Am 4.4. aktualisiert und mit Antworten von IOI Corporation Bhd und RAN ergänzt
Bewohner von Long Teran Kenan blockieren die Zugangsstrasse zu ihrem Land in Sarawak. Bildrechte: RAN.
Berichten von Rainforest Action Network (RAN) zufolge, nahm eine Gemeinschaft in Malaysisch-Borneo eine Ölpalmen-Plantage der IOI Group in Besitz, nachdem der Palmölriese einen Gerichtsentscheid nicht respektiert hatte, der besagt, dass die Plantage auf Land errichtet wurde, das laut Gewohnheitsrecht den Ureinwohnern gehört.
Laut der in San Francisco ansässigen Aktivistengruppe kam es zu dieser Aktion, da die IOI monatelang untätig gewesen war, nachdem ein Gericht im März 2010 entschieden hatte, dass sich die zwei Lizenzengebiete der Palmölfirma auf Land in Gemeinschaftseigentum befinden. Trotz des Gerichtsentscheids bewirtschaftete IOI die Plantagen weiterhin. Sie hielt sich auch nicht an ihre Zusage, den Gerichtsentscheid nicht anzufechten, berichtet RAN. Daher blockierten die Bewohner von Long Teran Kenan Anfang März die Strasse und besetzten die Plantage. Seither haben sie damit begonnen, die Früchte zu ernten und an eine benachbarte Palmölmühle zu verkaufen.
RAN beleuchtet die Situation, weil IOI Cargill, Amerikas grössten Palmölimporteur, mit Palmöl beliefert. RAN sagt, Cargill habe es versäumt, Richtlinien in Kraft zu setzen, die vor solchem Missbrauch schützen.
„Cargill ist die Nummer 1 unter den Firmen, die Palmöl in die USA importieren“, schreibt Lindsey Allen, Direktorin des RAN Forest Programs, im Blog der Umweltorganisation. „Dadurch hat Cargill enormen Einfluss auf globale Palmölmärkte und die Art und Weise, wie Palmöl produziert, raffiniert und vertrieben wird.“
„RAN fordert Cargill seit mehr als drei Jahren dazu auf, grundlegende Schutzmassnahmen einzuführen, um sicherzustellen, dass die Firma keine Menschenrechtsverletzungen, Regenwaldzerstörung und keinen Klimawandel unterstützt. Da es Cargill bis heute unterliess, solche Schutzmassnahmen einzuführen, findet man in amerikanischen Supermärkten immer noch umstrittenes Palmöl.“
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Cargill antwortete nicht auf die Bitte von mongabay.com, die Vorwürfe zu kommentieren, doch IOI bestritt in einer Stellungnahme per E-Mail die Anschuldigungen.
IOI betonte, dass das oberste Gericht von Sarawak den „Ureinwohnern“ nicht das Recht einräume, umstrittenes Land zurückzufordern und dass das Gewohnheitsrecht der Ureinwohner auf das Land „durch Kompensationszahlungen getilgt werden könne“. IOI erklärte ausserdem, das Gericht habe „den Ureinwohnern keine gerichtliche Verfügung dafür ausgestellt, IOI Pelita davon abzuhalten, den Betrieb in dem umstrittenen Gebiet aufrechtzuerhalten und fortzuführen.“ Daher ist IOI der Meinung, dass die Aktionen der Bevölkerung von Long Teran Kenan „illegal“ seien.
Lageplan mit Schlüsselgebieten, die während einer Feldstudie von der Nichtregierungsorganisation Grassroots besucht wurden (aus der Fallstudie über die Tätigkeiten und Methoden der IOI Pelita Plantations und deren Auswirkungen auf die Gemeinschaft von Long Teran Kanan, Tinjar, Baram, Sarawak, Malaysia): A: Unterkünfte der IOI-Arbeiter B) Übersicht über die von IOI kürzlich durchgeführten Rodungsarbeiten |
Doch Allen von RAN erachtete die Antwort von IOI als unbefriedigend.
„Die Interpretation der IOI Corporation, dass Erbrechte durch Kompensationszahlungen „getilgt“ werden könnten, ist nicht nur beleidigend, sondern auch bezeichnend für IOIs fehlendes Interesse, einen respektvollen Dialog mit der Bevölkerung von Long Teran Kenan zu führen“, sagte sie gegenüber mongabay.com.
„Rainforest Action Network bestreitet IOIs Vorwurf, dass die einheimischen gewohnheitsrechtlichen Grundbesitzer „illegal“ handeln würden. Die Organisation wird sich weiterhin mit der Gemeinschaft von Long Teran solidarisch zeigen und sie dabei unterstützen, ihr Erbland von einer der weltweit mächtigsten Palmölfirmen zurückzufordern. Ich wiederhole die Frage, die IOI in ihrer E-Mail an RAN nicht beantwortete: Wird die IOI Group nach Treu und Glauben verhandeln oder wird sie weiterhin mit spitzfindigen Gesetzesinterpretationen die Legitimität der indigenen Gemeinschaft in Frage stellen?“
Holzfällerstrassen und in Mitleidenschaft gezogener Wald in Sarawak verglichen mit gesundem Wald in Brunei. Bildrechte: Google Earth.
Sarawaks schrumpfende Regenwälder
Die Wälder von Sarawak wurden in den letzten 10 Jahren stark von der Entwicklung der Holz- und Plantagenindustrie in Mitleidenschaft gezogen. Letztes Jahr kündigte die Regierung an, ihre Ölpalmenplantagen in den nächsten 10 Jahren um mehr als eine Million Hektar vergrössern zu wollen. Laut James Masing, Minister für Landesentwicklung, ist Land, das laut Gewohnheitsrecht den Ureinwohner gehört, für die Plantagenentwicklung vorgesehen.
Forstwirtschaftliche Betriebe in Sarawak sind bekannt dafür, dass sie enge Kontakte mit der Regierung pflegen. Dies schliesst Ministerpräsident Pehin Sri Abdul Taib Mahmud mit ein, der mit Besitztümern im Ausland im Wert von mehreren Hundert Millionen US-Dollar in Verbindung gebracht wird. Woher dieser Besitz stammt, ist unklar.
Laut Umweltschützern verbleiben in Sarawak weniger als 10 % der ursprünglich vorhandenen Waldfläche.