Forscher haben ein Modell entwickelt, mit dessen Hilfe Dürren und Waldbrände im amazonischen Regenwald vorhergesagt werden können.
Unter Verwendung von Niederschlagsmessungen ab dem Jahr 1970 und Daten über Brandherde, die vom Moderate-resolution Imaging Spectroradiometer (MODIS) an Board von NASA Satelliten aufgenommen wurden, stellten die Forscher fest, dass ein Zusammenhang zwischen der Temperatur der Meeresoberfläche im tropischen Nordatlantik und darauf folgender Dürre im westlichen Amazonasgebiet besteht. Während der Dürreperioden treten im Amazonasgebiet immer öfter Waldbrände auf, die durch Brandrodungen von Agrarunternehmern und Viehzüchtern verursacht werden.
Die Forscher unter der Leitung von Katia Fernandes von der Columbia University glauben, dass mithilfe ihres Modells Dürren bis zu drei Monate im Voraus vorhergesagt werden können. Somit hätten die Behörden Zeit, um Bauern und Viehzüchter davor zu warnen, dass Brandrodungen in der Trockenzeit, die üblicherweise von Juli bis September dauert, mit einem erhöhten Risiko verbunden sind. In Verbindung mit dem bereits existierenden satellitenbasierten System zur Überwachung der Abholzung der Regenwälder könnte dieses Frühwarnsystem Brasilien dabei helfen, im Rahmen seines nationalen Klimaschutzaktionsplans die Entwaldungsrate zu senken.
Die Studie, die in Geophysical Research Letters veröffentlicht wurde, folgt auf einen anderen Beitrag, der in derselben Ausgabe veröffentlicht wurde. Dieser berichtet über den Anstieg der Dürreperioden im Amazonasgebiet.
Diese Studie unter der Leitung von Jose Marengo von der brasilianischen Weltraumbehörde INPE identifiziert die Dürren der Jahre 2005 und 2010 als die schlimmsten seit es Aufzeichnungen gibt. Sie kommt zu dem Schluss, dass Dürren im Amazonasgebiet seit der Mitte der 1970er-Jahre zugenommen haben, und dass die durchschnittliche Dauer der Trockenzeit ebenfalls zugenommen hat. Der Studie zufolge werden Dürren dadurch verschlimmert, dass in der vorhergehenden Regenzeit weniger Niederschlag gefallen ist.
Abbildung (Hovmoller Diagramm) der Niederschlagsmengen im südlichen Amazonasgebiet von 1951 bis 2010. Die Schattierung gibt die Niederschlagsmenge an, die 100-mm-Grenze ist fett markiert, um die Trockenmonate anzuzeigen. Es ist ersichtlich, dass die Dauer der Trockenzeit im Laufe der Jahre zugenommen hat. Bildrechte: Marengo et al (2011). |
Im Jahr 2010 waren rund 3 Millionen Quadratkilometer Wald von der Dürre betroffen. Das ist um beinahe 60% mehr als die 1,9 Millionen Quadratkilometer, die 2005 betroffen waren. Beide Dürreereignisse ließen den Pegelstand der Nebenflüsse des Amazonas drastisch sinken, wodurch Dörfer von der Außenwelt abgeschnitten wurden und der Schiffsverkehr zum Erliegen kam. Waldbrände und damit verbundener Rauch traten während dieser beiden Dürren ebenfalls häufiger auf.
Wissenschaftler warnen seit langem, dass der amazonische Regenwald durch den Klimawandel wie Zunder brennen könnte. Andere Studien weisen auf die Gefahr hin, dass zur Mitte dieses Jahrhunderts der Großteil des Regenwalds zerstört sein könnte. Die Ursache dafür sind vom Klimawandel ausgelöste Dürren, deren Auswirkungen durch Entwaldung, Waldschädigung und Waldfragmentierung noch verstärkt werden.
Zitiert aus: