Studie bestätigt Verbindungen zwischen Abholzung und Lokalwahlen in Indonesien. Politiker in Waldbezirken scheinen oft von der Finanzierung durch Holzindustrie, Plantagenbetreiber und Bergbau abhängig zu sein.
Die steigende Fragmentierung von politischen Zuständigkeiten und der Wahlzyklus tragen laut Analysen, die von Forschern an der London School of Economics (LSE), dem Massachusetts Institute of Technology (MIT) und der South Dakota University (SDSU) veröffentlicht wurden, zu Indonesiens hoher Entwaldungsrate bei.
Die Studie bestätigt die Beobachtung, dass indonesische Politiker in waldreichen Bezirken ihre Wahlschulden durch die Vergabe von Waldkonzessionen zu begleichen scheinen.
Beim Vergleich von Veränderungen der Waldfläche in verschiedenen “Waldzonen” durch den starken Anstieg von neuen administrativen Gebieten in Indonesien — ein Resultat der Dezentralisierung, die größere regionale Autonomie bietet — fanden die Autoren unter der Leitung von Robin Burgess von der LSE, dass die Unterteilung einer Provinz durch das Hinzufügen eines Bezirkes das Auftreten von Entwaldung in dieser Provinz um 7,8 Prozent erhöht. Die Zahl der Bezirke in ganz Indonesien ist zwischen 1998 und 2009 sprunghaft von 291 auf 498 angestiegen.
Entwaldung in Indonesisch Borneo |
Der Anstieg an politischen Einheiten ist deshalb relevant, weil er bedeutet, dass es mehr Wahlen gibt. Die Forscher haben herausgefunden, dass illegales Abholzen — das Roden von Wald in “Erhaltungs-” und “Schutzzonen”, wo keine Abholzung erlaubt ist — im Jahr vor lokalen Wahlen ansteigt, aber im Jahr nach der Wahl rapide fällt, wo es dann durch einen steilen Anstieg von Abholzung in “Umwandlungszonen” ersetzt wird. Die Verlagerung von illegalem zu legalem Abholzen könnte eine Konsequenz daraus sein, dass Politiker sich bei Interessensgruppen, die ihre Wahlkampagnen sponsern, für Gefallen revanchieren — in Form von Abholzungskonzessionen.
“Wir verzeichnen einen “politischen Abholzungszyklus”, in dem lokale Regierungen in den Jahren vor den Wahlen dem Abholzen gegenüber toleranter werden”, schreiben die Autoren. “Wir sehen, dass die Entwaldung in Gebieten, wo jegliche Abholzung illegal ist, im Jahr vor einer Wahl um ganze 42 Prozent ansteigt… Illegales Abholzen fällt dann im Wahljahr dramatisch (um 36%) und steigt danach nicht wieder an.”
“In der Umwandlungszone finden wir im Wahljahr einen 40-prozentigen Anstieg an Abholzung und im Folgejahr der Wahl einen 57-prozentigen Anstieg.”
Indonesien – Waldpixel pro Jahr und Waldzone als Prozentanteil der Waldfläche aus dem Jahr 2000. Daten: Burgess et al., 2011. |
Aufgrund einer relativ kleinen Mittelschicht und anderer Faktoren werden Lokalwahlen in Indonesien oft von Personen und Firmen finanziert, die mit extrahierenden Industrien wie Holzgewinnung, Bergbau und Plantagen in Verbindung stehen. Das ist deshalb wichtig, weil der Bupati, oder Regierungspräsident des Bezirks, viel Macht bei Entscheidungen darüber hat, welches Land für Landwirtschaft und Plantagen genutzt wird, und ob illegale Abholzung toleriert wird.
Die Ergebnisse sind bedeutsam für Indonesiens Bemühungen, die Entwaldung unter seiner Milliarden-Dollar-Partnerschaft mit Norwegen zu verlangsamen, und für die umfassendere Initiative Reducing Emissions from Deforestation and Degradation (REDD) [Reduktion von Emissionen aus Entwaldung und Schädigung von Wäldern]. Namentlich legt die Studie nahe, dass eine Wahlreform notwendig ist, um sich mit dem Problem der Entwaldung zu beschäftigen.
“In dem Ausmaß, wie man die Geschwindigkeit tropischer Entwaldung verlangsamen möchte, sind diese Ergebnisse relevant. Sie deuten darauf hin, dass zentrale oder spendengeförderte Strategien, der Entwaldung entgegenzusteuern, ineffektiv sein könnten, wenn die Motivationen von lokalen Politikern und Bürokraten nicht zentral miteinbezogen werden”, schreiben die Autoren.
“Wenn REDD-Programme nicht so ausgelegt sind, dass sie diese lokalen Akteure miteinbeziehen, die derzeit beträchtliche Vorteile aus legaler und illegaler Abholzung ziehen, ist es unwahrscheinlich, dass sie erfolgreich sein werden.”
CITATION: Robin Burgess, Matthew Hansen, Benjamin Olken, Peter Potapov, and Stefanie Sieber. The Political Economy of Deforestation in the Tropics. London School of Economics. January 2011