Straßen für den Holztransport verlaufen kreuz und quer durch den Regenwald von Sarawak. Bildrechte: Google Earth.
Ende dieses Monats jährt sich die Machtergreifung von Abdul Taib Mahmud im malaysischen Staat Sarawak auf der Insel Borneo zum 30. Mal. UmweltschützerInnen nutzen diese Gelegenheit, um auf Korruption und Vetternwirtschaft aufmerksam zu machen, die das Regime prägen. Ministerpräsident Taib und sein Kabinett, das schon seit Jahrzehnten im Amt ist, kennen diese Anschuldigungen gut, doch ein neuer Bericht der Einheimischenrechtsgruppe Bruno Manser Fund (BMF) und Kritik von unabhänigen Medien wie dem Sarawak Report oder Radio Free Sarawak geben ihnen neue Nahrung. Detaillierte Ausführungen in dem vor kurzem erschienenen Bericht beschreiben, wie der Handel mit tropischen Hölzern in Sarawak den Willen einheimischer Gruppen untergräbt und einen der bedeutendsten Regenwälder der Welt zerstört – alles auf Kosten der Bevölkerung von Sarawak.
Die ungehinderte Abholzung begann in den 1980ern mit der Zustimmung der Regierung und hat bis heute Sarawaks einst üppige Regenwälder in Schatten ihrer selbst verwandelt. UmweltschützerInnen schätzen, dass nur mehr etwa 10% der ursprünglichen Bewaldung des Staates erhalten sind. Acht Prozent davon befinden sich in Naturparks und sind dadurch geschützt, doch selbst die geschützten Zonen sind von illegaler Abholzung oder sogar von Abholzungslizenzen der Regierung bedroht. Die 1980er waren die Zeit der Zerstörung eines großen Teils von Borneos üppigsten Regenwäldern und gleichzeitig die Zeit des Aufstiegs von Holzfirmen in Sarawak, wie Samling, Rimbuan, Hijau, WTK, KTS, Shin Yang und Ta Ann. Über die letzten drei Jahrzehnte hinweg ist der Holzabbau exponentiell angestiegen, der Handel mit Sarawaks Hölzern wurde weltweit ausgedehnt und nimmt nun Einfluss auf andere Bereiche wie die Medien oder das Bauwesen.
„Die Erfolgsbilanz [der Firmen] in den Bereichen Diversifizierung und Internationalisierung geht Hand in Hand mit der Verletzung von Menschenrechten, politischer Protektion und der Zerstörung der Umwelt im Land und in vielen anderen Teilen der Welt“, schreibt Daniel Faeh in seinem Bericht. Faeh ist Forschungsassistent bei der Economic Geography Group an der Universität Bern in der Schweiz und Verfasser des Bruno Manser Fund Berichts.
Mit einem Landbesitz von über 500.000 Hektar ist Samling der größte Nutzholzbetrieb in Sarawak. Der Firma wurde illegale Abholzung und die Zerstörung der Umwelt in Südostasien, im Amazonasgebiet und im Pazifik vorgeworfen. Die zweitgrößte Nutzholzfirma, Rimbunan Hijua, wurde wiederholt beschuldigt, Menschenrechte zu verletzen und die einheimische Bevölkerung zu missbrauchen. Die WTK Gruppe wurde illegaler Abholzung im Amazonas beschuldigt und die Ta Ann Gruppe wurde für die Abholzung alter gemäßigter Regenwälder in Tasmanien kritisiert.
Kontrolliert werden diese Belange in Sarawak kaum. Taib ist nicht nur Ministerpräsident von Sarawak, sondern auch Minister für Planung und Verwaltung der Ressourcen, was dem Bericht zufolge bedeutet, dass er alleine „die absolute Kontrolle über die Vergabe von Nutzholzlizenzen und Abholzungszulassungen hat und diese an seine Verbündeten, Freunde und Familienmitglieder vergibt.“
Ölpalmenplantage in Sarawak, Malaysia. Bildrechte: BMF. |
Sarawaks Aufsichtsbehörde für die Holzindustrie, die STIDC – Sarawak Timber Industry Development Corporation, deren Vorsitzender Taib ist, betreibt selbst Nutzholzabbau. Im Bericht wird die STIDC als der „siebte große Holzbetrieb“ in Sarawak bezeichnet und ist in ihrer Effizienz durch widersprüchliche Interessen beeinträchtigt.
„Die Regierung des Staates ist durch STIDC selbst zu einem Spieler in der Holzindustrie geworden“, stellt der Bericht fest.
Viele der Betriebe haben ihren Einfluss auf Industrie und Medien erhöht – die KTS Gruppe ist beispielsweise Eigentümer der Borneo Post, der größten englischsprachigen Zeitung Sarawaks – und alle Betriebe haben laut dem Bericht Verbindungen zu Taib, seiner Familie, nahen Beratern oder zur Regierung. Die Website Sarawak Report, die von der Journalistin Clare Rewcastle geführt wird, wirft Taib vor, durch Korruption Vermögen in Milliardendollarhöhe angehäuft und im Ausland versteckt zu haben.
Ein Großteil der Medien in Sarawak steht in Verbindung mit Taibs Regierung, während unabhängige Medien wie Radio Free Sarawak (RFS) von der Regierung unter dem Vorwand der Staatssicherheit schikaniert werden. Bis heute ist Sarawak Report von der Regierung weitgehend unbehelligt geblieben, doch laut Borneo Post wird derzeit vom Staat wegen der Verbreitung „bösartiger Lügen“ gegen RFS ermittelt..
Am meisten betroffen von all dem ist jedoch die indigene Bevölkerung Sarawaks, die weitgehend marginalisiert wird.
Abholzung des Regenwaldes durch eine Holzabbaufirma um ein Dorf der Penan in der Region Baram in Sarawak. Bildrechte: Bruno Manser Fund. |
„Bis heute fördert das System der politischen Protektion die Zerstörung des Regenwaldes in Sarawak und indigene Gruppen wie die Penan kämpfen nach wie vor um ihren rechtmäßigen Anspruch auf ihr Land“, kommentiert der Bericht.
Indigene Gruppen kämpfen und verlieren seit Jahrzehnten gegen Nutzholzbetriebe in Sarawak. Blockaden, Proteste und Gerichtsverfahren konnten das Land der indigenen Bevölkerung nicht retten. Darüber hinaus haben solche Aktionen oft gewaltvolle Einsätze der Staatspolizei und die Zerstörung von Häusern zur Folge.
„Alle sechs großen Nutzholzfirmen betreiben Holzabbau in Gebieten, in denen es traditionelle Siedlungen der indigenen Bevölkerung gibt, was zur Folge hat, dass ihre Landrechte systematisch missachtet werden. Holzgewinnung auf diesem Land hat nicht nur schwerwiegende Auswirkungen auf Flora, Fauna, Bodenerosion, Verschlammung, Luft- und Wasserverschmutzung und das Überschwemmungsrisiko, sondern die BewohnerInnen vor Ort leiden auch unter Marginalisierung, Armut, Ressourcenabbau und Gewaltausübung durch die Polizei“, legt der Bericht dar.
Nun wird der noch verbleibende Regenwald sowie die einheimische Bevölkerung von Sarawak zusätzlich vom geplanten Bau von über hundert Staudämmen bedroht.
Bulldozer der Firma Samling in der Nähe von Ba Jawi. Bildrechte: BMF. |
Der Bericht behauptet, dass die in den 1980ern gegründeten Holzabbaubetriebe nun auch „die Kontrolle über viele andere Industriezweige in Sarawak, wie Transport, Bauwesen und die Medien haben“ und ihre kontroversen Geschäftspraktiken auch im Ausland anwenden. Waldgebiete zur Abholzung zur Verfügung zu stellen hat die Regierung, entgegen aller Erwartungen, nicht geschwächt. Stattdessen hat der Staat laut Bericht eine neue Industrie gefunden, die seine Macht stärken wird: Palmöl. Die Regierung plant, bis 2020 über 2 Millionen Hektar, auch Land der Einheimischen, damit zu bepflanzen.
„Sarawak ist einer der ressourcenreichsten Staaten in Malaysia und macht jährlich mehrere Milliarden US-Dollar durch Holz und Holzprodukte und nocheinmal so viel mit Rohöl, Erdgas und seit kurzem auch Palmöl“, so der Bericht, „die Regierung und die politische Elite haben jedoch den Wohlstand und die Einkünfte durch Holz nicht gleichmäßig auf die Bevölkerung von Sarawak verteilt.“
Der Bruno Manser Fund fordert internationale Behörden dazu auf, mehr als 30 Betriebe in Kanada, den USA, Hongkong und den britischen Virgin Islands zu überprüfen, die mit Taib oder seiner Familie in Verbindung gebracht werden. Die Organisation fordert von den Behörden außerdem, im Rahmen der Gesetzgebung gegen Geldwäsche „alle Vermögenswerte der Taib Familie einzufrieren um sie später an die Bevölkerung von Sarawak zu restituieren“.