Forschern der Universität Bremen zufolge hat das arktische Meereis seine geringste Ausdehnung seit Beginn der Aufzeichnungen erreicht.
Bei der Analyse von Daten des Aqua-Satelliten der NASA haben Georg Heyxter und seine Kollegen festgestellt, dass das Meereis am 8. September einen Rekord-Tiefststand von 4,24 Millionen Quadratkilometern erreicht hat. Dies entspricht einem Rückgang von 27.000 Quadratkilometern seit dem letzten Rekord, der vor ungefähr vier Jahren erreicht wurde.
Herrn Heyxter zufolge ist die dieses Jahr gemessene Ausdehnung des arktischen Meereises höchst wahrscheinlich die niedrigste seit dem letzten Klimaoptimum vor ungefähr 8.000 Jahren. Er fügte hinzu, dass dieser Rekord noch übertroffen werden könnte, sollte das Eis in den kommenden Wochen noch weiter schmelzen. Das Meereis schmilzt nicht mehr nur an der Oberfläche, denn das wärmere Wasser unter der Eisdecke lässt das Eis auch von unten her schmelzen.
Das amerikanische National Snow and Ice Data Center (NSIDC), das die Eis-Schmelze unter Verwendung anderer Methoden verfolgt, wird seinen Bericht über die Ausdehnung des Meereises voraussichtlich im Laufe dieses Monats veröffentlichen. Seinem letzten Bericht zufolge hatte das Meereis eine Ausdehnung von 4,3 Millionen Quadratkilometern.
Die Eis-Schmelze hat diesen Sommer die Nordwest-Passage wieder für die Schifffahrt zugänglich gemacht. Der Rückgang des Eises hat einen Streit zwischen Kanada, Russland, den USA, Dänemark, Schweden und Norwegen um die reichen Mineral- und Gasvorkommen in der Arktis entfacht.
Das Meereis erreicht seine geringste Ausdehnung im September, bevor es sich während des langen arktischen Winters wieder weiter ausbreitet. Die Eis-Schmelze in der Arktis, die eine Reihe wichtiger Arten gefährdet, wird meist mit dem durch weltweite Treibhausgasemissionen verursachten Klimawandel in Verbindung gebracht.
„Der Rückgang des Meereises kann nicht mehr durch die natürlichen jährlichen Schwankungen erklärt werden“, lautete eine Stellungnahme der Universität Bremen. „Klimamodelle zeigen vielmehr, dass die Schmelze durch den vom Menschen verursachten Klimawandel ausgelöst wird.“
Die Vorhersagen gehen weit auseinander, aber viele Experten glauben, dass die Arktis schon in wenigen Jahrzehnten komplett eisfrei sein könnte. Das Eis schmilzt infolge eines Rückkopplungseffektes schneller als erwartet. Durch das Eis wird nämlich die Sonneneinstrahlung zurück ins All reflektiert. Wenn das Meereis jedoch schmilzt, nehmen die dunklen Wasserflächen zu, die das Sonnenlicht absorbieren. Dadurch erwärmt sich die gesamte Region, und die Schmelze nimmt weiter an Geschwindigkeit zu.
Umweltschützer befürchten, dass das Verschwinden des Meereises im Sommer schlimme Folgen für Tiere wie Eisbären und Walrosse haben könnte, da diese Tiere bei der Futtersuche auf das Packeis angewiesen sind.