In einem folgenschweren Wettlauf nach unten könnte sich ein Papierproduzent als kostspielig für Indonesien erweisen.
Die Aktivistengruppe Greenomics-Indonesia fordert in einem vor Kurzem veröffentlichten Bericht, dass Indonesien die für die Papier- und Zellstoffproduktion freigegebenen Waldgebiete und Torfmoore nochmals bewertet, denn nur so könne der gute internationale Ruf der indonesischen Forstwirtschaft erhalten werden und das Land seinen Verpflichtungen zur Reduktion der Treibhausgas-Emissionen nachkommen.
Greenomics-Indonesia zufolge könnte die Umwandlung kohlenstoffreicher Ökosysteme in industrielle Plantagen auf Sumatra Indonesiens Bemühungen, sich als globaler Führer im Kampf gegen den Klimawandel zu positionieren, zunichte machen. Außerdem werden indonesische Papier- und Zellstofferzeuger weiterhin mit der Abholzung der Regenwälder in Verbindung gebracht, was den Ruf der gesamten indonesischen Forstindustrie schädigt. Bei dem Versuch, durch die Umwandlung ökologisch wichtiger Regenwälder und Torfmoore der billigste Produzent von Zellstofffasern zu werden, verkauft Indonesien tatsächlich sein unersetzbarstes Gut mit einem beträchtlichen Verlust für die Gesamtwirtschaft.
Greenomics warnt, dass Papier- und Zellstoffproduzenten diese Situation noch dadurch verschlimmern, dass sie versuchen, durch Vorspiegeln falscher Tatsachen ihre Umweltbilanz „grüner“ erscheinen zu lassen als sie tatsächlich ist. Als Beispiel nennt die Gruppe Asia Pulp & Paper (APP), einen der zwei größten Papierproduzenten Indonesiens. Dieser Konzern behauptet, dass er im Zuge einer Umweltschutzinitiative 72.000 Hektar Wald von der Abholzung verschont habe. Greenomics zufolge besteht dieses Gebiet jedoch großteils aus Torfwäldern, die nach indonesischem Gesetz nicht in Plantagen umgewandelt werden dürfen. Daher rühme sich APP dafür, eine Handlung verhindert zu haben, die ohnehin illegal gewesen wäre.
Alle Zahlen in Hektar |
„Durch die Verwendung des Begriffes „von der Abholzung verschonen“ versucht APP, bei der Weltöffentlichkeit den Eindruck zu erwecken, dass sie etwas geopfert hat, indem sie Teile ihrer Konzessionen für den Erhalt der Torfmoore eingesetzt hat“, erklärt Greenomics. „Aber in Wahrheit ist es nicht so.“
Um Beschuldigungen der Fälschung von Umweltbilanzen und dem daraus entstehenden schlechten Image Indonesiens entgegenzuwirken, fordert Greenomics das indonesische Forstministerium auf, den Waldbestand sowie Landnutzungsänderungen umfassend zu dokumentieren.
Im Bericht wird auch vorgeschlagen, dass das Forstministerium von Papier- und Zellstoffproduzenten erhaltene Konzessionen neu abgrenzen sollte. Diese Revisionen sollten auf der tatsächlichen Waldfläche basieren.
„Die Dokumente, die die Grundlage für die Entwicklung von Plantagen bilden, sind nicht effektiv, da sie voller manipulierter Daten sind“, wird in dem Bericht erklärt. „Folglich können sie auch nicht den Schutz intakter Regenwälder auf diesen Plantagen bewirken.“
Greenomics meint, dass eine neuerliche Abgrenzung der Konzession der Firma PT Rapp, die im Besitz von Asia Pacific Resources International Holding Limited (APRIL) ist, ein Waldgebiet von 31.000 Hektar, das zur Abholzung vorgesehen ist, retten könnte.
Abschließend ruft Greenomics das indonesische Forstministerium dazu auf, sich auf eine schnelle Neuabgrenzung aller Papierholzkonzessionen in Regenwäldern festzulegen.
„Wenn es dem Forstministerium nicht gelingt, Indonesien durch eine Neuabgrenzung intakter Urwälder, auch der Torfwälder auf dem Gebiet bereits vergebener Konzessionen, als Papier- und Zellstoffproduzenten neu zu positionieren, dann hat das Land seine letzte Chance zur Rettung seiner Wälder verwirkt“, schließt der Bericht. „Am Ende wird ein historischer Rückblick zeigen, dass in der Amtszeit des derzeitigen Forstministers keine bedeutenden Änderungen vorgenommen wurden.