eine neue Art von Springaffen, entdeckt zwischen dem Guariba und dem Roosevelt River im Nordwesten von Mato Grosso in Brasilien, sowie über mehrere neue Fledermausarten in der Karibik und Südostasien und einen bizarren neuen Sonnendachs in Vietnam. Die überraschendste Entdeckung von allen dürfte die Beschreibung einer neuen Elefantenart sein; Wissenschaftler haben offiziell entschieden, dass der zentralafrikanische Waldelefant sich genetisch so stark vom besser bekannten afrikanischen Elefanten der Savannen unterscheidet, um als eigene Art klassifiziert zu werden.
Seitenansicht des Cuc Phuong Sonnendachses (Melogale cucphuogensis). Foto: Elke Schwierz.
Der größte Fischzug des Jahres 2011 bei der Entdeckung neuer Arten gelang vermutlich einer Expedition der California Academy of Sciences sowie mehrerer philippinischer wissenschaftlicher Institutionen, bei der mehr als 300 Pflanzen, Tiere und Korallen gefunden wurden, die bis dahin mit großer Wahrscheinlichkeit noch nicht dokumentiert waren.
Die Entdeckung neuer Arten wird mit Sicherheit weitergehen; auch aufgrund der größeren Verbreitung genetischer Analysen und der Erforschung weiterer Lebensräume durch die Wissenschaft. Aber auch der Verlust von Arten schreitet fort, und dieser ist sehr viel schwieriger in Zahlen auszudrücken. Die Katalogisierung des Verschwindens einer Art ist extrem kostspielig – der letztendliche Beweis kann Jahre dauern. Trotzdem wurde 2011 über zwei besonders auffällige Arten das letzte Urteil gesprochen; weder das vietnamesische Nashorn noch das westliche Spitzmaulnashorn durchstreifen weiterhin die Wildnis.