Neues Überwachungssystem beschützt gefährdete archäologische Fundstätten mittels Google Earth.
Ein neues Alarmsystem verwendet Google Earth und andere satellitengesteuerte Systeme, um Kulturerbestätten vor Feuer, Plünderung, gewaltsamem Eindringen, aggressivem Tourismus und anderen Bedrohungen zu schützen, so der Global Heritage Fund, die Gruppe, die die Initiative gestartet hatte.
Die Plattform Global Heritage Network (GHN – ghn.globalheritagefund.org), nutzt hochauflösende Satellitenbilder und detaillierte Karten von 500 der wichtigsten archäologischen Fundstätten und Kulturerbestätten in Entwicklungsländern. Bedrohungen werden vor Ort von Gemeinden, ForscherInnen, Behörden und Freiwilligen gemeldet.
![]() Umma, Irak – Großflächige Plünderung sumerischer Städte 2003-2010. Die markierte Fläche zeigt die Plünderungen seit Beginn des Irakkriegs im März 2010. (DigitalGlobe und GHF) |
„GHN dient als Frühwarnsystem für unsere unersetzbaren Kulturerbestätten, die kurz vor der Zerstörung stehen“, sagte der geschäftsführende Direktor von GHF, Jeff Morgan, in einem Interview. „GHN erweitert unser weltweites Netzwerk, um eine größere Gruppe von NaturschützerInnen, ArchäologInnen, Gemeinden vor Ort, VerwaltungsbeamtInnen, SpenderInnen und Freiwillige anzusprechen und unser kulturelles Erbe für zukünftige Generationen zu sichern.“
„Der bewaffnete Konflikt an der umkämpften Grenze zwischen Thailand und Kambodscha gefährdet den naheliegenden Preah Vihear Tempel. In solchen Zeiten ist es umso wichtiger, ein Frühwarnsystem für Kulturerbestätten zu haben, um die Aufmerksamkeit der Welt sicherzustellen und um schnell auf Verlust und Zerstörung kulturellen Erbes reagieren zu können.“
GHN verwendet wissenschaftliches Kartenmaterial von Esri und Satellitenbilder von DigitalGlobe, um eine geospatiale Datenbank zu bestücken, die auf Google Earth zu sehen ist. Informationen über mögliche Bedrohungen werden aus verschiedenen Quellen, wie soziale Netzwerke oder Nachrichtensendungen gewonnen. In Mirador, Guatemala wurden sogar Feuerdaten der NASA verwendet, als historische Maya Tempel durch Waldbrände gefährdet wurden.
In Zusammenarbeit mit der NASA und der University of Maryland erhält GHN täglich Datenmaterial über Waldbrände, die die Kultur- und Naturerbestätte Mirador in Guatemala bedrohen. Anhand von täglichen MODIS Bildern wie diesem konnte GHN eine Schutzkampagne für den Wald initiieren. (Bild: University of Maryland und GHF).
Das El Mirador Gelände mit der La Danta Pyramide, die nach Volumen größte von Menschenhand gebaute Pyramide der Welt. Im Rahmen von GHN wurden 3D Modelle erstellt, die die enormen Maße der Pyramide zeigen. (DigitalGlobe und FARES)
Der Global Heritage Fund geht davon aus, dass die Plattform GHN abgesehen von der Überwachung von Bedrohungen auch dabei helfen wird, die Kapazitäten und Kompetenzen zum Schutz von Kulturerbestätten in einigen der ärmsten Ländern der Welt zu verbessern.
“GHN macht es möglich, dass unser Team mit internationalen ExpertInnen und der Gemeinde vor Ort zusammenarbeitet, um Stätten wie das für das UNESCO Weltkulturerbe nominierte Banteay Chhmar in Kambodscha zu erhalten”, sagte John Sanday, Leiter des Banteay Chhmar Projekts. „Unser Khmer Erhaltungsteam kann jetzt eng mit internationalen ExpertInnen zusammenarbeiten, um Bedrohungen zu erkennen, innovative Lösungen zu finden und täglich dazu beizutragen, eine der wichtigsten Kulturerbestätten in Südostasien zu erhalten.“
Der Global Heritage Fund geht davon aus, dass GHN es Entwicklungsländern erleichtern wird, Kulturerbestätten zu schützen und das enorme Potential zu nutzen, das diese Orte für Einnahmen aus Tourismus und andere Unternehmen haben. Nach Angaben eines Berichts des Global Heritage Fund aus dem Jahr 2010 könnten sich die Einnahmen für die 500 Stätten in GHN bis 2025 auf 100 Milliarden Dollar belaufen.