Wenn Richard Branson tatsächlich vor hat, den Lemur vor dem Aussterben zu retten, dann ist sein Plan, auf einer seiner Karibikinseln Lemuren heimisch zu machen eine denkbar schlechte Idee, die ihr Ziel verfehlt.
Abgesehen von den fatalen ökologischen Auswirkungen, die die Einführung gebietsfremder Arten mit sich bringt, untergräbt Bransons Programm die Maßnahmen zum Schutz des Lemurs dort, wo er natürlich vorkommt: in Madagaskar.
Nach Berichten der Associated Press, hat Branson zunächst vor, den Katta auf seiner Insel heimisch zu machen. Beim Katta handelt es sich um eine Lemurenart, die in Gefangenschaft gehalten werden kann und in Madagaskar nicht übermäßig gefährdet ist. Im Anschluss daran plant Branson weitere Lemuren-Arten einzuführen. Um welche es sich dabei handeln soll, hat er noch nicht geäußert.
Ein Katta in Madagascar Bransons Schutzprogramm umfasst ausschliesslich Lemurenarten, die momentan auch in Gefangenschaft überleben. Einige der bedrohtesten Lemurenarten überleben jedoch nur in Freiheit und sind mit einem Exportverbot belegt. |
Sofern Branson tatsächlich das Ziel verfolgt, Lemuren zu retten, stellt sich die Frage, warum er nicht die Bemühungen zum Schutz der Lemuren in Madagaskar unterstützt; einem armen Land mit einer einzigartigen Artenvielfalt. Das weitläufigen System der Nationalparks Madagaskars findet zwar weltweit Anerkennung, aufgrund der mittlerweile schon zwei Jahre andauernden politischen Krise, müssen die Parks jedoch finanziell ums Überleben kämpfen. Die Nationalparks — und angrenzenden Gemeinden — sind auf den Tourismus als Einnahmequelle angewiesen. Durch die politische Instabilität hat sich dieser jedoch so drastisch verringert, dass in einigen Regionen ehemalige Naturführer gezwungen sind, nun in den Industriebereichen zu arbeiten, die die Wälder zerstören: Bergbau, illegaler Tierhandel und rechtswidriger Holzschlag.
Ließe sich Bransons Anliegen nicht viel besser ausdrücken, wenn er seinen Marketing-Verstand dazu einsetzen würde, den nachhaltigen Tourismus in Madagaskar wiederzubeleben und den Erhalt der Parks und damit der einheimischen Arten zu fördern? Madagaskars Nationalparks sind bereit für Innovationen. Ein Beispiel ist das Centre ValBio, welches nahe dem Ranomafana Nationalparks liegt, und nach seiner Eröffnung nächstes Jahr als wissenschaftliches Bildungszentrum genutzt werden soll. Das bringt der Region Arbeitsplätze und lockt umweltschutzinteressierte Touristen an.
Branson könnte solche zukunftsweisenden Projekte unterstützen und damit sowohl der madagassischen Bevölkerung, als auch der faszinierenden Tierwelt der Insel helfen. Ein exklusives Lemuren-Schutzgebiet auf der 69 ha kleinen Moskito-Insel — welches Touristen sicher nicht bestärkt Madagaskar zu besuchen — tut dies ganz und gar nicht.