Wie eine neue Studie von Imazon und dem Instituto Socioambiental (ISA) belegt, stehen mittlerweile fast 44 % des Amazonasgebietes — ein Gebiet größer als Grönland — unter Naturschutz; allerdings leiden die Schutzgebiete unter Übergriffen und Missmanagement.
Der in portugiesischer Sprache veröffentlichte Bericht sagt aus, dass die geschützte Fläche im brasilianischen Urwald im Dezember 2010 2.197.485 Quadratkilometer umfasste. Dabei entfiel etwa die Hälfte des Gebiets – genau 49,4 % – auf Schutzgebiete wie z.B. Nationalparks, während 50,6 % aus Territorien für die Ureinwohner bestanden.
Prozentualer Anteil von Schutzgebieten im brasilianischen Amazonas, Stand Dezember 2010 |
Doch obwohl die Ausdehnung der Schutzgebiete auf dem Papier eindrucksvoll ist, stellt der Bericht auch fest, dass es in vielen Gebieten erhebliche Eingriffe durch den Menschen gibt. Zwischen 1998 und 2009 wurden in diesen Gegenden 12.204 Quadratkilometer an Wald abgeholzt. Am größten war der Schaden in Bereichen, in denen nachhaltige Nutzung erlaubt war.
Dem Bericht zufolge ist der Hauptfaktor für die Schädigung der Gebiete in mangelhaftem Management zu suchen. Für die Hälfte der geschützten Flächen im brasilianischen Amazonas gibt es überhaupt keinen Plan, nach dem sie gemanagt werden, und 45 % haben keine Verwaltung. In manchen Gebieten ist zudem die Personaldecke sehr dünn — im Bundesstaat Pará gibt es nur einen Beamten für 1.817 Quadratkilometer Wald.
Bis 2009 aufsummierter Stand der Abholzung im brasilianischen Amazonas, zusammengefasst nach Art der Schutzgebiete |
Als Hauptgefahr für die geschützten Gebiete nennt der Bericht illegale Abholzung und den Bergbau. Die Zahl von erteilten Schürfgenehmigungen in den Schutzgebieten beträgt 1.338, wobei weitere 10.348 noch auf Genehmigung warten.
Der Bericht erscheint zu einem Zeitpunkt, wo die Abholzung in Brasilien im Abnehmen begriffen ist. Seit 2004 wurde die jährliche Rodung um mehr als 75 % reduziert.
In Brasilien wurde in der Dekade ab 2000 mehr Fläche unter Schutz gestellt als in irgendeinem anderen Land der Erde – mehr als 60 % der weltweit insgesamt neu geschaffenen Schutzgebiete in diesem Jahrzehnt entfallen auf Brasilien. Aber Forschungen zeigen außerdem auf, dass diese Gebiete nur für einen Teil des Rückgangs der Abholzung verantwortlich sind.
Eine Studie aus dem Jahr 2010, die in der Publikation Proceedings of the National Academy of Sciences veröffentlicht wurde, schätzt dass 37 % der Abnahme der jährlichen Abholzung auf Kosten der neu eingerichteten Schutzgebiete gehen. Zwischen 2002 und 2009 unterstellte Brasilien etwa 709.000 Quadratkilometer Amazonaswälder – das entspricht einer Fläche größer als Texas – dem Amazon Protected Areas Program (ARPA).
Brasilien hat sich im Rahmen seines nationalen Programms zum Klimawandel ehrgeizige Ziele zur Reduktion der Abholzung gesetzt.
Quellen: Veríssimo, A., Rolla, A., Vedoveto, M. & de Furtada, S.M. (2011) Áreas Protegidas na Amazônia Brasileira: avanços e desafios [PDF]. Imazon/ISA.